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201

20.08.2023, 01:01

Gute Nacht :sleeping:

Zen

Das war schon eher eine Antwort, die ich hören wollte. Ich schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, erhob mich und spähte an der Tür vorbei zum Garten, wo die Kinder weiterhin gut gelaunt spielten. Diesen Moment der Ablenkung nutzte ich, um Willow ins Haus zu führen. Auf diese Weise entgingen wir einem Sturm aus Fragen und so schafften wir es problemlos bis in mein Arbeitszimmer. Dort bot ich Willow an auf dem bequemen Stuhl vor dem Tisch Platz zu nehmen. Das Fenster ließ ich der frischen Luft wegen geöffnet. Man würde uns nicht hören.
>Ich bringe dir gleich den Tee.< teilte ich ihr mit und ließ sie kurz allein. In der Küche fand ich meinen Bruder vor, der fragend eine Braue hob. >Sie hat nicht gesagt, was passiert ist. Muss sie auch nicht. Aber irgendjemand muss sie bedrängt haben.<
>Ich kann mich umhören, wenn du willst. Du weißt, ich bin sehr gut in Detektivarbeit.< bot er sich an, doch ich schüttelte den Kopf. >Bleib bei den Kindern. Ich rede mit Willow.< Sobald der Tee fertig war, stellte ich Teekanne und Tasse auf ein Tablett und wollte gerade zurück zu ihr gehen, als Elior noch etwas hinzufügte. >Interessant, wie du bei deine Freundin direkt an die Mondelfin gedacht hast. Es hätte auch jemand anderes sein können.<
Ertappt von seiner Aussage ging ich etwas schneller als beabsichtigt die Treppen hoch. Er bildete sich mal wieder irgendeinen Mist ein. Eigentlich sollte ich an seine Sticheleien gewöhnt sein und mich nicht davon aus der Reserve locken lassen. >Bitteschön.< kündigte ich mich beim Eintreten an und stellte dann das Tablett vor ihr ab.

Kersia

Es glich beinahe einer übernatürlichen Erfahrung, wie schnell der Großteil meiner Wut verpuffte und stattdessen angenehme Ruhe meine wilden Gedanken durchströmte. Das musste Jahwes Werk sein. Eine andere plausible Erklärung gab es hierfür nicht. Geia machte ebenfalls einen Schritt auf mich zu, aber ein Blickte reichte und sie widmete sich der entzwei gerissenen Schlange. Meine Hand kribbelte von dem Gift, dann verschwand das Kribbeln, als Jahwe es einsaugte und ausspuckte.
Ich zog eine Braue in die Höhe, immer noch leicht gereizt, aber nicht an der Grenze zur Totalzerstörung. >Erstens. Misch dich nie wieder ohne meine Erlaubnis in meine Gefühlswelt ein. Zweitens.< Ich senkte meine Hand. >Das Gift ist nicht tödlich für mich. Du hast also umsonst den Helden gespielt. Und drittens.< Mein Blick wanderte zu meiner Freundin, die leicht nickte und mir damit unmissverständlich klarmachte, dass diese Schlange kein Versehen war. Das hätte ich mir sowieso denken können.
Diese Seeschlangen fand man nicht in den Gewässern der Heißen Quellen vor. Auch nicht in Ignulae. Sie lebten südöstlich von Atlantia. In einer abgelegenen Gegend. Weit entfernt von menschlicher Zivilisation. Irgendjemand hatte sie hierher geschmuggelt und sie vorsätzlich in der Obstschüssel versteckt. Eine Warnung? An mich? An meine Mutter? >Das ist mein Problem, also tu einfach so, als hättest du nichts gesehen und zieh deiner Wege.< fügte ich gefasst hinzu und ging in die Hocke, um alles zurück in die Schüssel zu räumen. In Gedanken rief ich mir das Gesicht der Frau in Erinnerung, die mir die Früchte gebracht hatte. Offenbar würde ich den Tag nicht nur mit den Vorbereitungen von Agoma verbringen.
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202

20.08.2023, 15:27

Jahwe

"Jemanden zu helfen bedeutet nicht gleich den Helden zu spielen", erwiderte ich: "Und wenn ich das Gefühl habe Jemand könnte das Umfeld schaden, beschwichtige ich natürlich. Du hättest weitere Krüge zerplatzen lassen können und die hätten auf die unschuldigen Mitarbeitende fallen können." Leicht schüttelte ich den Kopf, als sie sich umdrehte und fuhr resigniert durch mein Haar: "Es ist echt schade, dass du nichts klären möchtest und stattdessen dich weiterhin als eine überlaunige Miesmuschel abgeben möchtest. Ich bin an einem Streit nicht interessiert, schon gar nicht, wenn mein Gegenüber nicht bereit für Lösungswege ist und somit der Streit sich in Nichts verläuft. Dann werde ich davon genervt und werde unhöflich. Ich hoffe bloß, dass du auf der politische Ebene schaffst objektiv zu bleiben. Wenn ich das Gefühl habe die Prüfungsaufgaben sind zu persönlich geworden und du bist dieser Sache nicht gewachsen, werde ich die Überprüfung einer neutrale Person in Anspruch nehmen. Ich kenne auch das Kleingeschriebene und weiß welches Recht ich in dieser Sache besitze. Du hast deutlich gezeigt, dass du an einer Zusammenarbeit, beziehungsweise an einer stabile Basis, nicht interessiert bist und daher werde ich von nun an bei dir wachsam sein. Wenn ich nicht hier sein sollte, hättest du mich nicht in die Arena führen lassen sollen." Ich musste mich nicht für eine Person bemühen, die nur abblocken wollte und nicht mal bereit für ein offenes Gespräch war, um die Unstimmigkeiten zu klären. Sie mochte die Tochter der Königin sein und es hätte natürlich einen besseren Ausgang geben sollen, aber um diese Zukunftssache konnte ich mich immer noch kümmern, sollte sie einen Plan gegen mich schmieden. Ich drehte mich um, nickte knapp zum Abschied zu der Wächterin zu und verließ mit Nalu die Arena. Ausnahmsweise bot ich keine Hilfe an, denn sie hatte deutlich gesagt, dass es ihre Probleme war und ich hatte meine eigene Probleme. Solange ihre Probleme nicht zu meine Probleme wurde.

Willow

Als Zen den Raum verließ, hörte ich das Kinderlachen durch das Fenster und sah all die gemalte Bilder an die Wände. Es war das Waisenhaus, ein Ort an dem ich am Wenigsten sein wollte. Ich hätte einfach in den Garten zurückkehren können, doch ich war seinem Duft gefolgt. Ich rieb über meine Knien, spürte den kalten Klumpen in meinem Bauch und versuchte die Kinderstimmen auszublenden. Es dauerte nicht lange bis Zen wieder da war und mir den Tee reichte. Ich nahm die Tasse in den beiden Händen, den Henkel fand ich schon immer eine seltsame Erfindung der Menschen. "Danke", ich schnupperte an der goldbraune Flüssigkeit und da sie dampfte, nahm ich einen vorsichtigen Schluck. Es war warm, schmeckte nach Natur und es beruhigte mich.


