Sam

Der Direktor stellte ihm nervige Fragen und brav antwortete er sie, wobei die meisten Antworten eher Lügen waren. Also nicht direkte Lügen, nur nah an der Wahrheit und paar kleine Veränderungen, aber so vermied man, dass man in einem Futternäpfchen trat, das hatte ihm sein Vater beigebracht. Danach kamen die Formularen, Sam war mehr als nur einmal froh, volljährig zu sein, ansonsten hätte viele Komplikationen gegeben. Nachdem er alles unterschrieben hatte und mit dem Direktor alles geklärt hatte, konnte er nun in die neue Klasse gehen. Statt anzuklopfen, betrat er einfach den Klassenraum. Sein Blick fiel sofort auf Emily und die Begeisterung auf das Wiedersehen war in seinem Gesicht kaum zu sehen. Eigentlich gar nicht. Die Lehrerin hob überrascht de Kopf: "Kann ich dir irgendwie helfen?" "Nein, ich bin der neue Schüler. Sam Fearl mein Name, hier ist ein Zettel vom Direktor, das ich Ihnen geben soll." Er drückte den Zettel in ihre Hand, ging in die letzte Reihe und setzte sich auf einem Einzelplatz hin. Er beachtete die neugierige Blicke nicht und auch nicht auf das Getuschel, starr waren seine Augen auf die Tafel gerichtet. Die Lehrerin wirkte für den ersten Moment ein wenig verwirrt und etwas überfordert, aber dann bekam sie ihre Fassung wieder, räusperte sich und setzte den Unterricht fort.

Sam

Mit einer konzentrierte Miene; dabei war die Stirn leicht gerunzelt, Augenbrauen berührten sich fast und die Lippen pressten sich zusammen, schrieb er alles auf, was an der Tafel geschrieben wurde. Er blendete die Geräuschkulisse aus und verschwendete keinen einzigen Blick auf seine Mitschülern. Ihm interessierte nur der Inhalt des Unterrichts, er wollte so schnell wie Möglich seinen Abschluss haben.
Die Stunde verging schnell, jedenfalls nach seinem Empfinden und die Glocke klingelte schrill. Er hatte noch nie die Schulglocken gemocht, sie reizten zu sehr seine empfindliche Hörsinn. "Wer will Sam die Schule zeigen?", vielsagend fiel der Blick der Lehrerin auf Emily. Da sie die vernünftigste Person in der Klasse war.

Sam

Gelangweilt folgte er ihr, bei der Bibliothek angekommen, sagte er neutral mit seiner dunkle Stimme: "Ich komme jetzt alleine zurecht. Du brauchst mir nichts mehr zu zeigen, deine Gesellschaft erfreut mich auch nicht." Zielstrebig ging er zu einem Regal, die Augen huschten über die Titeln der Bücher.

Sam

Aus dem Augenwinkel hatte er diesen Vorfall bemerkt, aber es kümmerte ihn nicht. War doch ihr Problem, jeder musste doch mit seine eigene Probleme klar kommen. Er zog ein paar Bücher heraus, das hauptsächlich nur Schulbücher waren, er konnte sich ja keine leisten. Nach der Schule müsste er wohl doch zum Arbeitsamt und das kratzte gewaltig seinen Stolz, aber er musste ja irgendwie überleben und außerdem brauchte er nun dringend Schulsachen. Mit den Büchern ging er zu der Bibliothekarin, sie stempelte das ab, gab ihn einen Zettel mit der Fristzeit und dann schritt er zum Ausgang. Er fragte sich, ob hier eine kostenlose Schulkantine gab, denn langsam wurde ihm schwindelig vor Hunger. Bestimmt war der Magen gerade dabei sich selbst zu verschlingen.

Sam

Natürlich war die Kantine nicht kostenlos, man musste einmal in Monat einen bestimmten Betrag zahlen und so eine komische Karte besitzen, die Einem ausweist, dass er das Recht auf das Essen hatte und jeden Monat wurde die Karte nach Bezahlung erneuert. Grimmig schlenderte er zu den Fahrradständer, wo er vor den Blicken geschützt war. Seine Hand buddelte sich in die Hosentasche und er fand eine mitgenommene Zigarette, sein Feuerzeug brauchte paar Anläufe bis sie endlich ein Flämmchen ausstieß. Genüsslich inhalierte er den Rauch und sein Hunger war für diesem Moment vergessen. Lässig lehnte er sich gegen die Mauer an und schloss die Augen, die Ruhe war sehr angenehm.

Sam

Er warf den Zigarettenstummel auf dem Boden, zertrat sie und ging wieder hinein, dabei entdeckte er auf dem Boden Kopfhörer. Sie sah heil aus. Er hob sie auf, steckte sie in seiner Hosentasche, vielleicht könnten sie irgendwann nützlich werden. Aufeinmal wurde er von Mädchen umzingelt, vor allem von den Jüngeren, sie durchlöcherten ihn mit Fragen, auf die er nicht antwortete. Genervt drängte er an sie vorbei, fauchte ein Mädchen an, die ihm zu nah kam und Diese wich erschrocken vor ihm. Seine Mimik wirkte angespannt, als er weiter ziellos durch den Flur ging.

Sam

Jemand klappte vor seine Füße zusammen, es war dieses Mädchen. Wie hieß sie nochmal? Achja, Emily. Er sah, dass Niemand ihr einen Blick würdigte, geschweige denn ihr half. Er beugte sich zu ihr, setzte sie auf und rüttelte an ihre Schultern: "Hey, aufwachen, das hier ist kein idealer Schlafplatz." Er spürte die neugierige Blicke in seinem Rücken, verärgert schaute er zu den Schaulustigen: "Hab ihr nicht was Besseres zu tun, als eine hilfslose Person anzuglotzen und egoistisch auf eurem Hintern sitzen bleibt?!"
Verlegen schauten die Angesprochene schnell weg.

Sam

Ernst nickte er, seine Arme waren verschränkt und er hatte sich gegen die Wand gelehnt. Das tat er immer, wenn es eine solche Gelegenheit gab , es verunsicherte ihn, den Rücken frei zu haben. Seine Augen richteten sich auf Emily, die langsam zu sich kam.

Sam

Er war mit einem Schritt bei ihr und drückte eine Wasserflasche in ihre Hand: "Hier, trink. Du bist im Krankenzimmer und du warst vorhin zusammengeklappt."

Sam

"Ich habe dich hierher gebracht oder hätte ich dich im Flur unter den Schaulustigen liegen lassen sollen? Ich gehe jetzt, dann muss du meine Anwesenheit nicht ertragen und ich deine nicht. Übrigens brauchst du dich für nichts zu entschuldigen, ich lege auf sowas keinen Wert", er drehte ihr dem Rücken zu und seine Hand lag bereits auf die Türklinke, da er die Tür öffnen wollte.