Ryu
Zielsicher führte er uns aus dem ärmlichen Viertel, nachdem wir durch viele schmale Gassen gegangen waren, deren unangenehme Gerüche ich lieber nicht nachforschen wollte. Dann wurden die Gebäuden immer weniger und die Umgebung ländlicher. Die eisige Luft wurde wieder frischer und ich atmete sie tief ein. Vor einer Brücke blieben wir stehen, dahinter lag das Gebäude des Gasthofes. Der Jüngling sah uns an: "Natürlich werde ich ihn bekommen, ich werde demnächst bei euch vorbeischauen. Ich bin Kit." Mit diesen Worten verließ er uns. "Es ist schon mal gut, dass das Gasthaus etwas ablegen liegt", meinte ich und ging mit Cael über die Brücke. Schließlich gingen wir der längliche Treppe hoch und standen vor der beeindruckende Tür. Auch wenn ich kein geübten Blick besaß, wie Cael, so erkannte ich, dass hier ein Meister des kreativen Handwerks am Werk gewesen war. Ich entdeckte ein dunkelrotes Seil mit Fransen am Ende und als ich mein Kopf in den Nacken legte, sah ich dort oben eine bronzefarbene Glocke. Instinktiv zog ich an dem Seil und ein dunkler Klang kam von der Glocke. "Ich bin gespannt, was uns dahinter erwarten wird", raunte ich meinem besten Freund zu. Die Tür öffnete sich und vor uns stand eine alte Frau. Sie war so groß wie Hanabi und das graue Haar, das durch Haarnadeln zu einem Knoten befestigt wurde, war beinahe silbrig. Die dunkle, klare Augen sahen uns beinahe eindringlich an und ich spürte, dass man sie trotz ihres sichtbaren Alters nicht unterschätzen sollte. Die Frau verneigte sich leicht vor uns: "Yōkoso (Willkommen), tretet ein in unserem beschaulichen Haus. Ich bin Makoto Kuroki" Sie drehte sich um und trippelte in das Inneren. Dabei fiel mir ihre seltsame Kleidung auf, es sah wie eine Mischung aus Kleid und Morgenmantel aus. Wir folgten der ältere Frau und befanden uns in einem Art offener Vorraum wieder. Sie holte aus einem Regal strohähnliche, flache Schuhe heraus und reichte sie uns. Offensichtlich sollten wir das anziehen und ich ließ mir nichts anmerken wie fremd mir dieser Brauch vorkam. Kaum hatten wir unsere Schuhe ausgezogen, um die Strohschuhe anzuziehen, griff sie nach unsere Schuhe und sagte freundlich: "Geht zum Tresen, dort wird der Gastwirt erscheinen." Wir gingen die Holzstufen hoch, waren scheinbar gleich in einem Speisesaal gelandet und ich entdeckte hinten ein Tresen. Auf dem ersten Blick schien alles schlicht gestaltet zu sein, ein paar farbenfrohe Akzente waren zu sehen. Dennoch strahlte hier was Gemütliches aus, ganz anders als die Atmosphäre von draußen. Aus einem Raum kam ein blondhaariger Mann heraus, dessen Schläfen bereits ergraut waren. Er stützte sich leicht auf einem Gehstock und zog das rechte Bein hinter sich her. Er ging hinter dem Tresen, also musste er der Gastwirt sein. Taro hatte uns seinen Namen verraten. Gawain Daaè.
Ilea
Um eine Salbe herstellen zu können, brauchte man den gewünschten Pflanzenöl, der entweder eine heilsame Wirkung besaß oder vor Trockenheit der Haut bewahrte. Dafür musste ich wiederum verschiedene Pflanzenöle herstellen, um ihn als Zutat für eine Salbe nutzen zu können. Außerdem brauchte man für eine Salbe unter Anderen Bienenwachs oder pflanzlichen Fett, damit die gewünschte Konsistenz entstehen konnte. Hinzu kamen noch andere Zutaten. Wichtig war bei dieser Herstellung die richtige Menge und Temperatur, damit die Salbe ihre Aufgabe erfüllen konnte. In meiner Schaffungswelt gab es eine kleine Kochecke mit den benötigten Materialien. Ich wollte eine Salbe aus Beinwell machen. Eine solche Salbe eignete sich bei Zerrungen, Prellungen und Verstauchungen. Ich versank immer mehr in meiner Arbeit und konnte eine Weile die Welt da draußen vergessen. Als ich von meiner Arbeit aufschaute, waren meine Wangen von der Hitze warm geworden und ein paar Haarsträhnen hatten dem Tuch entkommen können. Sie waren stark gekringelt, was sie immer bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit taten, ansonsten war mein Haar leicht gelockt. Ich wischte mir die feuchte Stirn trocken und kreiste meine verspannte Schultern, um die Muskeln zu lockern. Mein Mund fühlte sich trocken an, ich sollte was trinken. Daher verließ ich mein Reich, doch im Türrahmen Richtung Speisesaal hielt ich inne. Meine Augen waren auf die fremde Männer gerichtet. Mein ganzer Körper erstarrte und mit geweitete Pupillen entdeckte ich ein seltsames Wesen auf die Schulter von einer der Männer. Instinktiv wusste ich, dass es von der Geisterwelt kam. Aber gleichzeitig fühlte ich auch, dass es nicht von der Geisterwelt stammte, die ich kannte. Ich konnte die Magie der Männer spüren und doch war sie irgendwie anders. Und dann nahm ich eine vertraute Schwingung wahr. Eine Schwingung die mich manchmal nachts im Schlaf begleitete, wenn mich keine böse Träume heimsuchten. Sie kam direkt von dem Mann mit den seltsamen Wesen. Abrupt drehte ich mich um und flüchtete in meinem Laden.