Hanabi

Zufrieden trank ich einen Schluck nach dem anderen und genoss die Frische des Wassers. Es belebte mich von innen. Die Hitze wurde erträglicher, aber ich vermutete, dass ich später wieder Durst bekam. Für die Männer war es vergleichsweise schlimmer, da dieses Wetter nicht unbedingt das Beste für sie war. Allerdings schien Fenrir sich in seiner Haut mehr als wohl zu fühlen.
Sein plumper Spruch gefolgt vom Muskelspiel brachte mich zum Lachen. Ich plumpste zurück auf meinen Hintern und schüttelte belustigt den Kopf. Dass er selbst in Situationen wie diesen den perfekten Spruch fand, machte ihn wirklich unwiderstehlich. >O ja, das bin ich. Hat zum Glück nicht wehgetan. Bin weich gelandet.< grinste ich ihn an und griff nach ein paar seiner langen Strähnen. Nassgespritzt hatte er mich auch noch. >Da war dieser Wolf mit schwarzem, flauschigen Fell.< fügte ich hinzu und küsste ihn dann auf den Mund. Anschließend stand ich auf. Wenn ich ihm zu nahe kam, bestand die große Chance, dass ich mich auf ihn stürzte. Dieser nackte Oberkörper machte mich echt fertig.
>Gehen wir weiter. Bis zum Zentrum sollten wir es zügig schaffen.<

Malevor

Mmmh, ja, das Wasser schmeckte tatsächlich anders. Dschungel. Sonne. Meer. Hauptsache, es war erfrischend. Nebenbei bemerkte ich Taigas versonnenen Blick und musste mir ein selbstgefälliges Lächeln verkneifen. Was auch immer in ihrem Kopf vorging, ich trug bestimmt kein Oberteil, sondern zeigte mich im besten Licht. Sie hatte diesen Ausdruck im Gesicht, der vermuten ließ, dass sie dazu ein Bild malen würde. Das würde ich zu gerne sehen. Immerhin hatte sie keine Scheu gezeigt mich nackt zu zeichnen. Schade, dass ich sie nicht im Gegenzug malen konnte... es musste ein faszinierendes Gefühl sein den anderen mit den Augen zu berühren und kennenzulernen.
Ich beugte mich zu ihr vor und biss neckisch in ihre Nasenspitze. >Es sollte dir verboten sein mich so anzusehen, wenn unser Bund noch so frisch ist. Ich besitze nicht viel Selbstbeherrschung wie sonst.< warnte ich sie in einem spielerischen Ton und richtete mich anschließend auf, als Hanabi von Weitergehen sprach. Das wahre Ziel durften wir nicht aus den Augen verlieren. Egal wie sehr man sich nach anderen Dingen sehnte.

Hanabi

Ich war sehr froh darüber, dass es einen Wolf in meinem Leben gab. Vor Fenrir hätte ich es nie für möglich gehalten Freundschaft mit einem Raubtier wie ihm zu schließen. Daraus war sogar Liebe entstanden. Dann gab es noch Malevor und Taiga. Ich lebte ausschließlich mit Fleischfressern zusammen und musste intuitiv an Alitas Leben zurückdenken. Silia und Envar waren auch Fleischfresser. Keine Vegetarier in Sicht, stellte ich belustigt fest.
>Ich hingegen werde nervöser.< gab ich offen zu. >Einerseits bin ich gespannt auf den sagenumwobenenen Ort, andererseits mache ich mir Sorgen um das, was wir erfahren werden. Was, wenn die Aufgabe nicht machbar ist? Unseren Horizont übersteigt?< Ich wollte nicht pessimistisch klingen, ich war bloß realistisch. Nach allem, was wir durchgemacht hatten, war Vorsicht geboten. Wir mussten mit eigenen Augen sehen, was wir tun konnten und was nicht. Am besten ohne unser Leben aufs Spiel setzen zu müssen...

