Imesha

Ich schnappte nach Luft, als er unerwartet den Kuss unterbrach und mich dann plötzlich mit doppelter Intensität küsste. Das hier war neu. Diese wilde Seite von ihm. Unbeherrschtes Verlangen. Feuer, das stärker denn je loderte. Ich spürte den festen Druck an meinen Hüften, dann den Griff in mein Haar. Kurz rechnete ich damit, dass sich mein Körper dagegen wehren würde, doch stattdessen brach ein kehliges Stöhnen aus mir. Auch das war neu. Diese Reaktion von mir. Es musste an Ryus Hitze liegen. An seinem animalischen Knurren. Ich wollte es nochmal hören, wollte mehr von seinen gierigen Lippen. Dabei bewegte ich meine Hand weiter, bis ich es selbst nicht mehr aushielt, das Becken anhob und mich fast schon ungeduldig auf ihn herabsenkte. Dieses Gefühl von Einheit... unbeschreiblich. Ein wildes Kribbeln erfasste mich. Mein Atem stockte. >Ryu!< keuchte ich glutvoll.

Imesha

Ein Ruck ging durch seinen Körper. Plötzlich saßen wir nicht mehr auf dem Bett und ich schlang instinktiv meine Beine um seine Mitte, während ich mich an seinen Schultern festhielt. Keine Ahnung, was er vorhatte, aber er sollte bloß nicht aufhören mich zu küssen. Nur einen Augenblick später spürte ich eine glatte Oberfläche unter mir, auf der ich mich mit den Unterarmen halb aufstützen konnte. Mein Brustkorb hob und senkte sich schnell, als wäre ich mehrere Runden um den See gerannt, dabei hatten wir uns nur wenige Meter bewegt. Der glühende Blick, der folgte, ging mir direkt unter die Haut. Ich atmete geräuschvoll aus, ließ ihn nicht aus den Augen und empfand so etwas wie Vorfreude, als mir bewusst wurde, dass er sich nicht zurückhalten würde. Diesmal war ich darauf gefasst. Ich wollte seine vollste Hingabe, all die brennende Leidenschaft, die in ihm wütete und ich wurde alles andere als enttäuscht. Es war kein Vergleich zum ersten Mal. Das hier war weitaus intensiver. Von Kopf bis Fuß schmolz ich dahin, wurde zu einem einzigen Herzschlag, das immer schneller, immer stärker schlug, bis sich all die Anspannung mit einem Knall entlud. Den Kopf in den Nacken werfend bog ich den Rücken durch und rief seinen Namen. Mehrmals. Es kribbelte überall. Bis in die Zehenspitzen.

Imesha

Ich schluckte zwischen hektischen Atemzügen, während es in meiner Brust weiter polterte. Hatte ich vorhin das Gefühl gehabt mehrmals um den See gerannt zu sein, kam ich mir jetzt vor, als wäre ich von einem Berg in endlose Tiefe gesprungen. Gänsehaut überzog meinen Körper. Gleichzeitig blieb das Glühen und Kribbeln in mir. Allmählich wich auch jegliche Kraft aus meinen Beinen. Ich ließ sie sinken und bemerkte erst dann, dass ich auf einer Kommode lag. Eine interessante Alternative für ein Bett, aber verdammt praktisch. Bei Ryus einnehmender Gestalt brauchten wir definitiv sehr stabile Betten oder andere Oberflächen wie diese. Der Gedanke entlockte mir seltsamerweise ein Schmunzeln.
Als er seinen Kopf auf meine Schulter senkte, fasste ich in sein zerwühltes Haar und legte die andere Hand auf seinen muskulösen Oberarm. Was wir gerade erlebt hatten, würde ich niemals vergessen. Es war wie ein Wunder für mich, dass Intimität mit einem Mann dermaßen erfüllend sein konnte. Ryu hatte es wieder geschafft mich zu verzaubern. Ich konnte mich sehr glücklich schätzen. So fühlte ich mich nämlich in diesem Moment. Selig zufrieden. Flüssig wie geschmolzene Butter.

