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12.04.2023, 18:11

Ryu


Imesha schien noch Hoffnung in sich zu tragen, was Cael betraf. Was nicht hieß, dass ich keine Hoffnung mehr hatte. Natürlich wollte ich, dass er doch noch lebte und gleichzeitig wappnete ich mich für einen weiteren Schmerz. Seine Spuren waren plötzlich verschwunden, als hätte er nie gegeben und diese Erkenntnis machte mir besonders schwer zu schaffen. Auch wenn Ilea immer noch angespannt und aufgewühlt wirkte, schien sie ihr Panik unter Kontrolle zu bekommen. "Ich brauche einen ruhigen Ort, damit ich meditieren kann. Ich möchte keine Zeit verlieren", sagte sie. "Führe uns zu dem Ort, den du brauchst", es war keine Frage, dass wir sie alleine ließen. Egal was sie herausfinden würde, sie brauchte die Unterstützung und außerdem war da noch ihr Körper, der schutzlos wäre.

Ilea


Meine Gedanken überschlugen sich und mein rasendes Herz beruhigte sich nur langsam. Ich durfte nicht glauben, dass Cael tot war. Ich musste fest die Hoffnung halten, dass er noch lebte. Und wenn ich durch die ganze Zwischenwelt wandern musste, um ihn zu finden. Gleichzeitig war da noch mein Vater und Nanashi. Sie wussten nicht wie dringend es war und dass sie in dieser Sache nicht die bestimmte Fähigkeit besaßen ohne Aufwand in die Zwischenwelt gelangen zu können. Vielleicht fand ich auf meiner Suche nach Cael auch den Kranichsee in der Zwischenwelt. Ich musste es schaffen Beide zu retten. "Ich möchte zu der Stelle, wo einst der heilige Baum war. Dort wird Ruhe sein", antwortete ich Ryu. In diesem Chaos würde keiner dorthin gehen.


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12.04.2023, 19:25

Cael

Bedeutungsschwere Worte von einer Schattenmonarchin. Unfassbar, dass ich das hier gerade wirklich erlebte. Vor mir war die Person, die die Schattenmagie in die Welt gebracht hatte. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet. Ich dachte, ich würde sterben.
>Bis zur letzten Sekunde hast du dich geweigert an solch einem Ort zu verenden. Du wusstest instinktiv, dass dich Größeres erwartet. Trotzdem bist du heldenhaft geblieben, um alle anderen vor der Explosion zu schützen. Mir wäre es an deiner Stelle egal gewesen. Aber du trägst die Tugend des Lichts in dir und hast dementsprechend gehandelt. Du hast kein bisschen gezögert. Also tue es jetzt auch nicht.< Sie hielt mir auffordernd die Hand hin. >Damit erklärst du dich einverstanden, dass ich dich fortan begleiten und unterrichten werde. Selbst wenn die Schattenwelt mein Zuhause ist, so freue ich mich auf die Freiheit der sterblichen Welt. Außerdem werde ich nicht die brave, freundliche Stimme sein. Wohl eher die der Vergeltung und der Manipulation. Ich mag ein großes Risiko darstellen, aber ich bin wenigstens ehrlich.<
Schatten waren tatsächlich sehr egoistisch und immerzu auf Chaos aus. Sie erschufen Leid und Zwietracht in der Welt der Lebenden. Ich hatte einige Arten von ihnen bereits getroffen. Allerdings nicht die Anführerin dieser hinterlistigen Wesen. Ich war nicht naiv zu glauben, dass ein Bund mit ihr reibungslos verlaufen würde. Eher rechnete ich mit einer weiteren großen Herausforderung, der ich mich stellen musste und ich… ich wollte das. Ich wollte diese Stärke. Brauchte sie. Und sie hatte recht damit, dass ich einen Teil von mir verbarg. Weil man mir genau das beigebracht hatte. Vielleicht war es an der Zeit selbst zu entscheiden, wie weit ich gehen konnte.
Bevor erste Zweifel in mir aufstiegen, ergriff ich ihre ausgestreckte Hand und zuckte unwillkürlich zusammen. Kein Schmerz, nur beißende Kälte. Es machte zwar keinen Sinn, aber ihr Schatten fühlte sich wie samtiges Eis an. Für einen kurzen Moment nahm ihre Gestalt schärfere Konturen an, sogar ein bisschen Farbe und zum ersten Mal erhaschte ich einen Blick auf die Frau, die sie einst gewesen war. Wunderschön und tödlich zugleich. Wie ein Raubtier, das man nur aus der Ferne beobachten durfte. Sie lachte leise und löste sich daraufhin langsam auf. Das Mal an meiner Handinnenfläche saugte den schwarzen Nebel in sich hinein. Ein würziger Geschmack mit etwas Schärfe breitete sich in meinem Mund aus. Gleichzeitig durchfloss mich eine dermaßen intensive Energie, dass ich mich nackt und unbesiegbar fühlte. Eine gewöhnungsbedürftige Kombination.
Wegen der kräftezehrenden Verschmelzung wirst du für ein paar Stunden sehr tief schlafen. Das ist wichtig, um deinen Körper und Geist zu entlasten. In dieser Zeit bleibst du hier in Sicherheit. Da wir nun einen Bund teilen, schützt dich die Schattenwelt und sobald du wach bist, werden wir sofort aufbrechen.
Gut. Gut… Träge fielen mir die Augen zu, während ich an Ilea, Ryu und Imesha dachte. Und auch Ivoli. Hoffentlich ging es ihm besser. Wir würden gemeinsam zurückkehren. Ich wollte sie nicht in dem Glauben lassen, dass ich tot war. Das wäre zu grausam.

Imesha

Meine Worte schienen sie zu erreichen, denn sie geriet nicht weiter in Panik. Stattdessen sah man ihr den festen Entschluss an Cael zu finden. Damit konnten wir arbeiten. Fern vom ganzen Trubel, der gerade in der Stadt herrschte. Der einst heilige Baum war ein guter Ort für etwas Abgeschiedenheit und Ruhe. Zustimmend nickte ich. Dann sah ich zu Rakurai, der mit der Hohepriesterin einen kurzen Blick wechselte, ehe er zurück in die Runde sah. >Wir regeln alles andere. Ihr könnt euch jederzeit melden, wenn ihr etwas braucht.< Das, was Ryu in seiner Wut zu ihm gesagt hatte, musste ihn tief getroffen haben, denn in den letzten Wochen hatte ich den Mann hinter der Anführermaske näher kennengelernt. Bestimmt machte er sich selbst schon genügend Vorwürfe wegen Caels Verschwinden. Ich würde gerne irgendetwas sagen, aber ich musste mich zunächst auf meine Freundin und unsere Suche konzentrieren. >Gut, beeilen wir uns.<
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14.04.2023, 18:53

Ryu

Ich reagierte nicht auf Rakurai und dann brachen wir schweigend auf. Von hier aus war es ein kürzerer Weg zu dem heiligen Baum und ich spürte noch die alte Trauer in mir regen, als ich die Stelle erblickte. "Was sollen wir machen?", wandte ich mich an Ilea. "Mir wäre es wohl, wenn ihr euch auch hinsetzt und naja....mich nicht bei der Meditation anstarren, sonst kann mich nicht so gut konzentrieren", antwortete Ilea und biss kurz auf die Lippen, bevor sie leise mit zitternde Stimme fortfuhr: "Ich habe Angst dort keine Spur von ihn zu finden. Wenn er nicht dort ist, dann...." Ihre Augen begannen verdächtigt zu schimmern. "Ich weiß, ich habe auch Angst davor", antwortete ich ihr ehrlich und legte meine Hände auf ihre Schulter: "Aber wir müssen uns dieser Angst stellen, denn die Ungewissheit wird uns viel mehr umbringen. Auch wenn es bedeuten kann, dass vielleicht die Antwort sehr schmerzvoll werden kann. Wenn wir es könnten würden wir dich begleiten, es gäbe eine Möglichkeit, aber dafür haben wir nicht Zeit und es ist auch nicht ganz ungefährlich. Dein Mut wird dir viel abverlangen und wenn du zerbrechen solltest, sind wir hier, um dich aufzufangen." Sie senkte einen Moment den Kopf und atmete tief ein. Ich spürte, dass sie versuchte ihre Gefühle zu kontrollieren. Ich presste meine Lippen fest zusammen bis die Kiefer stark hervortraten. Cael und Ilea hatten so oft solche große Herausforderungen, dass sie jedes Mal um den Anderen bangen mussten und fest an ihre Liebe klammern mussten, um nicht die Hoffnung zu verlieren. "Und wenn du Cael findest, dann trete ihm gehörig in seinem Hinterteil für diesen Schreck", fügte ich hinzu. Sie lachte kurz auf, auch wenn es verzweifelt klang. Dann nickte sie und hob den Kopf, die Tränen in den Augen zurückdrängend: "Ich bin bereit, was auch kommen mag."

Ilea

Ich wandte mich an Imesha, griff kurz nach ihre Händen und drückte sie sanft, um auch ihr für den Beistand zu danken. Schließlich ließ ich mich in das weiche Gras sinken, überkreuzte meine Beine und legte locker die Arme auf die Beine. Meine Augen schlossen sich und ich konzentrierte auf meine Atmung. Unendliche Gedanken durchfluteten mich, sie waren beängstigend und nahmen mir beinahe die Luft. Mein Puls wollte in die Höhe schnellen und mein Körper kribbelte unangenehm. Nein. Ich durfte mich nicht von der Panik übermannen lassen. Damals in der Bibliothek war Cael bei mir gewesen und hatte in seine qualvollen Stunden gehofft, obwohl es Momente der Aussichtslosigkeit gab. Jetzt befand ich mich in der gleiche Situation und musste all meine Gefühle in die Hoffnung hineinlegen. Ich musste daran glauben, dass unsere Liebe so stark war, dass sie das Schicksal verhindern kann uns zu trennen. Langsam entspannte sich mein Körper und die Meditation ließ mein Geist wacher werden. Ich spürte wie die Magie sich in mir regte und entfaltete wie eine schlafende Blume. Ich spürte, wie ich mich von meinem Körper löste und durch eine Art Tür lief, die mich in die Zwischenwelt führen würde.


