Ryu
"Hier ist eine Liste, die Sie in der Stadt zu erledigen haben und hier ist die Tasche mit den Schriftrollen, den Sie austragen sollen. Die hochangesehene Herrschaften erwartet bereits sehnsüchtig auf die Schriftstücke", empfing mich Gojo-sama und drückte mir ein vollgeschriebenes Blatt Papier samt der beladende Tasche in die Hände. Ein freundliches Guten Morgen kam ihm nicht in den Sinn. "Es wird sofort erledigt, Gojo-sama", antwortete ich und verneigte leicht mein Haupt. Es kam mir gelegen außerhalb des Archiv zu arbeiten. Langsam musste ich mir die nächste Schritte überlegen, vor alldem was gestern gewesen. Bis jetzt war ich Imesha noch nicht über dem Weg gelaufen und ich hoffte sie heute noch sehen zu können, um sicherzugehen, dass es ihr einigermaßen gut ging. Ich verließ wieder das Archiv und ging auf dem Hof eine kleine Gruppe von Menschen vorbei. Vorne lief der ältere Mann von gestern, der mich als den Ersatz für den verletzten Diener erkoren hatte und hinterging mich was das Lohn betraf auf eine widerliche Art. Ich schenkte der Gruppe keine Beachtung. "Man hat Ihnen wohl keine Manieren beigebracht", ertönte die kalte Stimme des Mannes und innerlich stöhnte ich auf. Was wollte er jetzt von mir? Ich drehte mich um und schenkte ihm ein höfliches, aber kühles Lächeln: "Verzeih, ich bin in Eile." Direkt hinter ihm stand Zhaou und machte eine komische Miene, die fast verzweifelt aussah. Irgendwas verpasste ich anscheinend. "Sie scheinen nicht so wissen wer ich bin", trat der Mann mir näher. "Ich bin recht neu hier und bisweilen war ich nur im Archiv gewesen. Da werde ich mir nicht alle Namen vom Palast merken können, deren Gesichter ich nicht kenne", antwortete ich. "Ich bin Meister Li, für dieses Mal lasse ich Ihre Respektlosigkeit durchgehen. Doch beim nächsten Mal haben Sie sich vor einer hochrangige Person zu verneigen, verstanden?", sein Blick war kalt wie Eis. "Verstanden, Meister Li", verneigte ich mich kurz und dachte endlich gegen zu können. Aber da hielt er mich erneuert auf: "Sie sind auf dem Fest den Hofdamen aufgefallen. Ihr macht in der Tat einen stattlichen Eindruck und diese Augen sind auffallend. Als Geisha fehlt Ihnen die nötige Ausbildung und Sie sehen auch nicht aus, als könnten Sie Einer der verschiedene Künste beherrschen. Dennoch scheinen Sie einigermaßen intelligent zu sein und anregende Gespräche wird den Hofdamen unterhalten, da wird der Mangel an künstlerische Fähigkeiten verschmerzt werden. Sie erhalten ein höheres Lohn, als die Jetzige und und Sie werden von Gojo-san freigestellt, wenn Sie gerufen werden." Bei den heiligen Vulkan, was passierte hier gerade? "Wenn ich Recht verstehe, wollen Sie mir eine zweite Arbeit anbieten, indem ich Hofdamen mit meiner Anwesenheit unterhalte?", hakte ich nach. "Exakt", antwortete er. "Ich danke Ihnen für das Angebot, aber ich bin mit meiner jetzige Arbeit ganz zufrieden und strebe nicht nach Reichtum", lehnte ich es entschieden ab. "Ich denke, Sie werden es bis morgen anders überlegt haben. Es wäre doch ein Jammer wenn Sie ihre Stelle verlieren würden und dann als mittelloser Mann in der Stadt gar keine Arbeit mehr finden, nicht wahr? Als bedeutungsloser Waise aufgewachsen und ohne ein eigenes Heim wäre das wohl ein herber Schicksalsschlag", er veränderte nicht den einzigen Ton in seiner Stimme, dennoch nahm ich die unterschwellige Drohung wahr. Mein Blut in den Adern wurde warm, aber mein aufgesetztes Lächeln wackelte keine Sekunde: "Ich empfehle mich. Guten Tag, Meister Li." Ich verneigte mich respektvoll und ging ohne zu schnell zu eilen zum Palasttor.
Ilea
Schweratmend blieb ich an der Lichtung des dunklen Waldes stehen und spürte, wie meine Feinde sich mir näherten. Mir blieb nicht mehr viel Zeit und ich wusste es gab keinen Ausweg mehr für mich. Meine Hände ballte sich zu Fäuste. Maïwenn hatte es in ihre Träume gesehen und als Mitglied der mächtige Rōtasu-Familie irrte sie sich nie. Ich blickte zum Himmel, wo die Sterne funkelten und ich kannte jede Einzelne von ihnen. Die Zeit war gekommen. Um die verborgene Stadt und die geheime Organisation zu beschützen, musste ich jetzt diesen Schritt wagen. Maïwenn und ich hatten damals Vorkehrungen beschlossen, wenn dieser Tag kommen sollte. Kurz schloss ich einen Augenblick meine Augen, das hier würde mein Ende sein. Aber ich würde zurückkehren und mich an Kaiser Oda für den Tod des alten Kaisers rächen. Angeblich war er an der unbekannte Seuche gestorben, die damals im Palast kursierte und bis auf den neuen Kaiser hatte Niemand aus der kaiserliche Stammbaum es überlebt. Ich glaubte nicht an diese Geschichte. Meine Augen öffneten sich wieder, ich hob flach meine Hand an und rief nach meinem Buch. Die grüne Steine meines Armbandes begannen hell zu funkeln und direkt vor mir erschien schwebend das magische Buch. "Ich Roselyn Arabella Sugiyama befehlige dir als dein Master dich zu öffnen!", forderte ich das Buch auf und wie durch eine Zauberhand öffnete sich die leeren Seiten. "Apparent Criculos! (Erscheine Zirkel)", auf der leere Seite erschien grünliche Linie, die sich miteinander verbanden und zu einem mit Runen verzierten Stern wurde. Ich ließ meine Hand nach oben schweben und der Zirkel kam aus dem Buch heraus. Als ich die Hand senkte, verfestigte sich der Zirkel am Boden und war an seine Größe gewachsen, sodass ich in seiner Mitte stand. Von meinem Hals riss ich den jadegrünen Stein in Form einer Kranich. Ich war bereit.