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2 401

29.12.2022, 20:26

Ryu


Wir mussten nicht lange warten, durch eine Seitentür kamen sie in dem Raum hinein und begrüßte sie höflich. Dann hob ich leicht eine Augenbraue hoch, als es angedeutet wurde, ich könnte auch etwas aus den Gespräche lernen. Wir nahmen Platz und ich spürte die Nervosität von Imesha, es war als würde sie auf meiner Haut vibrieren. Unter dem Tisch legte ich sanft meine Hand auf ihrem Bein, damit sie meine Nähe spüren konnte. Ich hoffte das würde ihr ein wenig helfen können. Ihr Nicken wirkte eher mechanisch, als man sie nach dem Tee fragte. Ich unterdrückte meine Sorgen, das hier war wichtig. Und ich würde ihr den Halt geben.


Ilea


Als ich zu Cael blickte, wurden meine Wangen warm und die Wärme erreichte mein Herz. Ein leises Kichern verließ meine Lippen, denn er sah mit diesem Grinsen so entzückend aus. Ich wandte mich wieder zu der ältere Frau und errötete mich noch mehr bei ihre schöne Worte. Dann wurden meine Augen ganz groß: "Erdbeeren?" Dort draußen galten sie als seltene Kostbarkeiten, die nur die Adelige speisen konnten, weil sie unfassbar teuer waren. Deswegen hatte ich noch nie im Leben eine solche Frucht probiert. Und jetzt bot diese freundliche Frau uns einfach an eine Frucht zu probieren. Die Verlockung war zu groß, um es höflich abzulehnen, wie es sonst meine Art war. Ich nahm die kleinste Frucht und sah sie beinahe ehrfürchtig an. Ein zarter Duft stieg in meine Nase und nahm einen Bissen. Sie war süß und saftig, auch fruchtig zugleich. Es war Genuss pur und schmeckte einfach nach einem Sommertraum. Ich gab von mir einen entzückten Laut.


2 402

29.12.2022, 21:42

Cael

Da ich Erdbeeren aus meiner Heimat kannte, war das kein besonderes Erlebnis für mich. Ilea hingegen hielt die Frucht wie ein heiliges Objekt zwischen ihren Fingern. Als sie dann hineinbiss und diese süße Reaktion von sich gab, schob ich mir ebenfalls eine Erdbeere in den Mund, um mich davon abzuhalten, sie hier und jetzt um den Verstand zu küssen. >Tja, sieht so aus, als müsste ich dir doch mehrere Dutzend Erdbeeren abkaufen. So entzückt seufzt sie nicht mal, wenn ich sie küsse.< sagte ich in gespielt beleidigtem Tonfall. Misaki schüttelte lachend den Kopf. >Erstens akzeptiere ich dein Gold nicht, zweitens dürft ihr euch gerne ein Dutzend nehmen. Geht aufs Haus. Immerhin ist das dein erster Besuch bei mir, Liebes. Das soll dir in positiver Erinnerung bleiben. Wie der süße Geschmack dieser Frucht.< setzte sie mit einem Zwinkern hinterher.
Ich hatte es vor einiger Zeit aufgegeben ihr Geld aufzuzwingen, da in Mahomashu tatsächlich anders gehandelt wurde, als irgendwo anders in der Welt. Selbst in meiner wurde mit Geld Handel betrieben. Und in Hana'yei lebte man sowieso ganz anders. Das zählte nicht.
>Hier, nimm das kleine Körbchen und leg die Erdbeeren hinein.< sagte ich an Ilea gewandt, nachdem ich mir eines von einem Stapel neben der Eingangstür genommen hatte. >Ein Nein akzeptiert sie nicht, das habe ich schon versucht.<

Imesha

>Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, dass in diesem Saal wichtige Persönlichkeiten und Geschehnisse in Mahomashu festgehalten werden.< übernahm Amara sogleich das Sprechen und legte dabei den Kopf in den Nacken. >Von den Anfängen der Stadt bis zum Abschied von Kajizhue…< Sie hob die Hand und bewegte die Finger, als würde sie an ihrer Harfe zupfen. >… diese Bilder sind für die Ewigkeit.<
Irgendwie erwartete ich den Baum in seinen besten Jahren zu sehen, doch stattdessen schob sich ein anderes Bild vor die anderen. Es war, als würden sich die Gemälde entlang der Wand verschieben und Platz für andere schaffen. Meine Augen weiteten sich. Auch ohne Erklärung wusste ich, wen ich sah. Ihre Gesichter waren mir aus meinen Träumen bekannt. Vage Erinnerungen. Besondere Momente. Warme Blicke, viel Lächeln und Liebe.
Meine Eltern.
>Der Name deiner Mutter ist Nia (Bestimmung). Der deines Vaters ist Chimalli (Schild, Schutz).< fuhr Rakurai fort, während ich weiter das Bild anstarrte. Gedanklich zeichnete ich jede Kontur ihres Gesichts nach, aus Angst ich könnte sie wieder vergessen. Das breite Lächeln meiner Mutter war wunderschön. Sie sah glücklich aus neben meinem Vater. Beide groß gewachsen, bloß einen halben Kopf Unterschied. Meine Haut- sowie Haarfarbe hatte ich eindeutig von ihr. Die Augen und Form meiner Lippen von ihm. Ich schluckte schwer. Ich wünschte, sie wären echt. Ich wünschte, ich könnte sie aus diesem Bild holen, welches ihr Lächeln zeigte und wie meine Mutter ihren Ellbogen in Vaters Seite stieß. Spielerisch, liebevoll. >Wenn man die beiden so sieht, glaubt man kaum, dass sie sich am Anfang gar nicht ausstehen konnten. Nia hielt Chima für zu gedankenlos, wild und freimütig. Chima hingegen hatte ein Problem mit ihrer strengen, humorlosen Art. Gegensätze in vielerlei Hinsicht. Das hat die Verhandlungen damals ziemlich erschwert, als man nach einer Lösung für die verfolgten Magi suchte. Sie hatten verschiedene Vorstellungen davon, wie man Geflüchtete in Sicherheit brachte und wo die beste Lage war. Zum Glück waren sie nicht die Einzigen, die ein Stimmrecht besaßen, sonst würden wir immer noch darüber diskutieren.< Letzteres entlockte Rakurai ein wehmütiges Schmunzeln. Auch Amara musste leicht lächeln. Es klang, als hätten meine Eltern mit ihrer Eigenart für viel Unterhaltung gesorgt. Mein Blick kehrte zurück zum Bild und ich stellte die erste Frage, die mir spontan in den Sinn kam. >Wie lange kannten sie sich schon, als ich zur Welt kam?<
>Wenn du wissen willst, ob du geplant warst, dann nein. Sie waren lange Zeit sehr stur, haben sich gegenseitig Ärger und Kopfzerbrechen bereitet, aber waren immerzu ehrlich zueinander. Keine Spielchen. Keine falsche Bescheidenheit. Nia wurde von vielen bewundert und geliebt. Bei den Männern kam sie dementsprechend sehr gut an und konnte sich kaum vor Verehrern retten. Sie war keine Frau, die sich binden wollte. Sie wollte unabhängig leben und die Magieweber vor dem Untergang retten. Mehr war für sie nicht drin. Deinem Vater ging es ähnlich. In dieser Hinsicht waren sie sich einig. Ihre Familie, ihr Volk kam zuerst.< erzählte Amara. >Als feststand, dass die fliegende Insel der ideale Rückzugsort ist und die ersten Gruppen sich dort einfanden, Häuser bauten, Landwirtschaft betrieben und eng zusammenarbeiteten, veränderte sich die Stimmung. Wir alle verspürten endlich wieder Hoffnung. Uns allen stand eine bessere Zukunft bevor, daran glaubten wir und das tun wir heute noch.<
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2 403

