1 Woche später…
Cael
>Ich denke, dass ich fit genug für die Reise in die Schattenwelt bin. Es ist zwar eine Weile her und ich weiß nicht, ob es Unterschiede gibt, da ich jetzt in Valaris und nicht in Ocamma bin, aber ich komme schon klar. Du sollst in der Zwischenzeit hierbleiben und dafür sorgen, dass Ilea sich nicht allzu große Sorgen macht. Ich komme schon zurück, daran zweifle ich kein bisschen.< sagte ich an meinen treuen Gefährten gewandt, der zustimmend gurrte und vor meinem Gesicht auf der Stelle flatterte. Lächelnd tätschelte ich seinen Kopf. Er war am besten darin Ilea einigermaßen zu beruhigen, wenn ich erstmal fort war. Sie hatte mir zwar ihr Licht gegeben, ein Geschenk, das ich jeden Tag mit Stolz und Wärme trug, aber das allein reichte nicht aus. In ihrer Sorge um mich würde sie Gesellschaft brauchen. Ryu, Imesha und Roselyn waren ebenfalls zur Stelle, aber die hatten ihre eigenen Aufgaben zu erledigen. Tag für Tag hatten wir zusammen die neuesten Erkenntnisse miteinander geteilt und wie es schien, waren die Schicksale meines besten Freundes und Imesha stärker mit den Drachen verknüpft als gedacht. Dass es mittlerweile zwischen den beiden gewaltig funkte, musste erst gar nicht erwähnt werden. Ich freute mich für sie. Ryu hatte im Privaten nur kurz erwähnt, dass es zwischen ihnen sehr gut lief und das reichte völlig aus.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel verließ ich das Bad nur in Unterhose bekleidet und gab es damit für Ilea frei. Wir hatten in dieser Nacht viel Zeit in unserer gemeinsamen Traumwelt verbracht, um unsere Miko-Fähigkeiten zu trainieren und dementsprechend hatten wir länger geschlafen als sonst. Diesen Luxus konnten wir uns auch nur an diesem Ort leisten, denn schon sehr bald würden wir Drasil und sein Reich verlassen.
Imesha
Diesmal ist der Wind nicht so stark. Eher eine sanfte Brise, die mich zärtlich streichelt. Ich spüre mich selbst lächeln, als ich mich der Länge nach auf den Bauch lege. Unter mir ein geordnetes Meer aus glatten Schuppen, die das Licht der untergehenden Sonne schimmernd reflektieren. Verträumt fahre ich mit den Fingern über die glatte Oberfläche einer besonders großen Schuppe und betrachte fasziniert das Netz aus magischen Fäden, das darunterliegt. Es ist unfassbar schön. Zum Greifen nah und doch unantastbar. Eine Magie so komplex wie diese kann nicht mit logischem Verstand erfasst werden. Man muss sie mit dem eigenen Sein erleben. Ich verspüre jedes Mal große Ehrfurcht, wenn ich hier oben bin. Zusammen mit ihm.
Wie in den letzten Nächten auch hörte der Traum abrupt auf. Ich blinzelte ins Morgenlicht, das durch die offenen Vorhänge ins Zimmer drang und wunderte mich gar nicht mehr darüber, ob ich noch in meinem oder in Ryus Zimmer lag. Mittlerweile spielte das keine Rolle mehr. Irgendwie hatte es sich ergeben, dass wir die Nächte zusammen verbrachten. Ich schlief am besten, wenn er in der Nähe war und das hatte ich besonders in dieser Woche erkannt. Im Moment spürte ich die Schwere seines Arms, der um meine Taille geschlungen war und seinen warmen Atem im Nacken. Eigentlich mochte ich es überhaupt nicht, wenn man dicht hinter mir schlief, aber oftmals wachte ich in genau dieser Position auf. Es sollte mir ein Rätsel sein, warum es bei ihm kein Problem war, aber auch das hatte ich aufgegeben. Alles war anders, wenn Ryu involviert war. Das hatte er auf die ein oder andere Art mehrmals bewiesen. Besser ich rief mir keine Bilder von letzter Nacht ins Gedächtnis, denn ich wollte den Tag mit nüchternen Gedanken beginnen. Besonders mit der Analyse dieses wiederkehrenden Traums, von dem ich Ryu vorgestern erzählt hatte. Wir beide vermuteten, dass es sich hierbei um eine Erinnerung handelte, die tief in meinem Unterbewusstsein verankert war. Eine Erinnerung, die seinem eigenen wiederkehrenden Traum ähnelte.