203

20.08.2023, 17:03

Zen

‌Der Tee schien ihr zu schmecken und ihre Haltung entspannte sich. Ich sah zu der inzwischen verheilten Schnittwunde an ihrem Arm und atmete tief durch. Wäre es falsch sie erneut danach zu fragen, was passiert war? Obwohl ich vorhin meinte, sie müsste nicht darüber reden? Sie war keine paar Stunden unterwegs gewesen und war direkt in eine unangenehme, sehr wahrscheinlich bedrohliche Situation geraten. Wie konnte das sein? Vor allem hier auf Ignulae? Hatte niemand Hilfe geholt? Oder etwas gesehen? Die Leute hier waren freundlich und immerzu hilfsbereit. Natürlich gab es Ausnahmen, aber sie waren zahlenmäßig weit unterlegen.
Seufzend schenkte ich mir ebenfalls eine Tasse Tee ein und nippte daran. >Heute Morgen bist du übereilt gegangen. Hatte das einen Grund?< fiel mir ein anderes Thema ein. Ich wollte wissen, ob sie etwas gestört oder sie nur ihre Ruhe gesucht hatte.

Kersia

Das war's. Er hatte es offiziell auf die Hass-Liste geschafft. Hätte er sich diesen Sprechdurchfall gespart, wäre nichts weiter passiert. Ich hätte alles brav aufgeräumt und wäre dann aufgebrochen, um diese junge Frau ausfindig zu machen und ein nettes Gespräch mit ihr zu führen. Aber seine verurteilende, beleidigende, ungefilterte Ansage hatte jegliche Sympathie für ihn endgültig ausgelöscht. Übellaunige Miesmuschel? War das sein Ernst? Seit ich ihm begegnet war, hatte ich ihn kein einziges Mal offen beleidigt oder ihn in seinem Handeln kritisiert. Er hingegen war mit der ersten spöttischen Bemerkung aufgetaucht, hatte meine Arbeit an Agoma kleingeredet, meinen Charakter mehrmals beleidigt und zusätzlich meine Führungsqualität infrage gestellt. Und ich sollte das Problem der Gleichung sein? Für wen hielt er sich eigentlich? Arroganter Mistkerl. Hätte mir gleich denken können, dass er wie alle anderen Prinzen war. Unausstehlich.
>Zugegeben, du hast mich heute überrascht.< seufzte Geia hinter mir, die dabei war die ganzen Scherben zu sammeln. >Wenn du erstmal so wütend bist, zerlegst du mehr als bloß Krüge, aber du hast dich verhältnismäßig echt gut zusammengerissen. Normalerweise bist du diejenige, die nicht den Mund halten kann, aber offenbar gibt es auch andere Leute, die lernen müssen, wann es besser ist zu schweigen. Soll ich der Königin Bericht erstatten? Wegen der Schlange und Prinz Jahwe?< Ich sah den Pfirsich in meiner Hand an, den ich aus Ärger zerquetscht hatte.
>Nein. Das ist meine Angelegenheit.<
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204

20.08.2023, 18:13

Jahwe

Es war mir egal, was sie jetzt von mir hielt. Es war meine letzte Methode gewesen durch Reizen herauszufinden, warum sie mich die ganze Zeit wie eine giftige Seeigel behandelte, von dem man Abstand halten sollte und mich Anfang an als Lügner abgestempelt hatte. Egal was ich gesagt hatte, nichts hatte ihr gepasst. Nicht mal ein offenes Gespräch wollte sie. Dabei erwartete ich nichts Großes, nur ein gutes Miteinander und keine Feindseligkeit. Aber das würde wohl nie so sein. Nun, politisch gesehen musste ich nur mit Königin Azuria auskommen bis sie nicht mehr herrschen wollte und wenn die Prinzessin nicht mit in dem Boot wollte, war das ihre Entscheidung. Ich würde nicht aufgeben, nur weil Einer nicht damit einverstanden war, dass ich für den Thron kämpfte. Wie angekündigt würde ich in ihrer Anwesenheit wachsam sein, aber ansonsten würde ich sie nicht mehr beachten, wenn es nicht notwendig war. Ich entdeckte eine alte Frau, die Schwierigkeiten mit ihrem Einkauf hatte. Ich ging auf sie zu: "Gute Frau, darf ich Ihnen helfen?" Mein Lächeln wurde sanft. "Das ist lieb von Ihnen, mein Haus steht auch nicht mehr weit entfernt", antwortete sie erfreut. Ihre Freude erwärmte mein Herz und das einer der Gründe warum ich niemals aufgeben würde. Diese Menschen hier waren mir wichtig. Ich griff nach den gut gefüllten Beuteln: "Gehen Sie vor, ich folge Sie."

Willow

Als Zen mir diese Frage stellte, schwieg ich einen Moment und sah in die halb volle Flüssigkeit hinein. "Ich wollte nach einem Handbohrer suchen und wollte dich damit nicht stören", antwortete ich ihm und schwieg wieder einen Moment. Es war nicht die ganze Wahrheit. Und ich musste ihm sie nicht sagen. Aber als ich den Kopf hochhob, immer noch den besorgten Blick sah und wie er mit mir Tee trank, machte etwas mit mir. "Ich....ich möchte nichts mit Kinder zu tun haben und als ihr darüber geredet habt, bin ich deswegen gegangen", sagte ich leise und da war wieder dieser kalter Klumpen. Ich trank den letzten Schluck.


205

20.08.2023, 18:50

Zen

Ein wenig überraschte mich ihre Aussage schon. Obwohl ich ihr mehrmals angeboten hatte auf mich zuzukommen, wenn sie etwas benötigte, glaubte sie mir damit zur Last zu fallen. Gut, es war schwer alte Gewohnheiten loszuwerden, nachdem sie kein einfaches Leben geführt hatte. Das verstand ich. Aber die Sache mit den Kindern traf mich völlig unvorbereitet. Mochte sie keine Kinder? Oder verband sie unschöne Erinnerungen mit ihnen?
Ich runzelte nachdenklich die Stirn, trank einen weiteren Schluck, ehe ich die Tasse abstellte und die Hände auf dem Tisch zusammenfaltete. >Fühlst du dich hier unwohl? Wäre dir ein anderer Ort lieber? Ich könnte dich zurück zum Haus begleiten, wenn du das wünscht.< bot ich ihr an. Alleine würde ich sie nicht losziehen lassen, nicht nach der Verletzung an ihrem Arm. Wer auch immer ihr das angetan hatte, war womöglich irgendwo unterwegs. Sie musste mir nur sagen, wer das getan hatte, dann würde ich ihn auf jeden Fall verhaften lassen.