30.12.2022, 20:07

Ryu

Ich folge den Blick von Amara und als sie eine Bewegung machte, erschienen die Bilder. Es dauerte nicht mal eine Sekunde, dass ich diese zwei Personen als die Eltern von Imesha erkannte. Auf den ersten Blick entdeckte ich bereits die Ähnlichkeiten zwischen den Drei, besonders zwischen der Mutter und der Tochter. Meine Hand blieb auf dem Bein von Imesha, es war für sie bestimmt ein überwältigender Moment. Aufmerksam hörte ich weiter zu und konnte kaum glauben, dass die Zwei sich so gegensätzlich waren und am Anfang sich nicht mal gemocht hatten. Denn dieses Bild zeigte von eine tiefe Verbundenheit. Sanft drückte ich das Bein, als Amara antwortete, dass Imesha nicht geplant war. Ich war mir sicher, dass sie dennoch von ihren Eltern geliebt wurde. Nicht jedes Kind wurde geplant, sondern war oft die schönste Überraschung, was man erleben durfte. Cael war ein Beispiel, mitten in einem furchtbaren Krieg erfuhr seine Mutter, dass sie schwanger war und zu dieser Zeit war die Beziehung zu Kenai pausiert gewesen. Doch am Ende fanden sie sich wieder zueinander, weil sie einfach füreinander bestimmt waren und sie liebten ihre Kinder über alles.

Ilea

"C-cael!", meine Ohren glühten und selbst meine Nase prickelte von der Wärme. Das konnte er doch nicht einfach vor ihr sagen. Vor lauter Verlegenheit wusste ich nicht wohin ich schauen sollte und hätte am Liebsten mein Gesicht mit meinen Händen verborgen. Doch das wäre unhöflich. Misaki hingegen wirkte nicht verlegen, stattdessen bot sie mir ihre Erdbeeren an. Einen Moment starrte ich sie überrascht an und dann den Korb, den Cael mir entgegenhielt. "A-Aber", flüsterte hilflos. Das konnte sie doch nicht ernst meinen? Ein solcher Korb glich einem Festmahl. Ich nahm zaghaft den Korb entgegen und verneigte ich mich tief vor Misaki, um ihr mein absoluten Respekt zu zollen: "Haben Sie vielen Dank, Ihre Großzügigkeit und Freundlichkeit ist ein großes Geschenk. Scheuen Sie sich nicht, wenn Sie von mir mal einen Heilmittel, Körperpflegemittel oder Tee wünschen." Als ich mich wieder erhob, schenkte ich ihr ein strahlendes Lächeln und dann unter größter Behutsam begann ich den Korb mit den Erdbeeren zu füllen. Danach sah ich zu Cael mit leuchtende Augen hoch. Cael hätte mir diese Kostbarkeiten gekauft, weil es mir gemundet hat. So wie er mir immer wieder Orangen gebracht hatte, weil er wusste, dass sie für mich was Besonderes waren.


2 404

31.12.2022, 15:13

Cael

Ileas Verlegenheit war zu süß. Sie machte es mir schwer sie nicht weiter aufzuziehen, um ihr diese Reaktionen hervorzulocken. Allerdings konnte sie selbst äußerst entwaffnend sein. Wie das strahlende Lächeln, das sie Misaki schenkte oder ihr Blick, der mein Herz unbeholfen stolpern ließ. Das war genau die Ilea, die ich vor allem Schaden beschützen wollte. Nichts und niemand durfte sie mir nehmen. Da war das Verhandeln von Früchten ein kleiner Preis zu zahlen.
>Hier auf Mahomashu leben wir friedvoll zusammen, Liebes. Ich weiß deine tiefe Dankbarkeit zu schätzen und werde auf das Angebot zurückkommen, wenn ich etwas davon benötige.< erwiderte die ältere Frau freundlich. Dann sah sie mich an und bat mich kurz zu warten. Sie hatte offenbar eine Aufgabe für mich. Auch keine Seltenheit. Mit einem kleinen Körbchen gefüllt mit einer Auswahl an frischem Obst kehrte sie wieder zurück und reichte ihn mir. >Ich vermute, du wirst noch bei Tabito vorbeischauen. Gib ihm das, ja?<
>Kein Problem, betrachte es als erledigt.< An Ilea gewandt fragte ich: >Möchtest du dich noch umschauen oder sollen wir gleich weiter?<

Imesha

Ich spürte den sanften Druck von Ryus Hand und widerstand dem Drang in Tränen auszubrechen. Noch war nicht alles gesagt.
>Ich glaube, Chimalli war irgendwann bewusst, dass er in Nia eine Lebenspartnerin gefunden hatte. Trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere. Er wusste auch, dass sie nichts dergleichen suchte, deshalb hat er selten darüber gesprochen. Und wenn, dann nur mit mir.< fügte Rakurai nach einer kurzen Pause hinzu. Amara lachte leise in sich hinein. >Ich durfte mir dasselbe anhören. Nia hat sich dauernd darüber aufgeregt, dass sie ihn attraktiv findet und sie das nicht gebrauchen kann, er jedoch sowieso keine Anstalten macht ihr zu gefallen wie es andere Männer taten. Letzten Endes war es ihre Eifersucht, die das Eis zwischen ihnen gebrochen hat. Ich kenne leider keine Einzelheiten, da sie nie wirklich darüber gesprochen haben, aber es war bestimmt laut und eventuell mit etwas Gewalt verbunden. Nia war außerordentlich gut im Nahkampf und konnte es locker mit Muskelbergen wie Rakurai oder deinem Vater aufnehmen. Und wenn sie mal das Temperament packte, nun ja…<
>Es war der spezielle Humor deines Vaters, der Spannungen gelöst hat. Glaub mir, er hat keine guten Witze gerissen, aber sein Lachen und seine ungezwungene Art waren genau das, was eine Kriegerin wie Nia gebraucht hat. Umgekehrt hat sie dafür gesorgt, dass er sich nicht kopflos jeder Gefahr stellt, weil er sich dazu verpflichtet fühlte. Sie haben sich auf vielen Ebenen ergänzt.< Aus Rakurais Stimme hörte ich viel Wärme und Respekt heraus. Was bislang erzählt wurde, machte die beiden Personen im Bild realer, greifbarer für mich. Sie hatten ihre eigenen Hürden überwinden müssen, um zueinander zu finden. Wie bei Ryu und mir.
Ich nahm ein paar Schlucke von meinem Tee, sortierte das emotionale Chaos in meinen Gedanken und griff anschließend nach der Hand meines Liebsten. Mir lagen lauter Fragen auf der Zunge, aber keine erschien mir wichtig genug, um den Redefluss der beiden zu unterbrechen. Sie gaben mir instinktiv das, was ich zu hören brauchte. Amara schenkte mir einen mitfühlenden Blick, dann ein zartes Lächeln. >Es war nur ein halbes Jahr später, als Nia mir gestand schwanger zu sein. Chimalli hatte sie noch nichts davon erzählt. Sie wollte zuerst für sich eine Entscheidung treffen, bevor sie ihn damit konfrontierte. Wie ich vorhin schon erwähnt habe, hatte sie nie geplant eine seriöse Liebesbeziehung mit einem Mann zu führen, geschweige denn Mutter zu werden. So etwas passiert einfach. Egal, wie vorsichtig man ist. Das ist euch beiden sicherlich bewusst.<
Sofort stieg Hitze in meine Wangen, denn ich wollte auf gar keinen Fall darüber sprechen, wie intensiv Ryus und meine Leidenschaft war. Gleichzeitig wurde mir schlecht, wenn ich an das Muttersein dachte. Das war nichts, worüber ich mir normalerweise den Kopf zerbrach und ich hatte verdammt gute Gründe dafür. Auch jetzt schob ich den Gedanken daran beiseite und bat sie ihre Erzählung fortzusetzen. >Meine Schwester hat nicht viel Bedenkzeit gebraucht, um sich für dich zu entscheiden. Sie wusste, dass es richtig ist. Dass du es wert bist. Und sie wusste, dass Chimalli sie in allen Lebenslagen unterstützen würde. Er war ein äußerst treuer, aufmerksamer Mann. Ein ebenbürtiger Partner für sie und ein noch besserer Vater für dich. Es war…< Tränen sammelten sich in ihren Augen. Rakurai bemerkte den Gefühlsumschwung und bedeckte ihre Hand mit seiner. Sein Blick glitt in weite Ferne, ein vages Lächeln auf den Lippen. >Mitzuerleben, wie die beiden aufblühen und Pläne schmieden, um dir das bestmögliche Leben zu ermöglichen, war wundervoll. Das hat nochmal richtig Schwung in unser aller Leben gebracht. Plötzlich war da eine völlig andere Motivation als bloß zu überleben oder den Kaiser zu Fall zu bringen. Du warst ihr Licht, ihre Freude, ihr Glück.<
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2 405

