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12.12.2020, 19:41

Ryu

Cael und Ilea verschwanden aus meinem Blickfeld, denn die Dunkelheit schien sie zu verschlingen. Mit einer Laterne bewaffnet, die mir Gawain gereicht hatte, ging ich mit den nervösen Mann los. Seine Augen huschten unruhig hin und her, als glaubte er jeden Moment könnte etwas ihn anspringen. Anhand seiner Kleider schien er aus ärmlichen Verhältnissen zu kommen, aber nicht ganz da von unten. Es sei denn, dass Pferd gehörte ihm gar nicht. "Habt ihr einen Namen?", erkundigte ich mich bei ihm. "Tsubasa Oguri", murmelte er und schien selbst meinen Namen nicht wissen zu wollen. Allgemein wirkte er nicht gesprächig, sondern war ein sehr nervöser Mann. Ich zog ein Augenbraue hoch: "Gibt es etwas, was ich wissen sollte?" Er fuhr mit der Zunge über die gerissene Lippen und stieß hervor: "Es war ein...." Plötzlich quellten seine Augen hervor und ich wurde vom Blut bespritzt. Viele Klingen ragten aus dem Bauch des Mannes hervor und hinter ihm blickte mir glühende Augen entgegen. Sofort wich ich nach hinten aus und ging in die Kampfhaltung ein. Die vermummte Gestalt erinnerte mich an den Angreifer vor ein paar Tagen. Er musste auch ein Yokai sein. Erst jetzt spürte ich die dunkle Schwingungen, die von ihm auskamen. Ich hatte ihn nicht kommen gespürt und diesmal gab es ein Opfer. Ich schob die Emotionen beiseite, denn ich musste beim klaren Verstand bleiben. Um den Toten konnte ich mich erst naher kümmern. Die vermummte Gestalt hatte Finger aus Klingen, an denen dunkel das Blut glänzte. Die Laterne ließ ich im Schnee fallen und sofort erlisch sie. Ich brauchte kein Licht, was ich brauchte waren freie Hände für den bevorstehender Kampf.

Ilea

Wir ritten schnell und kamen in kurzer Zeit im Armenviertel an, was wir dem erschöpften Pferd zu verdanken hatten. Mit der Hand deutete ich die Richtung an, damit Sensei wusste wohin wir mussten. Es war ein baufälliges Schuppen, wo diverse Sachen billig repariert wurden. Die Qualität der Materialien ließen sich demnach zu wünschen übrig und nebenbei gab es dort noch eine kleine Brauerei. Trinksucht war unter den armen Menschen eine Krankheit und für den Besitzer versprach es ein regelmäßiges Einkommen. Ich mochte den Besitzer nicht, er war ein falscher Mann. Ich wusste, dass dort Kit als Gehilfen arbeitete. Sofort sprang ich vom Pferd runter und mit dem Korb lief in durch die geöffnete Tür, wo das Licht dämmerig schien. Überall lagen kaputte Gegenstände herum, es gab keine Ordnung und der scharfe Geruch in der Luft trieb mir beinahe die Tränen in den Augen. Ich entdeckte den Besitzer an einem Tisch, worauf Kit lag. Ein schmutziges Tuch wurde auf seinem Bauchgegend gedrückt und hatte sich rötlich verfärbt. "Was ist passiert?", fragte ich den Besitzer forschend und schob sogleich das Tuch beiseite. So ein schmutziges Lappen war eher tödlich, als hilfreich. "Ein Überfall", antwortete der Besitzer und rümpfte mit der Nase: "Flicke ihn schnell zusammen, ich will ihn hier nicht länger haben. Auf Ärger habe ich keine Lust." Meine Augen wurden schmal, aber ich sagte nichts, sondern musterte Kit. Sein blasses, verschwitztes Gesicht gefiel mir nicht. Auch nicht die glasigen Augen, er war kaum noch beim Bewusstsein. "Ich bin hier, Kit", sagte ich und warf einen Blick auf die Verletzung. Sein Oberteil war zerfetzt und feucht vom Blut. Ich entfernte vorsichtig die Stofffetzen und atmete scharf ein. Es sah aus, als hätte ihm eine Bestie angegriffen. Ein Yokai. Mein Körper spannte sich an. Es war ungewöhnlich, dass ein bösartiger Yokai bei einem Überfall sein Opfer leben ließ.


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12.12.2020, 21:22

Cael

Sobald wir das Geschäft betraten, schlug mir eine ekelhafte Luft entgegen. Hier roch es echt mies. Ich rümpfte angewidert die Nase und erstarrte kurz, als ich sah, wie der arme Junge zugerichtet auf einem Tisch lag. Sein Oberteil klebte in Fetzen an seinem Körper und all das Blut... Als hätte ihn ein wildes Tier angegriffen. Aber das konnte es nicht sein. Nicht bei diese tiefen Wunden. Es sei denn hier existierten Tiere, die blutrünstig auf unschuldige Menschen losgingen.
Ilea reagierte schnell und trat an den Tisch, während ich mich auf die andere Seite stellte. Magie fiel mir als Erstes in den Sinn, doch das war zu gefährlich. Was, wenn ich ihn heilte und uns mehr Probleme einholten? Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen, auch wenn ich nicht zusehen wollte, wie jemand vor mir starb. Nicht wie bei Taro. >Was soll ich tun? Wie kann ich helfen?< fragte ich Ilea. In Gedanken rief ich nach Ivoli, damit er die Umgebung im Blick behielt, sollte etwas Unvorhergesehenes passieren. Vielleicht war das Monster draußen noch unterwegs.

Imesha

Meine Augen hafteten an den schwarzen Figuren, die Richtung Palastgärten standen. Eine davon war ein Yokai der Kategorie 5. Wahrscheinlich würden wir über ihn schon bald etwas hören. Er war am nächsten. Ich spürte, wie sich die Anspannung in mir aufbaute und hoffte, dass die Späher schnell mit Informationen zurückkamen. Mir war es nicht geheuer, dass so viele Yokai unterwegs waren. Hätten die Rebellen zu dieser Zeit ebenfalls einen Überfall geplant, wäre es ganz schön eng in der Elite geworden. Wir waren nicht allmächtig, auch wenn jeder einzelne meiner Kollegen genau das von sich selbst dachte.
Ruko stützte seine Unterarme auf den Tisch und sah uns abwechseln an. >Mina, du übernimmst gemeinsam mit Kenji den östlichen Bereich. Shou, du behältst das Nordtor im Auge und ihr beide...< Er nickte mir und Iska zu. >Ihr kümmert euch um den Yokai der Kategorie 5, sobald wir mehr wissen.<
>Kann ich nicht mit Iska zusammenarbeiten?< meldete sich Mina augenrollend zu Wort. >Es ist ganz schön langweilig schwache Yokai zu bekämpfen. Ich brauche mehr Abwechslung. Imesha mag es ja sowieso alleine zu jagen, dann kann sie sich darum kümmern.< Am liebsten hätte ich ihr die Augen ausgekratzt. Von allen Leuten missachtete ich sie am meisten. Sie suchte ständig Möglichkeiten mir auf die Nerven zu gehen. Zum Glück hielt Ruko zu mir, auch wenn er das nicht offen zeigte, sondern diplomatisch regelte.
>Deine Fähigkeiten sind ausgezeichnet, Mina. Deshalb möchte ich sichergehen, dass diese Gruppen keine Überraschungen bereithalten, auf die wir nicht vorbereitet sind. Verstanden?< Autorität strömte ihm aus jeder Pore und da er zu recht der Leiter der Elite war, wurde ihm gehorcht.
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13.12.2020, 13:12

