Gute Nacht
Cael
Die Idee mit Egon könnte funktionieren. Ich erinnerte mich an Ileas Reaktion, als sie Ivolis Nähe zugelassen hatte. Frauen und süße Tiere, zwischen beiden gab es eine undefinierbare Magie und ich hoffte, dass das auch bei Imesha der Fall war. >Viel Glück.< wünschte ich meinem besten Freund und verschwand daraufhin im Baderaum, um mich zu erfrischen. Obwohl gerade mal ungefähr drei Wochen vergangen waren, fühlte es sich an, als lebte ich länger in dieser Welt - in diesem Gasthaus. Vielleicht lag es aber auch am Neujahrsfest.
Frisch gewaschen und wacher als zuvor begab ich mich anschließend in die Küche, wo ich zudem Gawain vorfand. Irgendwie wunderte mich das nicht. >Guten Morgen und frohes neues Jahr! Hatten du und Makoto gestern einen schönen Abend auf dem Fest?< erkundigte ich mich bei ihm, während ich dort half, wo ich gebraucht wurde. Ilea bereitete einen Tee zu und Gawain offenbar frischen Reispudding. Den mochte ich besonders gerne, ich hatte mich an den Geschmack gewöhnt.
Imesha
Gerade als ich mich resigniert hinsetzen wollte, hörte ich Ryus Stimme und zuckte leicht zusammen. Es störte mich, dass ich plötzlich so schreckhaft war, aber bei all dem Stress, dem Frust und der Verzweiflung konnte ich nicht anders. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Änderte sich die Persönlichkeit, wenn man erfolglos versucht hatte sich das Leben zu nehmen? Es fühlte sich ganz danach an. Unsicher glitt mein Blick zum Shoji. Mit meiner magischen Sicht prüfte ich kurz die Umgebung und sah, dass er nicht log und tatsächlich seinen kleinen Freund bei sich hatte, dessen hübsch schimmernde Fäden mich an unsere erste Begegnung erinnerten. Ein Teil von mir wusste es zu schätzen, dass er nicht gleich ins Zimmer reinplatzte, obwohl er das Recht dazu hatte. Immerhin war das sein Zimmer, nicht meines. Der andere Teil hingegen blieb... durcheinander. In Dunkelheit und Stille gehüllt. Genau dieser Teil, der größere, hielt mich davon ab ihm ein Klopfzeichen zu geben. Unter anderen Umständen hätte ich mich aus Neugier zwar anders entschieden, aber seine harschen Worte im Archiv hatte ich nicht vergessen. Er war jetzt nur nett zu mir, weil er Mitleid empfand. Vielleicht auch, weil er plötzlich ein schlechtes Gewissen hatte und es reinigen wollte, indem er mir entgegenkam. Hätte er mich nicht mit den anderen gefunden, wäre es ihm egal gewesen, was aus mir wurde. Das hatten die letzten Tage und Wochen gezeigt.
Ich winkelte die Beine an, zog sie dicht an meine Brust und schlang die Arme darum. Immer noch schniefend vergrub ich dann mein Gesicht zwischen die Knie und zog mich im Geiste zurück. Es tat zu sehr weh... am Leben zu sein... und nicht bei Sumire und Motaro.