Ilea
Verwirrt sah ich ein paar blauleuchtende Schmetterlinge hinterher, die ich aus dem Augenwinkel bemerkt hatte, doch als die göttliche Wesen wieder meine Aufmerksamkeit bekam, vergaß ich sie. Zwischen all den Dingen schwebte eine große Kugel in der Mitte. Wolken schienen in ihr zu tanzen, das Blau wirkte wie glitzerndes Wasser und die grüne Flecken erinnerte mich an Länder vom Landkarten, auch wenn die Form hier anders aussahen. "Es war mal eins", wisperte eine Stimme der göttlichen Drei. "Eins, eins, eins", echoten die Anderen und es klang nach abertausende Stimmen. "Wir waren die vier Himmelswächter, Beschützer des Götterreichs und Weltenhüter", fuhr die Stimme fort, dessen Klang jung und alt zugleich war. "Waren! Waren!", das verzweifeltes Kreischen ließ mich erschrocken zusammenzucken. Dann sah ich viel leuchtende Säulen in der Kugel, die wie eine Verbindung zwischen Himmel und Erde wirkte. "Norden", sagte Erstere und eine Säule schimmerte in einem Kristallblau mit silberne Funken. "Westen", fuhr der Zweite fort und die nächste Säule leuchtete in einem herbstlichen Orange mit einem goldenem Schimmer. "Osten", sagte der Dritte und die Säule nahm die Farbe von Moos an, während weißes schlangenartiges Licht in ihr zuckte. Die vierte Säule selbst wurde pechschwarz wie die dunkelste Winternacht. War es der Süden? "Gierig", kreischte wieder die vielen Stimmen. "Wollten mehr", wisperte eine Andere. "Neid ist böses Gift", knurrte etwas. "Was haben wir getan?", ein zerbrochener Klang. "Folgten Südens Ruf", kam ein Flüstern.
Maïwenn
"Wir bekommen gleich Schwierigkeiten. Kannst du die Schutzbarriere verstärken, wenn möglich mit deiner Schattenmagie? Wenn sie es schaffen es durchzubrechen, wird Ilea vor der zwischenweltlichen Einflüsse ungeschützt sein. Besonders vor den Dunkelwesen", ihr Blick blieb ruhig auf Cael. Sie hatte in ihren Jahren schon viel zu viel erlebt, um jetzt unbeherrscht zu sein. Und dann war da ihre eigene Gabe, die ständige Selbstkontrolle verlangte. Jeden Tag auf Neues war es mit ihrer Gabe eine Gratwanderung. Ein Wort zu viel, ein falscher Schritt und eine ganze Zukunft könnte zerbrechen. Das Flirren vor ihre innere Augen kündigte eine nächste Vision an und heißer Schmerz schoss durch den Kopf. Ihr Verstand begann bereits zu arbeiten, wog die verschiedene Entscheidungen. Dann nickte sie leicht und wirkte ein bisschen erleichtert: "Jetzt kann ich über meinem Geistführer eine Nachricht an den Rat schicken, dass sie sich gedulden müssen und sich nicht einmischen dürfen. Aber die Schutzbarriere muss dennoch verstärkt werden. Es ist wichtig." Mehr durfte sie nicht sagen. Noch nicht. Jetzt ruhte alles auf die Schultern ihrer Tochter und ihr Blick wanderte ernst zum Spiegel. Die Götter selbst waren nicht zu erkennen, aber man sah ihre schemenhaften Auren und selbst von dort aus spürte sie ihre übermächtige Präsens. Gänsehaut überzog sich ihre Arme, als die drei göttliche Wesen zu sprechen begannen.
Ryu
Die Lage schien immer weiter ernster zu werden, ansonsten wäre das Rat selbst nicht von dieser Situation überrascht und vor allem warum sie nicht benachrichtig wurden. Doch ehe Jemand weiter sprechen konnte oder handeln konnte, erschien wie aus dem Nichts ein geisterhafte Vogel vor uns. Nein, ein Kranich mit weißblendendes Gefieder und mitternachtsschwarzen Perlenaugen. Seine Krone schimmerte in einem Sonnengold und das was an schwarze Federn an seinem Körper sein sollte, war es feuerrot. Er breitete seine Flügel aus und auf der Innenseite leuchtete die Schriftsprache dieser Welt auf und schien eine Botschaft an uns zu sein: Bitte halte euch zurück und zerstöre um keinen Preis die Schutzbarriere. Mehr darf ich jetzt nicht erklären. Wenn der Zeitpunkt naht, erhaltet ihr eure Antwort und ihr könnt euch über mich richten.