Ryu

Geschickt wich ich dem Yokai aus, als er auf mich mit seine erhobene Klingenhände zulief. Ich widerstand der Versuchung nach meiner Magie zu greifen. Für den Augenblick mochten wir auf dem verschneiten Gelände alleine sein, aber durch eine unbedachte Handlung könnte ich in eine größere Schwierigkeit geraten, wenn zufällig Jemand vorbeikam. Ich wollte nichts dem Zufall überlassen. Aber ich konnte nicht auf meine Waffen verzichten, denn hier reichte nicht nur der körperlicher Einsatz aus und ich nahm diese kleine Risiko in Kauf. Aus einem Versteck meines Oberteils zog ich die zwei Griffe heraus. Das besondere Material meiner Waffe war bis zum gewissen Grad „lebendig“, es war als wäre es ein Organ und demnach konnten die Klingen sich in den Griff zurückziehen wie bei den Krallen eines Raubtiers. Lautlos glitten die Klingen aus ihrem Versteck, als sie ihren Besitzer spürten und diesmal blieb das leuchtende Pulsieren der Magielinie in der Mitte aus, da ich meine Magie unterdrückte. Auch ohne die erwachte Magie konnten die Schwerter großen Schäden anrichten. Der Yokai begann zu zischeln und preschte wieder hervor. Diesmal wich ich ihm nicht aus, unsere Klingen trafen aufeinander und gaben von sich misstönende Geräusche. Ich bemerkte aus dem Augenwinkel eine Bewegung und reagierte schnell, um nicht aufgespießt zu werden. Seine Klingenhand fiel ab und er kreischte wütend auf. Ich gab ihm für seinen Wutausbruch nicht viel Zeit, sondern attackierte ihn gleich wieder. Es war wie ein einstudierter Tanz. Jede einzelne Muskeln meines Körper erinnerte sich an die Kämpfe mit Fenrir und Malevor und sie schienen bereits den nächsten Schritt zu kennen, als wüsste mein Körper instinktiv was der Yokai vorhatte. Das Herz eines Kriegers pochte wild in meinem Brustkorb und in eine rasche Bewegung beendete ich den Kampf, indem ich meine Klingen zeitgleich in einem unaufmerksamen Moment des Yokais in seinem Rücken stieß. Er zerfiel zu Staub, wie der Andere vor ein paar Tage getan hatte. Ich spürte ein Brennen an meinem Oberarm, er hatte mich getroffen, aber es war nicht tief. Meine Klingen zogen sich zurück und ich verstecke die Griffe wieder. Ich ging vor den Toten in die Knien und schluckte hart, als ich seine weit aufgerissene Augen schloss. „Es tut mir leid“, meine Stimme war rau und ich ballte die Hände zu Fäuste. Hätte ich viel früher die Gefahr gespürt, hätte dieser Mann nicht sterben müssen.

Ilea

Ich schaute auf, als Sensei sich gegenüber mir stellte und im schwummerigen Licht war es schwerer die Lippen abzulesen, aber nach jahrelange Übung schaffte ich es dennoch seine Worte zu verstehen. Schnell holte ich aus dem Korb einen Tuch und tränkte ihn mit einer Flüssigkeit. Es bestand aus bestimmte Pflanzenextrakte, die die Sinnen vernebeln konnten: „Betupfe damit immer wieder seine Nase, damit er es einatmet und achte auf sein regelmäßige Atmung.“ Ich reichte ihm das Tuch und holte als nächstes ein weiches Stück Holz. Diesen führte ich zwischen den Zähne von Kit: „Kontrolliere, dass die Zunge nicht nach hinten rutscht und halte ihn ruhig, sollte er doch von den Schmerzen mitbekommen.“ Als Nächstes holte ich die Tonflasche mit Alkohol aus dem Korb und säuberte damit meine Hände, das Brennen auf meiner Haut ignorierte ich. Ich bemerkte eine Bewegung aus dem Augenwinkel und missbilligend sah ich zu dem Besitzer hinauf: „Sie sind verrückt auf solche Art den Alkohol zu verschwenden. Wozu soll es bringen? Wir hätten doch nach einem Heiler rufen sollen, als nach einem Weib.“ Mein Blick wurde eisiger als die kalte Nachtluft des Winters und kommentarlos widmete ich mich Kit, denn jede Sekunde zählte. Mit einem weiteren sauberen Tuch tupfte ich das überschüssige Blut weg, um zu sehen wie tief die Fleischwunde war. Sie war nicht tief genug, um wichtige Organen zu schaden, aber tief genug für einen hohen Blutverlust und das konnte lebensbedrohlich werden. Ich musste schnell handeln. Zuerst reinigte ich vorsichtig und rasch die Wunde, es reichte ein bisschen Schmutz aus, um einen gefährlichen Wundbrand auszulösen. Dann tauchte ich eine Nadel und den Faden in Alkohol, um die Wunde zunähen zu können. Kalter Schweiß sammelte sich in meinem Nacken, während meine Atmung schwerer wurde und das Herz wild in meinem Brustkorb schlug. Mein Kopf hämmerte schmerzhaft von den erschreckende Erinnerungen des Überfalls. Ich durchlebte jeden Moment und es war als wäre ich Kit. Es kostete meine ganze Kraft mich nicht davon mitreißen zu lassen, sondern in der Realität zu bleiben. Mich von den Schrecken zu lösen. Meine Hände blieben ruhig, obwohl ich das Gefühl hatte in jeden Moment mich übergeben zu müssen oder zu schreien. Die Luft roch nach schwerem Eisen, meine Hände waren mittlerweile rötlich gefärbt und die Wunden endlich verschlossen. Ich schmierte noch eine Salbe darauf und zum Schluss verband ich die Wunde. Erst dann begann mein Körper unkontrolliert zu zittern und ich spürte ein seltsames Kribbeln in meine Füße. In diesem Moment nahm ich auch in der Nähe die Präsenz eines Yokais wahr.


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13.12.2020, 14:07

Cael

Ich war wirklich beeindruckt wie Ilea trotz allem ruhig blieb und Kits Wunden verschloss. Zwar war ich kein Heiler dieser Kunst, aber ich erkannte ausgezeichnetes Handwerk wie ihres. Sie besaß großes Talent und sollte sich so einen Scheiß wie das, was der Besitzer dieses Schuppens von sich gab, bloß nicht an sich heranlassen. Der Mann hatte keine Ahnung, was sie hier gerade leistete und ich merkte wie meine Bewunderung für diese Frau um einiges wuchs. Ich hatte mir zweifellos die beste Frau ausgesucht, um mich zu verlieben. Und ich gab mir größte Mühe mich an das zu halten, was sie mir aufgetragen hatte zu tun. Kit litt an den Schmerzen, aber das Mittel für seine Nase betäubte einen Großteil davon. Er zerbiss das Holz nicht, sondern blieb tapfer am Leben und kämpfte sich durch den Eingriff, bis Ilea ihr Werk vollendete.
Erst dann bemerkte ich die Blässe um ihre Nase und wie ihr Körper leicht zu zittern begann. Ich wollte nach ihr greifen, um sicherzugehen, dass sie mir ja nicht in Ohnmacht fiel, als ein Prickeln meinen Nacken erfasste.
Ivoli. Warnung. Feind.
Mein Körper reagierte instinktiv, als er sich zur Tür drehte, die mit einem lauten Knall zu Boden krachte und in ihre Einzelteile zersprang. Ich packte den Tisch, der am nächsten zu mir stand und schleuderte ihn auf die Gestalt, bevor sie ins Innere des Schuppens gelangte. Allerdings zerschnitt sie meinen Angriff mit messerscharfen Krallen und aufblitzenden roten Augen. Der Besitzer rannte schockiert durch eine Hintertür in der linken Ecke davon. Eisige Luft füllte den Raum und mein Körper spannte sich bei den knurrenden Geräuschen des Feindes an. >Versteck dich hinterm Tresen!< rief ich Ilea zu und gab ihr keine Zeit für Einwürfe, da ich schon nach vorne preschte und mich diesem Yokai stellte. Es konnte nichts anderes sein als ein Dämon. Und obwohl ich meine Magie nicht nutzen durfte, würde ich garantiert nicht den Schwanz einziehen und abhauen. Ich war kein Angsthase wie der Besitzer. Ich war der Sohn von Helden.
Als mich der Yokai in seiner schattenhaften Gestalt angriff, duckte ich mich unter seinen Krallen hinweg und spürte bloß den Luftzug über meinem Kopf. Mit einer Hand schnappte ich mir die Eisenstange, die neben der Tür an der Wand gelehnt hatte und schwang sie so, dass sie den nächsten Hieb seiner langen Krallen blockierte. Fauler Atem schlug mir ins Gesicht und ich konnte das unheilvolle Glühen in den unmenschlichen Augen erkennen. Ohne eine Miene zu verziehen, drückte ich mich vom Boden ab und stemmte mich gegen die Kraft des Yokai, der seinen freien Arm in meine Richtung schwang. Ich hob rechtzeitig das Bein an und trat ihm gezielt zwischen die Rippen, sodass er einige Meter zurückflog. In dem Moment bemerkte ich etwas Warmes an meiner Schulter und sah, dass er mich dort gestreift hatte und der Stoff sich dunkler färbte. Verdammter Dämon! Den würde ich auch ohne Magie erledigen.

