Cael
Rußmännchen. Davon hörte ich zum ersten Mal. Aber auch hier reichte mein Wissen nicht über alle Grenzen hinaus. Ich würde mit Ileas Hilfe ebenso viel Neues lernen. Für heute reichte es, wenn ich ihr die Welt zeigte, die sie bislang nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Das war der erste, wichtige Schritt. Außerdem wollte ich selbst sehen, ob die Zwischenwelt in Valaris meiner ähnelte. Funktionierte sie auf dieselbe Weise? Konnte ich dort meine Magie ausüben oder musste ich neue Gesetze erlernen? Es mochte Unterricht für Ilea sein, für mich allerdings auch.
>Schließe bitte die Augen. Das erleichtert dir den Übergang in die andere Welt. Da du das bislang nicht getan hast, führe ich dich dorthin. Du musst nur auf meine Stimme hören.< fuhr ich entspannt fort. Falls das nicht klappte, würde ich wieder ihre Hände nehmen müssen, aber ich wollte herausfinden, inwiefern sie ihre Magie nutzen konnte.
Imesha
Endlich wanderte seine Aufmerksamkeit von den Papieren zu mir. Er legte sie mit einem leisen Rascheln auf einem Stapel ab und musterte mich aus dunklen Augen. Sie wirkten in dem spärlichen Licht der sanft flackernden Laternen an den Wänden sehr düster. Wie zwei schwarze Löcher, die alles zu verschlucken drohten. Seine strengen, markanten Züge wirkten angespannt, weshalb ich ahnte, dass heute ein schlechter Tag für ihn war. Wie für mich auch.
>Knie nieder!< richtete er seine ersten Worte an mich. Wie die Dunkelheit in seinen Augen klang seine Stimme genauso finster. Tief und fordernd. Sein gesamtes Auftreten vermittelte Macht, Unnachgiebigkeit und Gewalt. Deshalb folgte ich seinem Befehl. Trotz des relativ engen Kimonos ging ich langsam auf die Knie, senkte das Haupt und wartete geduldig. Als ich das erste Mal hier kniete, hatte mein Herz damals wie verrückt in der Brust geschlagen. Aus Angst. Blanker Panik. Ich hatte mich davor gefürchtet, was dieser Mann mir antun könnte, ohne dass mir jemand zu Hilfe eilen würde. Nichts an ihm war sanft, besonders nicht gnädig. Er nahm sich das, was er wollte und momentan brauchte er die Kontrolle über mich. Über das, was ich in seinen Augen darstellte. Man gewöhnte sich mit der Zeit daran. An seine grobe Art. Nur das, was in meiner Seele zurückblieb, breitete sich aus wie eine tödliche Krankheit. Hier zu sein, auf Knien, machte mich krank und trotzdem klammerte ich mich an mein Leben, das mir geblieben war.
Kaiser Oda