Kersia

Etwas verspätet kamen ein paar Mitarbeiter herbeigeeilt, die den Krach auf der anderen Seite der Arena mitbekommen hatten, doch da waren Geia und ich schneller mit den Aufräumarbeiten gewesen. Ich tat es als Missgeschick meinerseits ab, um keine weiteren Fragen aufzuwerfen und erkundigte mich sogleich nach der Frau, die mir die Früchte gebracht hatte.
>Mirya ging es plötzlich nicht so gut, also ist sie früher nach Hause gegangen. Wir können Euch gerne mehr Früchte bringen, wenn Ihr das wünscht.< sagte einer aus der Gruppe und ich winkte ab. >Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich komme zurecht. Sind die Dekorationen soweit fertig? Können wir mit den Prüfungen fortfahren?< Von einer Schlange ließ ich mich sicherlich nicht vertreiben. Um Mirya würde sich Geia gleich kümmern, während ich hier weiter Stellung bezog. Man musste wirklich dumm sein, um sein Glück zweimal bei mir zu probieren.
>Ja, wir wären damit fertig. Wollt Ihr Euch alles anschauen?< fragte der Mann höflich und wieder schüttelte ich den Kopf. Ich schaffte es sogar zu lächeln. >Das ist nicht nötig. Ich bin mir eurer großartigen Arbeit bewusst. Schickt die Magier zum Platz, dann bespreche ich alles Weitere mit ihnen.<
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206

20.08.2023, 20:15

Jahwe

Die alte Frau beharrte darauf uns zu bekochen und als ich spürte, dass es ihr wichtig war, gab ich nach. So bekamen Nalu und ich später den leckersten Eintopf, den ich jemals gegessen hatte. Sie stellte sich als Evelyn Zanea vor und da ich noch nicht öffentlich war, mussten wir auf unsere ausgedachten Namen zurückgreifen. Ich spürte, dass sie viel zu erzählen hatte, dass sie sich einsam fühlte in ihrem Haus. Dass sie sich freute uns bekocht zu haben. Einfühlsam lockte ich sie mir ihre Geschichte zu erzählen, die auf ihrer Seele brannte. Und dann begann sie zu erzählen. Erzählte von ihrem Mann und ihren Kinder, die sie im Krieg verloren hatte. Erzählte von den Enkelkinder, die sie großgezogen hat und die aber weit weg gezogen waren, als sie erwachsen wurde. Sie weinte Tränen und ich gab ihr Trost. Sie lachte über einige Erinnerungen und ich schenkte ihr ein Lachen. Ich hörte zu. Ich war da. Und mehr hatte sie nicht gewollt.

Willow

"Du hast hier was zu tun", merkte ich an und stellte die Tasse ab. Es schien ein Ort zu sein, an dem Zen sich aufhielt und er schien sich um die elternlosen Kinder zu kümmern. Das passte zu seinem Wesen. Ich rieb wieder meine Hände über meine Knien. "Ich verachte keine Kinder", stellte ich es klar, weil ich wusste wie es eben gelungen hatte und weil diese Kinder hier Zen wichtig waren. "Es ist....", der kalte Klumpen in meinem Bauch wurde größer und ich atmete tief ein, griff unbewusst nach meiner Kette. Ich konnte es nicht. Ich hatte nie mit Jemanden darüber geredet, weil es Niemand gab. Und jetzt hatte ich für diesen Schmerz meine Stimme verloren, weil ich so viele Jahre damit alleine war. Er war das Loch in meinem Herz. Und der kalte Klumpen in meinem Bauch. "Es war der Mann von dem ersten Tag. Als du meine Wahrheit geglaubt hast, statt seine Lüge", sagte ich ihm stattdessen.


207

20.08.2023, 21:01

Zen

Sie fand nicht die richtigen Worte, um den Kummer zu beschreiben, der in ihr wohnte. Ihr Gesichtsausdruck, die Art, wie sich ihre Hand um etwas auf Brusthöhe verkrampfte, ihre schwere Atmung… mehr musste sie nicht sagen. Es handelte sich um einen Schmerz, der zu lange unausgesprochen geblieben war. Sie war nicht die erste Person, die noch nicht bereit war über ihr Trauma zu sprechen und ich war die letzte Person, die darauf drängte diese Geschichte zu hören. >Solltest du jemals das Bedürfnis verspüren, das zu sagen, was schwer auf dir lastet, höre ich dir gerne zu. Egal ob das morgen, in ein paar Monaten oder viele Jahre später sein mag. Ich werde dir zuhören, Willow.< versprach ich ihr offen und ehrlich, ehe ich zuließ, dass meine Gedanken zu dem Mann wanderten, der für ihre jetzige Situation verantwortlich war. Da unsere Begegnung nur einige Tage her war, konnte ich mich sehr gut an sein Gesicht erinnern. Das reichte, um zwei Palastwächter abzuziehen, damit sie ihn festnahmen. Gewalt oder Diskriminierung hatten in diesem Reich nichts zu suchen. >Ich kümmere mich darum. Und mein Angebot bleibt… Wenn du zurück zum Haus willst, begleite ich dich. Ich leite das Waisenhaus, also kann ich frei entscheiden, wann ich gehe und wann ich komme. Das bereitet mir keine Umstände.<

Kersia

Die Vorstellung, dass ich schon sehr bald hier stehen würde, vor Prinz Arroganz, um ihm und dem Volk die einzelnen Prüfungen anzukündigen und zu erklären, könnte ich direkt wieder aus der Haut fahren. Kaum zu glauben, dass ich mir bei der Auswahl der Aufgaben so viel Mühe gegeben hatte, damit er sich fair behandelt und gewürdigt fühlte. Vergeudetete Zeit, die ich nicht zurückbekommen würde. Naja, was soll's. Es war eine Sache, wie er sich mir gegenüber verhielt, eine ganz andere, wie er als König handelte. Da mir das Wohl der Leute sehr am Herzen lag, würde ich abwarten, wie weit sein Besserwisser-Getue reichte. Im besten Fall entthronte man ihn nach kürzester Zeit.
Die Magier, die ich versammelt hatte, führten indes meine Befehle mit Bravour aus und wenn etwas doch nicht funktionierte, überlegten sie gemeinsam, wie sie es besser machen konnten und das imponierte mir. Ihre Neugier war außerdem greifbar. Sie hatten keine Ahnung, wer sich diesen Prüfungen stellen würde, aber ich vermutete, dass meine Mutter bald die Ankündigung machen würde. Dann gab es kein Zurück mehr.
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208

20.08.2023, 21:54

Jahwe

Beim Abschied nahm sie meine Hände und drückte sie sanft: "Mein lieber Junge, es kommen viele Veränderungen auf dich zu. Vergiss nicht auf dein Herz zu lauschen, es wird dir immer den Weg weisen." "Danke, Großmütterchen", antwortete ich lächelnd: "Ich habe schon mich schon mit vielen Menschen unterhalten und mir ihre Geschichten angehört, die ich mit ihrer Erlaubnis aufschreibe und sie alle in einem Buch sichtbar für die Welt machen möchte. Darf ich deine Geschichte aufschreiben?" "So spannend ist mein Leben doch nun nicht", erwiderte sie. "Jede Geschichte verdient gehört und bewahrt zu werden", meinte ich voller Überzeugung. "Dann fände ich es schön", nickte sie. "Danke, wir werden uns wiedersehen", verabschiedete ich mich von Evelyn. Nalu und ich kehrten zum Königshaus zurück. "Ich werde zur Bucht schwimmen", informierte ich meinen treuen Wächter. "Es ist nicht sicher", sagte er besorgt. "Seit wann bin ich jemals in Sicherheit gewesen?", konterte ich: "Und sie werden heute uns nicht angreifen, das sagt mir mein Gefühl. Außerdem wird Liora mich begleiten." "Dann pass auf dich auf", gab er schließlich nach.