Imesha

Gerade besprachen wir die Details unserer Aufträge, als der Shoji plötzlich aufgerissen wurde und einer der dunkel verkleideten Späher mit dem Haupt gesenkt in den Raum trat. Er verbeugte sich entschuldigend. >Im westlichen Teil des Yukon-Viertels wurden Yokai gesichtet. Kategorie 3. Einer davon gehört der Kategorie 4 an. Es ist eine Gruppe.< meldete er mit monotoner Stimme. Sofort stand ich auf. Das war das Armenviertel. Dort wusste sich niemand zu wehren und die Vorstellung, dass unschuldige Menschen diesen Yokai zum Opfer fallen könnten, machte mich rasend. Erst letztens hatte ich einen Dämon bis ins Gasthaus gejagt, jetzt drangen diese Monster noch weiter in die Stadt vor. Ich ballte die Hände zu Fäusten und wartete auf den Befehl, der wenige Sekunden später an mich und Shou gerichtet wurde. >Ihr beide geht. Jetzt.< sagte Ruko ernst, während ich bereits die geöffnete Tür erreichte. Mir war es egal, dass Shou ebenfalls mit dabei sein würde, denn meine Gedanken kreisten um all die hilflosen Menschen, die vor Angst und Schrecken um ihr Leben bangten. Hoffentlich kam ich nicht zu spät.
Ich eilte in mein Zimmer, schnappte mir meine Maske und setzte sie auf. Die Magie wirkte binnen weniger Sekunden. Bis auf meine dunklere Haut veränderte sich alles an mir. Sogar meine Augenfarbe, die man hinter der Maske sowieso nicht zu sehen bekam. Anschließend griff ich nach den gut versteckten Waffen und verließ in unmenschlicher Geschwindigkeit den Palast und war auf direktem Wege ins Yukon-Viertel. Ein Viertel für illegale Geschäfte. Um diese Zeit herrschte kaum noch Betrieb, aber ich hörte bereits erstes Geschrei und folgte dem Klang. Währenddessen schnappte ich die dämonischen Fäden auf, die mich zum richtigen Ort und damit zu den Dämonen führten. Mit klirrenden Ketten kam ich wenig später schlitternd auf einem Vordach zum Stehen und entdeckte einen Leichnam am verschneiten Boden sowie eine darüber gebeugte Gestalt. Ein Mann. Seine Fäden... Es war dieser Ryu. Ich realisierte das in dem Moment, als ein anderer Faden sich anspannte und eine schreiende junge Frau aus einer Seitengasse hervorschoss. Dicht hinter ihr ein Yokai. Er rannte auf allen Vieren und öffnete das Maul, aus dem eine lange Zunge schnellte, an dessen Ende ein gefährlicher Widerhaken war. Sofort schwang ich eine der Ketten und schleuderte sie auf die Zunge, um den Angriff zu blockieren. Die andere benutzte ich, um den Yokai direkt anzugreifen, indem sie sich um eines seiner Vorderbeine wickelte. Die dämonische Bestie erkannte mich als neue Beute an und ließ zumindest die Frau in Ruhe, die in einer anderen Seitengasse verschwand. Dass dieser Ryu in der Nähe war, blendete ich aus. Ich konzentrierte mich ausschließlich auf den Yokai, der hungrig auf mich zukam. Mein Mundwinkel zuckte. Besser konnte es nicht laufen.
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13.12.2020, 15:32

Ryu

Ein Schrei zerriss die erdrückende Stille und blinzeln schaute ich auf. Ich war dem Vorort näher gewesen, als ich es geglaubt hatte und sofort sprang ich auf, als eine Frau schreiend aus einer Gasse lief. Hinter ihr folgte eine monströse Kreatur. Ehe ich zu ihr eilen konnte, erschien wie aus dem Nichts die Frau, die mich damals vor einem Angriff gerettet hatte. Es war die Jägerin. Mein Körper spannte sich an und ich sprang auf meine Füße. Ich spürte eine weitere dunkelwellige Präsenz. Aus eine andere Richtung. Dann sah ich das Wesen. Es sah spinnartig aus mit einem weißem Gesicht und hervorstehende Hauer, was wie eine groteske Maske aussah. Dabei drehte sich sein Kopf unnatürlich im Kreis herum. Ich dachte nicht lange nach. Waffen schienen hier normal zu sein und solange ich keine Magie ausübte, hoffte ich, dass ich die Sache mit den Waffen erklären konnte. Denn ich wusste nicht, wie weit die Erlaubnis von Waffenbesitz war. Bevor es Jemand noch sah, ließ ich schnell wieder die Klingen hervorschnellen. Denn das wiederum war bestimmt nicht hier normal, wobei die Jägerin auch spezielle Waffen besaß. Kurz warf ich einen Blick auf den Toten und mein Magen zog sich zusammen. Heute sollte kein weiteren Toten geben. So schnell wie ich ohne Magie laufen konnte, rannte ich auf das Spinnwesen zu. Aus den Hauer wurde grünliche Substanzen in die Luft gespritzt und ich vermutete stark, dass das Zeug giftig war. Ich wich einem Spritzer aus und rollte von einer seiner Beine weg, der nach mir schlagen wollte. Dabei sah ich, dass es keine Borsten waren, sondern kleine Widerhaken. Das Bein schlug ein tiefes Loch in den Boden, als es mich nicht traf. Ich stand wieder auf meine Beine und hatte seine volle Aufmerksamkeit auf mich. Die Jägerin, die gerade mit der andere Kreatur zu tun hatte, hatte er vergessen.

Ilea

Die Schwingungen in der Luft wurden stärker und dann fühlte es sich wie ein Stoß an, als plötzlich die Tür aus ihren Angeln sprang. Meine Augen weiteten sich entsetzt, als ein Yokai hineinstürzte und in diesem Moment wurde er von einem Tisch getroffen. Mein Körper zitterte immer noch und jetzt war das Zittern noch stärker geworden, als die Furcht in meine Knochen schlich. Der Besitzer rannte wie ein feiger Hund weg und ließ uns dem Schicksal alleine. Aufeinmal lief Sensei auf den Yokai zu und verzweifelt wollte ich nach ihm greifen, aber er war schon längst aus meiner Reichweite. War er verrückt geworden? Ich war wie gelähmt, es fühlte sich an als wäre ein Albtraum zum Leben erwacht. Sensei griff nach einer Eisenstange und wehrte sich damit gegen den Yokai. Er konnte kämpfen. Eine solche Technik lernte man nicht einfach so, das wusste ich von Otōsan. Ich riss mich aus meiner Erstarrung. Was sollte ich tun? Ich durfte hier nicht länger stehen bleiben. Mein Blick fiel auf den bewusstlosen Kit. Ich musste ihn von hier wegschaffen. Die Hintertür! Da war der Besitzer verschwunden. Hektisch sah ich wieder zum Kampfgeschehen. Mein Herz hämmerte wild im Brustkorb. Der Yokai war abgelenkt. Ich stürzte mich auf Kit und schüttelte ihn: "Kit, du muss aufwachen!" Seine Augen flatterten und benommen sah er mich an, während sein Gesicht sich vor Schmerz verzog. Er war noch gar nicht richtig beim Bewusstsein. "Los", schweratmend richtete ich ihn sitzend auf und betete, dass die Wunde sich jetzt nicht aufriss. Einen weiteren Blutverlust würde er nicht überleben.


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13.12.2020, 16:23

Cael

Ilea war noch nicht in Sicherheit, denn sie versteckte sich nicht wie gefordert hinterm Tresen, sondern versuchte stattdessen Kit aufzuwecken. Mir war sein Schicksal natürlich nicht egal, aber wegen seines Zustands brachte er sich und Ilea in Gefahr, was mich ganz schön in Spannung versetzte. Der Yokai wusste, dass ich hier nicht alleine war, deshalb lag es an mir ihn von den anderen beiden abzulenken. Das bedeutete, dass ich ihn mit vollem Körpereinsatz seitlich und mit der Schulter voran rammen musste, damit er auf die andere Seite des Schuppens stürzte. Wir beide krachten durch einen Tisch zu Boden, ich spürte den heftigen Aufprall im ganzen Körper und biss fest die Zähne zusammen, um mich gegen die nächsten Angriffe, die gleich folgen würden, zu wappnen. Zum Glück hatte ich die Eisenstange fest umklammert gehalten, sodass ich sie gezielt einsetzen konnte, als der Yokai mich von sich stieß und seine Krallen mich knapp an der Brust verfehlten. Andernfalls hätte meine Brust genauso wie die von Kit ausgesehen. Sehr schlecht ohne Magie.
Ich schwang die Stange wie ein Schwert, versuchte den Dämon in eine Ecke zu treiben, damit Ilea genügend Zeit für die Flucht hatte, doch spürte im nächsten Moment ein weiteres unheilvolles Prickeln im Nacken. Scheiße! Das konnte nicht wahr sein! Hastig eilte ich zurück zum Eingang, als mich unerwartet eine heftige Druckwelle erfasste und ich quer durch den Raum bis gegen den Tresen flog. Ich bekam einen schmerzhaften Schlag auf den Hinterkopf, dass kleine weiße Sternchen vor meinen Augen funkelten und ein Klingeln in meinen Ohren ertönte. Trotzdem kämpfte ich mich ächzend zurück auf die Beine und spielte mit dem Gedanken nach meiner Magie zu greifen, als eine menschliche Gestalt in den Raum flitzte und plötzlich lauter kleiner Wurfsterne durch die Luft tanzten. Ein tödlicher Tanz, denn der erste Dämon fiel tot in sich zusammen. Dann erschien ein weiterer Dämon.
Ich nutzte die Ablenkung, um zu Ilea und Kit zu gelangen. Mir schwirrte der Kopf und mir war irgendwie schlecht, doch ich schob diese Empfindungen beiseite und griff entschlossen unter Kits Körper, um ihn auf meine Arme zu heben. In diesem Zustand wäre er sowieso nicht in der Lage gewesen zu fliehen. Also übernahm ich das Rennen für uns beide und war heilfroh, dass Ilea nichts abbekommen hatte. Damit konnte ich leben... Wir verließen den Schuppen durch die Hintertür und uns empfing kalte Luft.

