Hanabi
Mir war schlecht. All die Aufregung und Sorge bekam mir nicht gut. Envar hatte es rechtzeitig geschafft meinen Gefährten zu retten und diesen beinahe unbesiegbaren Feind zu bezwingen. Diesmal blieb nichts von ihm übrig. Ich konnte endlich frei aufatmen. Fenrir hatte diesen schrecklichen Kampf überlebt. Er war am Leben und würde zu mir zurückkommen. Nur nicht jetzt, denn ein weiterer Gegner tauchte auf und legte sich in der Zwischenzeit mit Malevor an. Dieser hob plötzlich vom Boden ab, obwohl er dazu normalerweise nicht in der Lage war. Es musste an der Magie der Schöpferin liegen. Sie war es, die ihren Söhnen half. Ich hatte es im strahlenden Gold von Fenrirs Augen gesehen, als er den finalen Schlag geliefert hatte.
Taiga regte sich neben mir. Ihre Worte wogen schwer in der Luft. >Ja, sie werden es schaffen.< stimmte ich ihr zu. Wenn wir nicht an einen Sieg glaubten, wer dann? Wir konnten nicht viel mehr als das tun... Hoffen und glauben.
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine weitere Bewegung wahr. Im dritten Bild war wieder Silia zu sehen, die sich ebenfalls einen Platz im Himmel suchte und sich einer Armee aus blutrünstigen Kreaturen stellte. Meine Augen weiteten sich erschrocken. Sie wollte sich doch nicht mit allen anlegen? Wie lange kämpfte sie schon? Müsste sie nicht am Ende ihrer Kräfte sein? In ihrem Blick lag nichts als feste Entschlossenheit. Vage erinnerte ich mich an ihren endlosen Mut und wie viele Kämpfe sie erfolgreich ausgefochten hatte. Ich hatte sie bewundert. Tat es immer noch. Ehrfürchtig beobachtete ich sie dabei, wie sie ihr leuchtendes Schwert aus der Halterung zog und es gen Himmel richtete. Die Klinge begann sich daraufhin in viele kleine goldene Lichter aufzulösen, die ich sofort als Herzenslichter identifizierte. Sie beschützte jedes einzelne davon und nutzte nun ihre Macht, um den nächsten Angriff zu starten. Einen wunderschönen mit dazu. Die einzelnen Lichter fanden sich nämlich zu einer prächtigen Blumenform zusammen, in dessen Mitte der Kern ihrer Energie pulsierte. Ein malerischer Anblick. Malerisch und tödlich. Denn nur wenige Sekunden später sprach Silia einen Befehl aus und all die Magie konzentrierte sich auf die plötzlich glühende Mitte. Aus ihr schoss ein gewaltiger Lichtstrahl zu Boden. Dort, wo die feindlichen Truppen aufgetaucht waren. Wie eine Schneise bahnte sich die Lichtsäule ihren Weg durch die einzelnen Reihen und löschte alles Leben aus. Zurück blieben nur geschmolzene Erde und flackerndes Feuer. Dunkelgrauer Rauch stieg auf. Silias Gesicht lag im Schatten und ich bildete mir ein, einen Ausdruck der Trauer gesehen zu haben. Dann sank sie zu Boden herab. Ihr Haupt gesenkt.
Malevor
Verdammt, verdammt, verdammt. So konnte es nicht weiter gehen. Keiner meiner Angriffe funktionierte. Ich fand kein Schlupfloch in seiner Verteidigung und ließ mich deswegen von ihm wie eine lästige Fliege zurückdrängen. Daran war ich nicht gewöhnt. Dass es jemanden gab, der mir ebenbürtig war und sogar noch stärker wurde. Ich hatte große Schwierigkeiten seinen Angriffen standzuhalten und die Situation wurde tatsächlich schlimmer. Er stieß sein Schwert in das fliegende Ding unter seinen Füßen und entzog ihm all seine Energie. Erst jetzt realisierte ich, dass dort die Essenz des dunklen Schöpfers geschlummert hatte. Vor meinen Augen verwandelte er sich in eine unmenschliche Gestalt mit mehreren Flügeln und glühend hellen Augen. Über seinem Kopf erschien zuletzt ein Kranz aus knisternder schwarzer Magie. Er sah wie ein Todesengel aus. Unnatürliche Laute entkamen seiner Kehle. Ich wurde blass. Zum ersten Mal bezweifelte ich stark genug für dieses... Ding zu sein. Mir stand wortwörtlich der dunkle Schöpfer gegenüber. Von Khan fehlte jegliche Spur.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und wappnete mich innerlich gegen die Attacke, die gleich folgen würde. Diesmal waren es keine Blitze, die in meine Richtung schossen, sondern schlangenartige Energiebündel aus purer Finsternis. Hastig errichtete ich einen magischen Schutzwall um mich herum, der sie einen Moment lang abblockte, doch sie drangen durch den Schild und bohrten sich allesamt schmerzhaft durch meinen Unterleib. Der Schmerz war so groß, dass ich nicht realisierte, wie ich mich nur noch mit Oberkörper in der Luft hielt. Blut spritzte aus meinem Mund. Mir war speiübel und ich fühlte eine seltsame Taubheit in mir aufsteigen. Nur wenige Sekunden später packte mich eine krallenbesetzte Hand am Hals und wieder spuckte ich Blut. Meinem letzten Funken Willen allein war es zu verdanken, dass ich nicht sofort ausblutete, sondern halbwegs am Leben blieb. Die Schwerter in meinen Händen fühlten sich auf einmal so schwer an. Es kostete mich wahnsinnig viel Kraft sie festzuhalten, wie ich es gerade mit meinem Leben tat. Ich war nicht hergekommen, um zu verlieren. Ich war hier, um das, was damals geschehen war, zu berichtigen. Ich wollte mich für alles rächen, was uns Animagi widerfahren war. Der Schöpfer musste eliminiert werden. Aber wieso hatte ich geglaubt es alleine zu schaffen? Verdammt... ich war nicht stark genug. Ich war dabei den Kampf zu verlieren und spürte kalte Panik in mir aufsteigen, weil das bedeutete, dass ich Taiga und mein Rudel nicht mehr sehen würde. Taiga...