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15.04.2023, 11:56

Cael

Blinzelnd öffnete ich die Augen und starrte orientierungslos in die gähnende dunkle Leere. Ich brauchte einen Moment, um mich selbst und alles, was bisher passiert war, zu finden. Die Vision, der Angriff auf das Dorf, mein Beinahetod und dann mein plötzliches Erwachen in der Zwischenwelt. Ivoli, der ebenfalls fast gestorben wäre und jetzt mein Bund mit der Schattenmonarchin. Die Mutter der Schattenmagier könnte man meinen.
Ich und Mutter? Lass das lieber sein, sonst muss ich mich übergeben.
Oh. Ihre Stimme. Klar und deutlich in meinem Kopf. Ich war tatsächlich einen Bund mit ihr eingegangen. Irgendwie hatte ich mit einer spürbaren Veränderung gerechnet, doch ich fühlte mich ziemlich normal. Ich konnte mich frei bewegen, nichts tat weh und mein inneres Gleichgewicht war intakt. Probehalber wackelte ich mit den Fingern. Sie kribbelten ein wenig. Zudem fiel mir auf, dass nicht mehr diese seltsame Schwere auf mir lastete.
Ein Vorteil unseres Bundes. Dein sterblicher Körper hat sich dem Klima dieser Welt angepasst. Du kannst dich frei bewegen und bist so schnell, wie wenn dein Geist allein reisen würde.
Äußerst praktisch. Langsam verstand ich, warum ich alles anders wahrnahm als sonst. Nur meine Stimme blieb weiterhin verloren. Hoffentlich blieb das kein dauerhafter Zustand, denn das wäre ein großer Verlust für mich.
Wegen deiner Musik? Keine Sorge. Das ist der Preis, den du zahlst, solange du hier unterwegs bist. Du sprichst mit deinem Geist. Deine Gedanken sind dein Sprachrohr, darum solltest du achtsam denken. Ansonsten werden dich die Schatten kaum ernst nehmen können. Noch fehlt dir der Biss, um autoritär aufzutreten. Wie gut, dass meine Präsenz das ausgleicht.
Charmant… Ich widerstand dem Drang mit den Augen zu rollen und streckte mich; bereit zum Aufbruch. Hoffentlich war ich nicht zu lange fort gewesen. Ich musste schnellstmöglich zurück zu den anderen, aber erst würde ich nach Ivoli schauen, um sicherzugehen, dass es ihm an nichts mangelte. Fehlte bloß der Ausgang. Oder zumindest einen richtungweisenden Hinweis.
Nicht so schnell, Reavstone. Ich kann deine Eile durchaus verstehen, aber dass man dich für tot oder verschollen hält, ist ein Vorteil, den du ausnutzen musst. Während du geschlafen hast, ist bei deinen Freunden einiges passiert. Vor allem bei deiner Lichtbringerin.
Ilea? War ihr etwas Schlimmes zugestoßen? Ich wäre am liebsten direkt durch die schwarze Wand gesprungen, aber Skira sprach schneller weiter: Ich rate dir mich zuerst aussprechen zu lassen, bevor du zu falschen Schlüssen kommst. Die Jugend von heute… Deiner Liebsten geht es gut, sie ist noch nicht durchgedreht. Offenbar ist der Glaube an deine Rückkehr größer als die schlummernde Panik. Bemerkenswert, das gebe ich zu. Wichtiger ist jedoch, dass der Geächtete sich wieder gemeldet hat. Diesmal mit der Drohung den ehemaligen Dämonenjäger zu töten. Arrogant und grausam, genau nach meinem Geschmack, aber wir spielen nicht in derselben Gruppe, deshalb schlage ich vor, dass wir zum Gegenschlag ausholen.
Ich brauchte ein paar gedankliche Anläufe, um zu verstehen, von wem sie sprach. Dann fiel mir eine einzige passende Person ein und die Wut meldete sich mit voller Wucht zurück. Nanashi würde Gawain umbringen, nur um Ilea zu sich zu locken. Obwohl ich ihr nicht direkt versprochen hatte ihn zu retten, wollte ich ihn seit seinem Verschwinden befreien. Dass ich das bislang nicht getan hatte, lastete schwer auf mir. Täglich hatte ich daran gedacht und sogar ein paar Mal mit Imesha gesprochen, damit sie mir verriet, wie genau das Gefängnis aufgebaut war.
Du wirst dich freuen, denn mit den Fähigkeiten, die du jetzt besitzt, brauchst du keinen Grundriss mehr. Wir werden direkt durch die Vordertür ins Gefängnis marschieren und für Chaos sorgen. Und natürlich deinen Schwiegervater retten.
Das klang nach Größenwahn. Als ob ich einfach in ein Hochsicherheitsgefängnis spazierte, ohne die Konsequenzen zu beachten. Außerdem fühlte ich mich nicht wohl damit Ilea und die anderen glauben zu lassen, dass ich tot oder verschollen war. Das war falsch. Ich wollte das nicht, da ich selbst am besten wusste, wie es sich anfühlte um das Leben einer nahestehenden Person zu bangen. Bei dem Gedanken konnte ich förmlich spüren, wie Skira mit den Augen rollte. Sie stieß einen schweren Seufzer aus.
Mach dir mal nicht in die Hose. Sie werden auf ihre Weise herausfinden, dass du am Leben bist. Wenn du dann noch mit dem verloren geglaubten Vater zurückkehrst, wird die Freude doppelt so groß sein. Es kann nur gut für dich ausgehen. Es ist die perfekte Gelegenheit deine Kräfte auszuprobieren und ich garantiere dir, dass dein Leben in keinerlei Gefahr schwebt. Du wirst staunen, wenn du realisierst, was du die ganze Zeit aus Vorsicht tief in dir versteckt hast. Glaubst du etwa ich würde dich dorthin schicken, wenn die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, dass du verreckst? All die Mühe, all das geduldige Warten wäre umsonst gewesen. Ärgerlich, ärgerlich.
Ich atmete tief durch und konnte nicht fassen, dass ich mir tatsächlich überlegte ihre Worte in die Tat umzusetzen. Im Dorf wäre ich beinahe gestorben, das war innerhalb kürzester Zeit schwer zu verdauen. Gleichzeitig war die Aussicht darauf Gawain von seinem Elend zu befreien sehr verlockend. Er litt. Bestimmt hatte man ihm widerliche Dinge angetan. Jeder Tag dort war ein Tag zu viel. Wir hatten zu lange gewartet. Wenn Skira vollends davon überzeugt war, dass ich in der Lage war im Alleingang eine Rettungsaktion durchzuführen, dann würde ich ins kalte Wasser springen. Für Gawain. Und ganz besonders für Ilea. Nanashi hatte es mit der Drohung zu weit getrieben. Ich würde ihm zeigen, dass er sich mit den falschen Leuten angelegt hatte. Zusätzlich wäre das auch eine Lektion für den Kaiser.
Na das nenne ich eine ordentliche Kampfansage! So will ich dich, Reavstone! Vorab müssen wir allerdings grundlegende Dinge klären, damit die Zusammenarbeit funktioniert. Fest steht, dass du ein friedliebender Mensch bist und das darfst du gerne bleiben. Du darfst mir natürlich widersprechen, aber in brenzligen Situation rate ich dir auf mein Urteil zu vertrauen, da ich bedeutend mehr Kampferfahrung besitze als du. Egal, wie gut dich deine Familie oder die Animagi großgezogen haben.
Überrascht hielt ich inne. Sie kannte sogar die Animagi?
Wirklich? Genau da bleibst du hängen? Warum sollte ich die Animagi nicht kennen? Sie existieren ebenfalls seit Tausenden von Jahren und wandeln unter euch Menschen. Wie die Schatten. Hast du schon vergessen, dass Elaine einen Animagi-Freund hatte? Den, der zuletzt gestorben ist? Wie hieß er noch gleich…
Envar. Ich erinnerte mich an ihn. Zumindest an seine Geschichte. Oder an das Denkmal, das für ihn in Hana’yei errichtet worden war.
Stimmt. Das war sein Name. Gutes Kerlchen. Schwere Bürde. Zeit ist ein Miststück. Skira schnaubte verächtlich und erneut fragte ich mich, woher sie das alles wusste, wenn sie ausschließlich in der Schattenwelt lebte. Darauf ging sie nicht ein, sie fuhr stattdessen unbeirrt fort: Um nicht vom Thema abzukommen… Du wirst kämpfen und du wirst keine Gnade zeigen. Die Schatten folgen dir nur, wenn du ihnen beweist, dass du ein Anführer bist. Sie müssen anerkennen, dass du mein würdiger Nachfolger bist. Viel Überzeugungsarbeit werde ich bei dir sowieso nicht benötigen. Wenn du erst einmal das Grauen in diesem Gefängnis mit eigenen Augen siehst, wirst du aus eigenem Antrieb Gewalt anwenden. Darum ist das auch so ein fabelhafter Ort, um dich gehörig auszutoben.
Zu diesem Thema hatte ich vorerst nichts zu sagen. Dass das Gefängnis ein fürchterlicher Ort war, wusste ich schon von Imeshas Erzählungen. Besonders die Experimente waren mir im Gedächtnis geblieben. Was, wenn Gawain eines dieser Opfer war? Wie sehr hatte man ihn gefoltert? War er überhaupt noch klar bei Verstand? Jetzt, da ich wieder von Erinnerungen an ihn überflutet wurde, musste ich ihn befreien. Ich musste handeln.