Willow

Ich sah ihn ein paar Sekunden schweigend an und dachte darüber nach, was er mir eben gesagt hatte. Er würde mir zuhören, egal wann ich darüber reden wollte. Das waren große Worte, die schnell gebrochen werden konnte und doch glaubte ich, dass diese große Worte bei ihm sicher waren. Dass er es genauso meinte. "Ich möchte zurück in den Garten", ich sagte nicht, dass ich alleine gehen konnte, denn ich glaubte er würde mich trotzdem begleiten wollen. Als wollte er mich beschützen wollen, obwohl ich kein Schutz brauchte. Dennoch ließ ich es zu. Ich stand auf und ging auf ihn zu. Ich umfasste vorsichtig sein Gesicht und beugte mich zu ihm runter bis unsere Stirne sich berührten. Ich sah direkt in seine Augen: "Wir sind Vertrauten." Ich löste mich wieder von ihm, um ihm Platz zu machen.


209

21.08.2023, 16:11

Zen

Zufrieden nickte ich und war dabei aufzustehen, als sie auf mich zukam und ihre Hände nach mir ausstreckte. Irritiert blieb ich sitzen, während ich zu ihr aufsah. Sie umfasste mein Gesicht, beugte sich vor und machte mich damit ganz nervös. Wollte sie etwa...!? Nein. Ich bezweifelte sehr stark, dass sie... Als ihre Stirn die meine berührte, hörte ich zu denken auf und starrte in ihre verschiedenfarbigen Augen zurück. Gold und Blau. Sonne und Meer. Ich schluckte trocken. Mit diesen Worten hatte ich absolut nicht gerechnet. Damit gab sie offen zu mir vertrauen zu wollen und das... das war ein großer Schritt vorwärts. Verlegen rieb ich mir den Nacken und suchte vergeblich nach der richtigen Erwiderung. Musste ich überhaupt etwas sagen? Sollte ich mich bedanken?
Als sie mir Platz machte, räusperte ich mich kurz und stand auf. >Ich gebe den anderen schnell Bescheid, dann können wir los.< Das Tablett mit der Kanne und den zwei Tassen nahm ich auch gleich mit nach unten.

Kersia

Gerade als ich mich bei allen für ihre hervorragende Leistung bedankte, schritt Geia mit ernster Miene auf mich zu. Ich verabschiedete mich noch von allen, ehe ich ihr entgegenkam, um mir ihren Bericht anzuhören. Sie hatte länger gebraucht als erwartet, also musste es doch etwas Größeres gewesen sein. Nachdem sie sich mehrmals umgesehen und versichert hatte, dass wir nicht belauscht wurden, beugte sie sich so weit vor, dass ihre Lippen fast mein Ohr berührten. >Sie hat sich an nichts mehr erinnert. Ich gehe von Hypnose aus. Ich habe auf meine Weise versucht in ihr Unterbewusstsein vorzudringen, aber auch da bin ich auf nichts Brauchbares gestoßen. Sie hat einen äußerst verwirrten Eindruck auf mich gemacht.< Das klang richtig mies. Man hatte eine unschuldige, junge Frau für hinterlistige Zwecke ausgenutzt und mit ihren Gedanken gespielt. Eine Kunst, die nicht jeder beherrschte. Eigentlich gehörten solche Praktiken sogar verboten, weil diese Magie leicht zu missbrauchen war. So wie heute.
>Dann ist das eine Sackgasse?< hakte ich trotzdem nach. Geia nickte, sagte aber: >Ich bezweifle, dass nur mit einer Schlange gehandelt wurde. Zu viel Mühe für einen nicht tödlichen Angriff. Ich habe bereits eine kleine Gruppe zum Lebensraum der Nattern losgeschickt. Wenn wir Glück haben, hat man dort versehentlich Spuren hinterlassen. Eine andere Gruppe erkundet sich am Hafen, welche Ware in letzter Zeit entladen wurde und aus welchem Gebiet.<
Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. >Danke, dass du dich darum gekümmert hast.<
>Bedank dich erst bei mir, wenn ich den Übeltäter gefunden und in Stücke gerissen habe.<
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210

21.08.2023, 18:50

Jahwe

Liora brachte mich zu der Bucht, nachdem ich mich bis auf die Unterhose entkleidet habe und kaum war ich mit ihr im Wasser, spürte ich wie mein Körper sich endlich entspannte. Meine Gedanken wurden ruhiger und die Sicht vor mir klarer. Diese Wirkung hatte jedes Mal das Wasser auf mich, was wohl an meiner Wassernymphegen lag. Endlich erreichten wir die Bucht und ich steuerte auf den prachtvollen Baum zu. Meine Hand legte sich auf die sonnengewärmte Rinde und mein Stirn folgte der Hand: "Hallo, Nanay (=Mama)."

Willow

"Ich warte auf dich", antwortete ich ihm und schaute ihm hinterher, während Amin Duft die Luft aufwirbeln ließ. Meine Nase zuckte. Jetzt wusste ich an was mich sein Duft erinnerte, denn jeden Morgen wachte ich damit auf. Es war der Duft von Morgentau. Vielleicht war es ein weiterer Grund, warum es bei ihm nicht schwer ist Vertrauen zuzulassen. Mein Finger fuhr über die Stelle, wo noch zuvor der Schnitt gewesen war. Die Heilsalbe hatte ihn schnell heilen lassen, nicht mal ein dünner Schorf wurde zurückgelassen. Ich dachte an seine vorsichtig, warme Berührungen, als er mich wieder verarztet hatte.


211

21.08.2023, 19:26

Zen

In der Küche atmete ich einmal tief durch und fasste mir an die glühenden Ohren. Ich wünschte, mein Körper würde mich nicht so leicht verraten, aber vielleicht war das der Preis für meine Lügenerkennungsgabe. Willow taute auf. Das war gut. Sehr gut sogar. Sie hatte mir auf respektvolle Weise gezeigt, dass sie sich bei mir wohlfühlte, also lange kein Grund das an die große Glocke zu hängen.
Ich räumte alles weg und trat anschließend hinaus in den Garten, um allen zu sagen, dass ich gehen musste. >Es wird nicht allzu lange dauern, bis ich wieder zurück bin.< fügte ich hinzu und erntete ein wissendes Grinsen von meinem Bruder. Die anderen hatten Willow nicht bemerkt, darum würden sie keine neugierigen Fragen stellen. Zum Abschied hob ich kurz die Hand, dann ging ich hoch ins Arbeitszimmer und bat Willow mir zu folgen.

