Gute Nacht *_*

Linos

Die Kleine war wirklich goldig, das musste man ihr lassen, aber als mich Frieda umarmte, war ich wirklich mehr als überrascht. Das war mir noch nie passiert und ich wusste nicht so recht, wie ich darauf reagieren sollte. Immerhin verschwanden die beiden aber gleich und stirnrunzelnd schloss ich die Tür hinter mir zu. Was sollte denn das für eine Aktion gewesen sein? Hatte sie da etwa mit mir geflirtet? Sofort schüttelte ich den Gedanken fort und verbannte ihre Worte in die kältesten Abgründe meines von der Mikrowelle aufgewärmten Herzens. Anschließend ging ich in mein Zimmer hoch, packte meine Sportklamotten und machte mich eilig auf den Weg zum Training. Sei der Trainer da oder nicht, heute musste ich trainieren. Ohne Sport, beging ich Mord.

Gehst du doch nicht schlafen? :D

Linos

Das Kickboxen war wirklich super gewesen, auch wenn mein Trainer nicht da war. Mannomann, den hatte es anscheinend erwischt. Verschwitzt machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause und wurde sogleich von meiner Schwester Melania begrüßt. Sie legte einen Arm um mich und grinste mich dämlich an, sodass ich verwirrt dreinblickte. > Sag mir nicht, dass du Drogen genommen hast?< Melania lachte laut auf und schüttelte den Kopf. > Nein, aber Dad hat mich mit seiner guten Laune angesteckt. Er ist in der Küche, schau ihn dir selbst an!< meinte sie grinsend und noch verwirrter als zuvor, folgte ihre ihrem Rat und betrat misstrauisch die Küche.

Hihi, hab ich dann gesehen :D

Linos

Okay mit Dad hatte wirklich etwas nicht gestimmt, denn das hatte ich sofort gemerkt, als ich die Küche betreten hatte. Wie er da vor sich gegrinst hatte, meine Güte so hatte ich ihn nie erlebt. Melania sollte sogar recht behalten, denn als ich ihn begrüßt hatte, hatte er über beide Ohren gestrahlt, als hätte er eine Million an einem Tag verdient. Dann hatte er sogar angefangen mir zu erzählen, wie toll es wäre gemeinsam in Urlaub zu fahren und von da an wollte ich mich an nichts mehr erinnern. Ich weigerte mich zu glauben, was er mir da erzählt hatte und so war ich einfach hoch in mein Zimmer gegangen und nun lag ich da. Nein, was er gesagt hatte, lag bestimmt am Alkohol... Weiter nichts.

Linos

Schlaftrunken stieg ich die ganzen Treppen hinab und zu meinem Missfallen war Dad da, der mich freundlich begrüßte und immer noch strahlte. > Na, hast du gut geschlafen Sohnemann? < Sohnemann? In welcher Soap war ich denn nun gelandet? Irgendwas stimmte nicht mit meinem Dad und ich ahnte schon, dass er ebenfalls diese Drogen wie Frieda genommen hatte. Ich glaubte langsam, dass ich sie mal selbst beschaffen sollte, denn Unnormales konnte ich gar nicht leiden. Nun kam auch noch Melania in die Küche und zerstrubbelte grinsend meine Haare, sodass ich grimmig das Gesicht verzog und mich an den Tisch setzte, um mir ein Brot zu streichen. > Was ist hier los? Ihr benehmt euch ja wie die kleinen Kinder!?< murmelte ich leicht aufgebracht und anstatt eine Antwort zu bekommen, grinsten mich beide dämlich an. Jup, eindeutig die Drogen!

Linos

Bevor die Sache noch ausartete, verabschiedete ich mich mit einem Nicken von Dad und meiner Schwester und hoffte, dass ich in der Schule auf normalere Menschen treffen würde. Brian wäre die erste Person und als ich das Klassenzimmer betrat, machten wir unsere übliche Begrüßungsgeste mit den Fäusten und erschöpft ließ ich mich auf meinen Stuhl sinken. Was war nur los mit Dad gewesen? Das was er gestern gesagt hatte, von wegen er hatte eine Neue... Schon allein der Gedanke verursachte das übelste Kotzgefühl in mir und seufzend schloss ich die Augen. Gott, gebe mir Kraft!

Linos

Verwirrt sah ich zu Frieda, die wirklich nicht gerade gesund aussah und kopschüttelnd wandte ich mich wieder an die Lehrerin. > Nein, es geht. Hab nur wenig Schlaf abgekriegt!< meinte ich nur schulterzuckend und spielte gelangweilt mit meinem Bleistift. Brian warf mir einen besorgten Blick zu, aber ich ignorierte diesen Blick und sah wieder zur Tafel. Warum mussten Menschen immer so ein großes Trallala machen? Ich brauchte einfach nur meine Ruhe! Mannomann, ich freute mich schon darauf, wenn ich mein Abi in der Tasche haben würde, denn dann bräuchte ich nie wieder hierher kommen.