Imesha

Seit meinem Zusammenbruch heute Morgen hatte ich keine freie Minute gehabt. Unter der Oberfläche bröckelte es. Bevor ich Ryu und meine wertvollen Freunde kennengelernt hatte, wäre ein Tag wie dieser einfach zu verdrängen gewesen. Ich hätte das Geschehene an mir vorbeiziehen lassen. Nur ging das nicht mehr. Hier ging es um Menschen, die mir viel bedeuteten. Als Ilea sich hinsetzte, um sich auf die Suche nach Cael zu begeben, kostete es mich wahnsinnig viel Kraft ruhig zu bleiben. Eine Freundin, die in Panik geriet und sich von ihren eigenen Schatten überfallen ließ, war das Letzte, was sie gebrauchen könnte. Deshalb setzte ich mich etwas abseits von ihr ins knöchelhohe Gras und starrte zum bewölkten Himmel hinauf. Dem Sonnenstand zu urteilen war bereits später Nachmittag. Wir hatten Stunden auf dem Kampffeld verbracht. Stunden des Chaos und des Tötens. Ich wollte nicht wissen, wie viele gute Menschen dort unten gestorben waren. Wollte keinen Fuß in die Lehrräume setzen und feststellen, dass einige Plätze leer waren. Dann musste ich an Ysera denken. An meinen schrecklichen Traum. Ich grub die Finger in die weiche Erde und schluckte schwer.
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16.04.2023, 19:02

Ryu


Nachdem wir uns alle hingesetzt haben, entspannte sich Ilea nach eine Weile und wirkte körperlich nicht mehr anwesend. Ich kannte diesen Ausdruck in dem Gesicht, den ich oft bei Cael gesehen hatte, wenn sein Geist sich in der Zwischenwelt befand. Sie hatte es also geschafft und ich hoffte sie war stark genug für das, was sie entdecken könnte. Mein Blick schweifte zu Imesha. Seit der Flucht auf dem Boot sah ich sie jetzt wirklich an. Ich hatte mir nicht erlaubt Gedanken um sie zu machen, die Sorge um sie hätte mir den Rest genommen. Ich blickte auf meine Hände. Hände, die gerettet haben. Hände, die getötet haben. Hände, die die Augen der Toten geschlossen haben. Hände, die geschmerzt haben. Hände, die hilflos gewesen waren. "Ich hätte bei ihm sein sollen, ich hätte es wissen müssen", murmelte ich mit einer raue Stimme: "Aber ich war auf dem verdammten Boot geblieben."

Ilea


Als ich Augen aufschlug, wusste ich sofort, dass ich in der Hütte war. Ich eilte durch den Raum und rief abermals nach Cael. Aiko schwirrte aufgeregt um meinem Kopf herum und dann hörte ich einen Laut. Ich entdeckte Ivoli und vor Erleichterung brannten mir die Augen. Wenn er da war, bedeutete, dass Cael auch noch da war. Aber wo war er? "Ivoli!", ich eilte zu ihm und berührte sanft sein Kopf. Er sah geschwächt aus und das bereitete mir Sorgen. Vorsichtig strich ich über seinem Körper: "Hab keine Angst, ich werde nach Cael suchen. Aiko? Bitte bleibe bei Tivoli." Bittend sah ich mein Tiergefährten an und Dieser ließ sich neben Ivoli nieder, gurrte dabei leise. "Danke, passe gut auf ihn auf", sagte ich und ging zu der Tür, der zu unsere Wiese führte. Als ich draußen war, erstarrte ich vor Schreck. Unsere Wiese war nicht mehr, was sie einmal war und da war die Schwärze, die unsere kleine Welt zum größtenteils verschlungen hatte. "Cael? CAEL?", rief ich und rannte über das bisschen Stück Wiese. Vor der Schwärze blieb ich stehen und erschauderte bei dem Anblick der absolute Finsternis. Ich streckte meine Hand danach aus, doch dann zog ich sie in dem letzten Moment zurück.


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18.04.2023, 16:51

Cael

Da du dich bereits mit Portalreisen auskennst, warne ich dich nicht vor den Nebeneffekten. Ich bringe uns direkt zum Gefängnis, das selbstverständlich von einem Illusions- sowie Schutzzauber umgeben ist. Für uns kein Problem! Spaßeshalber können wir den Schild brechen, aber es wäre weitaus beeindruckender, wenn du inmitten ihrer Barriere auftauchst. Ein viel besserer Auftritt, meinst du nicht?
Mir ging es hauptsächlich darum Gawain zu befreien, alles andere war mir herzlichst egal. Skira schien meine Antwort in Gedanken zu enttäuschen. Würde ich sie vor mir sehen, hätte sie mich jetzt sicherlich tadelnd angesehen. Sie fuhr einfach fort, während der Raum enger wurde und die Schatten sich an meinen Körper legten. Es sah aus, als wäre ich komplett in Schwarz gekleidet. Das sind jetzt deine neuen Waffen, deine treuen Gefährten. Sie alle. Sie beschützen dich mit ihrer bloßen Existenz. Sie können jedwede Form annehmen, die du dir wünscht und ich rate dir so kreativ wie möglich zu sein. An Kreativität mangelt es dir zumindest nicht. Außerdem kannst du mit dieser zweiten Haut problemlos in der Luft schweben und mit anderen Schatten verschmelzen. Stehst du beispielsweise im Schatten eines Gebäudes, wirst du unsichtbar.
Ich stellte mir das sehr… aufregend vor. Zwar gab es einen Unsichtbarkeitszauber, den man mit den richtigen Kenntnissen anwenden konnte, aber dieser Weg erschien mir bedeutend leichter. Die Stimme in meinem Kopf stimmte zu. Inzwischen fühlte sich mein Körper schwerelos an und die Schwärze, die fest an mir haftete, empfand ich alles andere als erdrückend. Ich fühlte mich… sicherer. Stärker. Dann bemerkte ich einen vertrauten Sog. Die Reise hatte begonnen.
Auf der anderen Seite erwartet dich später Nachmittag, die letzten Sonnenstrahlen verabschieden sich gerade und das bietet dir die beste Gelegenheit deine neuen Talente zu entdecken. Bei Tageslicht bist du tatsächlich etwas eingeschränkter, aber dadurch, dass du jederzeit durch ein Portal springen kannst, bist du immerzu auf der sicheren Seite. Schatten gibt es überall, also findest du auch überall Zuflucht.
Wirklich praktisch. Das musste ich mir gut merken. Im selben Moment fiel mir auf, dass ich trotz all der Schatten, die mich umgaben, ihre vielen Stimmen nicht hören konnte. Normalerweise kreischten, schrien und brüllten sie einen an. Aus allen Richtungen. So sehr, dass einem der Kopf schmerzte. Gerade war absolut nichts zu hören. Nur Skiras rauchige Stimme. Du bist der Anführer, du bringst sie zum Schweigen. Sie können dir wohl schwer gehorchen, wenn sie dauernd durcheinanderreden, oder? Ich hörte ein Schmunzeln heraus. Logischer Punkt. Keine Sorge, du wirst früher als später verstehen, was das Amt als Schattenmonarch mit sich bringt.

Imesha

Ich spürte Ryus Blick auf mir, dennoch schaute ich weiterhin die grauen Wolken an und dachte über seine Worte nach. Wenn er so empfand, müsste ich mir dieselben Vorwürfe machen. Ich hätte auch an die Front gehen und dort kämpfen können. Ich war stark genug dafür. Stattdessen war ich bei den Booten geblieben, um nicht die Nerven zu verlieren. Wäre ich mental besser vorbereitet gewesen, hätte ich mit Cael gekämpft und sein Opfer irgendwie verhindert. Oder?
Seufzend schüttelte ich langsam den Kopf. >Niemand von uns kann die Zukunft vorhersehen. Bis auf die Hohepriesterin. Und Cael offenbar auch. Er ist selbst für sein Leben verantwortlich, nicht wir. Er war dort und hat bewusst die Entscheidung getroffen zu bleiben. So sehr diese Wahrheit auch schmerzt, ich respektiere sie, indem ich versuche mir keine Vorwürfe zu machen. Es hat Jahre gedauert, bis ich das verstanden habe.< Rukos Gesicht tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Sein warmes Lächeln, der verständnisvolle Blick. >Ich war eine emotionale Kämpferin. Habe mir alles direkt zu Herzen genommen und nächtelang überlegt, wie ich anders hätte reagieren können. Oft tue ich das immer noch. Heute sieht es nicht anders aus. Trotzdem kann und will ich nicht aufgeben. Ihr beide habt mir damals am See das Leben gerettet, aber Cael war es, der mit seiner Zwischenweltmagie meinen sicheren Tod verhindert hat. Ich schulde ihm mein bedingungsloses Vertrauen in seine Rückkehr.< Tränen brannten mir in den Augen, als ich diese Worte laut dachte, aber ich weinte nicht. Ich würde so geduldig wie möglich warten.
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18.04.2023, 20:21

Ryu


Möglicherweise hatte Imesha mit ihre Worte, aber es war schwer. Vor meine innere Augen sah ich immer wieder die nahende Dunkelheit, die Explosion. Als er nicht mit auf dem Boot war, hätte ich mir einen Weg zu ihm bahnen sollen. Jedenfalls dachte so mein Herz. Der reine Verstand hatte da nichts mehr zu sagen. Ich ließ mein Blick über die Landschaft gleiten bis sie an dem imposanten Tempel hängenblieb. Selbst wenn die Hohepriesterin die Zukunft sah, konnte sie dennoch nicht alles sehen. "Ich habe mein Glauben an ihm nicht verloren....", murmelte ich: "Es ist nur....es ist schwer. Sonst konnte ich ihn irgendwie immer spüren. Aber da war nichts gewesen...als hätte er nie existiert. Da war nur der Tod gewesen." Wieder sah ich die Verwüstung nach der Explosion vor meine innere Augen und all die Toten.

Ilea


Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte mich. Was wenn Cael in der Zwischenwelt in Gefahr war und deswegen sich nicht melden konnte? Was wenn er in die Händen von Nanashi geraten war? Es fühlte sich an, als würde mein Herz zusammengepresst wurde. Es war schlimm genug, dass er mein Vater hatte, aber wenn er auch noch Cael hatte....ich stürmte in das Haus, um durch eine andere Tür zu laufen. Ich musste in der Zwischenwelt diesen See finden. Ich musste Nanashi aufhalten. Mein Vater und Cael brauchten mich.


