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07.11.2022, 21:34

Ryu

Heute Abend würden wir uns also wieder treffen und bis dahin hatten wir hoffentlich ein paar hilfreiche Informationen finden können, um sich gegen die geballte Macht der Feinde stellen zu können. In den jetzigen Moment sah man vor lauter Bäume den Weg nicht mehr und aus jedem Busch war eine böse Überraschung hervorgesprungen. Es wurde Zeit, dass wir die Lichtung fanden und es zu unseren Gunsten fiel. "Lass uns zuerst Egon unterwegs abholen", wandte ich mich an Imesha, als wir das Zimmer verließen. Hier würde sich mein Tiergefährten freier bewegen können ohne Furcht gefangen zu werden. Daher öffnete ich gleich unser Zimmertür und es schien, als hätte er nur auf uns gewartet. Der Feuersalamander huschte aus dem Raum, kletterte an mir flink hoch und nahm wie immer Platz auf meiner Schulter. Ein zufriedenes Geräusch war zu hören. "Vielleicht findest du draußen ein paar neue Insektensorten", lächelte ich und stupste mit dem Finger sein Kopf an.

Ilea

In meinem Hals bildete sich ein Kloß, als Imesha mich umarmte und als Erwiderung ihrer Worte drückte ich sie kurz an mich. In meine Augen brannten verdächtigt die Tränen. Die Worte bedeutete mir sehr viel und ich wusste, es war was Besonderes ihre Zuneigung zu hören zu bekommen. Als die Beiden uns verließen, erhob ich mich ebenfalls. "Dann lass uns auch aufbrechen", beinahe klang es barsch, doch ein kleines Zögern könnte mich in diesem Raum festhalten und die Furcht vor dieser Bibliothek würde größer wachsen. An der Tür verharrte ich einen Moment, nahm einen tiefen Atemzug und riss die Tür weit auf. Über mir flog Aiko und ich spürte hinter mir Roselyn.


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08.11.2022, 17:14

Cael

Der innige Moment der beiden Frauen berührte mich und ich war froh, dass sie einander hatten und sich vertrauten. So wie es bei Ryu und mir der Fall war. Ich nickte meinem besten Freund kurz zu, bevor er zusammen mit Imesha das Zimmer verließ. Offenbar wollte Ilea ebenfalls aufbrechen, obwohl ich ihr dazu raten würde eine Pause einzulegen. Den Gedanken behielt ich allerdings für mich, denn wenn ich eines gelernt hatte, dann dass sie sich verrückt machen würde, wenn sie in diesen vier Wänden blieb. Das verstand ich.
Aiko und Roselyn blieben indes an ihrer Seite, während ich die Nachhut bildete. Ivoli flog in Kreisen über meinem Kopf und schien relativ entspannt zu sein. Auch er hatte mit uns allen gelitten. Ich kraulte ihn beiläufig am Bauch, als er etwas dichter an mir vorbeiflog, dann konzentrierte ich mich wieder auf Ilea und den Weg vor uns. >Ich wollte dich das schon die ganze Zeit fragen, aber… wie geht es dir damit, dass du wieder hören kannst?< Immerhin hatte sie jahrelang ohne Gehör gelebt, da war es sicherlich eine große Umstellung für sie. Oder auch nicht. Vielleicht gewöhnte man sich schnell an solche Änderungen.

Imesha

Egon durften wir selbstverständlich nicht vergessen. Er brauchte seinen Auslauf und musste seine Neugierde stillen. Und seinen Hunger. Das warme Frühstück-Mittagessen hatte wirklich gut getan und ich war froh wieder Herrin meiner Gedanken und Gefühle zu sein. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir jeden Funken Konzentration brauchten, um das nächste große Rätsel rund um die Drachengeschichte und -magie zu lösen. Außerdem gab es da noch das wichtige Gespräch, das ich führen musste, aber so wie die Dinge liefen, würde ich es auf einen anderen Tag verschieben. Eins nach dem anderen.
Erst mussten wir den Weg zu diesem besonderen Baum finden, denn auch wenn Anesh uns das Wichtigste gezeigt hatte, kannten wir nicht alle Straßen oder Gassen. Hauptsache, die schwebende Plattform erledigte ihre Arbeit und brachte uns ins Erdgeschoss, wo sich einige Menschengruppen aufhielten. Einige von ihnen trugen ähnliche Kleidung. Womöglich die Gelehrten, um sie unterscheiden zu können. Aus Gewohnheit ließ ich meinen Blick umherschweifen und bemerkte die ein oder andere Person, die uns interessiert beobachtete. In einer Stadt wie Mahomashu machten Nachrichten sicherlich schnell die Runde. Wie im Palast hinter verschlossenen Türen.
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10.11.2022, 17:36

Ryu

Ich störte mich nicht an die neugierigen Blicke, denn an so etwas war ich aus meiner Heimat gewohnt. Wenn ich offiziell als Prinz auftrat, gab es ständige beobachtende Blicke. Nur manchmal konnte ich unerkannt durch meine Heimat gehen ohne aufgehalten zu werden. Ich blinzelte einen Moment, als wir das Gebäude verließen. Die Sonne stand tiefer und schien direkt auf meinem Gesicht. Bald würde es Abend sein. Ich griff nach Imeshas Hand: "Ich werde uns zum Baum führen." Ich mochte die Stadt und ihre verschlungene Wege nicht kennen, aber hier vibrierte die Luft vor Magie und der Wind schien bei mir Anklang zu finden. Er würde uns den Weg zu dem Baum weisen.

