Sheela

Am nächsten Morgen wachte ich schläfrig auf, doch irgendwie fühlte ich mich frischer als sonst. Guter Laune stieg ich aus dem Bett, zog mir meine Klamotten an und machte mich gleich auf dem Weg zum Set. Ich wollte etwas früher da sein, da ich noch mit meinem Manager reden wollte, der dort sein müsste, um mit dem Regisseur zu reden.
Nachdem ich also dann da war, eilte ich zu ihm ins Büro und klopfte zaghaft an. > Herein!< ertönte seine tiefe Stimme und ich trat ein. > Oh Sheela, du bist es! Super, dass du hier bist, ich muss dir was wegen deiner Schauspielrei sagen!< begrüßte er mich gleich mit Arbeit und ich setzte mich aufmerksam vor ihm hin. > Oh, das passt, ich nämlich auch! Doch zuerst du!< ließ ich ihm den Vortritt und dieser begann übers ganze Gesicht zu strahlen. > Du hast nach diesem Film eine Rolle in einem Drama bekommen, aber was für ein Drama, das wird ein Kulthit!< schwärmte er.

Sheela

Oh, ein Drama. Das war die Richtung, in die ich gehen wollte. Das würde ich sogar super spielen können, denn ich hatte ja das beste Gefühl dafür dramatisch zu sein. > Das freut mich sehr..< gab ich ehrlich zurück und lehnte mich gelassen im Sitz zurück. > Und ich wollte etwas über die Fake-Beziehung fragen!< kam ich schließlich mit meiner Sache an und verwirrt runzelte mein Boss die Stirn. > Was denn? Ist was passiert? < erkundigte er sich und ich schüttelte den Kopf. > Nein, nein... Wenn der Film vorbei ist, muss ich dann noch mit ihm zusammen sein?< Kurz dachte mein Manager nach, doch er zuckte nur lässig die Schultern. > Natürlich nicht, das ist doch nur reine PR!< antwortete er immer noch etwas verwirrt und zufrieden stand ich auf. > Danke, das wollte ich hören!<
Damit ging ich zur Tür, als mich mein Manager davon abhielt. > Sheela, ist wirklich alles in Ordnung? < Mit der Hand an der Klinke schluckte ich fest, bevor ich heiser antwortete. > Natürlich, was sollte denn nicht in Ordnung sein? < Dann verließ ich eilig sein Büro.

Sheela

Ruhig ließ ich mich für die Szenen stylen und bemerkte, dass Jack mich mied. Deswegen gab es zwei Gefühle in mir, die sich miteinander stritten. Zum einen freute ich mich, dass ich ihn ansehen konnte und über die Sache stand, doch zum anderen bekam ich wieder Hoffnung, dass er es vielleicht doch nicht so gemeint hatte. Aber mein Verstand siegte und zufrieden richtete ich mich auf. > Ok, Leute an eure Positionen!< rief der Regisseur und ich fuhr mir kurz durchs Haar. Dann sah ich Jack so an, als wäre nie was passiert und lächelte. > Na los Schlafmütze, schwing deinen Hintern hierher!<

Sheela

Na also, mit Schauspielern kamen wir besser weiter, als so zu sein, wie wir eigentlich waren. Schade eigentlich, aber ich hatte damit abgeschlossen. Wenn er so ein Problem mit mir hatte, dann stand ich ihm sicherlich nicht im Weg. > Mir gehts gut, zwar habe ich weiter schlafen wollen, doch die Arbeit hat gerufen!< seufzte ich enttäuscht und fuhr mir wieder durchs Haar. > Ok, dann lass uns jetzt loslegen!<

Sheela

Wieder unterhielten sich zwei Seiten in mir wegen den verpatzten Szenen von Jack. Die eine freute sich und die andere fühlte mit ihm, weil sie wusste, wie ehrgeizig er war. Und diesmal ließ ich einfach mein Bauchgefühl gewinnen. Während das Team abzischte und sich für die zu wiederholende Szene vorbereitete, ging ich zu Jack hin und legte eine Hand auf seinen Arm. > Hey, ist alles in Ordnung? Wenn du willst, gebe ich dir ein Stück Kuchen, den mir meine Mutter vorbei gebracht hat. Kirschkuchen, der hilft bestimmt!< zwinkerte ich ihm lächelnd zu und legte den Kopf schief.