Malevor

Das Gefühl von Sehnsucht legte sich glühend in meinem Magen, als sie das sagte. Sie wusste genau, was sie mit solch einfach ausgesprochenen Versprechungen mit mir anstellen konnte. Ich begehrte sie. Immer und überall. Besonders dann, wenn sie es darauf anlegte. Sie konnte verdammt froh sein, dass wir auf wichtiger Mission waren. Und nicht alleine. Dann hätte ich sehr wahrscheinlich uns beiden eine kleine Auszeit in den Büschen erschlichen.
Ich konzentrierte wieder auf den Weg vor uns und fuhr mir durchs feuchte Haar. Vorhin hatte ich es kurz nass gemacht. Dann fühlte ich mich frischer, als wenn diese Hitze an mir klebte. >Was es auch ist, wir meistern es. Eines muss euch beiden allerdings bewusst sein.< Meine Stimme nahm einen sehr ernsten Klang an. >Sollte es gefährlich werden, erwarte ich von euch beiden, dass ihr entweder Schutz sucht oder gleich davonlauft. Fenrir und ich können nicht aufmerksam kämpfen, wenn wir uns gleichzeitig um eure Sicherheit sorgen müssen. Ich weiß, das klingt hart und ist schwer umzusetzen, aber es ist das Beste für uns alle. Keine mutigen Einsätze. Keine verzweifelten Taten.< Ich sah einmal zu Taiga, dann zu Hanabi. Letztere machte große, unschuldige Augen.
>Das ist wirklich schwer... aber ich verstehe es. Ich möchte niemandem im Weg stehen.< sagte sie betrübt. Ihr Blick blieb dabei an Fenrir hängen. Ich sah wieder meine Gefährtin an. Erwartungsvoll.

Hanabi

Selbstverständlich wäre es mir lieber, ich könnte in einem Kampf Großes beitragen. Meinen Gefährten beschützen, wenn es hart auf hart kam. Aber ich war nicht naiv zu denken, dass ich in diesem Leben und in dieser kurzen Zeit etwas lernen könnte, um schnell stark zu werden. Kämpfen lag mir nicht. Damals hatte ich es getan. Als Alita hatte ich mich ins Getümmel gestürzt und um das Leben von Silia zu schützen sogar mein eigenes aufgegeben. Ein hoher Preis. Ich hatte alles verloren. Ich hatte in den Herzen meiner Liebsten ein tiefes Loch hinterlassen, besonders in Fenrir.
Ich konnte ihm das nicht noch einmal antun. Ich wollte nicht, dass er zusammenbrach, weinte und vor Schmerz brüllte. Allein die Erinnerung an seine damalige Reaktion auf Alitas Tod zerriss mir wortwörtlich das Herz. Ihm zuliebe wollte ich ihm einen weiteren kostbaren Verlust ersparen. Auch wenn ich damit das Risiko einging, ihn auf eine ähnliche Weise zu verlieren. Unfähig das Schicksal zu ändern. Zuzusehen, wie er seinen letzten Atemzug machte. Ich würde daran zerbrechen. Endgültig. So viel stand fest.
Als wir am Fuße des Berges ankamen, holte ich zittrig Luft und sah mich aufmerksam um. Hier irgendwo musste es eine Art Zugang geben. Klettern war nicht nötig. Nur Magie spielte eine wichtige Rolle.

Malevor

Ich verstand ihre Sicht der Dinge. An ihrer Stelle hätte ich mir auch gewünscht wenigstens etwas ausrichten zu können. Es hatte Momente gegeben, da hätte ich ihr einfache Handgriffe zeigen können, aber die Zeit reichte uns dennoch nicht aus. Wir kämpften gegen ausgebildete blutrünstige Jäger. Da halfen keine Anfängerübungen. Das war die harte Realität.
Nur die Sache mit Sury störte mich. Dass sie immer noch eine Rolle in unserer Beziehung spielte. >Taiga...< Ich legte meinen Arm um ihre Taille und zog sie dicht an meine Seite. Es gefiel mir nicht, dass sie ihr Gesicht von mir abwandte. Außerdem brachte es nicht viel. Ich spürte, was sie zutiefst beschäftigte.  Dafür gab es zumindest ein Heilmittel. >Du bist meine Gefährtin. Ich habe im Vergleich zu Sury deutlich weniger Zeit mit dir verbracht und habe mir nach der Verdammnis geschworen nie wieder mein Herz zu verlieren. Nun, sieh dir an, was du trotz allem in dieser relativ kurzen Zeit geschafft hast. Du hast auf deine Weise für mich gekämpft und gewonnen. Das ist und bleibt der wichtigste Kampf, den du je geführt und gewonnen hast. Alles andere spielt keine Rolle.<
Ich küsste ihre Schläfe. >Du bist meine Hoffnung, adolla. Wenn du nicht mehr da bist, gibt es keine mehr für mich. Dann verliere ich das Wichtigste und somit ist jeder darauffolgende Kampf verloren. Das ist die Art von Ebenbürtigkeit, die ich brauche. Nichts weiter.< fügte ich sanft lächelnd hinzu. >Und jetzt in diesem Moment brauche ich dein Lächeln und deine Farben.<