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19.04.2023, 13:59

Cael

Innerlich wappnete ich mich gegen das, was mich dort draußen erwarten würde. Elend. Grausamkeit. Qualen. Tod. Ich war nicht naiv zu glauben, dass es im Gefängnis einigermaßen menschenwürdig zuging. Kaiser Oda war ein Wesen ohne Herz. Die, die dort arbeiteten, waren es sicherlich auch. Herzlos. Kaltblütig. Weder mit Verständnis noch mit Güte würde ich ihnen begegnen. So viel stand fest. Das, was ich im Moment empfand, ähnelte dem Gefühl, als dieser Wachmann Ilea in dieser Sackgasse überfallen hatte. Ich erinnerte mich noch sehr gut an die blinde Wut. An das Verlangen ihn einfach zu töten. Ohne jegliche Konsequenzen. Ich hätte es getan.
So ist es gut. Damit können wir arbeiten, hörte ich Skiras Stimme. Im nächsten Moment öffnete sich in der Dunkelheit ein Riss und ich stand plötzlich in einem Vorhof, der Platz für eine halbe Armee bot. Das war ein verdammt großes Gefängnis. Wie viele Insassen gab es wohl hier? Und wo waren die Wachen? Auf den ersten Blick konnte ich keine Menschenseele entdecken, doch ich spürte Magie in der Luft. Das musste die Barriere sein. Ich war sie problemlos umgangen. Dadurch hatte ich auch keinen Alarm ausgelöst.
Den Vater findest du in den unteren Ebenen. Schick Schatten los und lass sie suchen. Das hat dir sicherlich dein talentierter Onkel beigebracht. Es war eine Weile her, dass ich mich auf die Schatten verlassen hatte, aber es fiel mir überraschenderweise leicht Zugang zu ihnen zu finden. Sie folgten meiner Anweisung. Ein beachtlicher Teil löste sich von meinem Körper, schwebte wie schwarzer Nebel nahe am Boden entlang und verschwand in jede mögliche Lücke am Gebäude. Im Gegensatz zu allen anderen Palastbauten war das hier ein einziger trauriger, grauer Klotz. Selbst die Fenster glichen zusammengekniffenen Augen, ließen kaum Licht durch. Im selben Moment bemerkte ich die ersten Wachmänner, die auf dem Gelände patrouillierten. Ohne sie aus den Augen zu lassen, schritt ich auf das große Tor zu. Der Haupteingang. Meine Anwesenheit blieb nicht länger unbemerkt.
Sie zogen sofort ihre Schwerter, ein paar andere erschienen auf der Mauer, die das Gebäude umschloss. Pfeilspitzen blitzten im letzten Abendlicht auf. Ich hörte warnende Rufe. Eindringling. Stehenbleiben. Würden sie mich angreifen oder erstmal abwarten?
Du brauchst keine Zeit mit dem Fußvolk verschwenden. Dafür hast du deine braven Diener aus der Schattenwelt. Ich zeige dir mal Kreaturen, die du noch nicht kennen dürftest. Während ich zum Schein abwehrend die Hände hob, öffneten sich zu meinen beiden Seiten Risse zur Schattenwelt. Ein großer, nachtschwarzer Kopf lugte heraus. Es folgte ein gebeugter Vierbeiner mit dolchlangen Krallen. Dunkelviolette Augen glühten. Zischender Rauch stieg von der glatten, verschwommenen Haut auf. Skira behielt recht. Solch eine Kreatur sah ich zum ersten Mal. Weitere drei schoben ihre massigen Körper in die menschliche Welt. Aus ihren großen Mäulern tropfte rotschwarzer Geifer zu Boden.
Man nennt sie Anukaki, informierte mich Skira. Ich wusste nicht, was ich von diesen Bestien halten sollte. Sie ähnelten den Yokai dieser Welt. Mit dem Unterschied, dass sie mir und nicht Kaiser Oda gehorchten. Solange das der Fall war, würde ich sie frei handeln lassen. Als hätte ich ihnen damit das Startzeichen gegeben, stürzten sie grollend los und ließen den Boden erbeben. Ich sah wie eine Kreatur auf die Wachmänner zusprang, die mich vorhin als Erstes bemerkt hatten. Sie holten zum Angriff aus, doch keine der Waffen traf ihr Ziel. Nichts zeigte Wirkung. Jedes Schwert, jeder Pfeil, glitt durch die Anunaki hindurch. Als bestünden sie nur aus Rauch. Sie hingegen konnten die Menschen problemlos packen, zerreißen, durch die Luft schleudern und mit ihren Krallen durchbohren. Das Gelände verwandelte sich schnell in ein grausiges Blutbad, während ich meinen Gang zum Haupttor fortsetzte und jegliche Rufe sowie Schreie ignorierte.

Imesha

Ich verstand seinen Schmerz. Mir ging es damit nicht anders. Für ihn war es zudem schlimmer, weil die beiden sich seit ihrer Kindheit kannten. Familie zu verlieren, das war… unbeschreiblich. An meine Eltern erinnerte ich mich nur vage und Ysera hatte sich bislang nur in meinen Träumen gezeigt. Wobei das heute Morgen ein Albtraum gewesen war. Wäre ich ganz normal mit ihnen aufgewachsen und hätte sie kürzlich verloren… Daran wollte ich nicht denken.
Kurz fiel mein Blick auf Ilea, die weiterhin reglos dasaß und aussah, als würde sie ruhig schlafen. Ich wünschte, ich hätte sie begleiten können. Allein nach Cael zu suchen, war bestimmt schrecklich. Sie würde sich immer wieder selbst Mut und Hoffnung zusprechen müssen, um nicht aufzugeben. Hoffentlich fand sie ihn. Hoffentlich ging es ihm gut.
Schwerseufzend zog ich die Beine enger an meinen Körper und schlang die Arme darum. Die innere Anspannung ließ kein bisschen nach.
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21.04.2023, 18:47

Ryu

Schweigen legte sich über uns und ich merkte wie das Reden mich erschöpft hatte, wo allmählich das Adrenalin sank. Doch die aufwühlende Emotionen blieben und einverleibten weiter die restlichen Energien, die irgendwie in mir noch gespeichert sind. Bis jetzt hatte sich Ilea nicht mehr geregt, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, stand in den Sternen geschrieben. Mein Blick glitt in die Ferne. Ich wünschte ich könnte mich in den Drachen verwandeln und einfach fliegen. Immer weiter fliegen und einen Moment diese Welt vergessen. Den Schmerz und das Grauen vergessen.

Ilea

"Halt!", plötzlich erschien Roselyn vor mir und ich stolperte beinahe nach hinten, als ich abrupt bremste. Ich hätte durch ihr laufen können, aber auf eine solche Idee würde ich niemals kommen, da sie dennoch für mich menschlich war. "Ich habe keine Zeit", antwortete ich gehetzt und mein Magen verknotete sich immer mehr bei den Gedanken an Nanashi. "Du wirst dort nicht deine Liebsten finden. Als du vorhin vom Kranichsee gemurmelt hast, bin ich sofort in die Zwischenwelt aufgebrochen. Ich kenne den Ort, wo die Seelenboten verweilen. Zum Glück kann ich mich unsichtbar machen und Geister sind hier schwerer zu spüren, weil wir mehr der Zwischenwelt ähneln. Ich glaube nämlich Nanashi gesehen zu haben oder etwas von ihm. Es ist eine Falle, dort ist nicht dein Vater und du wirst auch nicht da Cael finden können. Bitte, gehe nicht dorthin. Wir finden einen Weg die Beiden zu retten", eindringlich sah mich Roselyn an: "Vertrau mir, wenn du da hingehst, wirst du mehr verlieren." Meine Lippen bebten und ich sank auf meine Knien: "A-aber....mein Vater leidet so unendlich....und C-Cael...ist verschwunden. Ich...ich habe eine solche Angst die Beiden endgültig verlieren zu können ,wenn ich nichts unternehme. Ich weiß nicht....ich weiß nicht, wie ich dann weiterleben kann. Nochmals ertrage ich es einfach nicht."