Kersia

Es war ein langer, sehr nervenaufreibender Tag gewesen. Nicht zuletzt wegen dem Prinzen. Mich ließen seine Worte immer noch nicht los, obwohl ich mir große Mühe gab sie gedanklich zu verbrennen. Ich hasste es, wenn man von oben herab mit mir sprach. Ich hasste es, wenn andere glaubten, besser zu wissen, wie man sich zu verhalten hatte und dass man für alles triftige Gründe brauchte. Und vor allem hasste ich es bedrängt zu werden, anstatt mir meinen Freiraum zu lassen, wenn ich danach suchte. Dann auch noch die Sache mit der Schlange in der Obstschale. Was sollte dieser Mist? Was wollte man damit bezwecken? Wäre das in der Unterwasserwelt passiert, in Ordnung, dort hätte mich das kein bisschen überrascht, aber an Land? In der Arena, wo ich erst seit kurzem viel Zeit verbrachte, um Agoma vorzubereiten? Hatte jemand ein Problem damit?
Grübelnd schwamm ich direkt in mein Zimmer, als wir den Palast erreichten und Geia mich verließ, um weitere Nachforschungen anzustellen. In dieser Hinsicht würde sie erst lockerlassen, wenn sie zufriedenstellende Ergebnisse erzielte. Ich setzte mich seufzend auf mein Bett und musterte die Hand, in die die Schlange gebissen hatte. Von der Wunde war nichts mehr zu sehen. Auch ohne den Heilzauber wäre die Stelle problemlos verheilt.
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212

21.08.2023, 20:13

Jahwe

Ich setzte mich hin und lehnte mit dem Rücken an dem Baum. Nachdenklich schaute ich zum Wasser. Von der Königin war bislang noch keine Antwort gekommen, bevor ich hierher kam, hatte ich es kurz überprüft. Es gefiel mir nicht, dass die goldene Maske wieder nach an meine Fersen waren, besonders kurz vor den Prüfungen. Zumindest hatte ich endlich einen Namen von dem Kopf der Gruppe, die irgendwo in diesem Land untergetaucht war. Ich sollte mehr über ihr Anführer wissen. Ich wusste, dass es ehemalige Adelige und ihr Nachkommen waren, die mit Thales nicht einverstanden waren, als er mehr für Gleichberechtigung sorgte. Sie wollten ihr Luxus und Macht nicht aufgeben, die sie in der alte Politik besessen hatten. Vielleicht fand ich in der Stadtbibliothek in dem Adelsregister seinen Namen oder zumindest sein Nachnamen, der vielleicht zu einer Adellinie angehörte.

Willow

Ich musste nicht lange verweilen und wir verließen das Gebäude ohne die Kinder zu begegnen. Das Kinderlachen ließ ich hinter mir und spürte wie der kalte Klumpen ein bisschen weniger wurde. "Hast du ein Handbohrer? Ich habe keine Silbermünzen, der Händler wollte nur sie haben und nichts von meiner Gabe", fragte ich Zen: "Ich muss Löcher in die Muschel machen, damit ich sie aufziehen kann. Mein Dolch ist zu grob."


213

21.08.2023, 21:22

Zen

Mir war gar nicht in den Sinn gekommen, dass Willow nicht über die Mittel verfügte, um sich etwas in der Stadt zu kaufen. Ich würde ihr nachher Geld geben, damit sich dieses Problem nicht wiederholte. >Wenn ich mich nicht irre, habe ich einen in der Abstellkammer gelagert. Ich werde danach schauen, sobald wir da sind.< antwortete ich leicht lächelnd. >Oh, und ich habe den Brief an Boyd heute Morgen abgeschickt.< Nicht, dass sie dachte, ich hätte es vergessen oder würde es zu lange vor mir herschieben. Angelegenheiten wie diese zögerte ich nie hinaus. Sie waren wichtig und mussten schnellstmöglich erledigt werden. Genau wie die Suche nach dem Mann, der sie verletzt hatte und aufgrund dessen verhaftet werden musste. Aber eins nach dem anderen. Erst würde ich nach dem Handbohrer suchen. >Brauchst du sonst noch etwas?< erkundigte ich mich ein Weilchen später, als wir das erste Palasttor erreichten.

Kersia

Das viele Zerdenken hatte mich wohl schläfrig gemacht, denn ich bemerkte meine Mutter erst, als sie mich sanft an der Wange berührte und mehrmals meinen Namen sagte. Blinzelnd öffnete ich die Augen. >Ist etwas passiert?< fragte ich sofort beunruhigt. Sie kam selten ohne Vorankündigung in mein Zimmer. Eher war ich diejenige, die sie aufsuchte oder in ihre Gemächer zitiert wurde. Vielleicht hatte Geia ihr sogar von der Sache in der Arena erzählt. Sie mochte meine beste Freundin sein, aber sie war auch meine Aufpasserin und nahm ihre Aufgabe sehr ernst.
>Ich wollte mich erkundigen, wie weit du vorangekommen bist und ob du Hilfe brauchst.< Mir fiel auf, dass sie ihr funkelndes Diadem nicht trug und das ließ sie mehr wie eine Mutter als eine Königin erscheinen. Es wäre schön mich ihr zu öffnen, ihr alles zu erzählen, was heute passiert war, mich sogar bei ihr darüber zu beschweren, dass Prinzen Prinzen waren und ich nicht den Nerv besaß, mich mit ihnen zu befassen. Doch sie würde nur weiter bohren und unangenehme, tiefgründige Fragen stellen, weshalb ich beschloss vorerst den Mund zu halten. >Die Arena sieht toll aus. Alle haben sehr gut mitgearbeitet und eigene Ideen mit eingebracht. Auch mit den Prüfungen bin ich zufrieden.<
>Das freut mich zu hören. Ich weiß, dass ich eine fähige Tochter habe.< Ihr Lob wärmte mich auf die angenehmste Weise. >Benötigst du dann noch Zeit oder soll ich morgen das Volk informieren? Prinz Jahwe hat mir vorhin eine Nachricht zukommen lassen und nach dem aktuellen Stand der Dinge gefragt. Aber lass dich davon nicht unter Druck setzen. Geduld ist eine Tugend, die er besitzen sollte.<
Ich bezweifelte, dass er überhaupt wusste, wie man Geduld buchstabierte, so wie er mich heute angegangen war. Aber auch das schluckte ich hinunter. Wäre ich so rachsüchtig, wie er sich wahrscheinlich dachte, würde ich ihn noch mindestens eine Woche lang warten lassen, doch je eher ich die Sache hinter mich brachte, desto schneller wurde ich ihn los. >Ich möchte morgen nochmal alles gründlich überprüfen, das reicht für die Ankündigung. Dann kann Agoma übermorgen stattfinden.<
>Bist du sicher?<
Ich nickte ernst. >Das bin ich.<
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214

