Ilea
Stumm nickte ich und mein Herz begann aufgeregt zu klopfen. Ich hatte bis auf meine Gabe in die Vergangenheit zu schauen nie bewusst meine Magie angewandt. Ich saß im Schneidersitz, für mich war es eine bequeme Position, wenn wir lange auf dem Boden verweilen würden. Tief atmete ich ein. Ich musste nur auf die Magie vertrauen, sie in ihrem Fluss fließen lassen. Das klang wirklich nicht schwer. Ich griff nach Caels Hand und erwiderte zaghaft das Lächeln. Seine Hand war warm und augenblicklich fühlte mich mich sicherer. Mit ihm würde ich es bestimmt schaffen. Meine Augen schlossen sich, so konnte ich mich besser auf die Worte von Roselyn konzentrieren. Durch die Seelensprache musste ich sie nicht mit den Ohren hören können, sondern mit meiner Seele. Als meine Lippen zu bewegen begann, erwachte etwas in mir. Es fühlte sich an, als würde Blütenblätter zart auf meiner Haut tanzen und wie ein Fluss schlängelte es ich durch meinem Körper bis zu den miteinander verschränkten Hände. Mein Nacken begann leicht zu kribbeln, als meine Magie auf Caels Magie stieß und ich merkte, wie sie sich miteinander verband und große Schwingungen erzeugten. Es fühlte sich natürlich an, wie Atmen und es fühlte sich richtig an. Der Duft des Räucherstäbchen veränderte sich und als wir die letzte Worte aussprachen, öffneten ich die Augen. Das Salz war nicht mehr weiß, sondern war verfärbt. Es sah wie angelaufenes Metall aus. Instinktiv wusste ich, dass das die Überreste von den Auren oder verbrauchte Energien war, die man hier als Spuren hinterlassen hatte. "Perfekt! Eure Energien sind auf der gleiche Wellenlänge, umso besser werden die nächsten Zauber wirken", meinte Roseyln zufrieden: "Also haltet weiter brav die Händchen, damit eure Energien in Verbindung bleibt. Das ist schon fast romantisch." Unwillkürlich begann ich mich zu erröten. "Als nächstes machen wir die Ofudas. Jeder nimmt von euch ein Papierstück in die freie Hand. Hautkontakt ist wichtig, ansonsten bringt es nicht den schriftlichen Schutzzauber durchzuführen. Es ist wichtig, dass ihr ganz genau meine Worte nachspricht und dabei euch auf das Papier konzentriert, damit es klappt", erklärte sie den nächsten Schritt: "Wenn es geklappt hat, werden die Worte in schwarzer Magietinte erscheinen und habt ihr den Zauber beendet, taucht dann im Hintergrund in roter Magietinte eure Signatur auf." Magietinte? Signatur? Ich würde naher danach fragen und griff nach einem Papierstreifen. Als Cael ebenfalls ein Papierstreifen in der Hand hielt, konzentrierte ich mich auf mein Papierstreifen und sprach die Worte von Roselyn nach. Es waren symbolische Worte. Worte die fremd und zugleich vertraut klangen. Diesmal fühlte sich meine Hand, die den Papierstreifen hielt, warm an und ich sah wie es anfing leicht zu schimmern. Meine Selbstbeherrschung hinderte mich daran zu stocken. Als würde eine unsichtbare Person schreiben, erschienen nach und nach die Worte auf dem Papierstreifen. Dann spürte ich ein Kribbeln in meiner Hand und es tauchte im Hintergrund eine rote Lotusblüte in einem Kreis auf. "Das läuft ja wie geschmiert. Der andere hübsche Kerl kann jetzt ein Papierstreifen an den Shoji kleben und den Anderen an das Fenster. Wir müssen jetzt nur noch den Jadestein aufladen und er wird den Schutzzauber aufrechthalten. Solange er leuchtet ist alles in Ordnung, sobald er anfängt zu dunkel zu werden, muss der Schutzzauber erneuert werden und wenn er flackert, bedeutet, dass Jemand versucht magisch in den Raum einzudringen. Seid ihr bereit?", Roselyn sah uns erwartungsvoll an. Ich nickte und sah Ryu an: "Ryu, kannst du bitte die Papierstreifen an den Shoji und an das Fenster kleben?" Er hob den Daumen: "Sicher."
Ryu
Es war nur eine kurze Beschäftigung die Papierstreifen anzubringen, dann kehrte ich zu meinem Platz zurück und beobachtete aufmerksam die Beiden. Es war wirklich interessant und für Fremde konnte es nach eine merkwürdige Sitzung aussehen, besonders weil sie mit einem Geist kommunizierten. In der Luft lag die Magie von Cael und Ilea. Zudem hatte sich die Luft verändert, sie fühlte sich viel reiner an. Das musste an diesem Reinigungsritual liegen. Faszinierend war gewesen wie sich das Salz dabei verfärbt hatte, als der Duft von den Räucherstäbchen anders wurden und die Beiden das Gebet aufsagten. Diese Art von Ritual kam mir neu auf, das Gebet an sich war nicht so fremd, auch wenn die Worte anders klangen als aus unsere Welt. Dennoch wirkte es ganz vertraut, als würden sich die Magie von dieser und unsere Welt gar nicht groß unterscheiden. Nur in Feinheiten. Ich verschränkte meine Arme vor dem Brustkorb. Zuletzt kam anscheinend der Jadestein. Auch in unsere Welt kam dieser Edelstein vor, nach ihm wurde meine Mutter und ihr Zwillingsbruder Jade wegen ihre Augen benannt. Und diese Augen besaß ich ebenfalls.