Du bist nicht allein! Ich bin bereit bis zum bitteren Ende zu kämpfen. Halte durch, mein Kind. Diese Worte hörten sich zunächst etwas dumpf an, doch dann floss angenehm frische Energie in meinen Körper hinein und erfüllte mich schlagartig mit neuem Leben. Die Nacht übernahm sofort die Kontrolle. Sie bewegte sich im Einklang mit mir. Das eine Schwert richtete ich knurrend auf die Gestalt vor mir, aus dem eine Vielzahl aus eisigen Ranken hervorschossen und sich um den Körper meines Feindes schlangen. Sie hielten ihn in Schach, während die andere Hand in die Höhe schoss. Schwertspitze gen Himmel gerichtet. Dann wurde es Nacht. Wie vor kurzem in Oal'hey. Irgendwo in der Ferne hörte ich eine gewaltige Explosion, doch mein Fokus lag wieder auf der vibrierenden Waffe in meiner Hand. Die Nacht und ich riefen gemeinsam nach den Lichtern, nach jedem einzelnen Willen dieser Welt. Mehr Sternschnuppen als ich zählen konnte, bedeckten daraufhin den Nachthimmel und flossen direkt in das Schwert hinein. Ich hörte sie alle. All ihre Gebete. Ihre Hoffnungen. Sie wollten das Grauen genauso sehr beenden wie ich. Und darunter fand ich den Willen einer mir ganz besonderen Person: Taiga. Ich hörte ihre Stimme und spürte die Wärme in meiner Brust wie einen Vulkan ausbrechen.
Inzwischen hatte es der Schöpfer geschafft, sich von den eisigen Fesseln meines Willens zu lösen, doch beim Anblick der geballten Energie, die in meinen Körper floss, stockte er. Mir war bewusst, dass ich langsam ein neues Limit erreichte und körperliche sowie mentale Grenzen überschritt, doch dieses Opfer nahm ich in Kauf. Ich würde nicht ruhen, bis dieser Abschaum endgültig verschwand.
Als ich genug Energie gesammelt hatte, spürte ich eine gravierende Veränderung in mir und registrierte nur nebenbei, dass ich wieder vollständig war. Mit golden leuchtenden Augen schaffte ich etwas Distanz zwischen ihm und mir und begab mich in Position. Bilder von Leuten, die ich in diesem Leben kennengelernt hatte, zogen an meinem geistigen Auge vorbei. Die Theaterfamilie, der alte Mann mit seinem Bauernhof, die freundlichen Menschen im Gasthaus, die Königsfamilie und ganz besonders mein eigenes Rudel. Meine Familie. Für all diese Leute war ich unendlich dankbar.
Ein dunkles Grollen entrang meiner Kehle, als ich sämtliche Muskeln anspannte und mit wildem Gebrüll auf den größten Feind meines Lebens losstürzte. Wie ein Wahnsinniger prügelte ich mit den Schwertern auf ihn ein und diesmal zeigten sie Wirkung. In ihnen schlummerte der Wille Vieler. Dagegen kam er nicht an. Ich drängte ihn zurück, holte immer wieder aus, ein Hieb, zwei Hiebe, mit mehr Kraft, mehr Gewalt. All die aufgestaute Wut und der tiefe Hass brachen aus mir heraus. Ich war wie im Rausch. Und dann holte ich zum finalen Schlag aus. >DAS IST DEIN ENDE!< brüllte ich mit ausholender Bewegung.
Es sollte sein Ende gewesen sein...
Nur kam er mir zuvor und ehe ich mich versah, trennte er mit einem seiner schlangenartigen Energiebündel meinen Arm vom Körper und ich sah erschrocken das leuchtende Schwert an, das durch die Luft sauste. Das Schwert, das ich für meinen Sieg benötigte. Das Schwert, welches all das hier hätte beenden können.
Malevor vs. Endboss Teil 1
Malevor vs Endboss Teil 2