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24.09.2023, 15:09

Zen

Aufmerksam beobachtete ich Jahwe, der sich versteifte, als müsste er sich dem schlimmsten Feind entgegenstellen. In den meisten Fällen war es auch die eigene Angst, weshalb ich diese Reaktion nachempfinden konnte. Allerdings rechnete niemand mit der Dunkelheit, die plötzlich aus ihm strömte, während er selbst sich in der eigenen verlor. Sofort veränderte sich die Stimmung in der gesamten Arena und ich spürte, dass diese Magie einen Effekt auf mich hatte. Es rief eine ureigene Angst in mir hervor, schlimme Erinnerungen, absolute Einsamkeit und so, so viel Übel.
In meiner Brust spürte ich ein schmerzhaftes Krampfen, dumpf hörte ich Willows Worte in meinen Ohren. Sie hatte recht. Was da unten passierte, musste beendet werden. Ein kalter Schauder durchlief mich und plötzlich blitzte das Bild einer finsteren Höhle vor meinem inneren Auge auf. Glühende Augen. Schatten. Verzerrte Fratzen. Meine Atmung wurde schwerer und ich stand abrupt auf, stolperte fast über den Sitz, als ich mich umdrehte und fluchtartig die Tribüne verließ. Ich brauchte Abstand. Ich musste dieser Wirkung entfliehen. Ich wollte nicht zurück in diese Zeit reisen. Sie war zu schrecklich, selbst in Bildfetzen.

Kersia

Meine Augen klebten an seinem Gesicht, ich sah ihn so lange an, dass ich ihn aus dem Kopf heraus zeichnen könnte. Selbst die markanten Gesichtszüge, die sich allmählich zu einer Maske der Angst formten. Sein ganzer Körper spannte sich an, als wäre er zur Statue gefroren. Ich wartete noch ein bisschen, gab ihm eine kleine Möglichkeit diesen Bann zu brechen, doch spätestens bei dem dunklen Nebel wurde es Zeit zu handeln. Dabei spürte ich, dass es seine eigene Magie war, die die Kontrolle an sich riss. Dunkle Gefühle. Der tiefe Abgrund der Seele. Vielleicht lag es daran, dass ich oft genug in meinen eigenen Spiegel geblickt hatte, um seiner Wirkung widerstehen zu können.
Ich rief nach Nalu, wohl wissend, dass sich der treue Wächter in der Nähe befand, um seinem Prinzen zu helfen. Doch in der Zwischenzeit musste ich dafür sorgen, dass die Zuschauer von Jahwe abgeschirmt wurden. Er würde nicht wollen, dass seinetwegen das Volk zu Schaden kam.
Nach einem tiefen Atemzug bewegte ich die Hände in sanften Kreisen, sammelte mehr Wasser aus der Umgebung und formte damit eine schimmernde Seerose, die uns beide umschloss. Sobald Nalu da war, würde ich ein Blatt für ihn öffnen, um ihm Zutritt zu verschaffen. Als Nächstes trat ich ins Becken. Damit unterbrach ich die wirkende Magie der Quelle, das Spiegelbild verschwand. Ich ignorierte die dunklen, schweren Wolken, die Jahwe weiterhin umgaben und hob die Hände, die nun in einer dünnen Schicht Wasser steckten. Wie Wasserhandschuhe. Dann legte ich meine Fingerspitzen sanft an seine Schläfen und schloss die Augen. Bis Nalu eintraf, würde ich ihm auf meine Weise helfen, denn ihn unnötig weiter leiden zu lassen, widersprach meiner Natur.
Was ich vorhatte, hatte mir einst eine sehr alte, weise Meeresschildkröte gelehrt. Mithilfe des Wassers und der richtigen Magie war man in der Lage einen Teil von sich selbst mit einem anderen Wesen zu verbinden. Wie eine Strömung, die von einem Ort zum nächsten floss. Es musste nichts großartig Intimes sein. Ich selbst bestimmte, wie viel ich von mir preisgab und suchte nach der richtigen Erinnerung, in der ich viel Entdeckerlust, Spaß und Freude empfunden hatte. Ich zeigte ihm die Ruinen von Theion, einem meiner Lieblingsorte Unterwasser. Ich zeigte ihm die Tempel, die vielen, verschiedenen Blumen, all die Farben und Fische, die dort lebten. Ich schwamm zwischen den Säulen umher, mal tiefer, mal höher, betrachtete das sanfte Schimmern der Meeresoberfläche und folgte einem Schwarm Silberfische, die sich ruckartig bewegten und um die nächste Ecke verschwanden. Meine Hand fuhr dann durch weiches Algengras und in Gedanken summte ich die Melodie, die mich immer mit dem Meer verband.
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24.09.2023, 16:10