01.01.2023, 20:10

Ryu


Es klang nach eine schöne Liebesbeziehung, trotz den anfänglichen Hindernisse. Es erinnerte mich an die Geschichte meiner Eltern. Auch ihre Beziehung war nicht immer leicht gewesen und zeitlang hatte es gewirkt, als würden sie wegen viele unglückliche Ausgänge nicht mehr zueinander finden können, obwohl sie seit der Jugend sich liebten. Und mein älterer Bruder Zen war einer der entscheidende Momente gewesen, dass meine Eltern sich allmählich wiederfanden. Sanft umschloss ich Imeshas Hand, als sie nach meine Hand griff. Für sie musste es viel bedeuten zu wissen, dass sie das endgültige Glück ihrer Eltern war. Dass ihre Mutter für sie entschieden hatte, obwohl sie am Anfang sich nicht binden wollte. Und auch ihr Vater. Imesha wurde von ihren vom ganzen Herzen geliebt.


Ilea


Ich nickte der ältere Frau zu, manchmal vergaß ich wie friedlich es hier war. Mein ganzes Leben lang hatte ich mein wahres Wesen verstecken müssen und war in eine raue Welt gewachsen. Es gab nie wirklich Frieden. Ein friedliches Gefühl hatte ich nur in den kurzen Momente gehabt, als ich mit meiner Familie zusammen war oder meiner Leidenschaft nachging. Und jetzt hatte ich Cael. Misaki reichte Cael einen weiteren Korb und bat ihn um einen Gefallen. Ich wusste nicht wer Tabito wer und war neugierig auf diese Person. Cael war ein Mensch, der schnell neue Menschen kennenlernte, was an seiner offene Art lag. "Wir können weitergehen", antwortete ich ihm lächelnd.


2 406

02.01.2023, 14:06

Cael

Wir verabschiedeten uns von Misaki und setzten händchenhaltend unseren Weg fort. Ich führte Ilea an weiteren Geschäften vorbei, die verschiedenste Ware wie Möbel, Kleidung, Pflanzen oder Köstlichkeiten zum Mitnehmen anboten. Mein Ziel hingegen war der Buchladen, der meinem Meditationslehrer gehörte. >Von Tabito habe ich dir schon erzählt, nur nenne ich ihn Higurashi-sama. Er ist nicht nur mein hervorragender Sensei, sondern auch Besitzer vieler Geschichtenbücher. Manchmal bringt er mich hierher und nicht in den nächstliegenden Park zum Meditieren. Als ich ihm erzählt habe, dass meine Mutter gerne Geschichten schreibt, dachte er, es wäre ein guter Ort, um mich zu erden. Damit lag er völlig richtig. Es hat mich ein bisschen an meine Kindheit erinnert.< erzählte ich ihr in Gedanken an die Palastbibliothek von Ocamma.

Imesha

>Obwohl meine Schwester manchmal befürchtete als Mutter zu versagen, weil sie keine Ahnung hatte, was auf sie zukam und sie sich ungern ins Ungewisse stürzte, wurde sie nach deiner Geburt zu einer völlig anderen Frau. Sie hat das Muttersein zu lieben gelernt. Sie hat von innen heraus gestrahlt. Sie war vernarrt in dich. Genau wie Chimalli.<
>Du warst so niedlich klein, er konnte dich überallhin auf einem Arm tragen. Es wurde fast zum Privileg dich überhaupt mal im Arm zu halten. Entweder du warst bei ihm oder Nia hat dich an ihre Brust festgeklebt.< fügte der beste Freund meines Vaters mit einem leisen Lachen hinzu. >Sogar ihre Tagesgeschäfte haben sie mit dir im Schlepptau erledigt. Du warst immer Teil ihres Alltags. Bereits in jungen Jahren wurde dir die Welt in all ihren Facetten gezeigt. Sie wollten, dass du alles ausprobierst, immer wissbegierig bist und deine angeborene Neugier stillen. Die du übrigens von beiden hast…<
Amara nickte zustimmend. Sie hatte sich wieder einigermaßen im Griff, während mein Herz blutete und sich gleichermaßen über die empfangene Liebe meiner Eltern freute. Unwillkürlich drückte ich Ryus Hand etwas fester. Zu erfahren, dass mich die beiden bedingungslos geliebt hatten und man uns das kaputt gemacht hatte… unfair war kein Begriff dafür. Ich musste nochmal Tee trinken, um die aufsteigenden Tränen hinunterzuschlucken. Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle zu einer Kugel zusammengerollt und alle Dämme brechen lassen.
>Warum… Imesha?< brachte ich erstickt hervor. Eigentlich spielte es keine Rolle, warum sie mir ausgerechnet diesen Namen gegeben hatten, aber ich wunderte mich über die Bedeutung dahinter. Wenn sie mich dermaßen geliebt hatten, dann hatten sie meinen Namen aus einem bestimmten Grund ausgesucht. Und das gehörte zu meinem Ich dazu. Mein Name war mir wichtig. Er verband mich mit ihnen.
Diesmal ließen sie sich etwas Zeit mit der Antwort, bis schließlich Amara das Wort ergriff. Ein Zittern schlich sich in ihre Stimme. >Tatsächlich hat jemand anderes dir den Namen verliehen. Es war Nias Gefährtin. Ihr Drache. Und später deine beste Freundin.< Sie senkte traurig den Blick. >Ysera.<
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2 407

03.01.2023, 19:51

Ryu


Es war so schön zu hören, wie Imesha von ihren Eltern geliebt wurde und ich wusste, wie wichtig es für Imesha war. Gleichzeitig war bestimmt auch der Schmerz um ihr Verlust umso größer, doch ich hoffte sie konnte aus diese Erinnerungen ihr Kraft tanken. Ein Leben ohne von der Liebe aufgewachsen zu sein, war ein einsames Leben. Aber Imesha war mit der Liebe aufgewachsen und das machte sie zu der Person, der sie war. Als der Drachen zu Sprache kam, hatte ich das Gefühl dass wir uns allmählich der Tragödie näherten. Der Moment, der diese kleine Familie für immer getrennt hatte. Und ich fragte mich, wie Imesha überhaupt in die Händen von den Kaiser Oda geraten war. Wieder drückte ich sanft ihre Hand und hoffte für sie es wurden ein paar mehr schöne Erinnerungen erzählt, bevor über den großen Schmerz gesprochen wurde.

