Gute Nacht
Imesha
Ryu sagte nichts, aber in seinem Gesicht las ich Begeisterung sowie aufregende Neugier. Für ihn bestand die Tierwelt aus lebendigen Wundern. Ich war selten Menschen begegnet, die eine gesunde Leidenschaft für Tiere besaßen. Heutzutage wurden sie entweder ausgenutzt oder gnadenlos getötet. Kaum einer hielt Tiere, um sie wie eine Familie zu behandeln. Das war schade. Es war durchaus möglich friedlich mit diesen Wesen zu leben. Ihnen nahe zu sein, aber auch gleichzeitig ihre Freiheit zu respektieren. Gerade ein Säbelzahnhirsch war ein sehr stolzes, kräftiges Tier. Es ließ sich nicht bändigen. Es war wild, frei und sehr stark. In ihm schlummerte auch Magie. Erde und zu kleinen Teilen Luft.
Ryu und ich beobachteten ihn in aller Ruhe, während er entspannt zum See ging, um frisches Wasser zu trinken. Dabei zuckten seine Ohren aufmerksam. Uns beide hatte er längst bemerkt, doch schien er uns nicht als Gefahr einzuschätzen. Es lag vor allem daran, weil sich magische Wesen in meiner Nähe nicht gefährdet fühlten. Sie wussten instinktiv, dass ich zu ihnen gehörte. Dass ich sie nie verletzen würde.
Nachdem er getrunken hatte, hob er wieder den Kopf, schaute zum anderen Ufer und blickte kurz in unsere Richtung. Die Magie um ihn herum vibrierte, ich spürte sie bis hierher und trat vorsichtig einen Schritt zur Seite, sodass ich nicht mehr im Schutz des Felsens stand. Für den Säbelzahnhirsch war ich nun deutlich zu sehen. Er musterte mich aus der Ferne, schnaubte und reckte den Kopf weiter in die Höhe. Dadurch erschien er noch größer, einschüchternder. Mir entlockte er damit ein kleines Lächeln. >Dieser Prachtkerl zeigt sich gerade von seiner besten Seite.< sagte ich an Ryu gewandt. >Wenn du möchtest, kannst du dich hinter mich stellen. Er weiß, dass wir zu zweit sind. Das kann er riechen.< Ich schaute zurück zum Hirsch. >Diese Distanz ist für ihn in Ordnung. Ich habe ihn wissen lassen, dass von uns keine Gefahr ausgeht. Wir sind nur zu Besuch hier. Offenbar ist das sein Revier, welches er unter anderen Umständen mit Gewalt verteidigen würde. Darum staune, solange du kannst. Das gefällt ihm am meisten. Bewunderung.<