Imesha

Bevor mich die Bestie erreichte, sprang ich zur Seite und schnappte mit der anderen Kette nach ihrem linken Hinterbein. Durch den Schwung ihrer Bewegung rutschte ich ein Stück weit durch den Schnee und fand zum Glück Halt an einer Säule, die ein Vordach stützte. Ich stemmte mich dagegen und zwang die Kreatur anzuhalten, die sich knurrend zu mir drehte und erneut ihre Zunge benutzte, um mich zu verletzen. Der Widerhaken traf allerdings die Säule, hinter der ich mich versteckte, ehe ich mich wieder zeigte, die Ketten stramm zog und sie an den Beinen gewaltvoll durch den Schnee schleifte, bis ich ihren Körper gegen die nächste Gebäudemauer schleudern konnte. Das schien den Yokai ziemlich wütend zu machen. Er biss in eine der Ketten, um sich davon zu befreien, aber genau das war sein Fehler. Meine Magie reagierte wie brennendes Gift auf seine, dass er aufjaulend davon abließ. Die Fäden, die ich inzwischen um meine Finger gewickelt hatte, spannten noch mehr und diesen Umstand nutzte ich, indem ich mittels der Fäden meine Energie durch seinen Körper jagte. Die Ketten wurden indes auf magische Weise länger, wickelten sich weiter um den Yokai, bis er bewegungsunfähig und knurrend zu Boden fiel. Sein Körper zuckte, als stünde er in Flammen und mit jedem Reißen der Fäden beendete ich sein Leben. Übrig blieb sein Leichnam, der stückweise zu Asche zerfiel. Ich feierte meinen Sieg nicht, sondern widmete mich gleich der nächsten Kreatur, die inzwischen eingetroffen war. Ein Spinnen-Yokai. Auch nichts Neues. Neu war die Tatsache, dass dieser Ryu noch da war und offenbar kämpfen wollte, anstatt das Weite zu suchen. War er lebensmüde? Dies war kein Ort, um den Helden zu spielen. Er nutzte zwar keine Magie, aber jeder seiner Fäden summte stark wie pulsierende Adern. Ich hätte zwar gerne das wahre Ausmaß seiner Energie erlebt, aber wenn ihn jemand dabei erwischte, bekam er es mit dem Kaiser zu tun und der Mann war deutlich gefährlicher als dieser Yokai vor ihm.
Aus diesem Grund musste ich schnell handeln, bevor jemand anderes auf ihn aufmerksam wurde. Die Ketten lösten sich vom letzten Yokai und folgten meinen Bewegungen zum nächsten Ziel. Diesmal griff ich von oben an, direkt vom Dach, da der Mann ihn vom Boden aus ablenkte. Natürlich reagierten die Sinne des Dämons auf mich, aber ich war schneller. Einer meiner Dolche steckte bereits tief in seinem Rücken, ehe ich dann zurück aufs Dach sprang und die fette Spinne daran hinderte diesem Ryu näher zu kommen. Sie war jetzt meine Aufgabe.
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13.12.2020, 19:45

Ryu

Plötzlich wurde der Yokai von etwas zurückgezerrt und ich sah die Kette im schwachen Mondlicht glänzen. Es war die Jägerin. Ich könnte ihr beweisen, dass ich mit dieser Kreatur aufnehmen konnte. Aber ich wusste es war nicht der richtige Zeitpunkt. Noch musste ich mich als einen gewöhnlichen Bürger tarnen. Daher ließ ich mein Schwert kurz durch ein Bein gleiten, der Yokai brüllte wütend und ich ging "stolpernd" in die Deckung. Die Jägerin musste mich für einen übereifrigen, jungen Mann halten. Es war besser jetzt sich zurückzuziehen, ehe ich noch mehr Aufmerksamkeit auf mich zog. Auch wenn es mir unbedingt nicht gefiel. Ich verschwand in einer der Gassen und ließ meine Waffen verschwinden, bevor sie entdeckt wurden. Ich lugte nur ein wenig hervor. Ich würde erst nach Cael und Ilea suchen, wenn ich sicher war, dass die Jägerin mit dem Yokai zurechtkam. Ich würde mir ansonsten nicht verzeihen sie alleine in der Gefahr gelassen zu haben. Außerdem konnte ich vielleicht ein paar Techniken von ihr abgucken.

Ilea

Kit lehnte sich schwer an mich und obwohl ich die Ältere war, war er dennoch der Größere. Ich schaute über die Schulter, um zu wissen, was hinter mir vor sich ging. In solche Situationen konnte meine Gehörlosigkeit ein Fluch sein, denn ich hatte auch nicht die Zeit die Szenen in meine Gedanken zurückzudrehen. Plötzlich wurde Sensei von etwas Unsichtbaren umgerissen und ein weiterer Yokai erschien. Ich wollte nach ihm schreien, doch mein Hals war wie zugeschnürt. In diesem Moment kam wie aus dem Nichts eine Gestalt. Ein Jäger. Sensei kam zu uns hinüber und packte nach Kit. Benommen taumelte ich ihm hinterher, während mein Herz in meinem Brustkorb raste. Die frische, kalte Luft war wie ein Schlag im Gesicht und mein Fuß stieß gegen etwas Weiches. Als ich hinunterschaute, wurde mir bei dem Anblick des Toten schlecht. Es war der Besitzer mit einem klaffender Brustkorb. Das Kribbeln in meine Füße kehrte zurück und in meinem Kopf rauschte es seltsam. Alte Erinnerungen flackerten vor meine innere Augen. Ich durfte jetzt nicht schwächen, ich musste stark bleiben. Noch waren wir nicht außer Gefahr. "Komm ,folgt mir. Ich kenne einen sicheren Weg aus diesem Viertel ohne, dass ihr gleich aufgefressen werdet. Dein Vater ist bereits auf dem Weg zu euch", tauchte aufeinmal der weibliche Geist auf und noch nie war ich so froh sie zu sehen.


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13.12.2020, 20:45

Cael

Zu meiner Überraschung tauchte der weibliche Geist aus dem Gasthaus auf. Mir war die Leiche des Besitzers zwar nicht entgangen, aber für ihn kam jede Hilfe zu spät, für Kit allerdings nicht. Er brauchte nur einen sicheren Ort, genau wie wir. Darum zögerte ich nicht und folgte gemeinsam mit Ilea dem Geist. Wenn es nämlich etwas gab, an das ich bedingungslos glaubte, dann an die Hilfe aus der Zwischenwelt. Sie war nicht so verkorkst wie Valaris selbst. Ich verstand einfach nicht wie aus dem Nichts Dämonen auftauchen und nach Lust und Laune morden konnten. Warum? Mit welchem Ziel? Aus den Geschichten meiner Eltern wusste ich, dass Dämonen immer jemandem folgten. Jemandem, dem sie gehorchten. Und dieser Jemand hatte ein höheres Ziel vor Augen. Das war das größte Problem an dieser Sache.
Ich beendete schnell die Grübelei, denn dafür hatte ich später noch Zeit, wenn wir endlich in Sicherheit waren. Das war bedeutend wichtiger im Augenblick. Der Geist führte uns indes durch etliche Gassen, bis wir tatsächlich ohne weitere Vorkommnisse das Stadttor erreichten und ich weiter hinten in der vom Mondlicht erleuchteten Dunkelheit eine vertraute schemenhafte Gestalt entdeckte. Ileas Vater.

