Cael
Sie zögerte. Es war verständlich, dass sie hierbei Zeit benötigte, aber dann überwand sie sich doch und berührte meinen Gefährten. Er blieb sofort brav in der Luft stehen, musterte sie aus wachen Augen und gab ein freundliches Trällern von sich, als ihre Magie auf ihn reagierte. Das war normal. Ich selbst war völlig eingenommen von ihrem Anblick. Mitzuerleben, wie sie sich dieser Welt öffnete, fühlte sich bedeutsam an und ihre Magie klang engelsgleich. Als würde man zaghaft auf einer Harfe mit Saiten aus Sirenenhaar spielen. Es gab solche Harfen in meiner Welt, allerdings nur wenige, damit sie nicht in die falschen Hände gelangten. Ihre anziehende Wirkung konnte sonst für schlechte Absichten genutzt werden.
Ich lächelte Ilea an. >Er mag dich. Ihr habt gerade eine Verbindung zueinander, weil er es dir erlaubt.< Ivoli begann zufrieden zu gurren und die Knospe an seinem Schwanz leuchtete sanft. Mein Blick wanderte weiter zum weiblichen Geist. >Laut und frech wie du warst, vermute ich, dass du etwas zu erledigen hast, bevor du weiterziehst. Weißt du, warum du noch hier wandelst?<
Imesha
Ruko brachte mich auf den neuesten Stand, indem er mir alles zu dem Yokai erzählte, was man bislang hatte beobachten können. Schleierhafte Gestalt, fast vollständig schwarz gekleidet, gebückte Haltung und krallenbesetzte Hände. Nichts Neues. Klasse 3 Dämonen konnten ziemlich lästig sein, darum zögerte ich nicht länger und entfernte ein lockeres Brett unter meinen Füßen. Dort versteckte ich meine Kampfausrüstung bestehend aus Stiefeln, die mir bis zur Mitte der Oberschenkel reichten, ein enganliegendes schwarzes Korsett mit angenähtem Rock und Handschuhen in Oberarmlänge. Diese dienten dazu mich nicht dreckig zu machen, wenn ich meine Kettendolche nutzte, um meinem Gegenüber Löcher in den Körper zu bohren. Beinahe alles wurde mit purpurnen Farbakzenten betont, damit ich vom Feind wahrgenommen wurde, anstatt dass ich den Eindruck erweckte, dass ich mich vor ihnen verstecken wollte. Das war das Letzte, was ich tun würde.
Schließlich umfasste ich die Augenbinde, die am schwersten in meiner Hand lag. In ihr schlummerte die bindende Magie des Kaisers. Sie war der greifbare Fluch, den er mir auferlegt hatte und der mich zu seiner Elite machte. Ruko wartete geduldig, bis ich fertig war und nickte mir ernst dreinblickend zu. >Erledige das Problem schnell, bevor die Bewohner in Panik ausbrechen. Sie haben vielleicht tiefstes Vertrauen in unsere Arbeit, aber ihre Angst ist lauter. Das lockt mehr Probleme an.<