Cael
Ileas Mutter reagierte kaum auf die Anwesenheit ihrer Mutter und irgendwie ging mir das gewaltig gegen den Strich. Wie konnte sie so ruhig bleiben? Keine Tränen? Kein erfreutes Lächeln? Nach all den Jahren sah sie ihr eigenes Kind wieder und sie saß einfach nur da. Ganz im Gegensatz zu Rakurai und Amaya. Beide zeigten offen ihre Gefühle. Ich war mir sicher, dass sie Imesha zu gegebener Zeit wärmstens willkommen heißen würden. Auch wenn sie gerade völlig überrumpelt wirkte und weiterhin stocksteif dastand.
Während Rakurai die anderen beiden Personen vorstellte, griff ich nach Ileas Hand und drückte sie sanft. Vielleicht gab es ihr die Kraft gefasst zu bleiben. Sie sollte sich nicht alleingelassen fühlen oder sich in trüben Gedanken verlieren. Ich war für sie da. Komme, was wolle. >Das ist Tanbana, unser jüngstes Mitglied, unsere wichtigste Erfinderin und enge Verwandte der Familie von Roselyn.<
Besagte Person sprang mit breitem Lächeln und Tränen in den Augen auf. >Du weißt gar nicht, wie unglaublich es ist dich zu sehen. Ich... ich habe so viele Fragen an dich. Und so viel zu sagen, Roselyn.< Sie schniefte laut, blinzelte mehrmals und setzte sich dann peinlich berührt wieder hin, als die anderen in der Runde sie mitfühlend ansahen. Sie war mir auf Anhieb sympathisch. Wie alt sie wohl war?
Tanbana
Imesha
Immer wieder schaute ich zwischen Rakurai und Amara hin und her, auf der Suche nach weiteren Antworten. Oder nach Ähnlichkeiten. Nach irgendwelchen Hinweisen, ob das, was er gesagt hatte, tatsächlich wahr war. Oder ob ich mir das nur eingebildet hatte. Die anderen Anwesenden interessierten mich schon gar nicht mehr. Weder Roselyns Verwandte noch der Mann mit den bernsteinfarbenen Augen und dem schwarzen, zerzausten Haar. Rakurai stellte ihn als den besten Alchemisten vor. Haku war sein Name. Er hatte bloß ein Schmunzeln für uns übrig. Hand um ein Glas mit dunkelroter Flüssigkeit geschlossen.
>Ich weiß, dass das ziemlich viel auf einmal ist und es tut mir leid, dass ihr jetzt überwältigt seid und wahrscheinlich nicht die richtigen Worte findet. Es ist auch für uns ein bedeutsamer Moment.< Dunkle Augen blickten in meine. Ich sah Wärme darin. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und erneut musste ich in eine andere Richtung sehen. In die unendliche Weite hinter dem Rat. Mein Herz konnte sich indes nicht entscheiden, ob es mir aus der Brust springen oder in Ohnmacht fallen sollte. Mal war mir warm, dann wieder kalt. Nach der Stille in meinem Kopf kamen all die wirren Gedanken auf einen Schlag zurück. Ich schluckte schwer, atmete zittrig aus.
>Bitte setzt euch, sonst werde ich noch ganz nervös.< meinte Rakurai mit einer einladenden Handbewegung. Plötzlich standen gepolsterte Stühle hinter uns. Für diese Überraschung war ich dankbar. Ich brauchte etwas mehr Halt und setzte mich sofort hin.
Haku