Cael
Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Ilea auf diese intime Weise zu erkunden, legte die Zeit still. Es war aufregend zu erleben, wie ihr Körper auf meine Zärtlichkeiten reagierte. Wie sie sich unter mir wand, wie sie ihre Finger ins Laken krallte. Meine Küsse wurden gieriger und auch meine Hände glitten rastlos über ihre warme, errötete Haut. Mir gefiel es, dass ihr Körper eine eindeutige Sprache sprach. Sie konnte mir nicht verheimlichen, was gerade in ihr vorging und wie sehr sie sich nach mehr verzehrte. Mir ging es genauso. Lange hielt ich dieses Vorspiel nicht durch. Das Verlangen war zu groß.
Ich löste meine Lippen von der weichen Haut an ihrer Hüfte und schaute kurz hoch in Ileas Gesicht. Bei den Vier Wasserfällen, sie war unfassbar schön! Ihr goldenes Haar umrahmte ihr Gesicht wie magisches Licht und ihre verlockenden Lippen waren leicht geöffnet. Ein süßer Laut nach dem anderen. Ich konnte kaum an mich halten, als ich meine Zeigefinger in den Bund ihrer Unterwäsche einhakte, um sie ihr langsam auszuziehen. Sie konnte mich jederzeit davon abhalten. Wenn nicht, wollte ich sie endlich komplett nackt sehen und ihr die Wonne bereiten, nach der sie sich sehnte.
Imesha
Die Luft ist kalt, jeder Atemzug brennt in meinen Lungen. Trotzdem werde ich nicht langsamer. Ich fahre meine großen Runden auf dem Eis, drehe, wende mich, springe in die Luft und folge meinem inneren Kompass. Weiter hinten sehe ich mehr Eis, mehr Fläche zum Befahren, darum beschleunige ich meinen Tanz und presche nach vorne. Mein Haar wirbelt wild um mich herum, peitscht mir teilweise ins Gesicht und raubt mir die Sicht, aber ich halte nicht an. Ich rase weiter, dem Horizont entgegen. Dort, wo die Magie in der Luft vibriert. Wo sich all die Fäden befinden und in ihren schillernden Farben tänzeln. Ich spüre, dass dort etwas ist, das ich erkunden muss. Mein Herz klopft vor Aufregung und Anstrengung fest und schnell. Dann stockt es.
Der Weg endet so abrupt, dass ich erschrocken nach Luft schnappe, als meine Füße den Halt verlieren und ich in bodenlose Tiefe stürze. Der Schrei bleibt mir in der Kehle stecken. Ich rudere hilflos mit den Armen, als könnte ich damit meinen Fall bremsen und blicke mich dabei suchend umher. Eis bricht aus den Bergen. Fällt mit mir in die Tiefe. Dann folgt ein Schatten, direkt über mir und ein Ruck geht durch meinen Körper. Plötzlich sind da diese Arme, die mich halten. Wärme umfängt mich. Ich blinzle verwirrt, hebe den Kopf und blicke in stechend grüne Augen. >Hab dich.< lächelt mich Ryu breit an, während er kräftig mit den prächtigen Flügeln schlägt und mich hinauf in den klaren Himmel trägt. Sein Oberkörper ist übersät mit Drachenschuppen und als ich nochmal in sein Gesicht schaue, sind die Augen nicht mehr grün, sondern verschiedenfarbig und intensiv.
Träge öffnete ich die Augen, blinzelte ein paar Mal und versuchte zurück in die Realität zu finden. Der Traum war dermaßen lebensecht gewesen, dass ich kurz zweifelte, ob ich wirklich in einem Bett lag. Es fehlte die Kälte. Stattdessen war mir angenehm warm und ich merkte, dass mein Kopf auf einem weichen Kissen platziert war. Direkt vor mir war die Brust eines Mannes. Nicht irgendeines Mannes, sonst wäre ich definitiv wachgeblieben. Es war Ryu. Er war geblieben. Er lag völlig entspannt neben mir und schien zu schlafen. Jedenfalls sah es ganz danach aus. Die Bilder meines Traumes flackerten vor meinem geistigen Auge und ich sah sein breites Lächeln und das Funkeln in seinen Augen. Ryu konnte wirklich schön lächeln. Es erhellte sein ganzes Gesicht. Er hatte etwas an sich, das ich auf Dauer schwer ignorieren konnte und seit ich von seinen Gefühlen wusste, hinterfragte ich mehr und mehr meine Vorsicht. Was konnte mir schon bei ihm passieren? Er war immer da, wenn ich ihn brauchte und er war der erste Mann seit Langem, neben dem ich ruhig schlafen konnte. Der mich nicht drängte, der mir meinen Freiraum gab, ohne dass ich ihn darum bitten musste.
Eigentlich wollte ich mit Ilea darüber reden, sie um Rat fragen, aber Ryu neben mir liegen zu sehen, belebte etwas in mir. Aus einem Impuls heraus streckte ich meine Hand nach ihm aus, legte sie ihm vorsichtig auf die Brust. Dort, wo ich seinen sanften Herzschlag spüren konnte.