Zen
Perplex sah ich Willow an, als sie mich plötzlich als heiß bezeichnete. Ich verstand zunächst gar nicht, wie sie darauf kam und warum sie das ausgerechnet jetzt sagte, aber die Verlegenheit über das Kompliment machte sich mal wieder mit Erröten bemerkbar. Gleichzeitig fand ich es irgendwie witzig, dass sie ausgerechnet diesen Begriff gewählt hatte. Aus ihrem Mund klang er auswendig gelernt, irgendwo aufgeschnappt und wiederholt. Ich biss mir kurz in die Unterlippe, um ein befangenes Lachen zu unterdrücken.
Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, hörte ich eine andere, vertraute Stimme. Die meines Vaters. >Zen… Wie gut, dass ich dich hier antreffe. Und du scheinst in Begleitung zu sein.< In seiner gewöhnlichen und dennoch eindrucksvollen Bekleidung kam er auf uns zu, während sein flammend goldener Blick zwischen mir und Willow wechselte. Dann sah er mich mit einem warmen Lächeln an. >Prinz Jahwe hat uns zu seiner Feier heute Abend eingeladen. Laut offizieller Ankündigung wird Agoma schon morgen stattfinden und anscheinend möchte er uns alle persönlich treffen, bevor es ernst wird. Ihr beide…< Er schaute kurz zur Mondelfin. >… wurdet herzlich eingeladen. Wenn es euch zeitlich nicht passt, kann ich nachher eine Absage schicken.<
Oh. Mit dieser schnellen Abfolge der Ereignisse hatte ich nicht gerechnet. Kersia musste sich ziemlich ins Zeug gelegt haben, um eine Veranstaltung wie Agoma auf die Beine zu stellen. Ich fand es nett, dass Prinz Jahwe uns vorher näher kennenlernen wollte, es würde uns allen dabei helfen uns an die neuen Gegebenheiten anzupassen. >Von meiner Seite aus gern. Ich nehme die Einladung gerne an.< Mein Blick glitt weiter zu Willow. Ihr stand es natürlich frei für sich selbst zu sprechen. Ich fände es schön, wenn sie auch mitkam.
Kersia
Wie erwartet hatte die Quellenmusik eine beruhigende Wirkung auf mich. Jedes Instrument, jede Stimme harmonierte im Ganzen und gab mir das Gefühl, als könnte ich die Welt mit einer einzigen Umarmung erobern. Außerdem war die Akustik in der Arena hervorragend. Würde mich nicht wundern, wenn Leda im nächsten Moment das nächste Theaterstück ankündigte und die Schauspielerinnen und Schauspieler die Bühne betraten.
>Wann findet die nächste neue Aufführung statt?< fragte ich die ältere Frau interessiert. Manchmal dauerte es bis zu einem Jahr, bis ein neues Stück zuschauerbereit war und Geduld gehörte nicht zu meinen größten Stärken.
Leda lächelte wissend. >Wir sind gut im Zeitplan. Ich schätze Ende des Monats werden wir mit der Werbung beginnen.<
>Uuuund darf ich schon erfahren, worum es in dem Stück geht?< fragte ich ganz brav und mit dem süßesten Lächeln, das ich aufbringen konnte. Leider erfolglos, denn auch wenn Leda sich wie eine Großmutter verhielt, war sie zudem eine schlaue Geschäftsfrau. >Du wirst dich gedulden müssen, Prinzessin Kersia. Habe ich dich jemals enttäuscht?<
Schmollend schüttelte ich den Kopf. >Ich könnte zwar jemanden aus dem Theater verführen und mir Antworten holen, aber ich respektiere die Künste zu sehr, um das zu tun.<
>Das ist äußerst nobel von dir, Kindchen.< erwiderte sie schmunzelnd. Sie wusste, dass ich sie nur aufzog.