Jahwe

Wie bei einem Gewitter in der finstere Nacht flackerte Licht auf und zeigt in den kurzen Augenblicken Bilder schöner Momente, in der auch die Gestalt von Prinzessin Kersia erschien. Es waren Momente der Freude und des Glücks, die sie in ihre Erinnerungen empfunden hatte. Ein starker Kontrast zu den donnernde Stimmen aus der Dunkelheit. Ich spürte wie die positive Energie des Lichts mich streifte, mich von dem Albtraum mit meiner Mutter abwenden ließ. Ich spürte die Herzenswärme in den Erinnerungen, hörte die sanfte Melodie, die die Stimmen leiser werden ließ und mühsam schaffte es mein Geist sich von den dunklen Wolken zu lösen. Ich blinzelte, als ich wieder in der Realität auftauchte. Sah verschwommen in die Meeraugen von Prinzessin Kersia und spürte die heiße Tränen auf den Wangen. Ich nahm das Brennen in meine Lungen wahr, die Enge in meiner Kehle und den kalten Schweiß in meinem Nacken. Ich konnte mich immer noch nicht bewegen, war wieder in meinem eigener Körper gefangen. Die Panik kribbelte in meinem ganzen Körper und bevor sie mich überrollte wie eine riesige, unbeherrschte Welle, konzentrierte ich mich auf ihre Augen, die mich an das Meer erinnerte. Lauschte der Melodie. Es überraschte mich, dass ich plötzlich ein Zucken in meiner Hand spürte und dass die Enge in meiner Kehle sich ein wenig lockerte, sodass ein kleiner Luftstrom in meine Lunge kam. Dann verschwand sie plötzlich, als Nalu sie beiseite schob und mein Gesicht umfasste. "Jahwe", seine Stimme war unendlich sanft: "Konzentriere dich nur auf meine Stimme, siehe nur mich an. Atme mit mir." Er begann meine Schläfen zu massieren. Ich hörte seine Stimme. Ich sah seine Augen. Ich atmete mit ihm. Dann konnte ich endlich wieder atmen und mein Körper sackte gegen Nalu, als die angespannten Muskeln sich lockerten. "Wie laut sind die Stimmen?", er hielt mich fest und strich über meinem Kopf. "Viel zu laut", meine Stimme war heiser und eine tiefe Erschöpfung schwang in ihr mit: "Es....ist es ausgebrochen?" "Macht dir keine Sorgen, wir haben alles in dem Griff. Es wird alles wieder gut. Ich werde dich jetzt ins Bett bringen, damit du dich erholen kannst", antwortete Nalu. Ich schloss schmerzvoll meine Augen: "Ich wollte nicht, dass es passiert."

Willow

Seine Augen erinnerte mich an dem Blutmond vor vielen Jahren. Ein schattiges Dunkelrot. Sein Atmung wurde schwerer und ich begriff, dass auch die Magie ihn erreicht hatte. Dass sie seine innere Dämonen geweckt haben. Als Zen aufsprang und wie ein Tier vor seinem Jäger floh, folgte ich ihm. Die Trauer um Ayla überwältigte mich diesmal nicht, wie sie es gestern getan hatte. Vielleicht weil ich mit Zen darüber gesprochen hatte und die Trauer zugelassen hatte. Der bohrender Schmerz in meinem Brustkorb war da und ich sah das inneres Bild ihrer regungslose Gestalt in meine Arme. Doch ich war klar genug, um den Gang sehen zu könne und vor allem die Gestalt von Zen. Ich würde ihn nicht alleine lassen, wie er mich nicht alleine gelassen hatte. Ich hoffte, dass meine Nähe ihm auch den gleichen Halt geben konnte, wie seine Nähe es getan hatte. Er musste nicht darüber reden. Er konnte auch stundenlang weiterlaufen. Ich würde einfach nur an seiner Seite bleiben, damit er Jemand hatte, falls er fiel.