Ilea

Ich dachte einen Moment über die Frage nach, die mir Cael stellte: "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hatte nicht wirklich die Zeit gehabt mich an das Hören zu gewöhnen. Es fühlt sich vertraut und fremd zugleich an. Aber....es gibt es keine Stille mehr, selbst in der Stille in dieser Welt gibt es Geräusche. Sei es der eigener Atem. Und da ist auch im Hintergrund ein ständiges Wispern, jetzt ist es zum Glück sehr leise. In der Bibliothek....dort war es sehr laut gewesen. Die Bücher haben regelrecht nach mir geschrien, dort sind so viele Erinnerungen verborgen." Ich strich eine Haarsträhne hinter meinem Ohr und musste plötzlich daran denken, dass Imesha über eine veränderte Friseur gesprochen hatte. Vielleicht brauchte ich diese Art von Veränderung auch.


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11.11.2022, 14:48

Cael

Interessant. Sie hatte ein äußerst sensibles Gehör, wenn sie in der Lage war Stimmen in Büchern wahrzunehmen. Das hing wohl mit ihrer besonderen Fähigkeit zusammen. Schwer vorstellbar, wie schrecklich das sein musste inmitten all des Lärms festzustecken. Immerhin empfand sie es nicht als Bestrafung wieder hören zu können. Niemand würde hinter ihrem Rücken Dinge sagen, die sie nicht verstand. >Dann hoffe ich, dass du nicht wieder von den Büchern angeschrien wirst, sobald wir in der Bibliothek sind. Sollte dir das Ganze zu viel werden, gib mir bitte Bescheid. Du musst nicht dauernd stark sein. Meiner Meinung nach hast du heute genug getan.< Letzteres konnte ich mir doch nicht verkneifen, denn ich wollte nur das Beste für sie. So beeindruckend und willensstark sie auch war, Pausen und Ruhe waren genauso wichtig für das Seelenleben. Mir machte es nichts aus stundenlang meine Nase in Bücher zu stecken. Das hatte ich als Kind sehr oft getan.
Wir erreichten die Tür zur Bibliothek und auch hier erweckte nichts den Eindruck, als hätte vor Kurzem Chaos geherrscht. Wer all das aufgeräumt hatte, schien nicht mehr anwesend zu sein. Magie konnte einige Prozesse beschleunigen. Äußerst praktisch.

Imesha

Offenbar kannte Ryu den Weg, denn er wirkte zielsicher, als er uns durch etliche Seitenstraßen und schmale Wege führte. Es wunderte mich ein wenig, dass dieser Baum nicht über eine breite öffentliche Straße zugänglich war. Der Platz war wohl nicht für alle gedacht, sondern für diejenigen, die gezielt danach suchten. Vielleicht wie ein Zufluchtsort. Oder es hing mehr mit der dort vorherrschenden Magie zusammen, denn je mehr wir uns dem Baum näherten, desto stärker war sie zu spüren. Ich verzichtete auf meine magische Sicht, weil ich stark vermutete überreizt zu werden. Man konnte sich schnell in der farbigen Welt der Magie verlieren. Diese Erfahrung hätte ich beinahe gemacht und ich wollte sie kein weiteres Mal riskieren. Auch wenn Ryu bei mir war und mich zurückholen könnte.
Vorerst war es wichtig herauszufinden, was dieser Ort für ihn und die Drachenmagie zu bedeuten hatte.
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13.11.2022, 18:11

Ryu

Die Gebäuden wurden weniger und hielten sich in größeren Abständen, immer mehr Natur zeigte sich bis wir an einem Pfand standen, der in die grüne Landschaft führte. Wenn ganz genau hinschaute entdeckte man schemenhaft den Tempel und davor den Baum auf einer Insel, die von Brücken gehalten wurde. Darunter sah es wie nach einem Loch in die Tiefe aus. Selbst von hier konnte ich die Magie spüren. Sie hallte in mir wider, ließ meine Sinnen vibrieren und lockte mich wie eine Sirene. "Lass uns fliegen", noch im Satz hatte sich meine Gestalt verändert, als hätte ich einfach meine Kleidung von mir abgestreift. Ich merkte nicht mal ein schmerzhaftes Ziehen in meinem Rücken, als die Flügel erschienen. Es war als wäre hier diese Gestalt mein wahres Ich. "Willst du wieder alleine fliegen?", meine verschiedenfarbigen Augen funkelten Imesha an und mein Mundwinkel zuckte zu einem begeisterten Lächeln.

Ilea

"Macht dir keine Sorgen um mich, ich werde es schaffen", antwortete ich ihm und straffte die Schultern als wir die Bibliothek betraten. Mein Herz hämmerte wild gegen meinem Brustkorb und einen Moment schien ich nichts wahrzunehmen, aber dann kam überall Stimmen. Manche nur ein leises Wispern, Andere aber umso lauter. Meine Magie brauste in mir auf, wollte sich für die Erinnerungen öffnen, sie verschlingen und mir zeigen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Nein. Ich durfte die Kontrolle nicht verlieren. Es war meine Entscheidung welche Erinnerung ich sehen wollte. Aiko flog zu den Bücherregale und ein sanftes Schimmern ging von ihm aus. Plötzlich wurde das aufdringliche Wispern leiser, erträglicher. Es war als hätte das Wesen die Erinnerungen zum Schlafen gebracht. Ich atmete leise auf.