Ilea


Der Name Higurashi-sama sagte mir mehr, denn von ihm hatte Cael wirklich erzählt und somit konnte ich den Namen mit etwas verbinden. "Du vermisst bestimmt schrecklich deine Heimat und deine Welt, vor allem deine Familie", es war nicht mein erster Gedanke: "Trotzdem sind Ryu und du weiterhin hier geblieben, um uns zu helfen." Sie waren mittlerweile schon so lange in dieser Welt, dass es sich schon anfühlte, als wären sie schon immer hier gewesen. Als wären sie ein Teil von dieser Welt. "Ich würde gerne eine Geschichte von deiner Mutter lesen", lächelte ich sanft: "Würdest du mir deine Sprache und die Schrift beibringen, wann wir immer Zeit haben?"



2 408

03.01.2023, 22:22

Cael

Damit traf sie direkt ins Schwarze. Natürlich vermisste ich meine Familie, meine Heimat, aber die meiste Zeit war ich damit beschäftigt in dieser Welt zurechtzukommen und Wege zu finden sie und ihre Bewohner zu retten. Deshalb waren wir überhaupt hier. Trotzdem bedeutete es mir viel, dass Ilea mir mein Zuhause näherbringen wollte, indem ich ihr die Sprache in Ocamma beibrachte. >Es gibt eine Geschichte von meiner Mutter, die ich auswendig kenne. Die kann ich dir heute Abend vorm Schlafengehen erzählen.< schlug ich lächelnd vor, während wir uns dem nächsten Ziel näherten.
Dann hielten wir vor dem Geschäft an, das vom Stil her eher einem Antiquitätenladen ähnelte. Während andere Läden ziemlich modern wirkten, hatte Tabito mehr Wert auf Tradition gelegt. Schon beim Betreten traf uns der Geruch nach Räucherstäbchen, gedrucktem Papier und frisch gepflückten Blumen. Der alte Mann arbeitete gerade hinter der Theke zu unserer linken Seite. Das goldene Brillengestell war ihm fast bis auf die Nasenspitze runtergerutscht, da er den Kopf gesenkt hielt und in seinen Unterlagen blätterte. Trotzdem hatte er unser Kommen sofort bemerkt. Ihm entging absolut nichts.
>Ich muss mich wohl geehrt fühlen, dass du mich außerhalb deines strammen Stundenplans besuchst.< grüßte er mit hochgezogener Braue. Auf andere wirkte er oft ruppig oder genervt, besonders wegen seiner meist unfreundlichen Mimik, doch das waren nur Äußerlichkeiten. Ich wusste, dass ein gutmütiges Herz in seiner Brust schlug, sonst würde er diesen Buchladen nicht mit so viel Hingabe führen. Buchmenschen waren gute Menschen. Als er nämlich meine Begleitung bemerkte, richtete er sich etwas gerader auf und neigte höflich den Kopf. >Du musst Maiwenns Tochter sein. Ich habe viel von dir gehört. Leider zu viel, wenn der da…< er schielte zur mir rüber. >den Mund aufmacht und ihn nicht wieder zubekommt.<
>Das… kränkt mich kein bisschen.< kam es trocken von mir zurück. Dabei zuckten meine Mundwinkel amüsiert.

Imesha

Ysera… In meinem Nacken kribbelte es. Mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Atemlos starrte ich hinauf zu den Gemälden und entdeckte ihre Gestalt direkt neben meinen Eltern. Ein prächtiger, eisblauer Drache mit den schönsten jadegrünen Augen. Sie trug eine Krone aus Eis. So sahen die herausragenden Schuppen jedenfalls aus. >Wir waren… befreundet?< Mir schnürte sich die Kehle zu.
>Sie war der letzte Drache, der zurückgeblieben ist und lange Zeit überlebt hat. Ihre Bindung zu den Magiewebern war sehr stark, sie hat viele Generationen kommen und gehen sehen. Sie wurde zu einer Wächterin Mahomashus und hat viel zu unserem Wohl beigetragen. In jeder Generation suchte sie sich eine Auserwählte aus, um ihr Wissen zu teilen. Nia war eine davon. Dann du. Sie war genauso angetan von dir wie deine Eltern, deshalb habt ihr viel Zeit miteinander verbracht.< Ich unterdrückte ein Zittern bei den Worten. Jetzt verstand ich Amaras Worte damals im Tempel. Warum das mein Lieblingsort gewesen war. Warum ich dort sehr viel Zeit verbracht hatte. Ysera war der Grund gewesen. Und ich hatte all das vergessen. Einfach so. Tränen schossen mir in die Augen, ich konnte die aufwallenden Gefühle nicht mehr kontrollieren. Trotzdem würgte ich die nächste wichtige Frage hervor: >Was ist passiert? W-warum kann ich… warum kann ich mich nicht mehr daran e-erinnern?<
Rakurai schüttelte niedergeschlagen den Kopf. >An diesem einen schicksalshaften Tag ist zu viel Tragisches passiert. Niemand hat das kommen sehen. Nicht einmal Maiwenns Visionen oder Ysera selbst. Und sie war ein jahrtausendalter Drache… Aber dieser Tag, er hat fast alles von uns gefordert. Unsere Freundin und Beschützerin. Deine Eltern. Amaras Mann. Meine besten Freunde und ihre Kinder. Die Kinder…< Seine Stimme brach. Er blinzelte mehrmals, um Fassung zu wahren. >Wir wurden angegriffen. Mitten in der Nacht. Es war… wie… ein wahrgewordener Albtraum. Zuerst war da dieser heftige Schlag, der das ganze Gebiet erschüttert hat. Häuser sind in sich zusammengefallen. Alle gerieten in Panik. Chaos. Überall. Wir sind aus unseren Betten gesprungen, nicht mal in kampfbereiter Montur, wir mussten schnell handeln, uns formieren, herausfinden, was passiert ist. Dann durchbrachen die Yokai die Barriere. Was eigentlich nicht hätte passieren dürfen… Mahomashus Barriere ist undurchdringlich. Wir leben davon, dass sie nach außen unsichtbar bleibt und uns ein sicheres Leben ermöglicht. Darauf hat sich auch Ysera verlassen. Sie hat immer dafür gesorgt, dass die Magie einwandfrei funktioniert. Auch in dieser Nacht. Aber der Kaiser hat seinen Weg gefunden. Nicht allein versteht sich. Die Prophezeiung spricht für sich. Er bekommt Hilfe, mächtige Hilfe. Besonders in dieser Nacht. Und das hat uns viele Leben gekostet.<
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2 409

04.01.2023, 18:29

Ryu


Mein Herz zog sich zusammen, als sie die Frage stammelte, warum sie sich nicht mehr erinnern konnte. Ich hielt ihre Hand fest umschlossen und hätte sie am Liebsten in die Arme gezogen, als ich das Glänzen in ihre Augen sah. Ich hasste es, wenn sie litt. Besonders, wenn es um den Herzschmerz ging. Die Stimmung veränderte sich, sie wurde schwerer und traurig. Ich sah den schmerzvollen Verlust in den Augen der Anderen. Ich schluckte, denn es ließ mich nicht ungerührt. Aus einem unerklärlichen Grund hatte man die Barriere hier durchbrechen können und das Unheil in der Stadt wüten lassen. Es bedeutete einen solchen tragischen Vorfall konnte jederzeit wieder passieren, denn es klang, als wüssten sie bis heute nicht wie es dazu kommen konnte. "Die Vermutung haben wir auch", antwortete ich leise und spürte eine abgrundtiefe Abscheu gegenüber dem Kaiser. Der Drache in mir regte sich. Nein, nicht nur der Drache, sondern auch der dämonischen Teil in mir. Ich wollte wissen, was mit Imesha geschehen war. Doch ich blieb ruhig, denn es war Imeshas Geschichte und sie sollte die Fragen stellen, die ihr wichtig waren.