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24.09.2023, 16:46

Zen

Blindlings folgte ich dem Gang, während die Sicht vor meinen Augen verschwamm. Nicht wegen aufsteigender Tränen, sondern weil die wilden Gefühle in mir kaum zu bändigen waren, bis die Magie plötzlich verblasste und damit auch der Sog in die Tiefe. Erleichtert atmete ich auf, Schweiß klebte mir im Nacken und ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Mein Brustkorb hob und senkte sich schwer. Ich schluckte trocken und löste meine verkrampften Hände, die sich instinktiv zu Fäusten geballt hatten. Auch die Bilder kehrten dorthin zurück, wo sie hingehörten. Die versiegelte Dunkelheit in mir hallte kurz wie ein Echo wider, aber ich schob sie weit fort von mir, bis ich mich traute zurück in die Realität zu kehren.
Sofort bemerkte ich eine Gestalt aus dem Augenwinkel und senkte den Blick. Willow war mir gefolgt. Obwohl sie sicherlich mit ihrem eigenen Leid zu kämpfen hatte, war sie zu mir gekommen. Ich rutschte an der Wand runter in die Hocke und ließ die Hände zwischen den Beinen baumeln. >Das war... unerwartet.< murmelte ich rau.

Kersia

Irgendwann hatte ich die Augen geöffnet, um zu sehen, ob meine Magie wirkte und ihm irgendwie half. Er wirkte immer noch verloren, tief in seinem eigenen Abgrund gefangen, aber er schaffte es sich daraus zu lösen und meinem Blick zu begegnen. Schatten tobten in seinen blauen Augen. Sein Körper blieb verkrampft, aus ihm sprach pure Panik, während Tränen seine Wangen benetzten. Weinende Männer... das war eine ganz besondere Art von Herzschmerz. Mitgefühl keimte in mir auf. Ich wollte ihn trösten, aber wusste nicht wie. In diesem Moment kam Nalu bei uns an und schob mich beiseite. Das Wasser an meinen Händen fiel mit einem leisen Platschen zu Boden.
Ich beobachtete den Wächter dabei, wie er es schaffte Jahwe aus seiner Starre zu lösen und unterdrückte einen erleichterten Seufzer. Gleichzeitig bedauerte ich es nicht selbst in der Lage gewesen zu sein ihn daraus zu befreien, was völlig bescheuert war, da wir uns kaum kannten. Ich schob den unpassenden Gedanken beiseite und hob die Hände, um aus der Seerose einen Tunnel aus Wasser zu formen, der direkt in den privaten Raum führte. Das Volk brauchte ihn nicht in diesem Zustand zu sehen, er verdiente nicht diese Art von Entblößung. Prinzen und Prinzessinnen, Könige und Königinnen... manchmal war das ein zu öffentliches Leben. >Ihr könnt zurück ins Könighaus gehen. Agoma ist vorbei und den Rest erledigen meine Mutter und ich. Es ist nur eine Ansprache, die fehlt, nichts weiter.< sagte ich in ruhigem Tonfall. >Es werden euch auch zwei Wächter eskortieren, sicher ist sicher.< fügte ich noch hinzu, ehe ich durch die Wand aus Wasser trat, um mich dem Volk zu zeigen und den beiden Männern die Zeit zu geben sich zurückzuziehen.
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24.09.2023, 18:42

Jahwe

Ich bekam nicht mehr mit wie ich in meinem Bett gelangte, da waren nur noch verschwommene Bilder und Wörter, die nicht hängengeblieben waren. Nalu hatte mir sogar geholfen mich bis auf die Unterhose auszuziehen, weil mir einfach die Kraft dazu fehlte. Liora suchte Kontakt zu mir, doch ich blockte sie ab und ich schickte auch Nalu fort. Ich wollte alleine sein. Jetzt lag ich einfach im Bett und starrte ins Leere. Dachte daran, dass ich auf die ganze Linie es versagt hatte. Ich war weder meinem Namen, noch meinem Erben gerecht geworden. Ich war eine absolute Enttäuschung. ein Schiffswrack, das versuchte zu segeln und auf ein solches Schiff würde Niemand fahren wollen.

