Zen
Geduldig wartete ich ihre Reaktion ab und schmunzelte, als sie die Schokolade erst anleckte, bevor sie sich traute das ganze Stück in den Mund zu schieben. Wie erwartet, schmeckte es ihr. Ich hatte selten jemanden kennengelernt, der keine Schokolade mochte. Das war undenkbar. >Das ist Schokolade. Man kann damit sehr viel kombinieren. Früchte zum Beispiel.< erzählte ich ihr lächelnd. >Oder Schokoladenkuchen. So süß, dass du nach einem Stück platt bist.<
Ich schenkte mir ebenfalls ein Glas Sommersaft ein und nahm ein paar Schlucke. >Nach der Arbeit kann ich dir gerne mehr zum Probieren geben.< bot ich an und legte die kleine Tafel Schokolade neben den Handbohrer. >Damit kannst du dich selbst belohnen.<
Kersia
Gut gelaunt wartete der Maritani in der Nähe meines Zimmers bereits auf mich, da er meine Aufbruchsstimmung spürte. Lächelnd schmiegte ich mich an ihn und streichelte seinen langen Hals. >Na, hast du mich vermisst, monoke?< Als Antwort gab er ein hohes Fiepen von sich und schwamm ein paar Mal zügig um mich herum, dass ich von der Strömung herumgewirbelt wurde. Ich lachte belustigt. Da war jemand sehr ungeduldig und voller Energie.
Anstatt nach seiner Flosse zu greifen, schlang ich beide Arme um seinen Hals und gab ihm ein Zeichen, dass ich bereit war. Wie immer schoss er wie ein Pfeil durchs Wasser, schneller als jede Strömung des Meeres. Wie ein reißender Fluss.
Erst blieben wir in der Nähe des Palastes, der Gärten, dann wechselte er den Kurs und steuerte aufs Festland zu, weil er es liebte zwischen den herausragenden Felspfeilern im Zickzack zu schwimmen. Ich hielt mich weiterhin an ihm fest, passte mich seinen schlängelnden Bewegungen an. Auf diese Weise konnte ich alles hinter mir lassen. Frei sein. Ungezwungen. Wild und berauscht. Dann erreichten wir seichtere Gewässer und ich erkannte die Umgebung. Wir waren in der Nähe der Bucht. Allerdings nahm ich eine starke Präsenz wahr, die ich überall wiedererkennen würde. Ein Drache war schwer zu verschleiern, wenn man sehr feine Sinne wie ich besaß.
Sofort kippte die Stimmung, denn ich hatte mich auf eine entspannte Zeit in meiner Lieblingsbucht gefreut. Aber nun war der Prinz da. Na toll. Bevor er mich entdeckte, gab ich Nakola zu verstehen, dass wir ausnahmsweise weiterziehen sollten, weil ich keine Lust auf die nächste Auseinandersetzung mit ihm hatte. Zu groß war die Ablehnung. Doch mein Gefährte hatte andere Pläne, als er abrupt tiefer abtauchte und mich direkt zu den Ufern der Bucht brachte. Ich protestierte, aber er hörte nicht auf mich, sondern begann aufgeregt zu quietschen und mit den Flossen zu wackeln. Er schüttelte mich regelrecht ab, sodass ich gezwungen war loszulassen und empört aufzutauchen. >Was ist denn mit dir los?!<
Anstatt mich anzusehen, schaute er zum Wasserdrachen, der die Hälfte vom Prinzen abschirmte. Trotzdem sah ich noch, dass dieser zusammengekauert dasaß, als wäre er... traurig? Neeeeein. Nah ah. Nach dem langen Tag spielte mir mein Verstand was vor, genau so wie sich Nakola verwirrend benahm.