21.08.2023, 22:08

Jahwe

Und wenn wir ihn finden, fresse ich ihn auf, knurrte Liora in meinem Kopf. "Du isst kein Menschenfleisch, also solltest du erst Recht nicht bei einem solchen Menschen damit anfangen. Vor allem hat er es nicht verdient in deinem Magen zu landen und dadurch ein Teil von dir wird", widersprach ich ihr. Sie hob ihr Kopf aus dem Wasser und starrte mich an, dann ertränke ich ihn in der tiefsten der Tiefste des Meeres. Und dort werden Ungeheuer ihn fressen. "So aggressiv kenne ich dich nicht", zog ich ein Augenbraue hoch. Sie schnaubte, wodurch Luftblasen im Wasser entstanden, weil dieses unwürdiges Wesen nicht aufhört dich zu jagen und glaubt er dürfte deinen Platz einnehmen. Er, der nicht Erwählte. Niemals würde er würdig werden. Das Herz der Insel wird sich ihm verweigern.

Willow

"Danke", antwortete ich ihm und dachte einen Moment nach: "Ich brauche nichts mehr." Wir durchquerten das erstes Tor und ich musterte die Wachen, ehe ich mich wieder Zen zuwandte: "Ich verstehe nicht, wozu die Münzen gut sind. Sie sind nicht essbar, haben eigentlich keinen wirklichen Zweck und schön anzusehen sind sie auch nicht. Es sind einfach platte Edelmetalle mit irgendwelche Zeichen von euch Menschen. Tauschhandel wäre einfacher, es wäre ein Gleichgewicht aus Geben und Nehmen."


215

22.08.2023, 10:27

Zen

Ihre Frage war durchaus berechtigt. Wenn man in der Natur aufwuchs wie sie, wunderte man sich über solche Mittel. Ein Tauschhandel klang fairer und nachvollziehbar. Ein Geben und Nehmen, wie sie sagte. >Ich weiß nicht, wer das Geld in die Welt gebracht hat, aber das System funktioniert und ermöglicht einen länderübergreifenden Handel. Es ist überall gleich viel wert. Bei einem Tauschhandel müsste man abwägen, wie viel einem das, was angeboten wird, wert ist. Dadurch könnte es zu Ungerechtigkeiten kommen, weil die eine Person mehr verlangt, die andere weniger. Aber ein festgesetzter Preis bietet keinen Spielraum, es sei denn der Händler lässt sich darauf ein.< dachte ich laut nach. Dann zuckte ich mit der Schulter. >Um ehrlich zu sein, habe ich aber keine richtige Meinung, was das Thema Geld betrifft. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Geld kann einem ein besseres Leben ermöglichen oder es weckt Gier in anderen.<
Nach dem zweiten Tor gelangten wir in den Palastgarten, wo ich unwillkürlich an den aufgebrachten Gärtner denken musste. Was wohl aus Willows erblühte Ecke geworden war? >Ich gebe dir nachher etwas Geld, damit du nicht mit leeren Händen auf dem Markt unterwegs bist.<

Kersia

Ich verließ wenig später mit meiner Mutter das Zimmer und folgte ihr ins Arbeitszimmer, wo der Brief vom Prinzen geöffnet auf dem Tisch lag. Er hatte eine saubere Handschrift, stellte ich neutral fest, während sie eine Antwort verfasste. Die offizielle Ankündigung hatte sie bereits im Voraus geschrieben und von ihren Beratern gegenprüfen lassen, sodass ich mir das Endergebnis anschauen durfte. Solche Texte würde ich künftig auch verfassen müssen. Zeile für Zeile las ich das Geschriebene und stellte mir dabei die Reaktion der Leute vor, wenn sie diese Mitteilungsblätter morgen in der Hand halten würden.

Verehrtes Volk der Heißen Quellen,

wir freuen uns, euch eine historische Bekanntmachung aus dem Herzen unseres Königreichs überbringen zu dürfen. Die Königin, in ihrer Weisheit und ihrem Engagement für die Zukunft unseres Landes, hat eine bedeutende Entscheidung getroffen, die das Schicksal des Königreichs beeinflussen wird.
Am morgigen Tage wird die Königin in einer feierlichen Ansprache an das Volk die Einführung einer ungewöhnlichen und dennoch traditionellen Herausforderung verkünden - Agoma, eine zweitägige Prüfung zur Ernennung des nächsten Thronfolgers. Prinz Jahwe Wana'ao. Diese Entscheidung wurde getroffen, um sicherzustellen, dass der nächste Monarch nicht nur durch Abstammung, sondern auch durch seine Fähigkeiten und seinen Charakter würdig ist, den Thron zu besteigen.
Der Prinz wird sich verschiedenen Herausforderungen stellen, die seine körperliche Stärke, seine geistige Entschlossenheit und sogar seine magischen Fähigkeiten auf die Probe stellen.
Die Königin lädt das Volk ein, diese bedeutsame Bekanntgabe mit offenem Herzen zu empfangen und den Thronfolger während der kommenden Tage des Kampfes mit guten Wünschen zu begleiten. Dies ist eine Gelegenheit, den königlichen Anwärter in Aktion zu sehen und das Vertrauen in seine künftige Führung zu stärken.
Die Ansprache der Königin wird morgen in der Arena gehalten. Ihr seid herzlich eingeladen, diesem historischen Moment beizuwohnen und darüber zu berichten.
Zeitmenschdoku: https://www.youtube.com/@zeitmenschdoku2678
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216

22.08.2023, 19:36

Jahwe

Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Heute war kein guter Tag, doch wie sagte man es schön: Nach Regentagen folgte der Regenbogen und dann kehrte die Sonne wieder zurück. Ich hörte leise das Wasser plätschern, als Liora ihre Schwimmrunden ging und das Geräusch von Wasser war beruhigend. So beruhigend, dass ich allmählich eindöste. Im Hintergrund hörte ich noch das Rascheln der Blätter, als wollte der Wind mir leises ein Schlaflied singen und die Sonne wärmte sanft mein Gesicht wie eine Decke.

Willow

"Das hört sich dennoch kompliziert an", stellte ich fest und schüttelte den Kopf über dieses seltsamen System. Dann runzelte ich mit der Stirn, denn ich hatte verstanden, dass diese Münzen ihren Wert besaßen. "Wenn du doch ein Handbohrer hast, brauche ich kein Münzen. Und ich möchte sie nicht einfach annehmen, es sei denn ich kann dir dafür etwas zurückgeben", antwortete ich ihm. In der Ferne sah ich schon das Haus und spürte bei diesem Anblick einen Funken Wärme in meinem Brustkorb. Eine kleine Gestalt kam uns entgegengelaufen, es war Hoku und mauzte uns freudig an. Ich ging in die Hocke, sodass er auf meine Hände hüpfen konnte und wir gaben uns einen Nasenstupser. Dann hob ich ihn zu meiner Schulter, wo er sich Platz nehmen konnte. Hoku zwitscherte in Zens Richtung. "Er grüßt dich auch", sagte ich zu ihm.