Willow

Ich nahm neben ihm Platz: "Ja, seine Magie ist stark." Ich nestelte an einem kleinen Beutel, der an einem Gürtel hing. Während meiner Schiffsreise nach Ingluae hatte wir an einem Land einmal für eine Stunde gehalten. Dort in der Nähe des Hafens war ein mir unbekannter Baum mit Früchten. Ich fand heraus, dass sie Litschi hießen und dass sie essbar waren. Als ich die erste Frucht probierte, nahm ich gleich mehrere mit. Jetzt wurden aus den Kernen, die ich aufbewahrt hatte, zu den Früchte: "Das sind Litschis. Du kannst die Schale mit den Zähnen aufknacken und sie dann pellen. Man isst nur das weiße Fruchtfleisch. Bald werde ich auch einen Tee oder eine Suppe kochen können. Dann werde ich sie dir machen, wenn du dich nicht wohl fühlst." Ich reichte ihm die Litschis.


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24.09.2023, 19:46

Zen

Ich fragte mich, wie genau Jahwe es geschafft hatte diese Dunkelheit in mir und in anderen zu wecken. Wie genau funktionierte seine Magie? In diesen Prüfungen war nicht alles zum Vorschein gekommen, was ihn ausmachte, aber das musste es auch nicht. Es war gut, wenn er ein paar Dinge für sich behielt, um sich damit zu schützen. So, wie es bei mir der Fall war. Kurz hatte ich geglaubt, die Versiegelung würde sich auflösen... das wäre mein sicheres Todesurteil gwesen.
Als Willow mir plötzlich Litschis anbot, blinzelte ich sie verwirrt an und brauchte einen Moment, um danach zu greifen. >Danke.< sagte ich leise. Die kleine Ablenkung half mir noch ruhiger zu werden und der süße, leicht säuerliche Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Ich seufzte. >Geht es dir gut?< Die Magie musste immerhin auch sie erreicht haben.

Kersia

Zurück in der Tribüne wechselte ich ein paar Worte mit meiner Mutter und berichtete ihr knapp, was sich im Schutz der Seerose aus Wasser zugetragen hatte. Ich verzichtete auf Details, sie waren zu intim und ich war nicht jemand, der mit den Schwächen anderer um sich warf. Es sei denn, es handelte sich um Leute wie die Hai-Brüder. Dann gerne. Dann wurde ich sehr gern zum Miststück.
Unruhe herrschte in den Zuschauerreihen, deshalb überließ ich es meiner Mutter die Stimmung in die richtige Richtung zu lenken. In dieser Hinsicht besaß sie genügend Erfahrung und Weisheit, um das zu schaffen. Ich selbst hing noch an Jahwes Tränen fest. Daran, wie die Panik ihn kontrolliert hatte, bis Nalu ihn daraus befreit hatte. Auch wenn ich nur den Regeln von Agoma gefolgt war, fühlte ich mich schlecht und mitverantwortlich für dieses unschöne Ende. Mir war natürlich bewusst, dass ich niemals mit solch einem Ausgang hätte rechnen können, da ich Jahwes Ängste nicht kannte, aber es war einfacher mir selbst die Schuld zuzuschreiben, als einem toten König, der diese Prüfung als sehr wichtig erachtet hatte. Aus welchen Gründen auch immer... Als ich mich setzte, bemerkte ich zudem Zens und Willows Fehlen. Waren sie etwa schon gegangen?
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24.09.2023, 21:09

Jahwe

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen. Nur, dass die Tür sich öffnete und Nalu eine Schüssel Eintopf auf dem Nachtisch stellte. Ich hörte seine Stimme, aber nahm seine Worte nicht wahr. Er ging und kam womöglich später wieder. Seine Hand berührte meine Schulter: "In Ocamma wird in einem Dorf ein Wasserfall-Fest gefeiert. Dort kennt man noch nicht dein Gesicht und die positive Energien könnten dir guttun. Und ich glaube dir könnte auch ein solches Fest gefallen." Als ich nicht reagierte, seufzte er und verließ das Zimmer. Ich starrte weiter in Nichts, fühlte mich so leer.