Imesha

Dieser Kerl bereitete mir noch Kopfschmerzen. Er verschwand aus meinem Blickfeld, aber anhand der Fäden und der Stärke ihrer Schwingung wusste ich, dass er sich bloß versteckte. Auf was wartete er? Wieso lief er nicht einfach davon? Glaubte er etwa, ich kam alleine nicht klar? Wenn es nämlich das war, würde ich ihm gleich zeigen, dass eine Frau wie ich durchaus in der Lage war es sogar mit mehreren Yokai auf einmal zurechtzukommen. Das hier gehörte zu meinem Alltag.
Als die gewaltige Spinne ihre Sinne auf mich lenkte und sie die ersten Fangnetze aus ihrem Hintern schoss, sprang ich aufs nächste Dach und anschließend auf den Boden vor ihr, um sie aus der Gasse zu locken. Auf offenem Feld war sie leichter zu besiegen, denn ich begann an verschiedenen Stellen um sie herum aufzutauchen, immer in Bewegung, immer wo anders, sodass sie sich dauernd um die eigene Achse drehen musste, weil sie nicht von mir getroffen werden wollte. Dabei verlor sie einige Fangnetze, die ins Leere schossen. Ich verwirrte sie so lange, bis ich die Kette an ihrem Rücken mit einem kräftigen Ruck rauszog, sie vor Schmerz kurz abgelenkt war und ich die nächste Kette unter ihre Beine zur nächststehenden Säule schleuderte, die sich darum wickelte. Im nächsten Moment rutschte ich daran ziehend unter den massigen Körper des Yokai, der verzögert reagierte und laut aufkreischte, als ich einen langen Dolch in die dünne Haut rammte und in einem eleganten Rutsch am Bauch entlang aufschlitzte. Das ekelhafte Zeug traf mich zumindest nicht, weil ich bereits auf die andere Seite gelangte und zügig aufstand. Hinter mir hörte ich das letzte Aufbäumen der Spinne, bis sie endgültig zusammenbrach und im Schnee zerging. Arbeit erledigt. Es gab keine weiteren gefährlichen Schwingungen mehr. Mein Kollege müsste inzwischen ebenfalls fertig sein. Shou arbeitete sehr effizient.
Mit einem leisen Seufzen wickelte ich mir die Ketten um die Unterarme, damit ich sie nicht dauernd durch den Schnee schleifen musste und schaute direkt zur Gasse, wo dieser Ryu sich versteckt hielt. In einer fließenden Bewegung warf ich einen Teil meines Haares über die Schulter zurück und kehrte ihm den Rücken zu. Er hatte Magie in sich, aber ich hatte nicht vor ihn zu verpfeifen. Es reichte, wenn er weiterhin vorsichtig blieb, bis ich wusste, ob er der guten oder schlechten Seite angehörte.
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13.12.2020, 21:56

Ryu

Wie beim letzten Mal war sie schnell, sodass ein ungeübtes Auge sie nicht mehr verfolgen hätte können. Doch was am Meisten mich faszinierte war, dass sie auch in diesem Kampf sich bewegte wie eine Tänzerin. Eine todbringende Tänzerin, denn die Ketten waren kein Schmuck und das hier war auch keine Bühne. Der Kampf dauerte nicht lange an, sie kannte die Schwachpunkten des Yokais und ich merkte sie mir genau. Es war wichtig viel über die Kreaturen zu wissen. Nur weil ich vorhin einen Yokai erledigen konnte, bedeutete es lange nicht, dass ich ihnen überlegen war. Ich war mir sicher, dass es auch bei den Yokais unterschiedliche starke Arten gab. Die Jägerin schaute in meine Richtung und ich war nicht dumm zu glauben, dass es ein zufälliger Blick war. Schon gar nicht, wie sie demonstrativ ihr Haar nach hinten warf, um mir deutlich zu sagen, dass sie alles unter Kontrolle hatte. Obwohl die Situation nicht gerade lustig war, musste ich ein Lachen über diese Geste unterdrücken, weil ich ihr stumme Botschaft verstanden hatte. Ich würde niemals eine Frau unterschätzen, in meiner Familie und Freundeskreis gab es viele starke Frauen. Ich wollte einfach nur sichergehen, dass es ihr gut ging. Immerhin hatte sie damals mein Leben gerettet und das vergaß ich nicht. Ich verschwand in der Dunkelheit der Gasse und machte mich auf die Suche nach Cael und Ilea. Es war mein Gefühl, der mich zum Stadttor leitete und zu meiner Erleichterung entdeckte ich dort die vertraute Gestalt meines besten Freundes. Bei ihm waren Ilea und Kit. Weiter hinten schien eine andere Gestalt sich ihnen zu nähern und es sah verdächtig nach Gawain aus. "Cael!", ich beeilte mich, um sie einzuholen.

Ilea

Ich verlor das Zeitgefühl und ich wusste auch nicht mehr wie wir zum Stadttor gelangten. Es war als wäre ein Teil von mir gar nicht wirklich da. Als wäre all das hier nur ein böser Traum. Doch tief in meinem Inneren wusste ich es besser. Wir durchquerten das Tor und dann entdeckte ich die Gestalt meines Vaters. Trotz seines verletzten Beines begann er schneller zu werden und ich hastete auf ihn zu. Seine Arme umschlangen mich, als ich mein Gesicht an seinem Brustkorb presste und meine Hände sich an seinem Oberteil klammerten. Ein Zittern durchlief meinem Körper, aber meine brennende Augen verloren keine einzige Träne. Otōsan schob mich ein Stück von sich und musterte mich besorgt: "Geht es dir gut?" Stumm nickte ich, denn ich war nicht verletzt. Plötzlich zuckte ich zusammen und meine Augen rissen sich weit auf, als mir etwas bewusst wurde: "Cael ist aber verletzt!" Ich drehte mich um. Den ganzen Weg hatte er Kit halb getragen, obwohl er selbst Verletzungen davon getragen hatte. Ich eilte auf ihm zu: "Du solltest ihn nicht tragen. Du bist verwundet!" In diesem Moment tauchte hinter ihm eine andere Gestalt auf. Ryu-sama. Er griff nach Kit und seine Lippen bewegten sich: "Ich übernehme das." Energisch nickte ich und schlang meine Arme um die Taille von Cael: "Du kannst auf mich stützen. Der Weg ist noch weit und du solltest dich nicht anstrengen."


330

13.12.2020, 23:08

Cael

Sobald wir Gawain erreichten, stürzte sich Ilea in seine Arme und er drückte sie fest an sich. Wie ein Vater es eben tat, wenn er glaubte, seiner Tochter wäre etwas Schlimmes zugestoßen. Ob Kit lebende Eltern hatte? Im Moment lag er noch bewusstlos in meinen Armen, während das Surren in meinem Kopf stetig lauter wurde. Ich hatte langsam Schwierigkeiten ihn zu tragen, denn mit jedem Schritt wurde er schwerer. Als hätte mein bester Freund diesen Hilferuf gehört, tauchte er auf und nahm mir sofort den bewusstlosen jungen Mann ab. Ich schaffte es ein Danke über die Lippen zu bringen, da stellte sich Ilea neben mich und schlang ihre Arme um meine Taille. Wie süß... Sie wollte mich stützen. Sie sorgte sich um mich. Bei den Geistern war ich gerade glücklich über diese Erkenntnis, während mein Körper heftig rebellierte und es mir zu vermiesen versuchte.
Mit ihrer Hilfe schaffte ich es bis zum Haupteingang des Gasthauses, doch dann schob ich sie sanft aber bestimmt beiseite. Verdammt, mir ging es nicht gut. Ich entfernte mich eilig ein paar Schritte von Ilea, stützte mich rechtzeitig mit der Hand an der Wand, als mein Kopf nach vorne sank und ich mich in den Schnee übergab. Na toll... Da wurde ich von einem Dämon angegriffen und das war das Resultat. Bei dem Schwindel, der meine Sicht verschwimmen ließ, kein Wunder. Beinahe wäre ich nach vorne und direkt in meine Kotze getreten, aber mit reiner Willenskraft brachte ich mich dazu rückwärts zu stolpern. Offenbar hatte der Schlag am Kopf größeren Schaden angerichtet als erwartet. Zudem spürte ich vertraute Wärme an meiner Schulter und in der linken Leiste. Ich blutete und ohne Magie heilte mein Körper nur schlecht. Dieses Scheiß-Gesetz regte Wut in mir, aber selbst für das fehlte mir gerade die Kraft. Stattdessen fluchte ich leise in meiner Sprache. Onkel Akela meinte mal, dass Fluchen Schmerzen linderte und o ja, er hatte recht damit. Fluchen half. Ein bisschen. >Bis ins Zimmer... schaffe ich es noch... mit Hilfe.< presste ich hervor und realisierte im selben Moment, dass Ilea mich ja nicht hörte. Wieder stieß ich einen Fluch aus und lehnte mich weiter gegen die Wand. Ich musste eigentlich nichts sagen, Ilea würde mir sowieso helfen.