Ilea


"Das wäre schön", erwiderte ich sein Lächeln und freute mich schon auf unseren Abend. Ich wollte mehr von seiner Welt erfahren, eines Tages würde ich dort auch leben. Das war mein innigster Wunsch, mein Traum und meine Hoffnung. Wir erreichten ein alttraditionellen Geschäft und ich fühlte mich sofort in diesem Raum wohl. All die modernen Architekturen waren hier für mich neu und faszinierend, aber es tat gut auch was Vertrautes zu erkennen. Ein älterer Mann arbeitete hinter der Theke und ich ahnte bereits, dass es dieser Mann war, was sich sogleich bestätigte. Schlagartig errötete ich mich bei seine Worte und verneigte mich kurz zum Gruß: "Ich bin Ilea, es stimmt, dass ich die Tochter von Maïwenn bin. Es freut mich Sie kennenzulernen, Higurashi-sama."


2 410

04.01.2023, 20:05

Cael

Er bedachte Ilea mit einem wohlwollenden Blick, ehe ihm der Korb in meiner Hand auffiel. Ihm entwich ein leiser Seufzer. >Da habe ich wohl wieder meine Bestellung vergessen.<
>Das passiert im hohen Alter.< winkte ich schmunzelnd ab und stellte den Korb auf einem hohen Stapel Bücher neben der Theke ab. Hier wimmelte es nur von Geschichten aus allen Regionen des Landes. Auch Schriftrollen steckten in quadratischen Fächern entlang der Wände und luden zum Stöbern ein. Tabito kommentierte meine Aussage indes mit einem Schnauben. Er konnte einstecken wie ich, darin waren wir beide gut.
>Willkommen in meinem bescheidenen Buchladen, Ilea-san. Du darfst dich gerne umschauen und dir eine Lektüre aussuchen, wenn es in deinem Interesse ist.< sagte er in seinem freundlichsten Tonfall. Den hörte man selten, seit ich ihn kannte. >Darf ich mir auch etwas aussuchen?<
>Erst nach deiner nächsten Meditation. In der Zwischenzeit kannst du dich hiermit beschäftigen.< Papier raschelte, während er seine unordentlichen Stapel durchwühlte, bis er das richtige Dokument fand und es mir auffordernd hinhielt. >Vielleicht hilft es dir bei deinem Problem.< Mit Problem meinte er wohl meinen sich wiederholenden Traum, von dem ich bruchstückenhaft erzählt hatte, um nicht zu viel von meinem eigentlichen Problem zu verraten. Ich hatte gehofft, dass ein Meister wie er mir auf die ein oder andere Weise weiterhelfen könnte, aber bislang waren seine Ideen gescheitert. Als ich einen Blick auf das Stück Papier warf, entdeckte ich zunächst eine ziemlich bunte Zeichnung eines sehr fürchterlich aussehendes Yokais. Dargestellt mit dem Kopf eines Elefanten, einem eher stämmigem Rüssel, kleinen Ohren, vier Füßen mit je vier Klauen, einen gelockten Schwanz und dem Körper und der Mähne von einem Löwen erschien mir das kein netter Gefährte zu sein.
>Seine Abstammung ist zwar ungewiss, aber Baku ist ein wohltätiger Yokai. Er kann böse Träume verschlingen, wenn du ihn zu dir rufst. Einen Versuch wäre es wert. Er wurde schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesichtet.< klärte mich Tabito weiter auf, nachdem er meinen kritischen Ausdruck bemerkt hatte. Ich zog die Brauen zusammen und betrachtete weiter das Bild.

Imesha

Das zu hören, erschütterte mich zutiefst. Ich konnte beiden die Narben, den Schrecken dieser Nacht am Gesicht ablesen. Vor allem die vielen Verluste. Darunter meine eigenen. Inzwischen zitterte meine Hand, die in Ryus lag und seine Wärme stand im starken Kontrast zu der Kälte, die mich überfiel. Amara zerrupfte beinahe das Tuch zwischen ihren Fingern, als sie die weiteren Ereignisse beschrieb. Ihre Augen glänzten feucht. Sie hatte im Kampf ihren geliebten Mann verloren. Ihre große Schwester, zu der sie stets aufgeblickt hatte. Es waren zu viele Yokai gewesen, zu viel schwarze Magie, die alles und jeden verschlungen hatte. Schwarzer Nebel. Rauch, der in den Lungen brannte. Große Flächen getränkt in Blut und Asche. Der reinste Horror. Dass ich mich nicht daran erinnern konnte, war vielleicht doch ein Segen. Ich hätte nicht damit leben können.
>Wir dachten, das sei das Ende. Alles, was wir aufgebaut hatten, einfach… weg. Du hättest wie alle anderen Kinder und ihre Familien fortgebracht werden sollen, es war der Wunsch deiner Eltern, als sie dich Ysera übergaben. Sie wollten gemeinsam mit den anderen Gründungsmitgliedern und unseren besten Kämpfern das Übel lange genug aufhalten, um euch einen Vorsprung zu gewähren. Nur hat das nicht wie geplant funktioniert. Wie gesagt… ein Ereignis, das für immer im Gedächtnis bleibt.< Sie schloss die Augen, ein bitterer Zug um ihren Mund. >Wir fanden Zuflucht in den Bergen. Dort, wo ihr Drasil getroffen habt. Er gewährte uns Schutz in den Höhlen. Wir dachten, alle hätten es geschafft, aber bei all dem Chaos, den Unruhen und der überwältigenden Angst war es schwer den Überblick zu behalten.< Sie atmete schwer aus. Was folgte, schien ihr viel Kraft abzuverlangen. >Ysera hätte dich gemeinsam mit ein paar anderen Kindern in die Berge fliegen sollen. Aus eigener Erfahrung weißt du, dass das nie passiert ist. Niemand weiß genau, was sich zugetragen hat. Erst nachdem der Morgen anbrach, sind Rakurai und seine Truppe losgezogen, um nach weiteren Überlebenden zu suchen. Leider… leider erfolglos.<
>Noch heute habe ich diese düsteren Momente, wo ich mir meine Erinnerungen nehmen lassen möchte. Ihr wollt die Bilder nicht kennen, die ich an dem Morgen zu sehen bekam. Und ich will es auch nicht beschreiben. Egal, wie viel Zeit vergeht, diese Wunden heilen nie. Man lernt irgendwie damit zu leben und trotzdem…< Rakurai fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und wirkte plötzlich um einiges älter. >… Ich war derjenige, der deine Eltern fand. Und eine Weile später fanden wir Yseras Leiche. Zumindest das, was von ihr übriggeblieben war. Der Körper eines Drachen verliert nach dem Tod nicht an Wert. Das hat sich Kaiser Oda, oder was auch immer sie umgebracht hat, zunutze gemacht. Nur du… du und zwei weitere Kinder wurden vermisst. Alle anderen…< Kummervoll blickte er auf seine Hände hinab. >Es war der mit Abstand schlimmste Tag unseres Lebens.<
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2 411

05.01.2023, 21:07

Ryu


Der Schmerz wütete in ihnen und ich konnte mir nur ansatzweise vorstellten wie es Imesha gerade erging. Ich musste sie nicht anschauen, um zu wissen, dass die Geschichte sie genauso schmerzte, als wäre sie selbst dort gewesen. Nein. Sie war dort gewesen, nur fehlten ihr die Erinnerungen. Ich schluckte schwer und wollte nur noch dieses Leid, den der verdammte Kaiser verursachte, beenden. Meine freie Hand ballte sich zu eine wütende Faust. Er musste nicht erklären, was mit den Kinder geschehen waren, die nicht entführt wurden. Und ich spürte die Säure in meinem Hals, als er andeutete, dass nichts von dem Drachen übrig geblieben war. Nicht mal im Tod hatten diese elendige Monster den Drachen in Ruhe gelassen und ich war mir sicher, sie hatte mit allem was sie besaß die Kinder verteidigt. Doch etwas Mächtiges, so mächtig wie die eines Drachens, hatte sie aufgehalten. Ich spürte ein Brennen in meinem Brustkorb. Und ich spürte einen tiefen Schmerz, der nicht meiner war.