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14.11.2022, 13:10

Cael

Das war leichter gesagt als getan. Natürlich machte ich mir Sorgen um sie. Ich hätte sie heute fast verloren und dieses Gefühl wollte ich niemals wieder empfinden. Es war weitaus schlimmer als ein Spaziergang durch die Schattenwelt. Deshalb würde ich sie keinesfalls aus den Augen lassen, solange wir gemeinsam unterwegs waren. Vor allem nicht in dieser Bibliothek. So entspannend und interessant ich diese Räumlichkeiten auch fand, dieser Ort war es nicht für mich. Da müsste man schon die Erinnerungen an den heutigen Tag aus meinem Gedächtnis löschen. Ein klarer Fall für einen Amnitor. Und es war nicht das erste Mal, dass ich mich fragte, ob diese Wesen auch in dieser Welt für die Einhaltung der Gesetze zuständig waren.
>Jetzt müssen wir nur herausfinden, wo wir mit unserer Suche beginnen. Da man kaum etwas über den Namenlosen weiß, bezweifle ich, dass jemand sich die Mühe gemacht hat ein Buch über ihn zu schreiben. Wenn, dann würde nur eine Zusammenstellung aus Legenden und Sagen in Velaris infrage kommen.< überlegte ich laut, während ich die erste Regalreihe zu meiner Rechten betrachtete.

Imesha

In der Ferne entdeckte ich bereits die sonderbare Insel, auf der dieser Baum stand und hinter dem ein Tempel errichtet worden war. Noch waren wir niemandem begegnet, aber jemand musste sich um diesen Ort kümmern oder zumindest bewachen. Er erschien mir zu wichtig, um ihn völlig außer Acht zu lassen. Den Gedanken konnte ich nicht weiterführen, als Ryu sich plötzlich verwandelte und mir anbot neben ihm herzufliegen. Seine letzte Verwandlung lag nicht allzu lange zurück. Da hatten wir ganz andere Dinge im Kopf gehabt, dass mir dabei augenblicklich warm wurde. Unter anderen Umständen hätte ich ihn vor einer Verwandlung in der Öffentlichkeit gewarnt, aber hier auf Mahomashu, wo fast ausschließlich Magi lebten, konnte er sich frei ausleben und das… das freute mich. Ich schenkte ihm ein offenes Lächeln. >Ja, ich würde gerne wieder fliegen.< Ich wollte frei sein wie er mit seinen wunderschönen Flügeln.
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14.11.2022, 19:59

Ryu

In meinem Herz wurde es warm, als sich ein Lächeln auf ihre Lippen zeichnete und der Schrecken dieses Tages einen kurzen Moment ins Hintergrund rückte. Wir brauchten solche kleine Momente, die uns kurz die Sorgen vergessen und ein bisschen glücklicher fühlen ließen. Nur so schaffte man es weiterzumachen ohne dabei die Hoffnung zu verlieren. Diese Lichtblicke waren wichtig. Der Wind gehorchte auf das Wort, schmiegte sich wie ein Liebhaber eng an Imesha, sodass ich beinahe eifersüchtig auf ihn wurde. Dann webte ich in dem willigen Wind einen Zauber, damit Imesha selbstbestimmt fliegen konnte und ich spürte die Verbundenheit zu der Luftmagie, denn sie nährte sich von meiner Energie, damit der Zauber wirksam sein konnte. Aber es kostete mich nicht viel, denn hier gab es genug Luft und so wie sie sich an mir bediente, so bediente ich mich auch an ihr. "Egon, du kannst auf die Jagd machen. Wir werden dort hinten bei dem Baum sein", wandte ich mich an meinem treuen Tiergefährten. Ich wusste, dass er nach all der Zeit diese Freiheit brauchte. Er mochte zahm wirken, aber er war kein Haustier. Die Wildnis würde immer in seinem Herz schlagen und niemals würde ich es ihm nehmen. Sofort sprang der Feuersalamander von mir hinunter und verschwand zwischen den Büschen. Hier war er sicher genug und hier gab es keinen kalten, verschneiten Ort. "Dann lass uns fliegen", lächelte ich Imesha an und stieß mich in die Luft.

Ilea

Früher hatte ich Bücher und Pergamentrollen bewundert, sie waren ein teures Gut und manche Werke gar selten. Besonders die Bücher galten als Kostbarkeiten. Ich hatte stets Ehrfurcht vor den Buchstaben empfunden, war fasziniert von dem all den Wissen, die uns manchmal fehlte. Besonders die Bücher über heilende Pflanzen hatten mich inspiriert, mich zu einer Heilerin ausgebildet. Aber jetzt machte mir die Bücher in dieser Bibliothek Furcht, denn an ihnen klebten Jahrhunderte alten Erinnerungen. Ohne Aiko wusste ich nicht, ob ich noch die Kontrolle beibehalten hätte. Außerdem war hier der Ort gewesen, an dem ich mich beinahe endgültig verloren hätte. Mein Blick glitt über die Regale: "Mir kommt der Name vertraut vor. Also nicht mir, sondern diese Vertrautheit gehört einer der Götter. Es ist einer ihrer Erinnerungen, glaube ich." Ich ging zu einem Regal und berührte es, dann formte ich den Namen: "Nanashi." Da war wieder dieses verschwommenes Flackern vor meine innere Augen. Und ich hörte ein schläfriges Flüstern, das aufzuwachen schien. Ich schloss meine Augen und sah ein Gesicht.