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22.08.2023, 20:12

Zen

Ich hätte mir denken können, dass sie das Angebot ausschlug, aber ich würde sie nochmal darauf ansprechen, weil es auch um ihre Unabhängigkeit auf dieser Insel ging. Sie sollte die Möglichkeit haben, sich frei zu bewegen und sich selbst etwas Schönes oder Brauchbares zu kaufen, wenn sie wollte.
>Schön dich zu sehen.< sagte ich an ihren kleinen Freund gewandt, als wir das Haus erreichten. Ich musste mich noch an die ganze Umgestaltung gewöhnen, aber mir gefiel es. Es hob sich von allen anderen Gebäuden in der Stadt ab. >Ich hole den Bohrer, du kannst gerne draußen oder in der Küche warten.< gab ich ihr Bescheid, als ich durch die Haustür ins Innere trat und die Abstellkammer unter dem Treppenaufgang ansteuerte. Stirnrunzelnd durchforstete ich die Behälter, bis ich endlich fündig wurde. Ich war gespannt auf das Ergebnis von Willows‘ Handwerk.

Kersia

Ich legte die Mitteilung zurück auf den Stapel und dachte über die Worte nach. Offenes Herz. Gute Wünsche. Das würde mir persönlich sehr schwer fallen, aber ich verstand den Hintergrund dieser Aussagen. Die Menschen sollten wissen, dass die Königin hinter ihrer Entscheidung stand und sie befürwortete, damit kein Unmut wach wurde. Fest stand, dass das Ganze zu plötzlich war, um es sofort zu begreifen. Wir hatten in kürzester Zeit etwas auf die Beine gestellt, das den Fortlauf der Geschichte dieses Königreichs gravierend verändern würde.
>Hast du Bedenken wegen dem Prinzen?< fragte ich meine Mutter direkt, da mich das seit dem Allianz-Treffen schwer beschäftigte. Dort hatte sie wenig begeistert geklungen, sie hatte eher gewirkt, als wäre sie gegen die Machtübergabe. Aber irgendwie hatte sie ziemlich schnell ihre Meinung geändert. Oder sie behielt ihre wahren Gedanken für sich, was ich auch verstehen würde.
Sie sah von ihren Unterlagen auf und musterte mich nachdenklich. Ihr Blick glitt in weite Ferne. >Wir kennen ihn nicht, er ist uns aktuell fremd und wir wissen auch nicht, was er für die Zukunft plant. Ich warte Agoma ab, um seinen Charakter zu bewerten. Aber… er hat mich ein wenig an Thales erinnert. Er scheint mir der Kopf-durch-die-Wand-Typ zu sein. Das liegt wohl in der Familie.< Ihr Mundwinkel zuckte. >Es stimmt, dass ich nach Thales’s Tod geschworen habe sein Land zu beschützen und es nach seiner Vorstellung zu führen. Wir haben zwar unterschiedliche Ansichten geteilt, wie man regiert, aber aus Respekt vor ihm als König war es mir wichtig sein Werk auf seine Weise fortzuführen. Und es hat funktioniert, auch wenn ich zwischendurch Zweifel hatte. Gut, ich gebe zu…< Sie neigte lächelnd den Kopf. >… Ardan, Jadis und die anderen haben mich sehr dabei unterstützt zwei verschiedene Reiche in Einklang zu bringen. Allein hätte ich das nicht geschafft.<
>Das glaube ich nicht. Du bist eine großartige-<
>Auf Dauer kann man keine gute Herrscherin sein, wenn man nicht von den richtigen Leuten umgeben ist. Egal wie groß deine Talente sind, egal wie gut du dich mit deinem Volk verstehst, es wird immer Momente geben, wo du an dir zweifeln wirst und wo die Worte deiner Feinde dir unter die Haut gehen und dich nächtelang verfolgen werden. Zu regieren ist keine Gabe. Es ist tägliche, harte Arbeit. Das alles kann man nicht alleine stemmen.< sagte sie ernst und griff nach meiner Hand, um sie sanft zu drücken. >Wenn deine Zeit gekommen ist, wünsche ich dir Freunde an deiner Seite, deren Loyalität du dir sicher bist und die nie davor zurückschrecken werden, dir auch die hässlichen Wahrheiten ins Gesicht zu sagen.<
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22.08.2023, 20:50

Jahwe

Meine Augen rissen weit auf, als ich plötzlich nicht mehr atmen konnte und mein Körper war wieder zu einer Statue erstarrt. Über mir sah ich verschwommen die Blätter des Baumes tanzen und durch den Äste die Wolken vorbeiziehen. Meine Lunge verkrampfte sich mehr, als die kalte Panik mich krallte. Schweiß benetzte meine Haut und innerlich schrie ich laut auf, denn nicht mal meine eigene Magie konnte mir helfen. In diesem Moment war ich immer hilflos ausgeliefert. Ich hörte das Wasser laut plätschern und Lioras Kopf schob sich in meinem Sichtfeld. Lass mir dir helfen. Ich konnte nicht mal klar denken, um ihr zu antworten. Ich musste das hier schaffen. Alleine. Heiße Tränen rannen langsam meinem Gesicht hinab.

Willow

Ich ging in die Küche und entdeckte die Kanne mit dem Sommersaft. Daneben fand ich ein unbenutztes Becher und goss mir was ein, um meine Kehle zu erfrischen. Diesmal nahm ich die geräumige Küche genauer wahr. Ich trat zu einem schmalen Regal mit vielen Gläser, in denen getrocknete Gewürze aufbewahrt wurden. Ich entdeckte ein Glas mit glitzernde, kleine Kristalle. Neugierig öffnete ich es und schnupperte daran. Der Duft erinnerte mich ein wenig an das Meer. Ich ließ ein kleines Haufen auf meiner Handfläche rieseln und leckte es ab. Sofort fühlte es sich an, als würde meine Zunge sich einrollen. Leicht würgend stürzte ich mich zum Sommersaft, goss erneuert die Flüssigkeit in dem Becher und trank es überstürzt aus. Mein Körper schüttelte sich. Es schmeckte wie das Meer, nur intensiver. Es war Salz in sichtbarer Form.