Hanabi

Ich überlegte, wie genau der Zugang ausgesehen hatte und wie wir am schnellsten dorthin gelangten. Fenrirs Vorschlag klang gut, aber es war keine Höhle wie Taiga dachte. Den Kopf schüttelnd trat ich näher an das Gestein und legte eine Hand darauf. Ich rief mir meine geistige Reise in Erinnerung. >Es war kein echter Eingang. Es war wie... wie eine Illusion. Man denkt, alles ist aus Stein, aber es gibt einen Bereich, durch den man einfach hindurchschreiten kann.< erklärte ich den anderen.
Magie konnte ich trotzdem nicht in unserer unmittelbaren Nähe spüren. Seltsam. Ob es hier andere Gesetze gab, mit denen wir nicht vertraut waren? Uralte Kräfte?
>Eine Illusion...< murmelte Malevor nachdenklich und begann das Gestein näher zu untersuchen. Vielleicht hatte er mehr Glück. Oder die anderen. >Bruder... das ist eine ideale Aufgabe für dich. Wo spürst du... nichts?<

Malevor

Da war es wieder. Ihr wunderschönes Lächeln. Mehr war gar nicht nötig, um die Wärme in meiner Brust zu entflammen. Sie schenkte mir Frieden. Nicht bloß Hoffnung. Wahrscheinlich musste ich ihr das oft genug sagen, bis sie es selbst glaubte. Dann würde sie nie wieder auf die Idee kommen sich mit anderen Leuten zu vergleichen. Zugegeben, am Anfang hatte ich Sury und Taiga miteinander verglichen. Ein natürlicher Prozess, um mein Herz daran zu erinnern, dass man leicht verletzt werden konnte - bis Taiga mich vom Gegenteil überzeugte. Sie war perfekt für mich. Deshalb taten mir ihre Worte der Zuneigung unglaublich gut. Sie gaben mir Kraft. Und allein ihre Anwesenheit inspirierte mich.
Wir mussten einen Weg in den Berg hinein finden und es gab eine mögliche Option, wie wir das bewerkstelligen könnten. Mein Bruder und sein Nichts. Er könnte seine Fähigkeit auch mal auf diese Weise nutzen. Vereinte Kräfte funktionierten auf einer Mission wie unsere.

Hanabi

Malevor hatte eine sehr gute Idee. Darauf wäre ich nicht so schnell gekommen. Mit Fenrirs Hilfe würden wir den Durchgang bestimmt finden und tatsächlich... dank des Nichts war mein Gefährte in der Lage die Illusion aufzudecken. Er schritt einfach durch das "Gestein" und verschwand im Berg. Wir warteten draußen, damit Fenrir erstmal die Lage prüfte und als er uns zu sich rief, wagte ich den Schritt nach vorne.
Prompt stand ich in einem dunklen Tunnel ohne jegliche Lichtquelle. Nur meinen tierischen Instinkten konnte ich ab jetzt vertrauen. Und meiner kleinen Familie natürlich. Malevor und Taiga folgten mir wenige Sekunden später. Somit waren wir komplett. >Ich sorge für ein wenig Orientierung.< teilte ich allen mit und wandte meine Sternenmagie an. Funkelnder Sternenstaub verteilte sich an der Decke und schwebte am Tunnel entlang, sodass der Weg vor uns nicht allzu düster wirkte. Kein einziges Geräusch war zu hören.