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22.04.2023, 15:23

Cael

Das Haupttor ließ sich problemlos öffnen. Entweder man rechnete nicht damit, dass ein Außenstehender freiwillig eintreten würde oder sie hielten das Gefängnis für ausreichend abgesichert. In beiden Fällen irrten sie sich. Ich war hier und würde für ordentlich Chaos sorgen. An oberster Stelle stand weiterhin die Befreiung von Ileas Vater, aber wenn ich auf dem Weg zu ihm weitere unschuldige Insassen in die Freiheit entlassen konnte, so sei es. Die Schatten, die ich losgeschickt hatte, waren fleißig am Suchen und ich stellte schnell fest, dass das Gebäude größer war als es von außen wirkte.
Mehrere verzweigte Wege führten tiefer hinein und aus allen Richtungen drangen die verschiedensten Geräusche zu mir. Klirren. Röcheln. Ächzen. Wimmern. Widerhallende Schreie. Letzteres kroch mir unangenehm unter die Haut. Am liebsten hätte ich mich in mehrere Personen aufgeteilt, um den Leuten zu helfen. Immerhin war das auch der Ort, an dem fürchterliche Experimente durchgeführt wurden.
Selbst ich gebe zu, dass es hier schlimmer zugeht als in der Schattenwelt. Die bösartigen Schwingungen spüre ich bis in deine Gedanken. Wir werden vielen Schatten und verstorbenen Seelen begegnen. Nicht alle wurden von dunklen Magiern eingefangen. Schlampige Arbeit, aber für uns von Vorteil. Da kommt das Mal an deiner Hand zum Einsatz. Damit kannst du sie wie mich vorhin einsaugen und unter deine Kontrolle bringen, erklärte Skira ruhig. Wie aufs Stichwort meldete sich an besagter Stelle ein stechendes Kribbeln. Jetzt wusste ich, wofür es gut war und hielt direkt nach verlorenen Schatten Ausschau. Mittlerweile hatte ich einen größeren Raum erreicht, der von wenigen brennenden Fackeln beleuchtet wurde. Ich entdeckte drei schmale Tunnel. Noch keine Wachen. Ob das Gefängnis wie eine Art Labyrinth aufgebaut war? Es würde zumindest eine Flucht erschweren. Oder eine Rettungsaktion.
Von meinen eigenen Schatten geleitet, wählte ich den linken Tunnel. Modrige, kalte Luft klebte an den kahlen Wänden. Ich widerstand dem Drang Lichtmagie anzuwenden, um besser sehen zu können und verließ mich stattdessen auf mein Gefühl. Außerdem war meine Nachtsicht gut genug zur Orientierung. Die Geräusche von vorhin wurden zunehmend lauter, was bedeutete, dass ich mich den ersten Zellen näherte. Was auch immer mich gleich erwartete, ich war völlig unvorbereitet. Auch was den heftigen Gestank betraf. Ich hielt kurz inne und unterdrückte den Würgereiz. Die Mischung aus Erbrochenem, Fäulnis und Fäkalien überforderte mich. Es war… fürchterlich. Kein Wunder, dass von den Wachen jede Spur fehlte. Hier hielt man es kaum aus.
Atme flach durch den Mund ein und aus. Nicht die beste Lösung, aber weniger schlimm. Ich war für jeden Ratschlag dankbar und setzte ihn sofort um. Es wurde tatsächlich ein klein wenig besser, darum setzte ich meinen Weg zügig fort. Meine Augen huschten indes wachsam hin und her. Ich erreichte das Ende des Tunnels, entdeckte die ersten Gefängniszellen und blieb vorerst in der Dunkelheit des Ganges stehen. Vor mir erstreckten sich mehrere Etagen in eine endlos erscheinende Tiefe. Sowohl auf meiner als auch auf der gegenüberliegenden Seite gab es zwei Plattformen, die wie im Hauptturm auf Mahomashu von Magie betrieben wurden. Sie dienten wohl zum Transport. Hinzu kam eine steinerne Brücke, die beide Seiten miteinander verband. Ohne Geländer. Es wäre ein Leichtes jemanden in den schwarzen Schlund zu stoßen. Dasselbe galt für die Flure entlang der Zellen. Eine Todesgefahr nach der anderen. Von überall her waren die Verzweiflung, das Elend und die Hoffnungslosigkeit deutlich zu spüren. Wenn ich jetzt an Gawain dachte, wurde mir speiübel. Ich musste ihn unbedingt finden und hier rausholen.
Zum Glück waren meine Schatten endlich fündig geworden. Mein erster Impuls war zur Plattform zu gehen, da niemand anwesend zu sein schien, doch Skira hielt mich davon ab. Nutze die Schatten als Abkürzung. So wie du mit ihnen verschmelzen kannst, können sie dir zusätzlich als Portal dienen. Konzentriere dich auf ihr Signal, schließe die Augen und-
Als ich sie wieder öffnete, befand ich mich an einem anderen Ort. Ich hatte den Standortwechsel bis auf ein Ziepen an der Haut kaum bemerkt. Erstaunlich. Am heutigen Tag lernte ich mehr über die Schattenmagie als in meinem gesamten Leben. Skira lachte leise in meinen Gedanken. Offenbar war meine beinahe kindliche Verwunderung unterhaltsam für sie. Wenn du hiervon schon beeindruckt bist, will ich deine Reaktion auf die nächsten Tricks erleben. Sollte der nächste Trick darin bestehen, Gawain aus diesem grausamen Gefängnis zu befreien, äußerst gerne.
Zu meiner linken Seite führte der Abgrund tiefer in die Erde hinein und zu meiner rechten reihte sich eine Zelle nach der anderen, soweit das Auge reichte. Komischerweise stank es nicht mehr so fürchterlich wie oben. Vielleicht lag es an der Kälte. Kleine Atemwölkchen bildeten sich vor meinem Mund, während ich auf leisen Sohlen voranschritt und einen Blick in die Zellen mied. Die Schatten dienten mir solange als Tarnung, damit niemand auf mich aufmerksam wurde und Alarm schlug. Erst wollte ich Ileas Vater finden und für seine Sicherheit sorgen. Das Chaos konnte später folgen.

Imesha

Ich hasste es zu warten. Ich hasste diese Hilflosigkeit. Stillsitzen und Nichtstun machten mich unruhig. Ein Zeichen würde reichen. Irgendein Zeichen von Ilea, dass sie vorankam oder dass sie auf gutem Wege war Cael zu finden. Doch ein weiterer Blick in ihr Gesicht und meine Unruhe wuchs. Hauptsache, sie krampfte nicht oder zuckte unkontrolliert. Ihr schien es soweit gut zu gehen. Aber wie lange würde sie in der Zwischenwelt wandeln können? Vor ein paar Wochen war sie länger als einen halben Tag von ihrem Körper getrennt gewesen. Ich erinnerte mich sehr gut an ihre eiskalte Haut. Cael hatte sie gewärmt. Trotz seiner Verzweiflung. Trotz der aufwühlenden Gefühle. Heute waren ihre Rollen vertauscht. Ich rieb mir müde übers Gesicht, seufzte schwer. >Glaubst du, wir sind verflucht?< Mir war nicht bewusst, dass ich meinen Gedanken laut ausgesprochen hatte.
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2 591

23.04.2023, 17:48

Ryu


Imesha durchbrach nach eine Weile die Stille und einen kurzen Moment dachte ich über ihre Frage nach. Langsam schüttelte ich den Kopf: "Dass die Ereignisse sich so überstürzen und vor allem heftig bedeuten, dass wir ihnen auf das Zahnfleisch gehen. Ich denke, der Kaiser wird unbeherrschter, weil er nicht die Kontrolle über uns hat und immer mehr die Gefahr erkennt, dass wir ihn stürzen können. Sie haben uns vorher unterschätzt, aber jetzt wissen sie wir geben nicht auf und schlagen mit aller Macht zurück." Der Kaiser mochte vielleicht sich nicht fürchten und ihm war jedes Mittel Recht, um an der Herrschaft zu bleiben. Aber er wusste bestimmt, sobald seine Macht anfing zu bröckeln, konnten seine Gefolgschaft ganz schnell gegen ihn sein, weil sie dann ihn für schwach hielten.

Ilea


Nach meinem kurzen Zusammenbruch atmete ich tief ein und erhob ich mich wieder. Auch wenn ich am liebsten zu dem See stürmen wollte, vertraute ich Roselyn. Sie würde mich sonst nicht aufhalten, wenn ein Funken Hoffnung bestünde ich könnte auf diese Weise die Beiden retten. Aber ich würde jetzt nicht erreichen, wenn ich blindlings in die Falle tappte und am Ende verloren hatte. Da hatte sie Recht. Also kehrte ich in die Hütte zurück. Mir war vorhin aufgefallen, dass Ivoli geschwächt gewirkt hatte, doch meine Sorge um Cael und meinem Vater waren größer gewesen. Deswegen sollte Aiko auf ihn aufpassen, damit ihm nichts geschah. Jetzt war ich wieder bei den Geisterführer. "Lass mich dich ansehen", sagte ich sanft zu Ivoli und strich über sein Gefieder. Kurz flackerte Bilder vor meine innere Augen. Es waren seine Erinnerungen, wie Cael ihm das Leben rettete. Deswegen sah unsere Traumwelt jetzt so aus. Tränen traten in meine Augen. "Danke, dass du es mir gezeigt hast", flüsterte ich leise. Cael lebte und die pure Erleichterung durchströmte mich. "Ich werde dir auch helfen", meinte ich entschlossen. Ivoli sollte vollständig wieder gesund werden.


2 592

27.04.2023, 15:45

Cael

Fast am Ende des Flurs angekommen, blieb ich stehen und starrte die metallene Tür vor mir an. Im Gegensatz zu den anderen Räumen war dieser hier komplett abgesperrt. Es gab nicht mal ein kleines Sichtfenster. Laut den Schatten befand sich Gawain direkt hinter dieser Tür und ich fürchtete, in welchem Zustand er sein würde. Ich schluckte schwer. Atmete leise aus. Bevor meine Hand das kalte Metall berührte, meldete sich Skira zu Wort: Spürst du nicht den Bann? Öffnest du jetzt die Tür, wird das denjenigen warnen, der den Zauber gesprochen hat. Ich vermute den Geächteten. Da ist zu viel dunkle Magie im Spiel. Die nächsten Minuten sind somit entscheidend. Egal, wie schwer es dir fallen mag, du wirst keine Zeit mit dem Sterblichen verschwenden. Du gehst rein, befreist ihn und schickst ihn direkt zur magischen Festung. Das Wie besprechen wir nachher.
Tatsächlich hatte ich den magischen Bann kein bisschen gespürt. Normalerweise reagierte ich sofort darauf, aber dieser Nanashi schien ein überaus fähiger Magi zu sein. Ich fragte mich, ob er persönlich vorbeikommen würde, um nachzusehen, wer hier eingebrochen war. Allerdings spielte das keine Rolle für mich, denn bis er erschien, würde ich längst fort sein. Zusammen mit Gawain. Fest entschlossen legte ich die Hand flach auf die Tür und spürte direkt den Widerstand. Wie Nadelstiche überall auf der Haut. Mithilfe Skiras Anleitung löste ich daraufhin den Bann, stieß die Tür auf und ließ eine Kugel aus Licht durch den finsteren Raum schweben. Gawain entdeckte ich Sekunden später. Angekettet an die Wand, in einem menschenunwürdigen Zustand, dreckig, mit getrocknetem Blut beschmutzt und stark abgemagert. Meine Augen brannten. Diesmal nicht vom Gestank. Ich schaffte es nicht einmal etwas zu sagen. Mir fehlten die Worte. In wenigen Schritten war ich bei ihm und fixierte sein eingefallenes Gesicht, weil mich alles andere zu sehr ablenken würde. Die Schatten lösten seine Fesseln, er kippte gegen mich und der Geruch nahm mir beinahe den Atem. Meine Arme, die ihn festhielten, zitterten vor unterdrückter Wut. Diese brennende Mordlust war neu für mich und ich hieß sie willkommen.
Gawains kehliges Aufstöhnen klang kratzig und trocken. Wie lange war sein letzter Schluck Wasser her? Oder seine letzte Mahlzeit? Er wehrte sich nicht einmal gegen meine Nähe. Nahm er mich überhaupt wahr? Bevor ich weitere kostbare Zeit verlor, schleppte ich ihn aus dem Raum, damit keine Falle zuschnappte, die wir vielleicht übersehen haben könnten. Dann horchte ich auf. Lauschte dem Gemurmel und Fluchen aus den anderen Zellen. Mehrere Stockwerke über uns hörte ich die ersten trampelnden Schritte. Laute Rufe. Lärm. Das mussten die Wachmänner sein. Ich bezweifelte, dass irgendjemand diese Anukaki überlebt hatte, also waren sie entweder auf der Suche nach mir oder sie flohen vor den Schattengestalten. Um nach draußen zu gelangen, würde ich noch für genug Chaos sorgen. Erst musste ich Gawain bis zu dieser Plattform bringen, denn ich wollte seinen sterblichen, geschwächten Körper vor der dunklen Energie meiner Schatten schonen und konnte somit kein Portal nutzen. Ein Sprung durch die Schattenwelt war trotzdem unumgänglich. Sobald wir dieses verfluchte Gefängnis verlassen hatten, würden wir von hier verschwinden.
Um schneller voranzukommen, hievte ich Ileas Vater auf meinen Rücken und eilte los. Mittlerweile war es deutlich lauter geworden. Nicht nur die Wachmänner brüllten durcheinander, sondern auch die Insassen. Unruhe vibrierte in der Luft. Ich gelangte zur Plattform und setzte sie mithilfe der Schatten in Bewegung. Es würde sonst zu lange dauern nach dem richtigen Mechanismus zu suchen. Währenddessen fragte ich mich, ob Nanashi bereits gewarnt war und wie er auf das Ganze reagieren würde.
Ich schlage vor, du befreist auf dem Weg nach oben noch ein paar mehr Leute. Da stimmte ich Skira vorbehaltlos zu. Obwohl ich diesen Ort seit meiner Ankunft verabscheute, behielt sie recht damit, dass dies der ideale Übungsplatz für mich und meine Schattenmagie war. Leider würde ich niemand anderes retten, aber sie bekamen heute die Möglichkeit für ihre Freiheit zu kämpfen. Wenn sie dabei ihre Peiniger ermordeten, umso besser. Schlechtes zu tun, rächte sich.