Imesha

Da ich keine Kraft aufbrachte, um mich selbst zu bewegen, war es mir nur recht, dass er mich ins Bett trug. Der Unterschied zwischen glattem Holz und weicher Matratze ließ mich wohlig aufseufzen. Schon viel besser. Perfekt für eine tiefere Entspannung. Ich kuschelte mich bereitwillig an Ryus warmen Körper, auch wenn ich eigentlich eine Erfrischung bräuchte, doch seine Nähe war mir lieber. Er versuchte die richtigen Worte zu finden, aber scheiterte wie ich in Gedanken. Manche Dinge ließen sich schwer beschreiben. >Mmh, bin ganz deiner Meinung.< summte ich zufrieden.
Ich legte eine Hand an seinen Nacken, kraulte ihn sanft und küsste sein Kinn. Da waren so viele positive Gefühle in mir, dass ich glaubte ohne Magie fliegen zu können. Ein wunderbarer Zustand. >Ryu... Du bist mit Abstand das Beste, was mir je passiert ist.< gestand ich mit einem kleinen Lächeln. Ich schob meinen Kopf unter sein Kinn, lächelte breiter und schloss die Augen, um unsere Zweisamkeit noch mehr zu genießen. Mein Herz hatte sich nie leichter angefühlt wie in diesem Moment.

Bin dann mal im Bettchen, gute Nacht *_*

Cael

Das Echo von sanften Musikklängen mischte sich mit Vogelgezwitscher, als ich am nächsten Morgen langsam die Augen aufschlug. Ich fühlte mich richtig gut. Ausgeschlafen und entspannt. Noch hatte ich die Traumwelt und die vielen Gitarrenstunden im Sinn, aber die Bilder rückten beim Anblick von Ilea weiter in die Ferne. Ich war froh, dass sie trotz der Trauer schlafen konnte. Sie brauchte die Kraft für die anstehende Weiterreise.
Zärtlich küsste ich sie auf die Stirn und strich ein paar verirrte Strähnen aus ihrem hübschen Gesicht. Ich würde mich nie an ihr sattsehen. Für mich blieb sie die schönste Frau auf Erden. Egal in welcher Welt. Selbst neben überirdischen Schönheiten wie die Animagi würde ich trotzdem nur Augen für sie haben. In meiner Familie liebte man eben sehr intensiv.

Imesha

Ich schlief mit einem warmen Gefühl in der Brust ein und wachte mit derselben Wärme wieder auf. Selten hatte ich so gut geschlafen wie heute Nacht. Ich lag immer noch dicht an Ryu geschmiegt im Bett, die Decke bis zu den Schultern hochgezogen und darunter vollkommen nackt. Wenn ich mich nicht irrte, spürte ich an einigen Stellen sogar leichten Muskelkater. Erinnerungen an unseren leidenschaftlichen Akt strömten durch mein Gedächtnis und vertrieben den letzten Rest Schlaf. Bilder von Ryu in seiner Halbdrachengestalt. Wie er mich fest packte, wie sein intensiver Blick sich in meinen bohrte, wie er einfach losließ und mir den Atem raubte.
Diese Nacht würde ich tatsächlich nie vergessen. Es war ein bedeutender Schritt für uns beide gewesen. Intim, unbeherrscht und wild. An die bevorstehende Reise verschwendete ich vorerst keinen Gedanken. Dafür genoss ich es zu sehr einfach dazuliegen und seinem ruhigen Herzschlagen zu lauschen.

Cael

Als sie zu mir aufsah, schenkte ich ihr ein sanftes Lächeln. >Guten Morgen.< Sie sah gut ausgeruht aus, keine dunklen Augenringe. Albträume hatte sie sicherlich auch keine gehabt, sonst hätte ich das irgendwie gemerkt. Ich legte ihr eine Hand auf die Wange, fuhr mit dem Daumen über die weiche Haut und sah sie einfach nur an. Im Licht der Morgensonne schimmerte ihr Haar wunderschön golden. Ich liebte diesen Anblick. Ich könnte irgendetwas Romantisches sagen, sie in den Himmel komplimentieren, stattdessen genoss ich einfach ihre Nähe, bevor der Tag richtig begann.

