Ryu
Ich wachte noch vor dem Morgengrauen auf, da ich gestern Abend rechtzeitig ins Bett gegangen war. Um nicht Cael zu wecken, stand ich leise auf und nahm ein paar Kleider in den Arm. Ich hatte die ganze Nacht traumlos durchgeschlafen und nun spürte ich die neue Kraft in mir. Bevor ich in den Baderaum ging, legte ich ein paar tote Insekten in einer Ecke, damit Egon sie nach dem Aufstehen verspeisen konnte. Zwar waren ihm Lebendige lieber, jedoch bestand weniger die Gefahr, dass die Insekten irgendwo verschwanden und vielleicht dem Gasthaus Ärger machen könnten. Nach einem erfrischender Bad ging ich hinunter und entdeckte Licht aus der Küche. Gawain war bereits auf die Beine. Machte der Mann nie Pausen? Nicht mal als Prinz arbeitete ich durchgehend, sondern gönnte mir auch Pausen. Es brachte nämlich nicht bis zum Umfallen zu arbeiten, dann würde man viel länger ausbleiben. Aber wegen der kritische Lage in diesem Land schienen die Menschen bis zur Erschöpfung arbeiten zu müssen, um überhaupt durchzukommen. Selbst wenn das Gasthaus fast leer stand. "Guten Morgen", grüßte ich Gawain. "Guten Morgen, Ryu", erschien er im Türrahmen: "Frühstück ist gleich fertig und ich habe für dich ein Bentō, damit du zu deiner Mittagspause etwas zu Essen hast." "Das wäre doch nicht nötig", entgegnete ich. "Natürlich ist es nötig. Taro hat auch für eure Kost gezahlt und die sollt ihr bekommen", antwortete er und ich merkte, dass ich wohl nicht widersprechen sollte. "Dann nehme ich es dankbar an", lächelte ich und setzte mich diesmal an dem kleinen Tisch, um mein Frühstück zu essen. "Kannst du Cael Bescheid geben, dass ich schon mich auf dem Weg zur Arbeit gemacht habe?", bat ich Gawain nach der Mahlzeit und Dieser nickte, dann reichte er mir einen Beutel, in dem sich mein Bentō befand. Dann ging ich in die Kälte hinaus, in der noch die Nachtluft lag.
Ilea
Noch einmal verneigte ich mich respektvoll vor ihm, um mich dann zurückziehen. Als ich endlich in meinem Zimmer war, legte ich mich gleich müde auf meine Matte und zog die Decke hoch bis zu meine kalte Nase. Der Weg zwischen Haupthaus und Wohntrakt mochte kurz sein, aber die Kälte da draußen konnte dennoch unerbittlich sein. Ich starrte in die Dunkelheit, wusste nicht wie ich all den neuen Gedanken einordnen sollte und ich wusste auch nicht, was ich gerade empfand. Ich war nach diese einschneidenden Erfahrungen immer noch viel zu aufgewühlt und ich spürte, dass meine kleine Welt, die ich erschaffen hatte, sich langsam veränderte. Ich war mir nicht sicher, ob mir diese Veränderungen gefielen oder wie weit ich gehen würde. Es gab eine Zeit, da wäre ich voller Neugier und Mut in das neue Abenteuer gestürzt. Aber nachdem was mit Mattwei geschehen war, war ich nicht mehr Dieselbe. Schmerz wallte in meinem Brustkorb auf und ich fragte mich warum ich ihn nicht heute dort gesehen hatte. Er war doch an diese Traumwelt gebunden, was meine unbeabsichtigte Schuld gewesen war. Trotz den niedergeschlagene Gedanken schlief schnell ein und träumte von wirren Sachen.