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15.11.2022, 12:30

Cael

Die Götter hatten ihr eine immens große Bürde auferlegt. Dass sie nur einen Hauch von ihren Erinnerungen besaß, war schon zu viel des Guten. Ein menschlicher Geist war mit dem eines Gottes einfach nicht kompatibel. Mir gefiel das alles nicht. Ich sah, wie sie konzentriert die Augen schloss und auf etwas in sich hineinhorchte. Aiko blieb derweil in ihrer Nähe. Die Präsenz des Geisterführers schien Ilea gut zu tun, deshalb blieb ich an Ort und Stelle, bis mir plötzlich bewusst wurde, dass mein eigener Geisterführer fehlte. Ivoli konnte nach wie vor nicht in die Bibliothek gelangen. Das irritierte mich. Warum Aiko? Ihre Energien waren dieselben. Oder hatte ich mich geirrt und Aiko war etwas völlig anderes? Zumindest teilweise…
Ich näherte mich der Tür, spähte hinaus in den Flur und entdeckte meinen treuen Begleiter, der brav auf uns wartete. >Äußerst seltsam.< murmelte ich zu mir selbst. Ich würde nachher irgendjemanden nach diesem magischen Schutz befragen müssen. Genau wie nach dem Mal an meiner Hand. Diese Merkwürdigkeit hatte ich natürlich nicht vergessen. Drasil hatte mir zwar mögliche Antworten aufgezeigt, aber des Rätsels Lösung war blieb weiterhin ungeklärt.

Imesha

Das Gefühl von Luft umhüllt zu werden, war unbeschreiblich. Weder waren es lauter kleine Hände, die mich trugen, noch eine dünne Decke, die mich in die Höhe zog. Die Luft war einfach da. Genau wie die Schwerelosigkeit. Ich glaubte, das Gleichgewicht zu verlieren und nach vorne zu taumeln, doch irgendwie blieb ich aufrecht. Zu fliegen war bestimmt eine Gewohnheitssache. So wie das Schlittschuhlaufen. Man brauchte Übung. Bei dem Gedanken an glattes Eis kam mir eine Idee und ich begradigte sofort meine Haltung. >Bin gleich bei dir.< sagte ich mehr zu mir selbst als zu Ryu, der problemlos weiter abhob und kleine Luftwirbel hinterließ.
Ich nahm etwas Schwung, setzte einen Fuß vor den anderen und imitierte die Bewegungen vom Schlittschuhlaufen in der Luft. Zu Beginn schwankte ich mehr, als dass es auf Anhieb klappte, doch ich bekam ein besseres Gespür dafür, je öfter ich die Bewegungen ausführte. Niemals im Leben hätte ich mir das hier erträumt. Meine Augen funkelten begeistert. >Ha! Es klappt!<
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17.11.2022, 19:55

Ryu

Neugierig schaute ich hinunter zu Imesha und wartete geduldig in der Luft auf sie, während meine Flügel gleichmäßig schlugen. Dann begann Imesha sich zu bewegen und mir kamen diese tänzerische Bewegungen so vertraut vor bis es mir einfiel, dass ich sie in diese Bewegungen zuletzt in Schlittschuhen gesehen hatte. Am Anfang wirkte sie noch etwas unsicher, doch je höher sie stieg, desto sicherer schien sie sich zu fühlen und ihr Körper erinnerte sich an diesem Rhythmus. Eine elegante Tänzerin in der Luft. "Da werden die Feen aus meiner Welt neidisch auf dich sein", umspielte ein Lächeln meine Lippen und freute mich über ihre Begeisterung.

Ilea

Wie in einem Trance lief ich die Regale ab, kehrte ein paar Mal zurück und drehte mich in einem Art Kreis. Mein Finger glitten über die Buchrücken und die Pergamentrollen. Ich folgte diesem undeutlichen Wispern und war gleichzeitig in die flackernde Erinnerungen der Götter gefangen, wo mich das Gesicht des dunklen Miko verfolgte. Mein Kopf begann zu schmerzen und ich spürte diesen schweren Sog, der die Erinnerungen und Wirklichkeit miteinander vermischte. Mein Kiefer spannte sich an, als ich die Zähne aufeinander presste und mit der freie Hand ballte ich eine Faust. Die Nägel gruben sich tief in meine Handfläche und der kleine Schmerz erinnerte mich daran, dass mein Körper sich in der wirkliche Gegenwart befand. Dann hielt ich abrupt inne, riss keuchend meine Augen auf und griff reflexartig nach einem dünnen, namenlosen und unscheinbaren Buch, das unter all den anderen Bücher unterging.