Imesha

Meine Nackenhärchen richteten sich beim Klang seiner schläfrigen Stimme auf. Offenbar reagierte ich empfindlicher auf ihn oder mir kam es nur so vor. Ich löste mich leicht von ihm, um ihn ansehen zu können und zog eine Braue in die Höhe. >Dein Lächeln sagt, du kennst die Antwort schon.< sagte ich in neckischem Tonfall. >Dann gehe ich davon aus, dass du ebenfalls gut geschlafen hast.< Ich musste zugeben, dass es ganz schön verlockend war nackt zu schlafen. Neben ihm. Mit ihm.

Cael

Plötzlich richtete sich Ilea blitzschnell auf und eilte ins Bad, um sich umzuziehen. Dass schon früher Morgen war, sah man an den hellerwerdenden Farben im Himmel. Meiner Meinung nach waren wir später dran als die Morgendämmerung, aber ich war davon ausgegangen, dass der exakte Zeitpunkt keine Rolle spielte. Da ich Ilea keinesfalls aufhalten wollte, zog ich mich ebenfalls rasch um, fuhr mir ein paar Mal durchs zerzauste Haar und folgte ihr nach draußen in den Flur. Ob die anderen schon wach waren? Warteten sie auf uns? Ich hatte nicht einmal eine Ahnung, wie diese Botschaft aus der magischen Stadt uns überhaupt erreichen würde. Drasil hätte uns sicherlich informiert.

Imesha

Mein Blick folgte ihm, während ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen haften blieb. So vernünftig. Er verlor das Wichtigste nicht aus den Augen und das wusste ich sehr an ihm zu schätzen. Ich konnte mich auf ihn verlassen, auch wenn ich wirklich gerne länger im Bett geblieben wäre. Normalerweise gehörte ich zu den Ersten, die auf den Beinen waren und irgendeine Aufgabe nach der anderen in Angriff nahmen, aber hier an diesem Ort war ich einigermaßen fauler geworden. Oder es war die tiefe Zufriedenheit, die mich ans Bett fesselte. Was es auch war, ich musste mich jetzt anziehen, bevor wir ernsthaft eine äußerst wichtige Botschaft verpassten.

Cael

Als Ilea vor der Tür innehielt, blieb ich ebenfalls stehen und sah sie aufmerksam an. Sie hatte sich wohl so einige Gedanken gemacht. Besonders in Bezug auf ihre Mutter. Um ehrlich zu sein, hatte ich kein einziges Mal mehr daran gedacht, welche Rolle diese Frau in ihrem Leben spielte, aber nun, da sie sich deswegen Sorgen machte, wurde es auch für mich wichtig. Ich legte ihr eine Hand auf die Wange und lächelte. >Man muss schon Gewalt aufbringen, um mich von dir zu trennen. Solange du mich an deiner Seite haben möchtest, bleibe ich auch dort.< versicherte ich ihr. Dann ließ ich die Hand sinken und überließ ihr den Vortritt. Ich glaubte an ihre innere Stärke. Sie würde das Treffen mit ihrer Mutter, vorausgesetzt wir fanden sie in der magischen Stadt, gut überstehen. Immerhin war sie keinesfalls allein.

Imesha

>Guten Morgen.< begrüßte ich Roselyn, als sie wie aus dem Nichts vor uns erschien. Da sie ein Geist war, konnte sie sich frei in den Räumen bewegen und musste auch nicht schlafen. Manchmal würde ich das auch gerne können, aber ohne mein Leben dafür aufgeben zu müssen. Ich fragte mich, ob es Roselyn immer noch schwer beschäftigte, dass sie sich nicht an alles aus ihrer Vergangenheit erinnern konnte. Mir ging es nämlich so. Nicht immer, aber manchmal in meinen ruhelosen Träumen.
Ich hörte, wie sich ein paar Meter weiter eine Tür öffnete und sah die anderen beiden in den Flur treten. Sie wirkten gut ausgeruht, bereit für die Weiterreise. Auch ihnen wünschte ich einen guten Morgen. Es würde definitiv spannend werden.