Willow

Ich lehnte mein Kopf an seiner Schulter und hatte ein Bein ausgestreckt, während das Andere an meinem Körper angewinkelt war. Beide Arme umarmten das Knien. "Die Magie hat mich an die Trauer erinnert. Aber.....heute kann ich sie besser ertragen, auch wenn es noch wehtut. Ich vermisse Ayla jeden Tag und ich werde sie immer vermissen, aber der Schmerz....es fühlt sich nicht mehr so an, als würde weiter jeden Tag ein Stück meiner Seele sterben. Du hast gestern meine Seele gerettet. Durch dich konnte ich um sie richtig trauern und ihre Geschichte erzählen." Ich schluckte, als ich den kleinen Kloß in meiner Kehle spürte und ich merkte das leichte Brennen in meine Augen: "Und vielleicht kann ich mich eines Tages an die Momente der Schwangerschaft mit einem Lächeln zurückerinnern." Ich starrte die Wand gegenüber von uns: "Bei dir ist es leicht das Herz reden zu lassen und zu fühlen." Ich hob mein Kopf, um ihn anzusehen: "Geht es dir besser?"


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24.09.2023, 21:31

Zen

Das war eine äußerst positive Entwicklung. Ich freute mich für sie, denn dieser schwerwiegende Verlust würde sie immer begleiten. Der Verlust eines Kindes... Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man irgendwann gänzlich darüber hinwegkam, sondern nur lernte damit zu leben. Deshalb war es schön zu hören, dass sie sich nach ihrem gestrigen Zusammenbruch deutlich besser fühlte und nach vorne schauen wollte.
Ich sah sie an und lächelte leicht. >Dein Herz ist bei mir sicher, Willow. Und mir geht es viel besser, danke.< Dann stupste ich sie mit der Schulter an. >Sollen wir wieder zurück? Bestimmt haben wir den gesamten Rest verpasst, aber ich will mich noch von den anderen verabschieden. Wir könnten auch nach Jahwe sehen. Nach dieser Erfahrung braucht er vielleicht etwas Gesellschaft.<

Kersia

Nachdem meine Mutter das Ende von Agoma verkündet hatte, gab sie dem Volk bekannt, dass bald weitere Informationen zum Machtwechsel folgen würden. Die Unruhe von vorhin hatte sich inzwischen gelegt und nun konnten sich alle Gedanken über Jahwe als König machen. Erst mussten wir mit ihm reden, viele politische Dinge klären und ihm zu Beginn etwas mehr beistehen, weil das in der Tat eine sehr große Umstellung war, die er allein mit seinem Wächter nicht würde stemmen können. Ihm fehlte es ja schon an Personal. Und seinen Wasserdrachen hatte er auch bislang geheim gehalten, deshalb vermutete ich, dass das ein Weilchen so bleiben würde.
Aufbruchstimmung machte sich breit, ich erhob mich und wollte ebenfalls Worte des Abschieds an das Volk richten, als ich Hakon spotten hörte: >Was war das denn für ein peinlicher Auftritt? Und diesem erbärmlichen Menschen überlasst ihr einfach so den Thron?< Die nächsten Worte richtete er direkt an mich, denn er sah mich herablassend an, als ich zu ihm herumwirbelte. >Tiefer kannst du nicht sinken, Prinzessin.<
Ehe ich michs versah, stand ich direkt vor ihm und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, dass meine Haut sofort zu brennen begann. Seine Augen weiteten sich. >Nimm diese Worte sofort zurück!< zischte ich wütend. >Dieser erbärmliche Mensch, von dem du sprichst, wäre sogar als Kleinkind ein besserer König als du es jemals sein könntest.<
Er sprang von seinem Stuhl auf und knurrte bedrohlich. Ich wich keinen Millimeter zurück. Mich juckte es in den Fingern ihn nochmal zu schlagen. Mehrmals. Ich sah, wie seine Hand zuckte, aber da griff sein Bruder ein. Eisige Kälte schlug mir entgegen. >Das reicht. Wir sind nicht hier, um zu kämpfen.<
>Das stimmt.< mischte sich auch meine Mutter ein, die ebenfalls aufgestanden war und mir einen mahnenden Blick zuwarf. Ganz ehrlich... sie konnte froh sein, dass ich ihm nicht ein Messer ins Auge gerammt hatte. Davon starb er leider nicht. Es tat nur verdammt weh. Ein Schmerz, den er nach dieser Aussage verdiente. Wir töteten uns mit Blicken, bis Kai seinem Bruder eine Hand auf die Schulter legte, sich knapp verabschiedete und den Ort verließ. Ich kochte innerlich.
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24.09.2023, 22:21