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18.11.2022, 14:07

Cael

Ich schob diese Gedanken auf ein Später und widmete mich wieder Ilea, die wie in Trance nach etwas zu suchen schien. Dass sie trotz der schlimmen Ereignisse vor einigen Stunden hier stand und ihre Magie wirkte, war beeindruckend und besorgniserregend zugleich. Das Bild, wie sie am Fenster stand, kurz vorm Springen, wollte sich mir aufdrängen, aber ich hielt es zurück, weil ich sie sonst packen und zurück ins Zimmer schleppen würde. Manchmal war es schwer verständnisvoll zu sein.
Als Ilea plötzlich nach einem Buch griff, das ziemlich unscheinbar wirkte, trat ich näher und warf einen Blick darauf. Sie hatte es nicht durch Zufall gefunden. Sie war einem Ruf gefolgt, so viel stand fest.

Imesha

Feen. Ich erinnerte mich an die Bilder aus seinem Märchenbuch. Kleine menschenähnliche Wesen mit glitzernden Flügeln. In den verschiedensten Farben und Formen. Ich würde sie gerne mal treffen und näher kennenlernen. Zwar bezweifelte ich, dass ich eleganter unterwegs war als Feen, aber ich nahm das Kompliment trotzdem lächelnd an. >Flügel wären geschickter.< erwiderte ich mit einem kleinen Schmunzeln, während wir unseren Luftweg fortsetzten, bis wir die schwebende Insel, auf der der magische Baum thronte, erreichten. Auch ohne magische Sicht konnte ich die vibrierende Magie beinahe sehen. Sie lebte wie ein schlagendes Herz an diesem Ort. Ehrfurcht stieg in mir hoch.
>Das ist also der Baum, der dich höchstwahrscheinlich zu sich gerufen hat.< Ich ließ meinen Blick staunend über die wunderschönen Farben der Blätter und Blüten schweifen. >Spürst du schon etwas?<
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19.11.2022, 13:39

Ryu

Einen Moment stellte ich mir Imesha mit Flügel vor, so ähnlich wie Meinen und mein Lächeln wurde bei der Vorstellung noch breiter. In meinem Kopf sah es zauberhaft und wild zugleich aus. Über dem Luftweg erreichten wir schnell die schwebende Insel und somit auch den magischen Baum, der dort thronte. Mein Nacken prickelte und mein ganzer Körper spannte sich an, als die Magie an mir zupfte. Mich lockte. "Sehr deutlich", antwortete ich ihr beinahe abwesend, während meine Augen auf dem Baum gerichtet blieb. Ich konnte dem Ruf nicht mehr widerstehen und landete geschickt auf dem Boden direkt vor dem Baum. Von hier unten aus wirkte er noch majestätischer und erinnerte mich so sehr an den Baum aus meiner Heimat. In der Luft nahm ich viele Schwingungen wahr, die Magie schien in der Umgebung zu flirren und war gleichzeitig tief in dem Baum verankert. Ich trat dem Baum noch näher, zögerte einen Moment und fuhr mit der Zunge über die trockene Lippen. Dann legte ich die Hand auf dem Stamm, der vor Leben vibrierte.

Ilea

Ich sah noch Cael auf mich zukommen und dann schoben sich andere Bilder vor meine Augen. Ich schaffte nicht mehr dem Sog zu entkommen, er war zu stark und riss mein Geist in seine Tiefe. Ich merkte nicht, wie meine Hand sich um das Buch lockerte. Schmerz explodierte in meinem Kopf und mein Körper wankte. So viele Erinnerungen. Eine längst vergangene Zeit. Schicksalsfäden. Sein Gesicht. Überall. Und dann kam das Entsetzen. Ich fühlte mich, als würde ich in diese Erinnerungen ertrinken. Ich wollte vor ihnen fliehen, fand aber nicht den Weg hinaus.


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19.11.2022, 14:04

Cael

In wenigen Schritten war ich bei ihr. Die Veränderung in ihrem Gesicht war mir nicht entgangen. Sorge tränkte meine Stimme, als ich meine Hände auf ihre Wangen legte und ihren Namen sagte. In ihren Augen sah ich das Chaos, das in ihr herrschen musste. Erinnerungen. Bilder, die nicht in ihren Kopf gehörten. >Konzentrier dich auf das Hier und Jetzt. Auf meine Stimme. Du bist in der Bibliothek. Aiko ist hier. Ivoli ganz in der Nähe. Du bist Ilea. Du bist am Leben. Es ist dein Herz, das in der Brust schlägt.< Wenn ich könnte, würde ich in ihren Geist springen und nach ihr greifen. Wie in unserer gemeinsamen Traumwelt. Nur war das kein Traum. Kein Ort zum Entspannen. Es war die harte Realität mit all ihren Hürden.

Imesha

Ich beobachtete Ryu, wie er sich dem Baum näherte und kurz vor einer Trance stand. Das war der Beweis, dass wir sein Ziel erreicht hatten. Als er seine Hand auf den Stamm legte, hielt ich unwillkürlich die Luft an. Ich erwartete ein großes Geheimnis, das plötzlich gelüftet wurde. Irgendeinen besonderen magischen Akt. Trotzdem blieb ein Teil von mir wachsam. Momentan waren wir allein, aber ich bezweifelte, dass wir das tatsächlich waren. Nicht, wenn ein Tempel sich in unmittelbarer Nähe befand. Noch verspürte ich nicht das bekannte Kribbeln im Nacken, wenn man beobachtet wurde, doch das konnte sich schnell ändern.
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19.11.2022, 14:21