Ilea


"Haben Sie Dank", verneigte ich mich erneuert mit einem scheuen Lächeln und ließ mein Blick zaghaft zu den Regalen wandern. Doch dieser Buchladen war nicht so erdrückend wie die Bibliothek und das Wispern hier war viel leider, sodass es mir leicht fiel sie zu verdrängen. Ich näherte mich einem Regal, wo einige Buchrücken Symbole der Heilung besaßen. Besonders ein Buch erregte meine Aufmerksamkeit und ich zog es aus dem Regal. Meine Augen leuchteten auf, als ich sah, dass es sich um eine vertiefende Heilkunde handelte und dann entdeckte ich einen Regalbrett weiter ein Buch mit breitem Wissen über etliche Heilpflanzen. "Higurashi-sama, haben Sie auch ein Buch über die Heilwirkung der Magie?", eilte ich mit glänzende Augen zum Tresen zurück und errötete mich sogleich: "Verzeihen Sie mir, ich wollte das Gespräch nicht stören." Entschuldigend sah ich ihn an, aber auch Cael. Sie waren gerade mitten im Gespräch.


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06.01.2023, 12:36

Cael

Interessant. Er riet mir dazu einen Yokai zu rufen, der seit langer Zeit nicht mehr gesichtet worden war. Warum er ausgerechnet auf meinen Ruf reagieren sollte, ließ ich erstmal so stehen und warf einen Blick auf das kurze Ritual. Es reichte ihn dreimal mit der Formel "Baku, kurai" herbeizubeschwören, während sein Bildnis auf dem Kopfkissen ruhen musste. Deshalb also die farbige, realistische Zeichnung von ihm. Ich faltete den Zettel zusammen und war dabei ihn in meine Hosentasche zu stecken, als Ilea erschien. Offenbar war sie beim Stöbern erfolgreich gewesen.
Tabito winkte ab. >Du störst kein bisschen. Ich zeige dir, wo die gewünschten Bücher und Schriftrollen stehen.<
An mich gewandt sagte er: >Probiere es. Du hast nichts zu verlieren.< Damit kam er um die Theke herum und führte Ilea tiefer in das Geschäft hinein, bis ich sie zwischen den dicht an dicht stehenden Regalen nicht mehr sehen konnte.

Imesha

Mir wurde schlecht. Richtig schlecht. Wie erstarrt saß ich da und versuchte die aufsteigende Übelkeit zu bekämpfen. Man musste mir den inneren Kampf ansehen, denn plötzlich schob mir Amara eine weitere Tasse dampfenden Tees zu und bat mich zu trinken. >Es beruhigt den Magen.< Zweimal ließ ich mich nicht darum bitten. Ich war für jedes Mittel dankbar, dass mich irgendwie zusammenhielt. Die Vorstellung meiner ermordeten Eltern, der zerstückelten Leiche meiner einst besten Freundin und Mentorin und der vielen anderen Kinder, die ihr viel zu junges Leben verloren hatten… Diese Grausamkeit war zu viel für meinen Verstand.
>Ich kann dir nicht sagen, warum du dich an kaum etwas aus deiner Vergangenheit erinnerst, aber nachdem du all das gehört hast, warst vielleicht du selbst der Auslöser für dein Vergessen. Um dich und dein Seelenheil zu schützen. Oder es war… Ysera.< Als ich sie fragend ansah, zuckte sie mit den Schultern. >Was auch immer passiert ist, es muss fürchterlich gewesen sein. Ihr wart noch Kinder. Es ist vorstellbar, dass sie einen Zauber gewoben hat, um euch das Übel zu ersparen. Außerdem war sie deine Freundin. Sie hätte nicht gewollt, dass du sie so in Erinnerung behältst, wie Rakurai sie vorgefunden hat.< Dieser nickte langsam, dabei huschten Schatten über sein Gesicht. Ich schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an und schaute mir abwechselnd das Bild meiner Eltern und des Drachens an. Mir tat alles weh. Körperlich sowie seelisch. Ich kam mir falsch vor. Abwesend. Warum war ich hier? Warum hatte ich überlebt? Dauernd wurde ich gerettet und blieb auf Scherben zurück. Ein Verlust nach dem anderen. Wie oft noch? Wann folgte der nächste Tod?
Tränen sammelten sich in meinen Augen und diesmal konnte ich sie nicht zurückhalten. Mit einem erstickten Schluchzer brachen sie aus mir heraus.
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2 413

07.01.2023, 19:10

Ryu


Mein Herz brach, als Imesha zu weinen begann und ich konnte ihr Schmerz spüren, als wäre er mein Eigener. Ich dachte nicht lange nach, sondern drehte mich zu ihr um und zog sie in eine feste Umarmung. Sie zerbrach innerlich und sie sollte wissen, dass es Jemand gab, der sie zusammenhielt, solange der tiefe Schmerz in ihr wütete. Leise summte ich das Wiegenlied meiner Kindheit, die meine Mutter uns Kinder immer vorgesungen hatte, wenn wir schlafen mussten oder uns nicht gut gingen. Natürlich wusste ich nicht, dass so ein Lied den Schmerz lindern konnte, aber vielleicht konnte es sie ein bisschen trösten. Ihr zeigen, dass sie nicht alleine in dieser Dunkelheit war.

Ilea

Erleichtert lächelte ich und folgte den älteren Mann zwischen den Regalen. Es dauerte nicht lange bis ich umgeben war von Magieheilkunde und ich kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. In Kaiserstadt existierte solche Schriften nicht, zumindest nicht für uns Bürger. Aber hier gab es sie und ich durfte sie mir alle ansehen. Ich vertieftet mich in einem Gespräch mit Higurashi-sama. Er etwas an sich, das mich schnell meine Zurückhaltung gegenüber Fremden vergessen ließ. Ich erzählte ihn von meiner Leidenschaft und von meinem Wunsch Menschen in allen Lebenslagen helfen zu können. Und mit der Magieheilkunde konnte ich noch mehr Menschen helfen. Dann zeigte er mir noch ein Buch über etliche Teesorten, die ich teilweise noch nicht kannte und das brachte meine Augen zum Leuchten. Zufrieden kehrte ich mit ihm zurück zur Theke, mein Herz voller Dankbarkeit. Vor allem fühlte ich mich endlich nützlich. Ich konnte jetzt wieder etwas für Andere tun.


2 414

08.01.2023, 22:35

Cael

Während die beiden sich über Ileas Lieblingsthema austauschten, warf ich einen Blick auf die Wand mir gegenüber und betrachtete die querformatige Bilderfolge auf Pergamentpapier. Die einzelnen Pinselstriche in den Farben schwarz, dunkelblau, waldgrün und blutrot zeigten diverse Landschaften des Landes, bevor Valaris von Dunkelheit überfallen worden war. Teilweise erinnerten mich die Bilder an Landschaften aus meiner Welt. Endlose Weiten aus Grün, Blumenfelder, majestätisch aussehende Gebirgsketten, glitzernde Strände und die unentdeckten Tiefen des Meeres. Seit ich hier lebte, hatte ich keinen einzigen Strand gesehen, keinen Sand zwischen den Zehen gespürt oder das Rauschen von Wellen gehört. Seit ich denken konnte, hatte ich viel Zeit auf Ignulae verbracht, war praktisch mit Ryu in meinen besten Jahren aufgewachsen. All die Spiele, die Feste, die Musik direkt am Meer. Ich vermisste das. Der wunderschöne See in Drasils kleiner Welt wurde dem Mitternachtsblau des Meeres nicht gerecht und ich fragte mich, wie weit wir reisen müssten, um den nächstliegenden Strand zu erreichen. Gab es hier überhaupt schöne Küsten? Oder hohe Klippen, von denen man metertief ins klare Wasser springen konnte?
Ich schloss für einen Moment die Augen und erlaubte mir einen kleinen Ausflug in meine Erinnerungen, bis sich Schritte näherten und ich wieder in die Gegenwart zurückkehren musste. Ilea wirkte überaus zufrieden, da war wieder dieses besondere Leuchten in ihrem Blick. >Wie ich sehe, bist du fündig geworden.< stellte ich lächelnd fest.