Imesha

Ich konnte mir den Kaiser schwer unkontrolliert vorstellen. Er hatte stets alles im Blick, sein Netz aus Intrigen reichte über Landesgrenzen hinaus. Wenn er sich durch uns bedroht fühlte, würde er sofort zum Gegenschlag ausholen. Er hasste es zu verlieren. Er würde alles in die Wege leiten, um irgendwie noch als Sieger hervorzugehen. Das machte ihn sehr gefährlich. Ein größenwahnsinniger Mann mit verdammt viel Macht. Trotzdem stimmte ich Ryu gedanklich zu. Was wir heute getan hatten, konnten wir als halben Sieg deuten. Wir hatten viele Menschen gerettet und wenn wir uns lange genug in Geduld übten, würde auch Cael zurückkehren. Solange Ilea nicht aufwachte und herzgebrochen losweinte, bestand weiterhin Hoffnung. >Nach diesem Erlebnis werde ich tagelang schlafen.< seufzte ich.
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2 593

04.05.2023, 19:28

Ryu


"Ja, wir brauchen den Schlaf. Wer weiß, wann wir wieder schlafen können", murmelte ich und blickte wieder in die Ferne. Der heutige Tag war erst der Anfang, der Sturm würde noch kommen und bis dahin mussten wir ausreichend mit Energiereserven versorgt werden, denn der Sturm würde alles von uns verlangen. Und wir mussten viel härter trainieren. "Ich konnte den Drachen nicht rufen, auch wenn er nah unter meine Haut gebrodelt hat", stellte ich fest und fuhr mit der Hand durch das Haar: "Ich muss lernen ihn rufen zu können und diese neue Kraft zu benutzen."

Ilea


Ivoli sah viel besser, als ich auch einen Teil meiner Energie ihm gab und erleichtert strich ich über seinem Kopf. "Ilea, du solltest langsam in die Wirklichkeit zurückkehren", meldete sich Roselyn zu Wort. Entschlossen schüttelte ich den Kopf: "Nein, ich werde hier auf Cael warten. Er wird mich brauchen." "Aber die Zwischenwelt...", meinte sie besorgt. "Mein Geist ist stärker geworden und ich werde mich nicht in der Zwischenwelt verlieren", antwortete ich ihr und ballte eine Hand zur Faust, murmelte ein paar fremde Worte. Als ich sie öffnete, schimmerte ein rötlicher Faden und ich knotete ihn an meinem Finger. Das andere Ende knotete ich an einem Stuhl. "Solange der Faden nicht reißt, werde ich nicht die Orientierung verlieren. Kehre bitte zu unsere Freunde und sage ihnen Bescheid, was wir bisher herausgefunden haben und dass ich wohlauf bin. Und sie müssen dafür sorgen, dass mein Körper warm bleibt", bat ich Roselyn.


2 594

24.05.2023, 17:50

Cael

Im Hintergrund hörte ich die ersten Gittertüren zu Boden fallen. Schwer und dumpf. Mir war bewusst, dass außer den Menschen auch Yokai in die Freiheit gelangten. Früher oder später könnten sie zum Problem werden, aber solange Gawain bei mir war, war mir alles andere egal. Das ausgebrochene Chaos konnte das Personal beseitigen. In der Zwischenzeit saugte ich auf dem Weg nach oben verlorene Schatten ein, wie Skira es mir aufgetragen hatte. Anfangs fühlte es sich seltsam an, aber ich gewöhnte mich sehr schnell daran. Als würde ich das nicht zum ersten Mal tun. Darauf hatte die Stimme in meinem Kopf sogar eine Antwort parat: Du hast bereits im Bauch deiner Mutter Schattenenergie in dich aufgenommen. Natürlich erinnerst du dich nicht daran, aber deine Eltern sicherlich schon. Ich habe dir ja gesagt, dass du für diese Rolle perfekt geeignet bist.
Wäre ich nicht mit Leichtigkeit in ein Hochsicherheitsgefängnis eingebrochen, um Ileas Vater zu retten, hätte ich ihre Aussage kopfschüttelnd abgewunken. Stattdessen wurde mir mehr und mehr bewusst, wie verdammt gut es sich anfühlte der Schattenmagie freien Lauf zu lassen. Wie Aufatmen, nachdem ich für zu lange Zeit die Luft angehalten hatte. War es mir in den letzten Wochen deshalb so miserabel ergangen?
Das kann ich dir gerne später beantworten. Wir sind fast am Ziel und du musst konzentriert bleiben. Die Wachmänner kannst du ignorieren, sie haben jetzt genug zu tun mit den freigelassenen Insassen. Einer Flucht nach draußen steht nichts im Wege. Bis auf den Hauptwachmann. Aufmerksam ließ ich den Blick umherschweifen und trat von der Plattform runter, als wir das oberste Stockwerk so leise wie möglich erreichten. Auf dieser Ebene hatte ich noch keine Zellen geöffnet. Das würde ich nachholen, sobald wir aus der Schusslinie waren.
Ich hatte den schmalen Flur zum Ausgang fast erreicht, da rannten mir mehrere Männer mit erhobenen Waffen entgegen. Eine Reaktion meinerseits blieb jedoch aus. Bevor sie mir zu nahe kamen, stürzte ein Anukaki von der Decke auf sie hinab und schleuderte sie herum wie leblose Puppen. Knochen brachen. Blut spritzte an den Wänden. Ein ausgerissener Arm flog an mir vorbei. Ohne die Miene zu verziehen, ging ich schnell weiter und durch das Haupttor hinaus an die frische Abendluft. Das Licht des Halbmondes spendete genügend Licht, dass ich das Ausmaß dieser Monster aus der Schattenwelt klar erkennen konnte. Ein wahres Blutbad. Nichts für schwache Nerven.
Errichte eine Barriere um den alten Mann, denn wir bekommen gleich Besuch, meldete sich Skira ernst zu Wort. Eigentlich hätten wir direkt durch einen Riss endgültig von hier verschwinden können, aber die Präsenz, die ich plötzlich spürte, ließ mich innehalten. Großer Hunger regte sich in mir. Kein natürlicher, sondern eher von den Schatten, die weiterhin wie eine zweite Haut an mir klebten. Ich setzte Gawain vorsichtig neben den Treppenstufen und an der Hauswand lehnend ab, schloss ihn in einer sicheren Barriere ein und drehte mich zu der Person, die von der hohen Mauer runter sprang und auf mich zukam. Das musste der Hauptwachmann sein. Groß und breit gebaut, dunkle Haut, kantiges Gesicht und mit einer Peitsche an der Hüfte befestigt.
An dieser Peitsche haften Tote. Sie ist verflucht. Wenn du genau hinhörst, kannst du ihre Stimmen hören. Das musste sie mir nicht sagen, ich hörte es bereits aus dieser Entfernung. Damit hatte er nicht nur getötet, sondern auch gefoltert. Ein grausamer Mörder. Und er hatte Gawain ausgepeitscht. Die Stimmen verrieten es mir. Sie säuselten seinen Namen und verlangten nach einer weiteren Runde. Aus Wut wurde glühender Zorn. Mit jedem Atemzug wollte ich diesem Mann Schmerzen zufügen. Schlimmere als solche, die er anderen zugefügt hatte.

Imesha

Bei seinen Worten zeigte sich wieder das Bild von ihm in seiner Drachengestalt vor meinem geistigen Auge. Er hätte sich verwandeln können. Oder zumindest die neuen Kräfte nutzen können, aber offenbar war das alles komplizierter als gedacht. Wir hatten heute Morgen kaum Zeit gehabt darüber zu sprechen. Nicht, nachdem Cael und Ilea zu uns geeilt waren, um vom geplanten Angriff zu berichten. Wäre nichts davon passiert, wäre ich wahrscheinlich jetzt noch in unserem Zimmer. Entspannter nach einem langen, ausgiebigen Bad. Ich hätte die Zeit gebraucht. >Vielleicht kannst du Ahi kontaktieren und ihn direkt danach fragen. Immerhin ist er ein Teil von dir. Ich bezweifle, dass wir alle Antworten in Schriften oder Büchern finden. Das wäre zu einfach.<
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2 595

28.05.2023, 17:45

Ryu


"Hm, ja....das werde ich tun", nickte ich langsam und mein Blick wanderte zu Ilea. Allmählich war sie für meinem Geschmack zu lange in diesem Zustand, von Cael wusste ich, dass der Geist nicht zu lange in der Zwischenwelt verweilen durfte. Auch dort konnten sich Gefahren bergen, auch wenn von anderer Natur. Plötzlich begann die Luft zu flirren und Roselyn erschien. Sofort spannte ich mich innerlich an. "Keine Sorge, ihr geht es soweit gut. Wir haben Hinweise entdeckt, dass Cael irgendwo in der Zwischenwelt ist. Ilea wird dort auf ihn warten. Aber ihr müsst ihr Körper warmhalten", berichtete sie uns kurz. Sofort begann ich Magie zu wirken, wie ein Umhang legte sie sich um Ilea und wärmte ihr Körper. "Ich werde wieder zur ihr zurückkehren und immer wieder zu euch kommen, um Bericht zu erstatten. So bleibt der Kontakt bestehen", meinte Roselyn. "Das ist eine gute Idee. Aber sage ihr, dass sie nicht übertreiben darf. Sobald sie sich anders fühlt, muss sie sofort zurückkommen", ernst sah ich den weiblichen Geist an. "Ich gebe auf sie Acht", versprach sie.