Ryu

Das Mal des Drachen auf meinem Unterarm, die von den Drachengeister erhalten habe, begann aufzuleuchten und ich spürte wie etwas sich auf meinem Rücken wand. Es war als wäre das Tattoo auf meinem Rücken zum Leben erwacht. Flüssige Hitze durchströmte meinem Körper, selbst mein Atem fühlte sich heiß an. Die Außenbereiche meiner Flügel verwandelten sich in einem glutroten Ton, das sich mit der Farbe geschmolzenes Gold vermischte. Nur in der Mitte blieb das Überbleibsel meiner erdbraun gefiederten Flügel. Die Luft in meiner Umgebung zischte wie die Wassertropfen auf heißem Stein. Es war als wäre ich eine lebendig gewordener Vulkan. Ich schloss die glühende Augen und öffnete der uralte Macht meinem Geist, als sie erneuert an mir zog.

Ilea

Eine Stimme. Eine Stimme, die nicht hierher gehörte. Der Klang war vertraut. Verzweifelt griff ich danach, folgte diesem Ruf. Ich schwamm immer mehr zur Oberfläche, befreite mich von den uralten Erinnerungen und mein Blick klärte sich ein wenig. Doch ich war noch zu benommen, klammerte mich an Arme und murmelte beunruhigt: "Er darf sie nicht bekommen. Die Macht der Drei. Er muss namenlos bleiben. Er darf sie nicht bekommen. Die Zwischenwelt! Er muss namenlos bleiben."


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19.11.2022, 14:34

Cael

Ich musste mich in Geduld üben, während Ilea um Kontrolle rang. Was auch immer sie gerade sah oder fühlte, es strengte sie immens an und ich wünschte, ich hätte sie überredet im Zimmer zu bleiben. Das alles war zu viel. Zu viel für einen Tag. Zu viel für einen sterblichen Menschen. Sie gab beunruhigende Worte von sich. Worte, die den Namenlosen betrafen. Mir war klar, dass jemand wie er besser in Ketten blieb, als noch mehr Macht an sich zu reißen. So war es immer in den Geschichten zwischen Gut und Böse. Deshalb wollten wir auch gegen den Kaiser kämpfen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Dass es inzwischen einen weiteren starken Gegner gab... Darüber freute sich niemand von uns.
>Ich verstehe deine Sorge.< murmelte ich in Ileas Haar und drückte einen Kuss auf ihren Kopf. Währenddessen ließ ich meine Hände beruhigend über ihren Rücken auf- und abwandern. >Möchtest du etwas trinken? Irgendetwas zur Ablenkung?<

Imesha

Wieder fiel mein Blick auf Ryu, denn seine Magie machte sich bemerkbarer. Wärme schlug mir in sanften Wellen entgegen. Seine Wärme. Sein inneres Feuer. Neu war die Veränderung an seinen Flügeln. Das Verschmelzen von Farben. Fasziniert musterte ich seine imposante Gestalt und widerstand dem Drang meine magische Sicht zu öffnen. Ich wollte mit eigenen Augen sehen, was in ihm vorging und wie der Baum ihn beeinflusste. Veränderte sich auch die Farbe seiner Fäden? Veränderte sich ihre Struktur? Nur aus einem Bauchgefühl heraus blieb ich bei klarem Verstand und wartete gespannt ab, was folgen würde. Um ihn nicht aus der Konzentration zu reißen, machte ich sogar ein paar Schritte rückwärts, damit er sich der Magie vollkommen hingeben konnte. Nicht nur er, sondern auch der Baum erwachte mehr zum Leben, denn in den Blättern und Blüten machte sich ein sanftes Schimmern bemerkbar. Ein wunderschöner Anblick.
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19.11.2022, 14:56

Ryu

Mein Körper krümmte sich vor innerlichen Schmerz, als der Baum mir die Geschichte der Drachen und ihr Untergang in Bilder erzählte. Ihre Flucht in das Nebelreich. Und die Geschichte von Ahi. Dann die ungewollte Trennung von seinem Zwilling, der in meine Welt lebte. Mein Gesicht war feucht von salzigen Tränen, die gleich von der Hitze verdampften. Diese Magie. Es war all die Magie der verstorbene Drachen, die auf grausame Art in den Tod gerissen wurden und der Baum hatte sie zum Schutz in sich aufgenommen, damit Niemand sich daran vergriff. Er war der Hüter der Drachengeister. Die Stimme. Und das Herz. Zum Leben erwacht aus der erste Drachenträne, während sein Zwilling aus dem ersten verflossenes Drachenblut geboren wurde.

Ilea

"Nein", schüttelte ich den Kopf und hielt inne: "Wo ist das Buch?" Dann sah ich es auf dem Boden und bückte mich, um es aufzuheben. Obwohl es ein dünnes Buch war, fühlte es sich plötzlich schwer an. "Dadrinnen können Informationen sein, die besser vor falschen Händen beschützt werden müssen", meine Augen waren dunkel vor Unruhe. Aiko flog über uns herum und versuchte mit seinem Gurren mich zu beruhigen. Auch Roselyn kam zu uns: "Wir werden ihn aufhalten, wie wir den Kaiser aufhalten werden."


