Zen
Die Abkühlung hatte ich dringend gebraucht. Dieser Moment vorhin hatte mich viel Herzklopfen gekostet und ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht für mich war. Einerseits wollte ich für Willow da sein, ihr helfen, ihr eine Stütze sein, weil das einfach zu meinem Wesen gehörte, andererseits bewegte ich mich selbst auf unebenem Boden. Es war eine Weile her, dass ich mit einer Frau, die nicht zu meiner Familie oder meinem Freundeskreis gehörte, so viel Zeit verbrachte. Vielleicht hatte ich deswegen diese Nähe zugelassen, weil ich mich insgeheim wieder danach sehnte tiefer zu tauchen als bloß weiterhin auf der Oberfläche zu schwimmen. Mit diesem Gedanken schnappte ich wenig später nach Luft und strich dabei mit beiden Händen mein nasses Haar zurück. Anscheinend zeigte der Verband Wirkung, denn Willow war mir gefolgt und sie sah nicht aus, als würde sie unter Schmerzen leiden. Hemd und Hose klebten an mir, als ich ihr entgegen schwamm. >Fühlt sich gut an, oder?<
Kersia
Das Lied besaß etwas Hypnotisches, etwas, mit dem man jedem Seemann den Kopf verdrehte und selbst die Meerwesen anlockte. Ich fühlte es tief in mir, diesen Ruf der unendlichen Weite. Mit geschlossenen Augen fand ich meinen Weg im Wasser, ich nahm alles und nichts zugleich wahr, bis sich plötzlich eine Hand um mein Handgelenk schloss und ich abrupt die Augen aufriss. Den Blick gen Himmel gerichtet. Ich sah zur Seite in Geias wachsames Gesicht. >Was ist los?< fragte ich sie verwirrt. Der Klang in meinem Herzen wurde leiser, bis er gänzlich verstummte.
Sie ließ langsam von mir ab. >Nichts, nur… es sah aus, als würdest du verschwinden.<
Das irritierte mich noch mehr. >Wie soll ich verschwinden, wenn ich direkt neben dir bin?<
Auf diese Frage bekam ich keine Antwort, sondern nur einen nachdenklichen Ausdruck und ein kurzes Schulterzucken. Manchmal wüsste ich echt gerne, was im Kopf meiner Freundin vor sich ging. Ich hatte doch nur gesungen und mich unendlich wohlgefühlt.