Imesha

Obwohl die Sache erledigt war, musste ich bis zurück zum Palast an diesen übereifrigen Kerl denken, der sich mit seinen Schwertern gegen Yokai behauptet hatte. Er wäre in der Lage gewesen mittels seiner Magie alle zu erledigen. Daran bestand kein Zweifel. Damit hatte er eine Neugier in mir entfacht, die ich zuletzt vor langer langer Zeit empfunden hatte. Ich wollte wissen, wer er war. Zu was er fähig war und was er mit dieser Energie erreichen wollte. Ein einfacher Archivarsgehilfe konnte er jedenfalls nicht sein. In ihm steckte mehr.
Ich erreichte den Kleinen Saal, in dem nur noch Ruko saß und mit todernster Miene auf die Karte starrte. Die Figuren hatten ihren Platz gewechselt, einige fehlten. Das waren diejenigen, die Shou und ich erledigt hatten. Ein winziger Erfolg für heute. Leider hatte es Tote gegeben. Vier rote Markierungen. Ich setzte mich mit einem schwerfälligen Seufzen neben ihn und ließ die Hände in meinem Schoß liegen. Seine Augen huschten kurz zu mir. >Hast du etwas gesehen?<
Er meinte damit magische Spannungen. Oder magische Wesen. Der Fremde namens Ryu wäre zwar der Rede wert, aber ich brauchte zunächst mehr Informationen, bevor ich Ruko einweihte. Deshalb schüttelte ich entschieden den Kopf.
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331

14.12.2020, 18:45

Ryu

Ich war in einem Halbkreis gelaufen, denn wir waren in der Nähe von der Stelle des Toten. Aber dort sah ich kein Körper liegen und ich hoffte inständig, dass er von Menschen gefunden und angemessen beerdigt wurde. Sein Tod lastete immer noch schwer auf meinem Herz. Dafür würde ich alles tun, dass Kit sicher im Gasthaus kam und mir auf dem Weg nicht starb. Halb trug ich ihn und wäre es möglich hätte ich ihn auf meinem Rücken getragen, doch seine Wunde würde es nicht erlauben. Zudem machte ich mir Sorgen um mein besten Freund, denn er sah ziemlich mitgenommen aus. Diesmal war das Wetter auf unsere Seite und erschwerte uns nicht den Weg, sodass wir bald am Gasthaus ankamen. Dann riss Cael sich von Ilea los und die Geräusche sagten eindeutig wie schlecht es ihm ging. Ilea sah uns ernst an: "Ich kümmere mich um Cael. Ihr bringt Kit hinein, er muss sich hinlegen. Wenn das Verband feucht ist, muss er gewechselt werden. Blutet er wieder stark oder sind die Nähte gerissen, sage es mir sofort Bescheid. Wenn er wieder beim Bewusstsein ist, darf er warmes Wasser trinken und später eine Brühe." Obwohl sie selbst kreideblass um die Nase war, schien sie dennoch gefasst zu sein und wirkte als hätte sie die Situation unter Kontrolle. Ich nickte knapp und vertraute ihre fähige Hände.

Ilea

Ich wartete in einem angemessene Abstand bis Cael nicht mehr erbrach, währenddessen gingen die Anderen in das Gasthaus hinein. Besorgt musterte ich seine Gestalt und entdeckte dunkle, feucht glänzende Stellen an seine Kleider. Ich presste meine Lippen zusammen und ging zu ihm, um ihn erneuert zu stützten. Er musste dringend behandelt werden, besonders die Kopfverletzung musste eingehend untersucht werden. Das Erbrechen deutete auf eine Erschütterung im Kopf hin und je nach Stärke konnte es lebensgefährlich werden. Ich führte ihn das Inneren und starrte stirnrunzelnd die Treppe an. Eine gewaltige Herausforderung für sein Zustand und er war nicht unbedingt leicht. Aber direkt nach der Versorgung sollte er sich gleich hinlegen können, ansonsten hätte ich ihn vorher in meinem Laden behandelt. Entschlossen spannte ich meine Muskeln an und brachte ihn nach oben in sein Zimmer. Dabei kam mir Sobo Makoto entgegen, in ihre Augen stand voller Sorgen. "Kannst du mir bitte ein paar Sachen bringen? Cael muss verarztet werden", bat ich sie um das Gefallen. Sie nickte und huschte nach unten. Ich half Cael sich auf der Matte hinzusetzen: "Du darfst dich jetzt nicht hinlegen. Ich muss dich zuerst versorgen." Ich kniete mich vor ihm hin und fasste nach seine Wangen. Ein Stück näherte ich mich seinem Gesicht und sah konzentriert in die Augen. Die Pupillen veränderten sich nicht stark, das war ein gutes Zeichen. Und auch, dass er beim Bewusstsein war.


332

14.12.2020, 19:11

Cael

Wie erwartet trat Ilea auf mich zu und erneut spürte ich ihren Arm um meine Taille. Sie passte auf, dass sie keinen unangenehmen Druck auf meine Wunde ausübte, die langsam stark zu pochen begann. Der Schwindel machte mir allerdings mehr zu schaffen. Obwohl ich mich übergeben hatte, fühlte mich kaum besser. Trotzdem riss ich mich zusammen und ließ mich ins Innere des Gasthauses führen, wo wir leider die Treppen hinaufsteigen mussten. Ilea stützte mich mit aller Kraft, das merkte ich. Ich belastete sie wirklich ungern, darum bemühte ich mich auf eigenen Beinen zu stehen, bis ich dann erschöpft auf die Matte plumpsen konnte. Am liebsten hätte ich mich hingelegt, doch das durfte ich noch nicht.
Ileas Hände auf meinen Wangen belebten mich ein wenig und ihr ernster Blick in meine Augen lenkte mich für einen kurzen Moment vom Schwindel ab. Leichte Wärme meldete sich in meiner Brust. Besser. Viel besser. Nur erfasste mich die nächste pochende Schmerzwelle und ich verzog das Gesicht. >Geht es...< Ich räusperte mich, weil meine Stimme seltsam rau klang. >Geht es dir gut? Wurdest du verletzt?<

Imesha

Ich blieb mit Ruko eine Weile im Kleinen Saal sitzen, während er die nächsten Strategien für den Kampf gegen die Yokai plante. Nicht alle hatten es heute Abend bis in die Stadt geschafft und wir warteten nach wie vor auf die restlichen Berichte der Späher, die in entferntere Orte gereist waren. Wir benötigten vor allem Informationen zum Dämon der Kategorie 5. Der bereitete mir am meisten Sorge, denn diese Sorte Yokai waren in der Lage zu kommunizieren, Pläne zu schmieden und höhere Ziele zu verfolgen. Wie hinterlistige Menschen. Das machte sie sehr gefährlich.
Da wir aber nicht endlos auf die Späher warten konnten, beschloss ich zurück in mein Zimmer zu gehen. Dort wechselte ich die Kleidung, säuberte meine Waffen so lange, bis sie wie neu glänzten und begab mich anschließend ins Bad. Ich brauchte mein wohlverdientes Bad nach diesem langen, kräftezehrenden Tag.
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333

14.12.2020, 19:28

Ryu

Gawain zeigte mir den Raum, wo ich Kit hinlegen konnte und mit einem geübten Blick kontrollierte er den Verband. Kit war immer noch bewusstlos, feuchter Schweiß glänzte auf seiner Stirn und atmete geräuschvoll. "Der Verband sieht gut aus. Meine Tochter hatte gute Arbeit geleistet", sagte Gawain und legte die Hand auf die Stirn des jungen Mannes: "Er ist warm, aber es ist noch kein Fieber. Dennoch sollte er nicht alleine sein, falls Komplikationen auftreten." "Ich werde bei ihm sein", antwortete ich sofort. Gawain musste sich ausruhen, ich hatte bemerkt, dass das Humpeln stärker geworden und zusätzlich musste er sich um das Gasthaus kümmern. "Na gut. Ich werde jetzt eine kräftige Brühe kochen und naher das Wasser hochbringen", meinte er und verließ den Raum. Ich setzte mich auf dem Boden neben Kit hin. Was für eine furchtbare Nacht.

Ilea

Seine Lippen bewegten sich langsam, als brauchte er die ganze Kraft dazu. "Es geht mir gut. Jetzt rede nicht so viel, es sei denn ich fordere dich dazu auf!", mein Blick wurde streng und in diesem Moment kam Sobo Makoto mit den Sachen. Sie stellte den Korb neben mir ab und ich dankte ihr. "Brauchst du noch etwas?", erkundigte sie sich. "Ein Tee für den Magen", antwortete ich ihr und als sie das Zimmer verließ, ging ich zu der Waschschale. Meine Hände waren noch schmutzig und gründlich säuberte ich sie. Ich hatte in den letzten Jahren herausgefunden wie wichtig Sauberkeit bei Versorgung von Wunden war. Dann kehrte ich zu Cael zurück und kniete mich wieder vor ihm. "Ich werde zuerst dein Kopf untersuchen, bevor ich nach den anderen Wunden schaue. Eine Kopfwunde kann verheerend sein", erklärte ich ihm und meine Finger glitten bereits durch sein Haar, das sich überraschend weich anfühlten. Am Hinterkopf ertastete ich eine dicke Beule, aber es blutete nicht. Das war gut. Als ich meine Hände zurückzog, fragte ich ihn: "Bist du in der Lage dein Oberteil selbst auszuziehen?" Die dunkle Stellen waren größer geworden.