2 336

19.11.2022, 15:10

Cael

Ich betrachtete das Buch, nach dem sie sich bückte und runzelte die Stirn. Wenn es wirklich sensible Informationen beinhaltete, fragte ich mich, was es hier zu suchen hatte. Offen und ungeschützt. Ein Buch wie dieses hätte an einem sicheren Versteck sein müssen, wie es in Drasils Bibliothek der Fall war. Gut für uns, da wir uns damit eine lange Suche erspart hatten. Auf Kosten von Ileas geistiger Gesundheit. Ich verkniff mir einen Kommentar und nickte langsam. >Bislang haben wir jede Hürde mehr oder weniger überwunden. Das schaffen wir auch noch. Wir sind nicht allein damit.< fügte ich hinzu. >Sollen wir uns gleich setzen und reinlesen? Dann können wir später unser Wissen mit den anderen teilen.<

Imesha

Da Ryu mit dem Rücken zu mir stand, konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber dafür die Spannung in seiner Haltung. Sogar seine Flügel waren bis in die Spitzen gestreckt. Was fühlte er gerade? Oder sah er mehr, als dass er fühlte? Die Antworten darauf besaß allein er, darum übte ich mich weiter in Geduld und ließ erneut meinen Blick umherschweifen, bis er am Tempel hängenblieb. Schlicht gebaut und doch sehr ansehnlich. Ein idealer Ort zum Entspannen oder zum Meditieren. Ich hatte schon lange nicht mehr meditiert und nahm mir vor das sehr bald wieder zu tun. Ruko hätte mich mehrmals daran erinnert. Er sah großes Potenzial in der Erkundung des Selbst. Im inneren Frieden. Ein Mann wie er war fehl am Platz an der Seite eines skrupellosen Tyrannen wie Oda, aber besser er als ein weiteres Monster, das Angst und Schrecken verbreitete. In Gedanken hoffte ich für seine Gesundheit. Und Sicherheit.
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2 337

19.11.2022, 15:31

Ryu


Eine Kugel aus leuchtendem Licht und einem goldflüssigen Kern löste sich vom Baum. Wie in einem Trance hielt ich meine Hände entgegen und es zerplatzte auf meine Hände. Heiß floss das Gold meine Arme hinab, dabei löste sich mein Oberteil in Rauchschwaden auf und das brennendes Gold sammelte sich auf meinem Brustkorb. Wieder bewegte sich etwas auf meinem Rücken und es war mir als würde tintenschwarzen Krallen nach dem Gold greifen. Dann schien es nach hinten zu reißen und mein Rücken fühlte sich an als würde er in Flammen stehen. Als würde es sich dort etwas brandmarkten und erinnerte mich zu sehr an die "Taufe" von damals, als ich das Tattoo erhielt. Vor Schmerz schreiend fiel ich auf die Knien und mein Rücken formte sich zu einem Buckel, um irgendwie dem Schmerz zu entgangen. Es war eine gefühlte Ewigkeit, obwohl nur Sekunden vergingen. Ein inneres Bild flackerte auf, mein Drachentattoo und wie er beschützend ein Drachenei hielt. Hüte es gut, Drachenprinz, raschelte es in den Blätter und das erste Blütenblatt fiel auf meinem Haar. Dann immer mehr. Der Baum lag in Sterben.

Ilea


"Ja", flüsterte ich, obwohl alles in mir sich widerstrebte. Mein Geist fühlte sich unendlich müde an und ich wollte nur noch schlafen. Doch dort wartete diese Dunkelheit auf mich, in der ich mich geirrt hatte. Ich kniff meine Nase, rieb dann über die Stirn und straffte die Schultern. Ich schaffte es. Man brauchte unsere Hilfe. So viele Leben waren in großer Gefahr. "Lass uns bitte nicht hier sitzen", war meine einzige Bitte. Ich ertrug diesen Ort hier nicht mehr. Die flüsternde Stimmen zerrten an meine Nerven und ich glaubte die göttliche Präsenz deutlich spüren zu können. Fahrig fuhr ich mit der Hand durch das Haar.


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19.11.2022, 15:48

Cael

Diesem Wunsch kam ich nur zu gerne nach. Mir war auch nicht wohl dabei zu lange in dieser Räumlichkeit zu bleiben. Zu frisch waren die Erinnerungen an das, was passiert war. Und vielleicht ließ sich Ilea eher darauf ein, eine Pause einzulegen, sobald wir zurück im Zimmer waren. Betten konnten einladend sein, wenn man erschöpft war. Das war sie. Sie konnte nicht darüber hinwegtäuschen. Oder sich dazu zwingen weiterzumachen, wenn ihr Körper ganz andere Pläne hatte. So oder so würde ich für sie da sein und über sie wachen.
Die Tür fiel hinter uns ins Schloss, als wir uns sogleich auf den Weg machten und Ivoli zwitschernd zu uns stieß. Er machte es sich auf meinem Kopf gemütlich, gurrend, um meine angespannten Nerven zu beruhigen. Mir war meine eigene Anspannung kaum aufgefallen. Auch ich brauchte Ruhe, aber ich machte für Ilea weiter.