Ilea


Ich wusste nicht wie viel Zeit bereits vergangen war, denn hier lief sie anders. Hier verlor man schnell das Zeitgefühl. Der rötliche Faden schimmerte immer noch von der Magie und ich spürte die Verbindung, die in mir vibrierte. Ich spürte den Anker. Und mit ihm war die Sicherheit. Sanft strich ich weiter über Ivolis Körper. Aiko hatte sich währenddessen neben ihm gelegt. Es war schön zu sehen, dass aus ihnen gute Freunde geworden sind. Meine Gedanken wanderten zu Cael, kehrten dann zurück an die Geschehnisse vor wenigen Stunden. An dem Kampf. Auch wenn wir viele retten konnten, waren dennoch so viel Blut vergossen worden, Verluste und zerstörte Heimat. So viel Angst und Verzweiflung. Hilflosigkeit. Ich schlang meine Arme um meinem Körper, plötzlich war mir ganz kalt geworden. Es war schrecklich gewesen. Und auch ich musste schreckliche Dinge tun, um Unschuldige helfen zu können. Doch am Schlimmsten war es in diese Erinnerungen gefangen gewesen zu sein und mein Vater leiden sehen zu müssen. "Cael, komme bitte zurück", flüsterte ich in der Stille.


2 596

28.05.2023, 18:15

Cael

>Ein ungebetener Gast.< Unbeeindruckt griff er nach seiner Peitsche und löste sie vom Gürtel. >Ziemlich mutig von dir allein herzukommen. Mutig oder… äußerst dumm.< Er ließ die Peitsche warnend in der Luft knallen. Wollte er mir damit Angst machen? Mich irgendwie verunsichern? Lächerlich. Genauso lächerlich wie der riesenhafte Yokai, der tief grollend neben uns erschien und ihm offenbar gehorchte.
>Er stört.< sagte ich mit eisiger Stimme und schoss einen gewaltigen, roten Schattenblitz auf das Monster ab. Es folgten eine ohrenbetäubende Explosion und zersprengte Mauerbrocken, die quer durch die Luft flogen. Dabei starrte ich dem Hauptwachmann direkt in die dunklen Augen. Er blieb stehen und schien darüber nachzudenken, ob ich nicht doch eher mutig statt dumm war. So oder so sah es schlecht für ihn aus. In dem Moment, als er mich angriff, unterschrieb er sein Todesurteil. Da konnte mir selbst seine verfluchte Peitsche nichts anhaben. Meine Schatten schützten mich vor seiner schmerzhaften Wirkung und ich wich seinen Schlägen geschickt aus. Mein Körper bewegte sich anders als zuvor. Fließender, schneller, stärker. Er landete keinen einzigen Treffer. Ich hingegen schon. Ein Fausthieb in den Magen, der nächste ins Gesicht und zusätzlich ein fester Tritt gegen die Rippen. Er flog mehrere Meter durch die Luft, ich setzte nach, wurde aber von weiteren schlangenartigen Yokai aufgehalten. Um sie kümmerten sich sogleich zwei Anukaki. Ich wollte nur diesen Mann bluten sehen. Mit der nächsten geballten Hand ausholend, verfehlte ich knapp sein Gesicht, als er sich rechtzeitig zur Seite rollte und ich einen tiefen Krater in den Boden schlug. Das Blatt hatte sich gewendet. Er war der Gejagte, nicht ich. Vielleicht spürte er meine Mordlust, das dringende Bedürfnis ihn für seine Taten zu bestrafen.
Er versuchte mit einem weiten Sprung Distanz zwischen uns zu schaffen, doch ich kam ihm zuvor und ließ ihn gegen eine Barriere in der Luft prallen. Zeit zum Reagieren ließ ich ihm keine. Ich packte ihn von vorne am Kragen und schleuderte ihn mit aller Gewalt zu Boden. Wäre er ein einfacher Mensch, hätte ihn das platt gemacht, doch sein massiger Körper sowie sein Können retteten ihm das Leben.
Bestrafe ihn.
Meine Fäuste waren schneller als meine Gedanken. Ich schlug auf ihn ein, als wäre er nichts weiter als ein Sack voll Reis. Er steckte jeden Hieb ein. Ihm blieb auch nichts anderes übrig, weil er gegen mich nicht ankam. Jeder Faustschlag steigerte sich in Stärke und Schnelligkeit. Knochen brachen. Blut spritzte zu Boden, auf seine Kleidung, auf meine.
Töte ihn.
Der nächste Hieb riss seinen Kopf dermaßen gewaltsam zur Seite, dass ich glaubte, ich hätte ihn mit bloßen Händen geköpft. Nichts dergleichen passierte. Stattdessen fiel er wie ein entwurzelter Baum um und blieb reglos liegen. Tot. Ich hatte ihn getötet und fühlte absolut nichts dabei. Unter anderen Umständen würde mich das alarmieren, aber der Rausch vom Kampf war zu wild, um an Reue oder Konsequenzen zu denken. Skira gab einen zufriedenen Laut von sich. Würde sie direkt vor mir stehen, hätte sie sicherlich stolz in die Hände geklatscht.
Der Kampf
Ich atmete schwer aus und lockerte die blutigen Fäuste. Da ich keine weitere Sekunde hier verbleiben wollte, eilte ich zu Gawain zurück, der weiterhin bewusstlos blieb. Wieder überkam mich die sengende Wut und beinahe wünschte ich, ich könnte den Hauptwachmann zurück zum Leben erwecken, nur um ihn qualvoller zu töten. Er hätte es verdient. Wie so viele andere Leute hier, die täglich Übles vollbrachten. Die Anukaki und Schatten kümmerten sich um sie im Gefängnis, aber sie würden verschwinden, sobald ich fort war. Vorsichtig hob ich Ileas Vater auf meinen Rücken und erschuf einen Schattenspalt vor mir.
Am besten du kehrst an den Platz deines Verschwindens zurück. Die Barriere Mahomashus würde wegen deines unwillkommenen Eindringens in sich zusammenbrechen, warnte mich Skira vor. Hier ist das nicht passiert, weil der Schutzschild aus dunkler Magie gespeist wird, die mit deiner Schattenmagie kompatibel ist. Das ergab Sinn. Ich dankte ihr für die Vorwarnung und trat durch den Spalt. Der Boden wechselte von grauem Stein zu verbrannter Erde. Über mir verdeckten graue Wolken den Himmel. Es regnete leicht. Ich stand inmitten eines Kraters. Nichts deutete darauf hin, dass hier vor kurzem ein Dorf mit Menschen gewesen war. Oder ein blutiger, lebensgefährlicher Kampf. Es war niemand zu sehen. Auch kein Tier. Keine Fliege. Stille umfing mich. Dann entdeckte ich golden glühende Risse im Boden, die sich über das ganze Gebiet erstreckten. Irritiert zog ich die Brauen zusammen. Was war hier während meiner Abwesenheit passiert?
Gawain regte sich mit einem tiefen Schnaufen. Sein entkräfteter Körper zitterte leicht. Er brauchte unbedingt Hilfe. Einen Heiler. Mit bloßen Augen war die Insel nicht zu erkennen, aber sie musste irgendwo in der Nähe sein. Skira schlug vor Schatten auszusenden, um eine Botschaft zu vermitteln, doch das würde nur für Aufruhr sorgen. Schatten wurden sofort mit Gefahr gleichgesetzt und ich wollte keine weitere Panik ausbrechen lassen. Mir blieb nur eine einzige Möglichkeit, von der ich hoffte, dass sie funktionierte. Ryu hatte mir diesen Trick in unseren Jugendjahren beigebracht. Obwohl ich kein bisschen Luftmagie beherrschte, gab es einen magischen Spruch, der es ermöglichte Nachrichten über größere Distanzen zu entsenden. Wie ein flüsternder Windhauch. Auf diese Weise hatten wir manchmal kommuniziert. Ob der Zauber auch durch die Barriere der schwebenden Insel wirkte, würde sich zeigen. Zur Not würde ich auf die Schatten zurückgreifen.
Ich rief mir die Worte in Erinnerung, murmelte sie in der richtigen Reihenfolge und spürte daraufhin einen sanften Windhauch, der an meinem Gesicht vorbeihuschte und verschwand. Nachdem das erledigt war, legte ich Gawain auf dem ebenen Boden ab und versuchte beim Anblick seiner eingesunkenen Wangen und den tiefen, dunklen Augenringen ruhig zu bleiben. >Bald wird es dir besser gehen.< versicherte ich ihm leise.

Imesha

Roselyns Auftauchen hätte mich beinahe in Alarmbereitschaft versetzt. Oftmals überbrachte sie schlechte Neuigkeiten und bisher hatte der Tag viel Schlechtes in unsere Leben gebracht. Umso erleichterter war ich zu hören, dass Ilea Hinweise gefunden hatte, die Caels Überleben bestätigten. Das war ein großer Schritt nach vorne. Jetzt mussten wir nur noch darauf hoffen, dass er den Weg zurück zu uns fand. In der Zwischenzeit würden wir uns gut um Ileas Körper kümmern, solange sie auf seine Rückkehr wartete.
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2 597

28.05.2023, 19:04

Ryu

Es war ein Wispern, kaum zu hören. Als hielt die Barriere sie davon ab direkt mir die Botschaft zu senden. Aber ich habe sie wahrgenommen, spürte die Magie in ihr und sprang auf die Füße. "Bin gleich wieder da", ohne mich groß zu erklären schoss ich in die Höhe. Ein Schauder durchlief mich, als ich die prickelnde Magie der Barriere spürte. Jetzt wurde das Wispern deutlicher und ich ließ mich von ihr führen bis ich zu dem Ort gelangte, wo ich in Trauer und Wut die Botschaft zurückgelassen hatte. Ich nahm zwei Gestalten wahr und als ich auf dem Boden landete, riss ich Cael vor pure Erleichterung in die Arme. Dann stieß ich ihn wieder weg von mir und fauchte ihn wütend an: "Macht.Das.Nie.Wieder." Erst jetzt nahm ich mir die Zeit die zweite Gestalt Aufmerksamkeit zu schenken und zuerst erkannte ich ihn nicht. Doch als ich ihn erkannte, erbleichte mein Gesicht. Ich fand keine Worte für seinem gepeinigten Zustand. "Ich trage ihn", ich hob ihn sanft auf meine Arme und meine Magie sprang zu Cael rüber, damit er ebenfalls fliegen konnte.