Jahwe

Immer wieder spürte ich den mentalen Stupser von Liora. Doch ich konnte sie nicht in meinem Geist einlassen. Sie würden meine Gedanken lesen und meine Gefühle fühlen können. Das wäre für mich in diesem Moment zu viel. Und ich wollte sie nicht in den Abgrund meiner Dunkelheit ziehen. In diese Leere, in der ich mich befand. Vage registrierte ich, dass der Eintopf nicht mehr dampfte. Aber ich verspürte kein Appetit.

Willow

In seinem Gesicht erschien ein kleines Lächeln, was es bedeutete, dass es ihm wirklich wieder gut ging. Ich wollte seinem Lächeln nachfahren wie an unserem ersten Morgen, aber das tat ich nicht. Denn damit würde ich eine Grenze überschreiten. "In Ordnung", ich wusste nicht, was Prinz Jahwe brauchte. Aber mein Instinkt sagte mir, dass diese dunkle Wolken nicht seine Absicht wahr. Die ganze Zeit hatte er eine solche Macht unter Kontrolle gehabt, doch seine Angst hatte ihm die Kontrolle entgleiten lassen. Wir kehrten zurück und in diesem Moment sah ich, wie die Sirenenprinzessin einem Hai-Prinzen eine Ohrfeige gab. Der, der mehr nach einem Hai aussah. Die beiden Hai-Prinzen gingen nach der Auseinandersetzung, nachdem die Königin eingeschritten war. Von Prinz Jahwe war nichts zu sehen.


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24.09.2023, 23:40

Zen

Ich rappelte mich auf, fasste mir kurz an den verspannten Nacken und ging mit Willow an meiner Seite zurück zur königlichen Tribüne. Noch bevor wir um die Ecke bogen, schnappte ich Kersias wütende Worte auf, dann folgte ein lautes Klatschen. Meine Augen weiteten sich überrascht. Sie hatte Hakon geohrfeigt. Zum Glück eskalierte die Situation nicht, denn sowohl Azuria als auch der ältere Bruder schritten direkt ein. Kai konnte man wirklich nur schwer einschätzen und das machte ihn besonders gefährlich. Ich machte den beiden Platz, als sie daraufhin verschwanden und hoffte, sie für eine lange Zeit nicht mehr wiedersehen zu müssen. Sie waren mir nicht geheuer.
Azuria seufzte schwer. >Musste das sein, Kersia?<
>Ja, musste es. Worte sind auch Waffen und wenn er sie einsetzt, schlage ich zurück. Mir ist es egal, ob er ein Prinz ist. Es ist kein Geheimnis, dass wir uns nicht ausstehen können, also wird ja wohl kein Krieg ausbrechen.< erwiderte ihre Tochter aufgebracht. Dann fiel ihr Blick auf uns, sie atmete tief durch. >Ich dachte, ihr wärt gegangen.<