Imesha

Meine wehmütigen Gedanken wurden jäh unterbrochen, als strahlend goldenes Licht in Form einer Kugel aus dem Baum schwebte. Es fand seinen Weg in Ryus Hände. Meine Augen weiteten sich. Erst vor Erstaunen, dann aus Schock. Von einem Moment auf den anderen war Ryu auf Knien und krümmte sich vor Schmerz. Die flüssig goldene Magie brannte sich durch seine Haut und sammelte sich auf seinem Rücken. Ich schloss hastig die Distanz zu ihm auf, unsicher, was ich tun sollte, um ihm zu helfen, während seine Tätowierung zum Leben erwachte und neue Gestalt annahm. Da war plötzlich dieses... Ei. In Drachenhänden. Was, was hatte das zu bedeuten? Und warum lösten sich auf einmal so viele Blüten vom Baum? Wie rosiger, trauriger Regen. Etwas überfordert von der Situation beugte ich mich zu Ryu vor, meine Hand nur einen Hauch von seiner Haut am Rücken entfernt. Keine Ahnung, ob ich ihn berühren sollte, wenn er solch großen Schmerz erfahren hatte. Das war das erste Mal, dass er diese Laute von sich gegeben hatte. Und hoffentlich das letzte Mal. Ich wollte nicht, dass er litt. Das... das passte nicht zu ihm. >Hast du noch Schmerzen?< fragte ich vorsichtig.
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19.11.2022, 16:02

Ryu


Die Schmerzwelle verebbte langsam, dennoch pulsierte mein Rücken immer noch wund und wenn es wie damals war, würde es Tage dauern bis es sich nicht mehr empfindlich fühlte. Bis es sich zu einem Teil von mir anfühlte. Denn jetzt fühlte diese neue Gabe fremd an und nach eine verdammt große Verantwortung. Einen Moment blieb mir die Luft weg, als ich an diese neue Last dachte und all die weiteren Problemen, die wir bereits schon hatten. Aber dann spürte ich eine tiefe Trauer, als ich den Kopf hob und den sterbende Baum sah. Mit diesem Geschenk hatte er mir auch sein Leben gegeben. Und all die Hoffnung der verstorbene Drachengeister, dass sie eines Tages nach Hause zurückkehren konnten. Ich schluckte einen dicken Kloß hinunter und meine Augen wanderten zu Imesha hinüber. Sie machte sich Sorgen um mich. "Ich werde es überleben", antwortete ich mit einem schwachen Lächeln und atmete tief durch: "Wenn du möchtest, kannst du auch mit dem heiligen Baum reden, bevor er sein letztes Blatt verloren hat. Er scheint über Einiges zu wissen."

Ilea


Wir verließen den Raum und ich atmete leise erleichtert auf. Ich wusste nicht wann ich wieder unbeschwert eine Bibliothek betreten konnte ohne mich gleich an diesem unbeliebten Ort, der auch Bücher beherbergte, zu erinnern.
Obwohl wir uns nicht abgesprochen haben, wo wir uns mit dem Buch niederlassen wollten, schienen unsere Füße den gleichen Weg zu unser Zimmer zu gehen. Vielleicht weil das der einzig vertrauten Raum war, den wir kannten. Außerdem war es mir wohler dabei keine andere Menschen zu begegnen.


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19.11.2022, 16:21

Cael

Ich ließ Ilea den Vortritt, als wir unser Zimmer erreichten und warf einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass uns niemand stören würde. Heute brauchten wir nur uns. Keine weitere Ablenkungen. Keine weiteren schlechten Nachrichten. Wir hatten genug zu verarbeiten und mussten trotzdem weitere Geheimnisse aufdecken. Hoffentlich beinhaltete das Buch genau die Informationen, die wir benötigten, um zumindest ein Stück weit voranzukommen. Meine Geduld war nicht endlos. So wie die Kontrolle über die pulsierende Schattenmagie in mir, die beinahe in all ihrer Kraft ausgebrochen wäre.
Bevor ich mich zu Ilea setzte, goss ich mir etwas Wasser in ein Glas und trank es in wenigen großen Schlucken leer. Mir wäre etwas Stärkeres lieber gewesen, aber ich verzichtete vorerst darauf. >Wenn du möchtest, kann ich das Buch halten. Nicht, dass es deine Magie anregt und deinen Geist verwirrt.< schlug ich nachdenklich vor und stellte das leere Glas ab.

Imesha

Der traurige Glanz in seinen Augen brach mir das Herz. Was auch immer er gesehen oder vom Baum erhalten hatte, es schien ihn tief zu treffen. Ich wollte sein Leid teilen, ihm irgendwie Erleichterung verschaffen, doch wusste nicht wie. Seine Worte stimmten mich nicht weniger sorgenvoll. Nachdem er fürchterliche Schmerzen erlitten hatte, bezweifelte ich, ob ich ebenfalls die Weisheit des Baumes zu Rate ziehen sollte. Unsicherheit flatterte in meiner Brust. Da war aber auch die Neugier, die mich meistens besseren Wissens vorantrieb. Ich atmete geräuschvoll aus, schloss für einen kurzen Moment die Augen und horchte in mich hinein. Schüttelte den Kopf. Aus Angst etwas zu sehen oder zu erfahren, wozu ich nicht bereit war, hielt mich davon ab die Hand zu heben und sie auf den Stamm zu legen. >Das, was ich wissen muss, wird früher oder später zu mir kommen. Der Baum hat nach dir gerufen, nicht nach mir.< sagte ich leise. Dann sah ich mit gemischten Gefühlen Ryu an. >Willst du darüber sprechen, was passiert ist?<
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