Sheela

So war das also, ich machte sein Leben kaputt. Daran, dass er MEIN Leben kaputt machte, dachte er nicht. Doch ich würde ihm das nicht gönnen, ich hatte einfach kein Bock mehr das schwache Mädchen zu spielen, dass für ihren Freund alles tat, nur damit er bei ihr blieb. Er war zwar nicht mein Freund, doch mein Fake-Freund war er schon und so holte ich einfach tief Luft, senkte den Blick und hob diesen kurzerhand wieder. Aus meiner Mimik konnte man rein gar nichts lesen und lässig verschränkte ich die Arme vor die Brust. > Das war nicht meine Absicht gewesen, tut mir leid. Und wenn du es satt hast mich jeden Tag sehen zu müssen, dann es gleich und geh damit zu meinem Manager. Ich werde dir sicherlich nicht im Weg stehen, Jack!< sprach ich mit fester Stimme, was mich innerlich große Kraft kostete.
Dann kehrte ich ihm einfach den Rücken zu und ging erhobenen Hauptes davon. Nicht schwach werden, Sheela, nur noch ein bisschen.

Sheela

Verdammt, jetzt musste ich mich also noch länger zusammenreißen, um nicht schwach zu werden. Verflucht sei dieser Mann, verflixt und verflucht, beschimpfte ich ihn in Gedanken und ließ meinen Blick umherschweifen. Tatsächlich sahen uns alle an, als würden wir ihnen eine Szene darbieten und seufzend senkte ich die Schultern. > Von mir aus!< gab ich zurück, löste meinen Arm aus seiner Hand und forderte ihn auf mit mir in meine Kabine mitzukommen.
Als wir dann endlich alleine waren, ließ ich mich in meinen Sitz fallen, faltete die Hände auf meinem Schoß zusammen und sah ihn unverwandt. > Also... Was willst du? <

Sheela

Ich hatte alles erwartet, aber nur nicht das. Er mochte mich? Und das veranlasste ihn dazu so grob und gemein zu mir zu sein? Wie würde er denn drauf sein, wenn er wirklich was für mich empfinden würde, richtig lieben würde? Dann wäre ich mal wieder der Boxsack, nur für ihn ein seelischer. Seufzend betrachtete ich mich kurz im Spiegel, bevor ich ihn dann ansah. > Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, außer dass ich weiß, wie schwer es dir fällt jemanden zu mögen... Doch wenn wir schon ehrlich sind, muss ich auch was sagen. < Langsam richtete ich mich vom Stuhl auf, ging auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Ich hob mein Kinn an, um ihm in die Augen zu sehen und fasste meinen Mut zusammen. > Es ärgert mich, dass ich zum zweiten Mal in meinem Leben von dir schwärmen muss und du kannst dir nicht vorstellen, wie weh es tut zu wissen, dass du nicht der Typ für Beziehungen bist. Und ob du mich magst oder nicht, das ändert nichts daran, dass ich beschlossen habe mich nicht rumschubsen zu lassen, von keinem mehr. Selbst von dir nicht. Also solltest du wirklich ernste Absichten haben, hör auf verklemmt zu sein!< sprach ich entschlossen und stieß erleichtert Luft aus. So, nun war das auch raus.

Sheela

Seufzend brachte ich etwas Distanz zwischen uns und sah kurz zur Seite. > Das Problem ist einfach das, was ich dir schon einmal gesagt habe... In Sachen Beziehung habe ich keinerlei Vertrauen in dir! Und dass du mich auch noch angemeckert hast, nur weil du nicht mit deinen Gefühlen umgehen kannst, unterstreicht das Ganze umso mehr. Ich habe schon einmal einem Mann vertraut und das ging wirklich schief. Zwar glaube ich nicht, dass du ein Schläger bist, aber woher will ich wissen, dass ich nicht in ein paar Tagen nur eine Affäre war? Eine von vielen? Eine Telefonnummer mehr in deinem Papierkorb? < entgegnete ich ernst, hob aber die Hand, bevor er antworten konnte. > Keine Sorge, ich will nicht von dir hören, dass du mich abgöttisch liebst und dass du alles für mich tun würdest. Als Schauspielerin weiß ich, was die Realität ist, deswegen hier der Deal. Wir behalten das mit dem Fake-Daten bei und sollte es klappen, dann gut... Wenn nicht, dann eben nicht!<

Sheela

Und wieder verfluchte ich ihn dafür, dass er genau das tat, was ich nicht von ihm erwartete. Ich hätte eher gedacht, dass er wieder einen Rückzieher machen würde, doch stattdessen wollte er mit mir ein echtes Date... Ein echtes! Da baute man einmal eine Mauer um sich herum, damit man stark sein konnte, kam er mit seinem Rammbock und fügte Risse dort hinein. Und dann noch dieses Lächeln, wie konnte man nur so perfekt lächeln? Seufzend ließ ich ergeben die Schultern sinken und nickte leicht. > Na gut, ich bin damit einverstanden und dass du mich nicht verletzen wirst, das hoffe ich für dich. Deine Worte in Gottes Ohr!< warnte ich ihn und dann ließ ich allmählich die Maske fallen und entspannte mich vollkommen. Die kalte Sheela zu spielen war wirklich anstrengend.