Malevor

Ich lächelte Taiga an, als sie mich so offensichtlich schwärmerisch ansah. Ihre Zuneigung zu mir war deutlich zu spüren. Mir gefiel es, dass ich sie selbst mit den simpelsten Ideen verführen konnte. Besser war es, wenn die Idee auch funktionierte. Wie in diesem Fall. Ich hatte keine Sekunde lang gezweifelt, dass Fenrir die Illusion aufdeckte.
Wir fanden uns in einem dunklen Tunnel wieder und Hanabi sorgte gleich für etwas Licht. Fremde Auren waren schon mal keine zu spüren, aber auch keine Geräusche. Seltsam. Was für eine Magie existierte hier bloß? Ich sah nach vorne, wo es ausschließlich geradeaus ging und wies Fenrir mit einem leichten Nicken an die Führung zu übernehmen. Wir beide würden auf die Frauen gut Acht geben, sollte es plötzlich gefährlich werden. Momentan schien alles in Ordnung zu sein.
>Der Weg führt tiefer in den Berg hinein. Also... statt nach oben gehen wir weiter nach unten.< meinte Hanabi noch.

Hanabi

Da Fenrir vor mir herging, überragte er mich wie eine Mauer, weshalb ich hin und wieder an seiner Seite vorbeispähte, um den Weg vor uns näher zu inspizieren. Der Sternenstaub funkelte ganz hübsch in der Dunkelheit, aber bislang zeichnete sich nichts am Gestein ab. Ich hatte die vage Hoffnung gehegt, es könnten sich mystische Symbole und so zeigen. Nicht unbedingt, um uns den Weg zu weisen, sondern um uns eine Geschichte zu erzählen. Leider verschluckte uns bloß ein gefühlt ewig langer Weg, der tiefer in den Berg hinein führte.
Als Fenrir dann die Bemerkung fallen ließ, dass ihn das alles an seine Magie und die seines Bruders erinnerte, leuchtete mir das nun auch ein. Stimmt. Das Nichts, diese seltsame Stille... Zufall oder Schicksal? Eigentlich glaubte ich nicht an Zufälle, darum musste das alles eine tiefere Bedeutung haben. Oder wir interpretierten zu viel hinein. Was es auch war, wir kamen dem magischen Portal näher. Von dort aus würden wir Oalh'ey erreichen.

Malevor

Ich drückte sanft Taigas Hand, als sie keine Anstalten machte mich loszulassen. Dass sie nun doch nervös wurde, war zugegebenermaßen süß. Geister gab es hier zumindest keine, sondern einen angemessen großen Tunnel, der uns zu diesem Portal führte, von dem Hanabi mal erzählt hatte. Spüren konnte ich allerdings immer noch nichts. Es war seltsam, mich meiner eigenen Stille konfrontiert zu sehen und Fenrirs Kommentar bestärkte dieses Gefühl. Ich erinnerte mich nicht, jemals an diesem Ort gewesen zu sein. Vor allem nicht mit meinem Bruder. Seit ich ihn kannte, gab es keine Erinnerungslücken in meinem Kopf. Nur meine Kindheit fehlte. Da hatte es Fenrir noch nicht gegeben.
Oder?
Ehrlich gesagt, hatte ich mir nie groß Gedanken darüber gemacht. Als unser Schöpfer ihn damals zu mir führte, war er zwar kein Baby gewesen, aber sein jugendliches Alter hatte darauf schließen lassen, dass seine Geburt nicht lange zurücklag. Was mich betraf... nun ja, diese Erinnerung fehlte leider. >Ich verstehe auch nicht, wie dieser Ort funktioniert. Die Stille, das Nichts... das ist... eigenartig.<

Hanabi

Plötzlich blieb Fenrir stehen. Vor uns war eine Sackgasse. Auf normalem Wege kamen wir nicht mehr weiter. Uns blieben nur mystische Symbole, die ich mir vorhin herbeigesehnt hatte, aber jetzt wünschte ich sie mir wieder fort, weil sie unsere Mission behinderten. Wie Taiga wagte ich mich nach vorne und musterte diese uralte Sprache. >Ich erinnere mich nicht an diese Blockade. Auf meiner geistigen Reise konnte ich einfach direkt durch das Portal nach Oal'hey.< beantwortete ich seine Frage.
Nachdenklich begann ich an meiner Unterlippe zu knabbern. Was diese Symbole zu bedeuten hatten, wusste ich leider auch nicht. Sie waren mir fremd. Taiga hingegen kamen sie bekannt vor. Ich schöpfte Hoffnung. >Denkst du, du kannst herausfinden, was da steht? Müssen wir Magie ausüben?< Auszuschließen war das nicht, immerhin bedeuteten mystische Symbole meistens besondere Aktionen, die darauf folgen mussten.

