Cael
Für Ilea war es also mehr ein Gefühl, das sie leitete. Das war eine äußerst praktische Heilmethode, denn sie hatte gleich auf Anhieb den "kaputten" Teil bemerkt und repariert. Der Vergleich mit dem Tisch ließ mich kurz schmunzeln. >Dann kann ich dir nur raten weiterhin auf dieses Gefühl zu vertrauen. Solange du an deine Fähigkeit glaubst, passieren dir keine Fehler. Nächstes Mal kannst du es dann ohne Ivolis Hilfe probieren, es sei denn du möchtest ihn als Sicherheit dabei haben.< Ivoli war ein ausgezeichneter Partner, wenn es um die Ausübung von Magie ging und er half immer dann, wenn man ihn brauchte. Ich kraulte lächelnd seinen Bauch, als er auf meinem Kopf landete und sah zu Ryu, der bereits das Essen hervorholte. Wie aufs Stichwort knurrte mein Magen. Abendessen klang nach einer hervorragenden Idee. Auch der heutige Tag hatte viel von mir gefordert. Emotional und körperlich. Ich hatte zudem nicht vergessen, dass Ilea und ich in der Traumwelt ein klärendes Gespräch führen würden. Nachdem Ryu sein wahres Wesen gezeigt hatte, verdiente sie ein größeres Stück Wahrheit. Nicht alles, weil das wäre definitiv zu viel, aber es wurde Zeit, dass sie erfuhr, woher ich wirklich kam und warum mein bester Freund und ich in dieser Welt so fremd erschienen. >Ich könnte eine ganze Familienportion essen, so großen Hunger habe ich.< sagte ich mit der Hand nach meinem Proviant greifend. Die Wärme des Feuers hatte inzwischen jeden Winkel der Höhle erreicht, wodurch ich mich wesentlich wohler fühlte. Heute Nacht würde ich besser schlafen, da war ich mir sicher.
Imesha
Ryus Kommentar kam völlig unerwartet und es verfehlte seine Wirkung nicht. Meine Mundwinkel bogen sich nach oben. Man hörte nicht oft, dass man ein glatter Tisch war. Ich nahm es natürlich nicht persönlich, denn ich verstand sofort, dass das ein Scherz war. Andere Frauen der höheren Schicht wären an meiner Stelle beleidigt gewesen, aber da ich keine hochnäsige, gepuderte Nervensäge war, konnte ich darüber im Stillen lachen.
Ich half ihm anschließend mit der Zubereitung des Abendessens, denn mit dem großen Feuer war es mir möglich einiges von den Portionen zu erwärmen und sie an alle zu verteilen. Für mich kamen sowieso nur die vegetarischen Optionen infrage. Sie schmeckten auch ohne die Hitze des Feuers. Getrocknetes Brot, essbare Pflanzen oder Beeren zum Beispiel. Ich machte es mir im Schneidersitz gemütlich, froh, dass meine Verletzungen geheilt waren und begann zufrieden zu essen. Trotz der vielen Auf und Abs der letzten Wochen würde ich lügen, wenn ich behauptete, dass ich mich in dieser Gruppe nicht willkommen und gebraucht fühlte. Die drei waren mir ziemlich schnell ans Herz gewachsen und auch wenn ich mich vor Verlusten fürchtete, bereute ich meine Entscheidung nicht hier zu sein. >So ungern ich die Stimmung zerstören möchte, muss ich euch etwas Wichtiges mitteilen.< Ich sah in die Runde, senkte den Blick zum Feuer und stieß einen schweren Seufzer aus. >Der Kaiser weiß, dass ich lebe. Keine Ahnung, wie er es herausgefunden hat, aber er wird nach mir suchen. Wie nach dir.< Damit meinte ich Ilea. >Ich kann schwer einschätzen, wie viele und vor allem welche Leute er einsetzen wird, um uns ausfindig zu machen. Hoffen wir, dass er schnell das Interesse verliert.< Auch wenn das bei ihm kaum möglich war. Er ließ seine Beute nie entwischen.