Imesha

Alles brach in mir zusammen und ich glaubte an meinen eigenen Tränen zu ersticken. Obwohl meine Erinnerungen weiterhin in Verborgenheit blieben, reichte mir das Wissen um den Mord an meine Eltern und Ysera. Die anderen Kinder... unschuldig, wehrlos. Wie Sumire. Wie Motaro. Sie waren alle brutal ermordet worden. Ich ertrug das nicht. Ich ertrug nicht die Wahrheit, dass ich das überlebt hatte und im Palast aufgewachsen war, um für den Mann zu arbeiten, der für all das verantwortlich war. Er hatte mich auf seine Weise versklavt, mich innerlich erkalten lassen. Ich musste nur an die magischen Wesen denken, an ihr Klagen, an ihre Gefängnisse in den unterirdischen Räumen und die unwürdigen Experimente, die durchgeführt wurden. Ich wusste davon und hatte nichts getan. Ich hatte nichts verändert. Ich hatte niemanden gerettet. Letzten Endes hatte ich mich nicht einmal selbst retten können.
Mich schüttelte es vom vielen Schluchzen, dass ich dabei Ryus Summen nur vage wahrnahm. Der Kummer, der tiefe Schmerz und die Bilder in meinem Kopf waren zu laut. Es war die reinste Folter. Ich wollte mich aus meiner eigenen Haut schälen, all die Scham loswerden, mein Herz mit rausreißen und es irgendjemand anderem geben, weil ich nichts damit anzufangen wusste. Meine Eltern, Ysera, Sumire, Motaro... vielleicht sogar Ruko... All die Mühe, die großen Opfer, für was? Für mich? Für welche Zukunft?
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2 415

10.01.2023, 20:22

Ryu


Ihr Körper bebte und jeder Schluchzer von ihr zerriss mein Herz ein Stück mehr. Ich fühlte mich so hilflos, weil ich ihr diesen Schmerz nicht nehmen konnte. Und gleichzeitig war ich verdammt wütend auf diese Welt, weil sie ihr unglaublich viel Leid brachte. Und dann war diese leise Angst, dass dieses Wissen Imesha erneuert in diese tiefe Dunkelheit stürzen ließ, wo sie erst mühsam aus ihr gekrochen war. Ich erinnerte mich noch zu gut an ihr fast zu eiserstarrten Körper, als sie nicht mehr ein Funken Licht in ihrem Leben finden konnte. Ich drückte Imesha noch fester an mich, wollte sie so sehr vor allem schützen, was sie verletzte.

Ilea


"Ja", nickte ich und als ich in seine Augen schaute, sah ich einen Moment verschwommene Bilder. Sofort senkte ich den Blick, weil mir augenblicklich bewusst wurde, dass es seine Erinnerungen sein müsste. Cael hatte anscheinend eben eine intensive Erinnerung gehabt und da meine Gabe noch empfänglicher geworden war, sodass nicht immer eine Berührung von Nöten war, wenn eine Erinnerung mit starke Emotionen verbunden war. Aber ich wollte nicht versehentlich seine Privatsphäre verletzen. Als ich wieder aufschaute, hatte ich meine Gabe wieder unter Kontrolle und sah nur das Blau mit den goldene Ringe in seine Augen:" Higurashi-sama, war mir eine große Hilfe." Offene Bewunderung für den weisen Mann schwang in meiner Stimmung mit.


2 416

11.01.2023, 12:20

Cael

Es freute mich, dass ihr erster Eindruck von Tabito positiv war. Offenbar dachte er dasselbe, da sich sein Mund beinahe zu einem Lächeln formte. Ooh, ich würde ihn bei unserem nächsten Treffen guter Laune damit aufziehen. Gleichzeitig konnte ich seine Reaktion verstehen. Es war unmöglich Ilea zu widerstehen. Für mich sowieso. Umso mehr wollte ich ihr eine Freude bereiten, indem ich sie all den Menschen vorstellte, die zu meinem neuen Alltag gehörten. Zusätzlich erhielt sie all diese kleinen Aufmerksamkeiten, wofür ich sehr dankbar war. Gerade sie und Imesha hatten lange daran gearbeitet ihr Herz zu schützen und jetzt konnten sie sich endlich mehr öffnen.
>Möchtest du den Obstkorb oder die Bücher tragen?< fragte ich sie, nachdem Tabito ihre Schätze sorgfältig in eine Tragetasche gepackt hatte und sie mir hinhielt. >Du hast zwei Hände, also trag gefälligst beides. Das gehört sich für einen jungen, starken Mann wie dich.<
>Jung und stark bin ich also. Komplimente von dir verwahre ich wie einen Schatz in meinem Herzen.< erwiderte ich schief lächelnd, woraufhin er mit einem resignierten Kopfschütteln reagierte. Sein Blick wanderte zu Ilea. >Ist er immer so speziell?<
>Ich bevorzuge den Begriff besonders.< betonte ich amüsiert und nahm dann sowohl die Tasche als auch den Obstkorb. Schwer war beides nicht. Ich hatte kein Problem damit Ilea freie Hand zu lassen.

Imesha

Früher hätte es mich noch mehr eingeengt und vielleicht sogar in Panik versetzt festgehalten zu werden, doch Ryu war mir inzwischen vertraut genug, dass ich diese Nähe zuließ, um nicht endgültig auseinanderzufallen. Neu hingegen war die federleichte Berührung an meiner Schulter. >Es tut mir unfassbar leid, wie sehr dich diese Wahrheit schmerzt, Imesha.< Amara. >Niemand hat das verdient, was damals passiert ist. Wir alle tragen jeden Tag den Kummer, den tiefen Schmerz all dieser Verluste. Und da wir nichts daran ändern können, müssen wir das Bestmögliche tun, um zu verhindern, dass sich das nochmal ereignet.<
Ich schniefte an Ryus Brust und versuchte zurück zur inneren Stärke zu finden, die ich wieder mal verloren hatte. Ihre Worte trafen nämlich einen wunden Punkt. Ein solches Ereignis durfte sich nicht wiederholen. Es sprach gegen alles, wofür ich in den letzten Monaten gekämpft hatte. >Natürlich darfst du trauern, du darfst Schwäche zeigen und dich zurückziehen, aber immer mit dem Hintergedanken, dass du einen Kampf auszutragen hast, der viele unschuldige Leben retten könnte. Sowohl deine Mutter als auch dein Vater waren Kämpfer und haben bis zum bitteren Ende ihr Bestes gegeben. Diesen Kampfgeist sehe ich auch in dir. < Sie drückte sanft meine Schulter. In ihrer Stimme schwang tiefes Mitgefühl mit. >Außerdem bist du nicht allein. Nicht mehr. Du bist Familie und wir beschützen einander.<
Familie. Mit diesem einen Wort verband ich viele verschiedene Gefühle. Erinnerungen. Gute sowohl schlechte. Sumire, Motaro und Ruko bedeuteten Familie. Dann hatte ich Ryu, Cael, Ilea und Egon kennengelernt und in unserer kleinen Gemeinschaft ein weiteres Zuhause gefunden. Nun war ich hier, in Mahomashu, mein Heimatort und wieder gab es Menschen, die ich als Familie zählen könnte. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich es bis hierher geschafft hatte, aber… aber ich musste an diesen Worten festhalten, weil die in meinem Kopf viel zu selbstzerstörerisch waren, um sie zuzulassen. Dafür war ich momentan nicht stark genug.
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2 417

13.01.2023, 20:08

Ryu


Amara beugte sich leicht zu Imesha und berührte sie an der Schulter. Imesha zuckte nicht davon weg, wie sie früher es getan hätte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich sie in Arme hielt und vielleicht fühlte sie sich dadurch ein bisschen beschützter, auch wenn der Schmerz in ihr wütete. Amaras Worte klangen tröstlich, aber zugleich auch schwer und in ihnen schwang auch eine Verantwortung mit, weil unser Ziel war die dunkle Herrschaft zu beenden, damit sich sowas nie mehr wiederholen konnte. Ihr Schluchzern wich einem Schniefen und es schien als hätten die Worte Imesha erreicht. Sanft strich ich über ihrem Rücken.