Malevor

Tja, wir erreichten ziemlich schnell die nächste Hürde. Eine Wand mit alten Symbolen. Ein Relikt alter Zeit? Leider konnte ich die Schrift nicht lesen. Kein einziges Symbol. Außerdem hätte der Anblick etwas Familiäres in mir geweckt, oder nicht? Damit war klar, dass Fenrir und ich diesen Ort nicht kannten. Ich wollte ungern tiefer ins Ungewisse tauchen. >Mir sagt das alles auch nichts. Es handelt sich auf jeden Fall um die uralte Sprache, aber ich beherrsche sie nicht wie die heutige. Ich kenne nur die wichtigsten Worte. Das Schreiben hat mir damals niemand beigebracht.< gab ich offen zu.
Daher überraschte es mich, als Taiga vortrat und meinte, sie hätte solche Symbole schon mal gesehen. Wenn sie es schaffte das Portal zu öffnen, würde ich ihr gleich nochmal sagen, dass sie die beste Gefährtin aller Welten war.

Hanabi

Erstaunt sah ich meine Schwesterfreundin an. Sie hatte den Tempel des Wissens besucht? Nicht einmal ich war dazu gekommen, geschweige denn, man hatte mich nie dorthin eingeladen. Es bedurfte einer besonderen Einladung, um diesen Tempel zu betreten. Ob Silia ihr Zutritt verschafft hatte? Immerhin war sie die Auserwählte der Lichtgeborenen... dazu hätte sie gewiss das Recht. Sollte sich Taiga aufgrund dessen an einige Symbole erinnern, würde uns das auf jeden Fall weiterhelfen. Selbst der kleinste Hinweis konnte Großes bewirken. Natürlich wollte ich sie beim Grübeln nicht stören, darum trat ich einen Schritt zurück, behielt die Wand aber noch im Blick, um den Sternenstaub so zu lenken, dass genügend Licht die Symbole erhellte.
Es war schon ein wenig frustrierend, dass wir so kurz vor dem Ziel waren, aber offenbar feststeckten. Hauptsache, wir wurden weder verfolgt noch angegriffen. Das wäre definitiv das größere Übel.

Malevor

Versuchen war besser als nichts zu tun. Ich ließ sie in Ruhe nachdenken und wandte mich ab, um mir die Umgebung näher anzusehen. Vielleicht versteckten sich in der Nähe weitere Hinweise. Irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte. Geheime Botschaften. Dieser Ort bestand regelrecht aus Mysterien. Nur schien uns das jetzt aufzuhalten und mir gefiel das ganz und gar nicht. Nicht so kurz vorm Ziel.
Ich begann mit den Händen die Wände abzutasten und versuchte mit meinen Sinnen etwas wahrzunehmen. Auch wenn wir von dieser seltsamen Ruhe umgeben waren, konnte ich meine Stille anwenden und mich damit auf magische Weise vortasten. Spüren, ob hier jemand irgendwelche Nachrichten hinterlassen hatte. Ich blieb ungern untätig und wollte lieber etwas tun, anstatt Taiga die ganze Denkarbeit zu überlassen. Letztendlich setzte ich aber meine gesamte Hoffnung auf ihr mäßiges Wissen. Warum sonst hatte man uns alle auf diese Reise geschickt? Hanabi kannte den Weg, ich hatte die Inselschildkröte kontaktiert, Fenrir hatte den Eingang zu diesem Tunnel gefunden und vielleicht bildete Taiga das letzte fehlende Stück im großen Ganzen.