Ilea


Meine Gebete blieben bisher unerhört und ich unterdrückte die aufkeimende Zweifeln. Ich wusste, was Ivoli mir gezeigt hatte und darauf musste ich vertrauen. "Möchtest du nicht lieber auf der andere Seite warten?", fragte Roselyn sanft. Sie war wieder zu mir zurückgekehrt und schien zu spüren, dass der Tag allmählich mir zusetzte. Ich schüttelte den Kopf: "Nein, ich muss auf Cael warten. Ich muss wissen, ob es ihm gut ging. Und vielleicht braucht er meine Hilfe, wenn er wiederkommt." Sie legte eine Hand auf meiner Schulter: "Ich weiß. Wenn du reden möchtest, ich höre dir zu. Es war ein furchtbarer Tag. Ein Tag, der Narben hinterlässt. Besonders der erste Kampf." In meinem Hals bildete sich plötzlich ein Kloß und ich atmete tief ein: "Ich kann es jetzt nicht, ich muss noch stark bleiben." "In Ordnung. Aber tue mir ein Gefallen und rede sehr bald mit Jemanden darüber. Mit solchen Erfahrungen sollte man nicht alleine verarbeiten, es kann die Seele kaputt machen."


2 598

28.05.2023, 19:17

Cael

Mein bester Freund ließ nicht lange auf sich warten. Kurz hatte ich am Erfolg des Zauberspruchs gezweifelt, doch schon entdeckte ich seine vertraute Gestalt und befand mich Sekunden später in seinen Armen. Die Umarmung hielt allerdings nicht lange an. Er war wütend. Das verstand ich. Deshalb sagte ich auch nichts dazu, sondern warf einen letzten Blick auf das Schlachtfeld, als wir gemeinsam abhoben. Die goldenen Stellen ergaben plötzlich Sinn. Sie formten eine Lotusblüte. Beim Anblick dieses Symbols bekam ich einen Kloß im Hals. Ich betrachtete Ryus Rücken und hätte mich am liebsten entschuldigt, doch die Wahrheit war, dass ich… dass ich mein Handeln nicht bereute. Ich hatte meine Kräfte genutzt, um unschuldige Menschen zu beschützen. Und durch meine neuen Fähigkeiten war es mir sogar gelungen Ileas Vater zu befreien. Ich musste unbedingt zu ihr.

Imesha

Irritiert sah ich auf, als Ryu aufsprang und verschwand. Er musste etwas wahrgenommen haben, um seinen Posten zu verlassen. Immerhin hatte er seine Rolle als Ileas Beschützer, solange Cael abwesend war, sehr ernst genommen. Unruhe erfasste mich. Hoffentlich war nicht wieder etwas Schlimmes passiert. Ich rutschte näher zu Ilea und widerstand dem Drang nach ihrer Hand zu greifen. Mir wäre es lieber, sie würde langsam aus dieser Trance erwachen, damit wir zusammen warten konnten, doch ich verstand, dass es ihr wichtig war in der anderen Welt nach Cael Ausschau zu halten. Nur für wie lange…
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2 599

28.05.2023, 19:33

Ryu


Wir flogen schweigend los, zu Einem war ich noch nicht bereit seine Geschichte anzuhören und zum Anderen musste Gawain dringend behandelt werden. Er war leicht auf meine Arme, zu leicht. Ich konnte jeden einzelnen Knochen spüren. Obwohl es viele etliche, erfahrene Heilern auf der Insel gab, steuerte ich dennoch auf die Stelle zu, wo einst der heilige Baum existiert hatte. Ilea würde es wollen ihn selbst zuerst zu behandeln. Vor allem sollte sie es sofort wissen, dass er befreit wurde. Vorsichtig landete ich vor den Frauen und legte den gebrechlichen Mann ab. Er war immer noch nicht bei Bewusstsein. Sofort wärmte ich ihn auch mit meiner Magie, da er sich sehr kühl anfühlte. Den abstoßender Gestank ignorierte ich, indem ich die Luftbewegung etwas änderte, damit er nicht allzu aufdringlich war. "Roselyn?", rief ich und hoffte sie konnte mich irgendwie hören. Sofort begann die Luft zu flirren. "Hol Ilea, Cael und ihr Vater sind hier!", beauftragte ich sie und sie nickte, um wieder zu verschwinden.

Ilea


Roselyn horchte auf: "Ryu ruft nach mir. Ich schaue, was los ist." Ich musste nicht lange auf sie warten, denn sie erschien aufgeregt und mit sehr ernste Miene zurück: "Cael ist zurück und....dein Vater auch. Dein Vater...Ilea, er ist in einem schlechten Zustand." Einen Moment schloss ich die Augen. Erleichterung und Sorge durchströmte mich. "Ich weiß", flüsterte ich und erinnerte mich deutlich an die Bilder. Dann konzentrierte ich mich darauf in die wirkliche Welt zurückzukehren.


Die Welt schwankte und ich musste mich an Imesha stützen, während ich blinzelte. Auch wenn es nicht mehr zu hell war. Mein Körper fühlte sich einen kurzen Moment schwer und fremd an. Ich war wohl lange in der Zwischenwelt gewesen. Der Zustand normalisierte sich zum Glück schnell und sofort fanden meine Augen die beiden Männer. Doch zuerst stürzte ich mich auf meinem Vater. Mein Herz pochte schmerzhaft im Brustkorb, als ich ihn da so liegen sah. Er war nur noch der Schatten seiner Selbst. "Du bist in Sicherheit, ich kümmere mich um dich", flüsterte ich und strich sanft über sein Stirn. Dann glitt meine Hände über seinem Körper und ich rief nach meiner Magie. Auf seinem ganzen Körper verteilte sich kleine Lotusblüten, die pulsierend leuchteten. In deren Mitte schimmerte die Kerne in verschiedene Farben, die ihre Bedeutung hatten. Sie sagten mir welche Verletzungen zuerst behandelt werden mussten.


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28.05.2023, 20:02

Cael

Wir flogen nicht zu den Heilerheimen, sondern direkt zum Heiligen Baum. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, denn dort befanden sich Ilea und Imesha. Sie saßen nebeneinander und Ilea wirkte, als wäre sie gar nicht vor Ort. Sie musste in Trance sein. Kurz erfasste mich Sorge, doch dann bemerkte ich Roselyns Gestalt, die verschwand und binnen weniger Sekunden wieder auftauchte. Im selben Moment öffneten sich Ileas Augen. Sie musste in der Zwischenwelt gewesen sein. Hatte sie dort etwa nach mir gesucht? Hatte sie Ivoli gefunden? Unsere gemeinsame Welt, die nicht mehr dieselbe war? Zu meinem Kloß im Hals gesellte sich ein Felsbrocken in meinem Magen. Die Strapazen des Tages machten sich allmählich bemerkbar. Die Schatten an meinem Körper bewegten sich unruhig. Dieser gereinigte Ort widerstrebte ihnen. Sie fühlten sich unwohl. Ich mich auch. Meine Sicht verdoppelte, verdreifachte sich und in meinem Schädel begann es unangenehm zu pochen.
Oh. Ich habe wohl vergessen zu erwähnen, dass die Realität dich aus der Bahn werfen wird, meldete sich Skira zu Wort. Durch das ganze Adrenalin im Kampf hast du es nicht bemerkt, aber keine Sorge, das wird wieder. Ich würde dir dennoch raten den geheiligten Boden zu verlassen, denn sonst kippst du wirklich gleich um.
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Während Ilea ihren Vater heilte, auf diese sonderbare Weise, die ich zum ersten Mal sah, stolperte ich ein paar Schritte rückwärts und schaffte es den kleinen Hügel bis zum normalen Gehweg unfallfrei zu bestreiten. Der Schwindel ließ glücklicherweise ein wenig nach, auch die Schatten wurden ruhiger. Ich wollte mir mit der flachen Hand übers Gesicht fahren, als mir das dunkle Blut auffiel. Nicht meines. Sondern das des Hauptmannes. Es klebte an mir. So wie die Schatten. Völlig erschöpft nahm ich auf dem gepflasterten Weg Platz und senkte den Kopf.
Ich war auf Mahomashu. Ich atmete. Ich war am Leben.

Imesha

Man müsste meinen, ich sollte inzwischen an alle plötzlichen Wendungen gewöhnt sein, doch dem war nicht so. Ryu kehrte schnell zurück. Er war nicht allein, sondern in Begleitung. Als ich Cael entdeckte, hätte ich beinahe losgeweint. Er lebte. Er war wirklich hier. Irgendwie verändert, aber unter den Lebenden und das allein zählte. Gleichzeitig bemerkte ich eine weitere Person und erst nach längerer Betrachtung erkannte ich, um wen es sich dabei handelte. Zur freudigen Erleichterung mischte sich Grauen. Das… das konnte nicht Gawain sein. Ileas Vater war… Ich wollte mir seine Zeit in diesem Gefängnis nicht ansatzweise vorstellen. Ihn so zu sehen, brach mir das Herz. Einerseits wollte ich Ilea wachrütteln, damit sie wieder Cael in die Arme schließen konnte, aber sie würde ihren Vater in diesem Zustand sehen und das… das war zu viel.
Trotzdem war es das einzig Richtige. Roselyn rief sie zurück zu uns und sobald sie aufwachte, stürzte sie sich auf Gawain, um ihn zu heilen. Ihre innere Stärke war äußerst bemerkenswert. Sie hatte nur einen kleinen Moment gebraucht, um Geist und Körper in Einklang zu bringen. Da ich zu lange gesessen hatte, stand ich auf und beobachtete meine Freundin bei der Heilung. Dann wanderte mein Blick zu Cael, der sich unbemerkt entfernt hatte und sich auf den Boden setzte. Ihm schien es schlecht zu gehen.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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