Gute Nacht
Cael
Sobald wir die Bibliothek erreichten, kam mir Drasil entgegen. Mich würde es nicht wundern, wenn Chiku ihn vorgewarnt hatte. Die beiden hatten sicherlich eigene Wege der Kommunikation. >Wie du siehst, war die Reise in die Schattenwelt kein Erfolg. Leider. Ich habe stattdessen etwas anderes mitgehen lassen, nur habe ich nicht die geringste Ahnung, was es ist. Ich tippe auf einen Fluch, bin mir aber nicht sicher. Es ist-<
>Seltsam.< vollendete er den Satz. Seine sturmgrauen Augen wanderten zu meiner verbundenen Hand. Er runzelte die Stirn. >Man glaubt alles gesehen zu haben, wenn man so viel Zeit in einer Bibliothek verbringt wie ich, aber was du da hast, ist selbst mir neu. Interessant.< Ich hatte mir eine andere Einschätzung erhofft oder zumindest eine sichere Antwort auf die Frage, die mir seit meiner Rückkehr auf der Zunge brannte. Oder in diesem Fall in der Handfläche. Offenbar hatte ich ein weiteres Rätsel in unser aller Leben hinzugefügt. Na toll. Trotzdem wollte ich nicht gleich aufgeben, sondern fragte: >Glaubst du, dass es auch hierfür eine Lösung in den Büchern gibt?<
Drasil zuckte mit den Schultern und drehte sich halb zum Gehen um. >Das werden wir früher oder später herausfinden. Wichtig ist, dass du keine Bedrohung darstellst und Chiku dich reinlassen konnte. Alles Weitere besprechen wir am besten in der Gruppe. Es wurde noch nicht zu Abend gegessen. Ilea findest du in der Küche. Sie war sehr fleißig.<
Ihr Name allein sorgte dafür, dass ich mich nach ihr sehnte. Dieses Gefühl würde nie nachlassen, dessen war ich mir absolut sicher. >Wie lange war ich fort?<
>Nur einen Tag. Du bist noch im Heute.<
Erleichtert atmete ich aus. >Dann gehe ich gleich zu ihr.<
Imesha
Gänsehaut breitete sich überall auf meinem Körper aus und das trotz der Hitze in mir. Mir war bewusst, dass Ryu mich auf ungezwungene Art und Weise verführen wollte und ein großer Teil von mir sprang sofort darauf an. Allein seine Lippen an meinem Hals... wie sollte ich da nicht schwach werden? Unbewusst kam ich ihm entgegen, meine Brust streifte seine und ich erschauderte wohlig. Der rauchige Klang seiner Stimme verstärkte das süße Verlangen, das sich in mir aufbaute wie ein Lagerfeuer, in das man mehr und mehr Holz und Öl hinzugab. Ich genoss es, wie ich auf ihn reagierte. Wie ich Gefallen daran fand, anstatt mich davor zu ekeln oder apathisch dazustehen. Nur war momentan eine andere Stimme lauter. Die Stimme der Vernunft.
Ich legte meine Hände auf seine Brust, weil es mir ganz schön schwerfiel klar zu denken, wenn er mir so nahe war, aber trotzdem fand ich die richtigen Worte. >Auch wenn du recht hast und ich gerne länger bleiben möchte, sollten wir Ilea nicht auf uns warten lassen. Cael ist nicht da und ich möchte nicht, dass sie zu lange mit ihren Sorgen alleine bleibt.< Ich drückte ihm einen unschuldigen Kuss auf die Lippen. >Danke fürs Einseifen. Und für dein Verständnis.<