Cael

Ich war immer für ein Abenteuer zu haben, das wusste mein bester Freund. Es war schwer meine Aufregung unter Kontrolle zu behalten, wenn ich am liebsten hinausrennen wollte, um Ausschau nach einer magischen Stadt zu halten. Wie würde man uns empfangen? War es ein Ort wie dieser? Irgendjemand würde plötzlich vor uns erscheinen und uns mittels Magie in die Stadt transportieren? Oder würde ein Portal erscheinen? Portale waren in meiner Welt etwas völlig Normales. Vielleicht hier auch.
Mit diesen Gedanken folgte ich Ilea in die Küche, denn mit dem Proviant hatte sie absolut recht. Wir brauchten unsere Vorräte für den Fall der Fälle. Mit leerem Magen konnte man schlecht nachdenken. Das hatten mir meine Eltern schon im Kindesalter eingetrichtert.

Imesha

Wir packten einiges an Proviant ein, ehe ich mich in Gedanken bei der Magie für all die Gaben bedankte. Es war nicht selbstverständlich, dass man sich so umwerfend um uns gekümmert hatte. Wäre die Hausmagie eine Person, hätte ich sie direkt zum Abschied umarmt. Da ich das nicht tun konnte, blieben mir nur dankbare Worte. Bereit für die Reise schulterte ich meinen großen Beutel und ging in den offenen Bereich der Bibliothek, wo uns die nächste Person erwartete. Drasil in seinem üblichen Gewand. Ohne Buch oder magischem Stab in der Hand. Chiku war nicht anwesend, aber ich spürte ihn ganz in der Nähe. >Wie ich sehe, seid ihr bestens ausgerüstet. Ich hoffe, ihr hattet alle eine erholsame letzte Nacht.<

Cael

Drasil nochmal zu sehen, tat gut. Für uns alle. Ich würde den Halb-Yokai vermissen. Genau wie Chiku, der sich bestimmt draußen aufhielt. Als Wolf gehörte er in die Freiheit. Frei und wild. Mit der wichtigen Aufgabe diesen Ort mit allen Mitteln zu beschützen. >Ich begleite euch nach draußen. Einen besonderen Moment wie die Einladung in die magische Stadt lasse ich mir sicherlich nicht entgehen.< sagte Drasil mit einem Augenzwinkern. Selten hatte er sich so locker gegeben, deswegen stieg meine Neugier ins Unermessliche. Er hatte die Stadt schon gesehen, er wusste, was uns erwartete und trotzdem ließ er uns im Dunkeln tappen. Das war eher typisch für ihn. Ich schmunzelte.
Wir begaben uns nach draußen, wo uns wie sonst auch mildes Wetter und Sonnenschein begrüßten. Ich sog die vertrauten Düfte tief ein. Es fühlte sich beinahe wie ein Zuhause an. Ein Zuhause wie damals im Gasthaus. Und wieder stand uns ein Abschied bevor.

Imesha

Allmählich wurde ich nervös. Auf positive Weise. Ich wollte endlich wissen, welche Nachricht uns erreichen würde. Und auf welchem Wege. Aus reiner Neugier öffnete ich meine magische Sicht, ließ den Blick neugierig umherschweifen und suchte nach einem Anhaltspunkt. Noch war nichts Außergewöhnliches zu sehen. Nur die wilde, unberührte Natur. Im Gleichgewicht. Friedlich. Dann entdeckte ich Chiku, der zu uns trottete. Er wirkte entspannt, aber auch ein wenig bedrückt. Da ich mich nicht ohne Weiteres verabschieden wollte, kam ich ihm entgegen und streichelte seinen Kopf, den er mir bereitwillig entgegenstreckte. >Es war mir eine Freude dich kennenzulernen. Uns verbinden besondere Momente, an die ich mich dank dir wieder erinnern kann. Vielen Dank dafür, Chiku.< sagte ich sanft lächelnd. >Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.<