Ilea


Ehe ich Cael antworten konnte, tadelte Higurashi-sama ihn und Cael schien sich nicht daran zu stören. Stattdessen fand er in den Worten für sich das Positive, nahm es mit Humor und ich unterdrückte ein Schmunzeln über den Schlagabtausch der Beiden. Dann richtete die Frage des älteren Herrn sich direkt an mich. "So wie Cael Ihnen gegenüber ist, zeigt mir, wie sehr er Sie schätzt", antwortete ich mit einem Lächeln: "Am Anfang war mir sein offenes Wesen auch fremd gewesen, doch heute ist es einer der Eigenschaften, die ich besonders an ihm schätze. Es hat mir geholfen mich in Unterhaltungen nicht allzu sehr zurückhaltend und förmlich zu sein. Einfach mal auch Spaß an einer entspannte Unterhaltung zu haben."


2 418

13.01.2023, 20:27

Cael

Am liebsten hätte ich wie ein kleiner Junge die Zunge rausgestreckt, um ihm zu zeigen, dass ich diese Runde gewonnen hatte. Natürlich tat ich das nicht. Das wäre zu viel des Guten, auch wenn der Gedanke mich belustigte. Stattdessen zwinkerte ich Ilea verschwörerisch zu und grinste meinen Meditationsmeister selbstgefällig an. >Tja, wenigstens eine Person, die meine Qualitäten zu schätzen weiß.<
Er winkte bloß augenrollend ab. >Jaja, dir wird das Grinsen bei unserer nächsten Übungseinheit schon vergehen. Geht und genießt den restlichen Tag.< An Ilea gewandt sagte er: >Sobald du die Bücher nicht mehr brauchst, kannst du sie mir jederzeit zurückzubringen. Es eilt nicht.<

Imesha

Ich blinzelte die restlichen Tränen fort und musterte den nassen Fleck auf Ryus Brust. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte stark zu bleiben, hatte mich die stürmische Flut an Emotionen gewaltsam mit sich gerissen. Sie tobte immer noch in mir, aber das Schlimmste war vorüber. Zeit zum Trauern hatte ich auch später. Schniefend lehnte ich mich ein Stück weit zurück und spürte ein wenig Scham in mir aufsteigen. Auch wenn Rakurai und Amara sich als gute Menschen erwiesen hatten und sie mich von Kindesbeinen an kannten, fühlte ich mich unwohl dabei so viel Schwäche zu zeigen. Da ich das allerdings nicht mehr rückgängig machen konnte, straffte ich die Schultern und bemühte mich um Fassung.
Als ich Amaras warmem Blick begegnete, verknotete sich mein Magen. Trotzdem blieb ich ruhig. >Wann immer du den Wunsch hegst mehr über deine Eltern zu erfahren, wir stehen dir gerne zur Verfügung. Es gibt viele schöne Erinnerungen, die wir mit dir teilen können. Uns selbst hilft es über sie sprechen und mit ihrem Verlust zurecht zu kommen.< sagte sie aufrichtig. Sie berührte mich kurz an der Wange, lächelte sanft und kehrte anschließend zurück an ihren Platz.
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2 419

13.01.2023, 20:37

Ryu


Imesha löste sich von mir und ich spürte die warme Feuchtigkeit auf meinem Oberteil, was aber mich nicht störte. Ich merkte, wie sie sich straffte und wie ich sie kannte, war es ihr unangenehm vor den Anderen geweint zu haben. Es hatte lange gedauert bis sie uns genug vertraute, um auch ihre Schwächen zu zeigen. Ich sah sie mit einem warmen Blick an. Denn es war in Ordnung, dass sie sich in diesem Moment ihrem Schmerz hingegeben hatte. Sie sollte sich nicht zurückhalten müssen, nicht, wenn der Verlust so groß war. Amara behandelte Imesha wie ein festes Familienmitglied, war sie eigentlich auch war. Immerhin war sie ja die Tante.

Ilea


Ich gab einen Klaps auf Caels Arm, eine kleine Warnung nicht zu übertreiben. "Vielen Dank", schenkte ich dem älteren Mann ein ehrliches Lächeln: "Ich werde bis zu unserem nächsten Wiedersehen gut auf sie Acht geben und bringe auch Tee mit." Dann verneigte ich mich leicht zum Abschied vor ihm und um meinen Dank zu unterstreichen, hatte ich meine Handflächen vor meinem Brustkorb aneinander gelegt, sodass die Arme sich mit der Verbeugung bewegten.


2 420

13.01.2023, 21:01

Cael

Auch ohne Tabito direkt anzusehen, wusste ich, dass Ilea ihn erfolgreich um den Finger gewickelt hatte. Ich unterdrückte ein Schmunzeln. Während sie sich auf höfliche, respektvolle Weise von ihm verabschiedete, hob ich bloß die Hand mit dem Obstkorb und wünschte ihm einen entspannten Tag. Ihn konnte man sowieso nur schwer aus der Fassung bringen. Er war die Ruhe in Person, selbst wenn man manchmal den Eindruck bekam, er würde einem den Kopf abreißen wollen. Als Reisender in Valaris hatte er sicherlich viel erlebt, um sich dieses dicke Fell anzulegen.
Da die Tür stets offenstand, wartete ich, bis Ilea als Erstes den Buchladen verließ und bedeutete ihr in die linke Seitenstraße abzubiegen. >Ich habe Kazuko versprochen, sie heute zu besuchen. Das ist das kleine Mädchen, von dem ich dir letzte Woche erzählt habe. Sie hat sich fest vorgenommen, mich dir auszuspannen und zu heiraten.< Ich stieß sie spielerisch in die Seite. >Hoffentlich kommst du mit dem Konkurrenzdruck gut aus. Die Kleine nimmt kein Blatt vor den Mund.<

Imesha

Im Stillen dankte ich ihr für das nette Angebot. Früher oder später würde ich darauf zurückzukommen, denn nachdem ich das Bild meiner Eltern gesehen hatte, sehnte ich mich noch mehr nach ihnen. Ich wollte alles wissen. Auch Yseras große Rolle in meinem Leben, denn von ihr hatte ich ebenso häufig geträumt. Keine Ahnung, ob ich es war, die mein Gedächtnis auf diese Weise beeinflusst hatte oder eine andere Magie auf mir lag, doch ich vermutete, dass sich das irgendwann auflösen würde. Irgendwann würde ich erfahren, was genau in dieser verheerenden Nacht passiert war. Ob ich wollte oder nicht.
Ich räusperte mich leise und griff nach der Tasse Tee, um die Enge in meinem Hals loszuwerden. Rakurai nahm das als Anlass weiterzusprechen: >Letztendlich sind wir sehr erleichert darüber, dass du am Leben bist und dass du das Erbe von Nia und Chima in dir trägst. Auch wenn sie nicht mehr am Leben sind, glaube mir, wenn ich dir sage, dass ihre Liebe für dich allgegenwärtig ist. Du findest sie überall, besonders hier auf Mahomashu.<
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