334

14.12.2020, 19:49

Cael

Ileas Finger waren sanft, als sie meinen Hinterkopf abtastete. Sie berührte die Beule und obwohl die Stelle schmerzte, zuckte ich kein bisschen zusammen, sondern blieb still, bis sie mich dazu aufforderte mein Oberteil auszuziehen. Warum konnten das bloß keine anderen Umstände sein? Ich hatte wirklich gehofft, sie würde mich das fragen, um andere Dinge mit mir anzustellen, aber das blieb wohl weiterhin Wunschdenken meinerseits. Um ihr zu zeigen, dass ich kein jämmerlicher Kerl war, sondern die Zähne kräftig zusammenbeißen konnte, griff ich an den Saum meines Oberteils und musste den letzten Rest meiner Willenskraft aufbringen, damit ich ohne Ach und Krach das Stück Stoff loswurde. Besonders an der Wunde hatte es kurzzeitig geklebt. Jetzt hätte ich gerne Tante Silia hier, damit sie das alles ruckzuck heilte. Ich erinnerte mich kaum an Wunden wie diese, die nicht mit Magie hatte heilen können. Die Schmerzen wurden nämlich schlimmer und trugen nicht gerade zu meiner neutralen Fassade bei.
Ich fixierte den Holzboden vor mir, atmete so ruhig wie möglich durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Immer wieder. Von mir aus konnte Ilea mit der Behandlung weitermachen. Etwas anderes blieb mir sowieso nicht übrig als stillzusitzen und brav zu sein.

Imesha

Wohlig seufzend schloss ich die Augen, sobald ich ins warme Wasser glitt. Mein langes Haar hatte ich wieder in ein Handtuch gewickelt, damit es nicht gleich nass wurde. Darum würde ich mich später sehr intensiv kümmern. Im Moment wollte ich zunächst tief entspannen, den Tag an mir vorbeiziehen lassen und auch nicht an das Morgen denken. Da ich die Späher bis spätestens morgen Abend vermutete, würden mich weitere Treffen erwarten, wo wir unsere Strategien besprechen mussten. Ich hoffte, dass ich zwischendurch freie Zeit zum Spionieren hatte, weil ich davon ausging, dass dieser Ryu weiterhin zur Arbeit erscheinen würde. An seinem Einsatz gestern hatte ich erkannt, dass er die Dinge beendete, die er begann, also würde ich ihn im Archiv aufsuchen. Naja... nicht direkt, sonst müsste ich mit ihm ein Gespräch führen, wozu ich nicht bereit war und nie sein würde. Ich hoffte einfach darauf, dass er sich bei anderen verplapperte. Vielleicht könnte ich sogar eine naive, junge Frau ins Archiv schicken. Eine, die nicht in festen Händen war und attraktiven Männern wie ihm verfiel. Hm... das klang nach einem guten Plan.
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335

14.12.2020, 20:09

Ryu

Immer wieder schaute ich zu Kit und überprüfte seine Temperatur. Bis jetzt war sie nicht weiter gestiegen, was wohl ein positives Zeichen war. Dann wanderten meine Gedanken zurück zu den Toten und natürlich auch zu meinem besten Freund. Ich hoffte ihm ging es jetzt besser. Das Ilea gerade ihm versorgte, war bestimmt das einzig Positives für ihn und vielleicht fühlte er sich dadurch besser. Naher würde ich nach ihm schauen, wenn ich sicher war, dass ich Kit für ein paar Minuten alleine lassen konnte. Außerdem wollte ich jetzt die Behandlung nicht stören. Ich fuhr mit der Hand durch das Haar und lehnte mich mit den Rücken an der Wand ab. Bei dem zweiten Yokai hatte ich ihn viel früher gespürt, als bei dem Ersten. Ob es bedeutete, dass ich langsam die dämonischen Schwingungen rechtzeitig wahrnahm? Vielleicht hatte die Kämpfe mit ihnen etwas in mir ausgelöst, beziehungsweise mein Gefahreninstinkt verfeinert.

Ilea

Es war ihm anzusehen, dass es ihm Kraft kostete sich auszuziehen. Dennoch bat er nicht um Hilfe. Ich entdeckte zwei offene Verletzungen. Eine war an der Schulter und die Andere in der Nähe der Leiste. Anderen Stellen wiesen blaudunkle Flecken auf, um ihnen würde ich mich später kümmern. Zuerst bückte ich mich zu der Leiste hinunter, denn dort waren auch Organen in der Nähe. Ich griff nach einem sauberen Tuch aus dem Korb, tränkte ihn mit Alkohol und begann die Wunde vorsichtig zu säubern, nachdem ich den Hosenbund ein wenig nach unten gezogen hatte. Es war nicht so tief, wie bei Kit und er blutete auch nicht so heftig, dennoch sollte nie eine Verletzung unterschätzt werden. "Ich muss die Wunde zusammennähen. Das geht im Liegen am Besten", richtete ich mich wieder auf und holte aus dem Korb eine kleine Phiole hervor: "Ich werde dir gleich ein paar Tropfen davon auf deiner Zunge geben. Es wird bitter schmecken, aber schlucke es dennoch runter. Danach fühlst du dich benommen, dein Schmerzempfinden wird gering werden. Du bleibst beim Bewusstsein. Man kann diesen Zustand mit Betrunkenheit vergleichen."


336

14.12.2020, 20:20

Cael

Während Ilea sich um meine Wunde an der Leiste kümmerte, stieß Ivoli zu uns, der gurrend vor mir herflog und mich aus besorgten Augen musterte. Seine Knospe flackerte leicht vor Aufregung. Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, um ihm zu zeigen, dass ich Schlimmeres durchgestanden hatte und legte mich wie von Ilea angewiesen hin. Eigentlich sollte es mir im Liegen besser gehen, stattdessen wurde mir einen Tick schwindliger. Das passte ganz gut, weil sie mich gleich unter Drogen setzte, damit sie die Wunde vernähen konnte, ohne dass ich weiter den starken Mann spielen musste. Lieber war ich wie betrunken als noch bei klarem Verstand.
Ohne zu zögern ließ ich mir die bittere Medizin auf die Zunge tropfen, schluckte sie hinunter und verzog kurz das Gesicht. Uff, sie war echt bitter. Aber sie wirkte recht schnell und benebelte meine Sinne auf angenehme Weise. Ich schloss meine Augen und entspannte mich so gut es ging. Dabei versuchte ich an etwas Schönes zu denken. An Wasserfälle, an Maris, an meine Familie und ihr frohes Lachen...

Imesha

Nach meinem ausgiebigen Bad setzte ich mich auf einen Hocker und begann meine Beine in massierenden Bewegungen einzucremen. Es folgten meine Arme, meine Brust und der Großteil meines Rückens. Anschließend benutzte ich die pflegende Tinktur für mein Haar und atmete den süßen blumigen Duft ein. Ich fühlte mich deutlich besser als heute Morgen. Vor allem nach meinem emotionalen Zusammenbruch. Daran wollte ich nicht denken, deshalb beschäftigte ich mich weiter mit meinem Körper, bis ich fertig gekleidet zurück in mein Zimmer ging. Dort erwartete mich eine mit Tee gefüllte Kanne. Ich hatte dafür den letzten Beutel verwenden müssen. Auch das setzte ich auf die Liste für meine morgigen Aufgaben. Mehr Tee besorgen.
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337

14.12.2020, 20:33

Ryu

Jemand rüttelte an meine Schulter und ich riss meine Augen auf, denn ich war eingenickt. Es war Gawain, der mich entschuldigend ansah: "Hier, du muss was essen und ich habe dir noch eine zweite Matte mitgebracht." Ich entdeckte auf dem kleinen Tisch das Tablett mit Essen und der köstliche Duft erinnerte meinen Magen daran, dass er lange nicht mehr gegessen hatte. Für Kit gab es auch was, jedoch schlief dieser noch. "Danke", flüsterte ich. Kurz drückte Gawain meine Schulter: "Ich weiß, dass ihr gute Männer seid, auch wenn ihr eure Geheimnisse habt. Ich hoffe nur, dass eure Geheimnisse nicht euch in Verderbnis bringen wird. Jetzt ruhe dich aus." Mit diesen Worten verließ er leise das Zimmer und ich seufzte schwer, als ich mich an den kleinen Tisch setzte. Diesem Mann konnte man nichts vormachen, dennoch wollte ich ihn noch nicht in unsere Sache einweihen. Gawain und seine Familie sollten nicht wegen uns in Schwierigkeiten geraten.