Linos

Ungläubig starrte ich sie an und entriss ihr meinen Arm. > Sag mal für wen hältst du dich eigentlich? Für meine Mutter? Es ist doch wohl meine Entscheidung, ob ich nach Hause gehen will oder nicht. Wenn du heim gehen willst, dann geh du doch, aber ich will hier bleiben!< Also ganz ehrlich, manchmal hatte ich richtig Lust diesem Mädchen eine zu klatschen. Zog mich einfach mit, als wäre ich ein kleiner Junge, der nicht wusste, was er wollte. Sie hatte wohl vergessen wie alt ich war und dass ich mein eigener Boss war. Kurz schüttelte ich den Kopf ehe ich wieder die Tür aufriss und mich wieder auf meinen Platz setzte. Brian warf mir fragende Blicke zu und auch die Lehrerin sah mich komisch an. > Was denn? Fahren Sie ruhig mit dem Unterricht fort, ich bleibe hier!< brummte ich unzufrieden und verschränkte die Arme vor die Brust. Nicht mal seine Ruhe konnte man hier haben und Frieda? Die hatte wahrscheinlich mal wieder ihre Tage!

Okidoke *_*

Linos

Nach der Stunde stand ich auf und Brian folgte mir. > Was ist los mit dir Linos? < fragte er mich besorgt und frustriert fuhr ich mir durchs Haar. > Mein Vater hat eine Neue und verdammt, er scheint sie wirklich sehr zu mögen!< Brian machte große Augen und klapste mir auf die Schulter. > Na, das ist doch toll. Endlich könnt ihr mal einen neuen Lebensabschnitt beginnen!< stellte er fröhlich fest und ich schüttelte nur entrüstet den Kopf.
> Das finde ich nicht super. Meine Mutter kann nicht ersetzt werden und ich kann es einfach nicht glauben, dass er sie noch obendrauf nach Hause holt... Mit ihren Kindern!< sprach ich aufgebracht und mein bester Freund hielt inne. > Ihr zieht zusammen? < Ich nickte ernst und dieser schien für einen kurzen Moment verwirrt zu sein. > Und das so plötzlich, ohne dass du überhaupt die kennst?< Wie schön es doch war, wenn man solch einen verständnisvollen Freund hatte. Ich nickte zustimmend und dieser stieß scharf Luft aus. > Das ist wirklich beschissen!< Wieder nickte ich und niedergeschlagen ließ ich mich auf die Sonnenbank fallen. > Und das beste ist, dass ich der einzige bin, der davon nichts wusste. Mel hatte auch die ganze Zeit schon gewusst, mit wem da mein Vater ständig ausging. Und als hätte das nicht gereicht, verbrachte mein Alter lieber Zeit mit seiner Neuen, anstatt mit seinem Sohn. Da dachte ich er würde arbeiten gehen und was tat er in Wirklichkeit? Vögeln wie so ein Teenie!< rief ich aufgebracht aus und verstummte, als Brian beschwichtigend eine Hand auf meine Schulter legte. > Hey mann, beruhig dich mal. Vielleicht sind sie ja nicht so schlecht!< Klar, und ich besaß ein Herz aus Gold.

Linos

Ich verdrehte seufzend die Augen und verschränkte protestierend die Arme vor die Brust. >Ich will da aber nicht hin und ich habe auch keinen Bock eine Patchworkfamily zu führen... Das ist doch scheiße! Und unfair, weil ich ja das nicht will!< brummte ich und mein Vater warf mir einen flehenden Blick zu. > Gönnst du mir denn nicht das Glück, dass ich endlich wieder lieben kann? < Ich hasste diese Frage, das sah man doch in jedem beschissenen Film, wie das alles ablief. Die Kinder mussten immer brav ja sagen, wenn die Eltern es mal brauchten. Aber in der Zeit, wo ich einen Vater gebraucht hatte, war er nicht da gewesen und so hatte ich alles vergessen, was er mir manchmal aus Schuldgefühlen gesagt hatte. Von wegen es tat ihm leid, dass er so wenig Zeit mit mir verbrachte... Seine Neue hatte ihm wohl keine Zeit gelassen aus dem Bett zu steigen! Doch das alles schluckte ich einfach hinunter und grimmig starrte ich auf meine Füße.
Mein Vater nahm fasste das natürlich als ein 'ja' und Melania tätschelte meinen Kopf. > Ich wusste doch, dass du ein lieber Bruder ist!< Wenn sie wüsste...

Linos

Während der Fahrt hatte ich stumm aus dem Fenster geschaut und Musik gehört. Ich freute mich ganz und gar nicht diese neue Familie kennenzulernen, auch wenn mein Vater ständig betonte, dass sie alle lieb waren. Lieb... Was sollte ich mit diesem ekligen Wort bloß anfangen? Melania warf mir auch ständig komische Blicke zu und am liebsten hätte ich ihr wie in alten Zeiten frech an den Haaren gezogen. Nun war sie aber alt genug, um sich zu wehren und ich hatte keine Lust ihre Acrylschaufeln in meinem Gesicht zu haben.
Seufzend erreichten wir das kleine Restaurant und als wir ausstiegen, dachte ich wirklich kurz darüber nach die Fliege zu machen. Aber da ich gut erzogen worden war, folgte ich meinem Alten und schaute mich desinteressiert um, während der Kellner uns zu unserem Tisch führte.