Hanabi

Geduldig wartete ich, bis Taiga diejenige war, die die Stille durchbrach, als sie plötzlich einen Handstand machte. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass sie so etwas konnte. Aber es ermöglichte ihr einen neuen Blickwinkel und bewies, wie kreativ meine Schwesterfreundin war. Ihre Idee klang beinahe verrückt und doch plausibel. Sie war in der Tat eine Muse. Jemand, der die Sprache anderer Ideenträger verstand. Ich hatte vollstes Vertrauen in ihre Fähigkeit und war gespannt, ob sie gemeinsam mit Malevor das große Rätsel an der Wand lösen würde.
Dieser trat zu ihr vor und zog eine Braue in die Höhe. >Ein Dunkelgeborener und eine Lichtgeborene, die nur zusammen ein Portal öffnen können. Das ist neu. Sehr originell. Kein Wunder, dass hier niemand war. Unsere Arten arbeiten nicht mal gerne zusammen.< meinte er. >Hoffen wir, dass es klappt. Die Idee klingt gut.<

Malevor

Hatte sie es also doch geschafft neue Ideen zu Tisch zu bringen. Auf ihre Kreativität war stets Verlass. Ich liebte diese Seite an ihr. Sehr sogar. Es war die Muse in ihr, die sich in mein Herz geschlichen und es schließlich erobert hatte. Und jetzt waren wir dabei ein uraltes Rätsel zu lösen, um ein magisches Portal zu öffnen. Für mich war es jedenfalls das erste Mal, dass ich "tote" Dinge mit meinem Willen lenken musste. Normalerweise handelte es sich um Lebewesen; mit einem pochenden Herzen. Das hier war bloß eine Wand. Doch als ich meine Stille in Richtung Symbole ausstreckte, vernahm ich plötzlich einen seltsamen Sog. Als würde etwas auf meine Energie reagieren. Faszinierend...
Instinktiv legte ich meine Hände auf das kühle Gestein und belegte die gesamte Wand mit meiner Stille. Nun hatte ich sie gut im Griff. >Sag mir, was ich tun soll.< richtete ich das Wort an Taiga. Mit ihrer Hilfe würden wir das schon schaffen. Ich versuchte optimistischer zu denken.

Hanabi

Irgendwann setzte ich mich neben Fenrir und beobachtete das andere Paar dabei, wie es die einzelnen Symbole drehte und wendete, bis sie das Bild ergaben, das momentan nur Taiga sah. Sie hatte wirklich den Durchblick. War völlig in ihrem Element. Ich verstand rein gar nichts, nur das, was sie uns eben erklärte. Im Nachhinein machte alles mehr und mehr Sinn, doch am Wichtigsten war, dass sich das Portal öffnete und wir den sagenumwobenen Ort fanden.
Gegen Ende der umständlichen Aktion griff ich nach Fenrirs Hand, weil ich nervös wurde. Ich hoffte so sehr, dass wir es schafften. Spürte die Spannung in meinen Schultern und in meinem Bauch. Aufregung in jeder Pore. >Irre ich mich oder sieht das alles jetzt irgendwie... harmonischer aus?< Die Symbole ergaben als Ganzes ein eigenartig schönes Bild.

Malevor

Aufmerksam hörte ich Taiga zu und führte jede kleinste Idee aus. Sie schien das Endbild klar vor Augen zu haben, deshalb legte ich mein Vetrauen in sie und achtete darauf nichts falsch zu machen. Für mich war es immer noch faszinierend, wie diese magischen Symbole auf mich reagierten und meinem Willen widerstandslos folgten. Als wüssten sie, was gleich kam. Was das alles zu bedeuten hatte. >Erledigt.< Zufrieden trat ich einen Schritt zurück und betrachtete das Ergebnis. Hanabi hatte recht. Irgendwie wirkte alles viel geordneter und das, was uns Taiga bislang erklärt hatte, ergab im Ganzen mehr Sinn.
Außerdem spürte ich die uralte Magie deutlicher als zuvor. Kaum wahrnehmbar summte sie unter der Oberfläche. >Was auch immer du gesehen hast, es scheint zu funktionieren.< lächelte ich meine Gefährtin an. >Der letzte Schritt?<