Ilea

Es begann sofort zu wirken und zügig nähte ich die Wunde zusammen. Dann kam eine Salbe darauf und ein Verband. Als Nächstes kümmerte ich mich um die Schulter, auch diese Verletzung musste genäht werden. Schließlich kümmerte ich mich um die Prellungen, indem ich eine Salbe auftrug, die dafür sorgte, dass die Stellen abschwoll und die Schmerzen linderte. Vorsichtshalber tastete ich nach den Rippen, um sicherzugehen, dass sie nicht gebrochen waren. Als ich fertig war, lehnte ich mich ein wenig zurück und schaute zu Caels Gesicht. Seine Augen waren glasig von dem Mittel und die Schatten unter ihnen zeigte mir seine Erschöpfung. Ich strich ein paar feuchte Haarsträhnen aus der Stirn und beugte mich zu seinem Ohr, damit er mich in diesem Zustand hören konnte: "Es ist vorbei. Du hast Glück gehabt und du kannst deinem gesunden Körper danken, denn in ihm steckt noch genug Kraft für die Heilung. Jetzt schlaf ein bisschen. Ein erholsamer Schlaf kann Wunder wirken."


338

14.12.2020, 20:47

Cael

In diesem Tagtraum ging es mir verdammt gut und ich genoss die spaßige Zeit mit Familie und Freunden, bis sie plötzlich lächelnd verblassten und ich zurück in die Realität gezogen wurde. Warmer Atem streifte mein Ohr. Es folgten Worte. Worte, die unter anderen Umständen fremd geklungen hätten. Dann sah ich Ileas Gesicht vor mir und ihr leuchtend goldenes Haar. Leuchtete es wirklich? Oder bildete ich mir das ein? Ich blinzelte ein paar Mal, das Schimmern ließ ein wenig nach, doch es blieb dennoch bestehen. Sie war wie eine Erscheinung aus einem schönen Traum.
Unwillkürlich fand meine Hand ihren Weg in ihr Haar, nur um sicherzugehen, dass sie wirklich da war. Meine Finger glitten durch das flüssige Gold, welches echt war, denn Strähne für Strähne kitzelte meine Haut und ich musste entzückt lächeln. Selbst wenn ich unter Drogen stand, hörte die Schwärmerei nicht auf. >Danke Ilea.< flüsterte ich ermattet von der ganzen Prozedur. >Du bist eine hervorragende Heilerin.< Meine Finger streiften ihre Wange, als ich die Hand zurück auf die Matte legte und tief ausatmend die Augen schloss. Zeit für ein erholsames Schläfchen.

Imesha

Mit Wärme in meinem Magen und in der Brust setzte ich mich auf meine gemütliche Schlafmatte und trank den letzten Schluck meines Tees. Die leere Tasse stellte ich dann auf den Tisch zurück, ehe ich unter die zwei Decken schlüpfte, die mich besonders zu harten Winterzeiten warmhielten. Ich zog sie bis zum Kinn hoch und gähnte leise, während draußen absolute Stille herrschte. Das half mir beim Entspannen, auch wenn meine Gedanken wieder in eine unschöne Richtung wandern wollten. Passierte mir leider immer wieder. Nur nicht heute. Heute lenkte ich sie bewusst auf belanglose Dinge wie die einfachen Aufgaben, die ich morgen zu erledigen hatte und so schaffte ich es einigermaßen schnell einzuschlafen.
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339

14.12.2020, 21:04

Ryu

Nach der wohltuende Mahlzeit verließ ich das Zimmer, um mich kurz erleichtern zu können und mir ein schnelles Bad zu gönnen. Als ich nächstes Mal bei Kit vorbeischaute, war sein Zustand unverändert. Also wagte ich es zu Cael zu gehen, um herauszufinden wie es ihm ging. In diesem Moment verließ Ilea das Zimmer. Sie hielt inne, ihr Blick wirkte irgendwie verwirrt. "Ist alles in Ordnung mit Cael?", erkundigte ich mich sofort. "Ich konnte die Verletzungen versorgen. Es wird ein paar Tage bis er sich ganz erholt fühlt. Jetzt schläft er", antwortete sie mir und erst jetzt fiel es mir auf, wie oft sie auf die Lippen schaute, wenn sie mit Jemanden sprach. "Danke", sagte ich und erleichtert atmete ich leise auf. "Ich werde nach Kit schauen. Sie sollten sich auch ausruhen, Ryu-san", meinte sie. Es war nicht mehr Ryu-sama, in ihre Augen schien ich auch nicht nur ein Gast zu sein. "Ich bin gleich wieder da. Ich werde bei ihm übernachten", erklärte ich es ihr. Sie schüttelte den Kopf: "Das brauchen Sie nicht. Bleiben sie lieber bei ihrem Freund und sorgen Sie dafür, dass er den Tee trinken wird, wenn er aufwacht. Ich werde bei Kit sein." In ihrem Blick erkannte ich, dass sie keinen Widerspruch duldete. Also ergab ich mich und ging zu meinem Freund, der tatsächlich fest schlummerte. Egon kam aus seinem Versteck gekrochen und rollte sich auf meinem Bauch zusammen, als ich mich hinlegte. Ich war fix und fertig.

Ilea

Mein Herz blieb einen Augenblick stehen, als seine Hand plötzlich durch meinem Haar glitt. Diese intime Nähe brachte mich durcheinander und das beunruhigte mich. Es sollte mich nicht durcheinanderbringen. Bestimmt war er nicht im Klaren was er da tat, weswegen ich ihm jetzt nicht zurechtwies. "Schlaf gut", sagte ich bloß und erhob mich. Dabei entdeckte ich die Teekanne auf dem Tisch, die auf einem Stübchen mit Kerze stand, damit der Tee warm blieb. Ich hatte Sobo Makoto nicht gemerkt. Auf dem Weg zu Kit begegnete ich Ryu-san und klärte ihm den Zustand seines Freundes auf. Schließlich legte ich mich müde auf die Matte, die in einem angemessene Abstand von Kit entfernt lag. Er fühlte sich warm ab, aber es war noch nicht besorgniserregend. Dennoch war es sicherer, wenn er in dieser Nacht nicht alleine war. Erst wenn er die Nacht überstanden hatte, würde die Heilung sich einsetzen. Erschöpft schloss ich meine Augen.


340

14.12.2020, 21:22

Cael

Ich spürte eine Regung auf meinem Brustkorb und blinzelte verwirrt den Schlaf aus den Augen, als ich sah, dass es nur Ivoli war, der sich gerade das Gefieder mit dem Schnabel putzte. Mein Mundwinkel zuckte. Ihm fiel kein besserer Ort ein, als es sich auf mir gemütlich zu machen und sich zu säubern. Würde ich ihn nicht so gut kennen, wäre ich nicht darauf gekommen, dass er das nur tat, weil er sich immer noch Sorgen um mich machte. >Na, mein Freund? Hast du die ganze Nacht über mich gewacht?< Dieses Mal hatte ich keine seltsamen Träume gehabt und ich war wegen der Schmerzen nicht aufgewacht. Ein gutes Zeichen. An den betroffenen Stellen ziepte es unangenehm, aber es war erträglich. Ich fühlte mich zwar noch etwas gerädert, als hätte ich die Nacht durchgemacht, doch damit kam ich schon klar. Ilea hatte echt gute Arbeit geleistet.
Ivoli gurrte fragend und spreizte die Flügel. Lächelnd tätschelte ich seinen Kopf. >Mir geht es gut, keine Sorge.<

Imesha

Der Morgen begann ziemlich unspektakulär. Ich wachte auf, zog mich an, frühstückte in meinem Zimmer, meditierte für eine Viertelstunde und stellte mich mit frischer Energie dem kalten Tag. Die Temperaturen waren um einige Grade gefallen. Ich spürte es in jeder Faser meines Körpers, als ich gut verhüllt den Palasthof verließ und mich auf den Weg zum Tee-Laden machte. Einer der Diener aus der Küche hatte mir den genauen Ort verraten und es hatte mich ein wenig überrascht, dass sich dieses Geschäft im Gasthaus außerhalb der Stadt befand. Genau dort, wo die beiden Männer mit den besonderen Fäden nächtigten. Valaris erschien mir manchmal kleiner als erwartet. Mein heutiger Ausflug bewies es.
Ich passierte zügig das gehobene Viertel, wo die ersten Geschäfte öffneten und entschleunigte meinen Gang, als ich das Armenviertel erreichte, in dem es leider wegen des gestrigen Yokai-Angriffs Tote gegeben hatte. Das lag mir schwer im Magen und den Bewohnern ebenso. Ich sah es in ihren Augen. Die Angst und Anspannung, die dahinter lag.
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