219

22.08.2023, 21:27

Zen

Ich blieb im Türrahmen stehen, als ich sah, wie Willow neugierig das Salz abschmeckte und dann ihr Gesicht verzog. Sie ertränkte den Geschmack im Sommersaft und ich schaffte es nicht mein Lachen zu unterdrücken. Kopfschüttelnd betrat ich die Küche und legte den Handbohrer auf der Theke ab. >Ich sehe schon… Ich werde meinen Spaß haben, dich in die Geschmäcker der Küche einzuweihen.< zog ich sie amüsiert auf.
Dann ging ich vor einem der Küchenschränke in die Hocke und griff nach der Tafel Schokolade, die ich zusammen mit anderen dort lagerte. Ich brach ein Stück ab, drehte mich um und hielt es ihr lächelnd hin. >Hier, das wird dir garantiert gefallen. Besser als reines Salz.<

Kersia

In Gesprächen wie diesen wurde mir erneut bewusst, wie viel meine Mutter erlebt hatte, um im Heute die Person zu sein, die sie war. Sie konnte streng sein, sehr sogar, oftmals auch brutal Regelbrechern gegenüber, aber auf der anderen Seite empfand sie ein unendliches Maß an Verständnis. Sie war mein Vorbild. Ich wollte wirklich so sein wie sie. Besser konnte ich es nicht machen, auch wenn sie immer das Gegenteil behauptete.
Ich sah auf unsere Hände hinab und hing kurz meinen eigenen Gedanken nach. >Also… tun wir das Richtige?<
Sie zuckte gleichgültig mit der Schulter. >Manchmal weiß man das erst viel später. In dieser Angelegenheit ist blindes Vertrauen ein fataler Fehler, so viel steht fest. Aber was das Volk der Heißen Quellen betrifft, hebt es sich in einer Sache von den anderen ab - die tiefe Verbundenheit zu der herrschenden Person. Sind sie von dir überzeugt, folgen sie dir mit Herz und Seele. Auf diese Weise haben sich über all die Jahre hinweg wertvolle Bürgerinnen und Bürger freiwillig gemeldet mir ohne Gegenleistung zu Diensten zu sein. Sie erstatten mir Bericht, wenn sie es für wichtig erachten, sind aber im Grunde genommen normale Volksleute. Keine Spione. Keine bezahlten Wächter.< Sie stützte ihr Kinn auf ihrer Hand ab und schenkte mir ein kleines, belustigtes Lächeln. >Hast du ernsthaft gedacht, dass ich dir nur deine beste Freundin zur Seite stelle, wenn du dort unterwegs bist? Sei es eine ältere Dame, ein junger Warenhändler, eine Bedienstete in einer Gaststätte… Ich habe Augen und Ohren überall. Deshalb bin ich, was Prinz Jahwe betrifft, unbesorgt. Diese Stimmen werden es sein, die mein Urteil über ihn stark beeinflussen werden. Sie sind die Menschen, die durch Thales Führungsstil gelernt haben selbstbestimmt zu entscheiden, wer auf dem Thron zu sitzen hat. Das wäre bei uns undenkbar, da wir uns durch Willensstärke und Biss beweisen.<
Ich starrte sie ungläubig an. >Und das erzählst du mir erst jetzt? Von wie vielen Menschen reden wir hier?<
>Das verrate ich dir nach deiner Krönung.< erwiderte sie schmunzelnd. >Ihre Loyalität kann sich zwar wegen Prinz Jahwe verschieben, aber ich weiß, dass viele von ihnen uns weiterhin treu bleiben werden. Dankbarkeit reicht sehr tief.<
Das Ganze musste ich erst mal verdauen. Ich dachte an alle meine Begegnungen zurück, auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen, dass man mich zu genau im Blick gehabt hatte, doch das war schlichtweg unmöglich. Was, wenn sich einige unter ihnen befanden, mit denen ich sogar intim geworden war? Keine Ahnung, warum mir ausgerechnet dieser seltsame Gedanke kam, aber ich war zu perplex, um richtig arbeiten zu können. Meine Mutter war tatsächlich eine gerissene Persönlichkeit. Kein Wunder, dass man sie über zwei Jahrhunderte lang regieren ließ. Sie kannte die Spielregeln in- und auswendig und wusste sie zu ihrem Vorteil einzusetzen.
Umso wichtiger war es, dass ich viel von ihr lernte, aber für heute hatte ich genug gearbeitet. Ich würde ihr ein anderes Mal über die Schulter schauen und beschloss stattdessen mit Nakola einen Ausflug zu machen. Wir unternahmen in letzter Zeit zu wenig gemeinsam, deshalb wollte ich das nachholen und mit ihm ein großes Stück Freiheit genießen.
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220

22.08.2023, 22:05

Jahwe

Liora blies warmer Atem in meine Lungen und ihr weiche Nüstern berührte mein Stirn, wodurch alle Knoten in meinem Körper sich auflösten. Ich schnappte laut nach Luft, stemmte mich sitzend hoch und zog die Beine an meinem Körper. Meine Arme umschlangen sie und schwerfällig ließ ich den Kopf auf die Knien sinken. "Ich habe es wieder versagt", murmelte ich frustriert. Sei nicht hart zu dir. "Das Volk braucht nicht eine solche Schwäche. Sie müssen sich auf meine Stärke vertrauen können, ich darf nicht wanken. Ich darf nicht so fehlbar sein", flüsterte ich. Jahwe, du bist nicht schwach und ich kenne kein mutigeren Herz, als Deines. Es ist menschlich fehlbar zu sein, es kommt darauf an wie du damit umgehst. Mache deine Schwäche zu einer Stärke. Jeder Mensch besitzt seinen eigenen inneren Dämon und das zeigt sich in verschiedene Formen. Ich seufzte schwer und zog die Beine noch enger an meinem Oberkörper: "Ich wünschte mein Onkel und mein Vater wären hier, um mir Rat geben zu können. Ich wünschte ich könnte sie fragen, ob für sie als König und General auch nicht immer einfach war und ob sie auch manchmal solche Momente haben, wo sie sich schwach fühlen und an sich gezweifelt haben. Wie sie sich wieder bestärkt haben. Aber sie sind nicht da. Nalu mag mir viel beigebracht haben und ich weiß, dass du auch für mich da bist....Trotzdem ist es manchmal einsam ein Prinz zu sein, wenn du keine nahestehende Person mehr hast, der diese Rolle sehr gut versteht."

Willow

Meine Ohren zuckten, als ein Lachen in dem Raum erklang und ich zog meine Nase kraus. "Dem Salz werde ich mich nicht mehr nähern", erwiderte ich und musterte das braune Stück in seiner Hand. "Die Farbe erinnert mich an Matsch", zögernd nahm ich das Stück entgegen und dabei berührten sich unsere Finger. Meine Fingerkuppen begannen leicht zu kribbeln. Ob es an diesem Stück lag? Ich schnupperte daran. Ein Duft, was mir so fremd war und doch verlockend roch. Aber weil ich mir immer noch nicht vorstellen konnte, wie es mir schmecken sollte, wenn es wie Matsch aussah, berührte ich das Stück kurz mit der Zungenspitze. Ich blinzelte. Und nahm das ganze Stück in dem Mund. Es war verlockend süß und schmolz auf meiner Zunge, wodurch der Geschmack sich noch mehr entfaltete. Genießerisch schoss ich die Augen und gab von mir ein sehr zufriedenes Brummen.