Kersia

Den spöttischen Kommentar hätte sich Hakon sparen können. Ich fühlte mich kein bisschen schlecht dafür, dass ich ihm eine verpasst hatte und ich würde es wieder tun, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte. Meine Mutter war natürlich nicht begeistert davon, aber sie sagte nichts mehr zu dem Thema, da Zen und Willow die Tribüne betraten. Irgendwie wirkte Zen erschöpft und ich fragte mich, ob es an Jahwes Magie lag. Ich wusste, was in ihm schlummerte, aber da er wohlbehalten auf beiden Beinen stand, musste ich mir wohl keine Sorgen machen.
>Wir wollten uns noch verabschieden.< sagte er freundlich lächelnd. >Ist Jahwe im Zimmer? Oder schon weg?<
>Sein Wächter hat ihn zurück nach Hause gebracht. Er war in einem schlechten Zustand.< beantwortete ich seine Frage und wieder zog sich mein Magen zusammen, als ich an seine Tränen und die Panik in seinem Körper dachte. Hoffentlich ging es ihm inzwischen besser.
Zen wirkte kurz unschlüssig. >Mmh, ich kenne ihn zwar nicht gut genug, um zu wissen, was er nach dieser Erfahrung braucht, aber er ist auf alle Fälle ein geselliger Mensch und würde sich vielleicht über etwas Gesellschaft freuen.< dachte er laut nach. >Möchtest du mitkommen und ihm einen Besuch abstatten?<
Mein Blick glitt zu meiner Mutter rüber, die gerade zwei Wächtern Anweisungen erteilte und ich schüttelte langsam den Kopf. >Nein, ich bleibe hier. Ich muss zu Geia und mich nach der Befragung erkundigen. Vielleicht hat sie wichtige Informationen aus den beiden Kerlen herausbekommen.< Außerdem bezweifelte ich sehr stark, dass ich die Person war, die Jahwe sehen wollte.
>Bist du sicher?< hakte Zen nach. >Du kannst Geia auch später fragen.<
Wieder schüttelte ich den Kopf, während ich den kleinen Schlüssel zwischen meinen Brüsten überdeutlich wahrnahm. >Zu viele Leute auf einmal ist auch nicht ideal. Es war ein sehr aufwühlender Moment und ihr beiden werdet ihn sicherlich gut ablenken können.<
>Wie du meinst.< gab Zen nach und trat auf mich zu, um mich kurz an sich zu drücken. >Ich finde es großartig, was du aus Agoma gemacht hast. Ganz im Sinne von Thales, da bin ich mir sicher.< lobte er mich und strich mir aus alter Gewohnheit übers Haar, ehe er wieder Abstand nahm. Mir wurde bei seinen ehrlich gemeinten Worten warm ums Herz. >Danke Zenzen, das bedeutet mir viel.<
Ich sah zu Willow und nickte ihr freundlich lächelnd zu. >Danke, dass du gekommen bist und uns geholfen hast. Dein Einsatz gestern sowie heute ehrt dich.<
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25.09.2023, 19:31

Jahwe

Meine Gedanken kehrten zu der letzte Prüfung zurück. Zu dem Becken. Zu meinem Versagen, die Prinzessin Kersia hautnah miterlebt hatte. Bestimmt hielt sie mich nicht mehr für fähig ein König zu sein und bestimmt dachten auch das Volk. Die goldene Maske würde diesen Moment ausschlachten, es zu ihrem Vorteil machen, die ich ihnen geliefert hatte. Da hatte ich mich die ganze Zeit gegen sie gewehrt und trotz den Hindernisse weit geschafft, nur um meinetwegen zu versagen. Dabei wollte ich wirklich so sehr ein König von heiße Quellen werden. Es sollte mein Schicksal sein.

Willow

Meine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als sie sich umarmten. Vor Kurzem hatte es mich nicht gestört und es war ihnen anzusehen, dass sie Vertrauten waren. Die Sirene hatte gar einen Spitznamen für Zen. Es war nicht so störend, wie bei der Wächterin, als sie sein Blut abgeleckt hatte und er immer noch nach ihr roch. Aber dennoch wollte ich die Person sein, die er jetzt umarmte. "Ich bin eine Verbündete von ihm", war meine Antwort.


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25.09.2023, 20:00

Zen

Ich verabschiedete mich noch kurz von Azuria, bevor ich mit Willow die Arena verließ und überlegte, wie wir am besten zum Königshaus gelangten, in dem nun Jahwe lebte. In der Öffentlichkeit würden wir zu viel Aufsehen erregen, das wollte ich vermeiden. Zu Fuß würde es außerdem viel zu lange dauern, bis wir bei ihm ankamen und ich wusste nicht, ob er für heute Abend irgendetwas geplant hatte.
Ich wühlte in meiner Hosentasche nach einem der grünen Steine, an die ich immer zu denken versuchte, wenn ich unterwegs war. Hier in der Nähe gab es kein Portal, das uns zum privaten Gelände führte, deshalb würde ich auf ähnliche Magie zurückgreifen müssen. Dafür brauchte man nicht das größte Talent zu besitzen, nur Vorstellungskraft. Ich zeigte Willow den kleinen, funkelnden Stein in meiner Handfläche. >Damit kommen wir direkt ans Ziel. Es ist wie bei einem Portal, nur fühlt es sich ein wenig anders an.< erklärte ich ihr und griff nach ihrer Hand. Sie lag perfekt in meiner. Warm und weich. Mich überkam plötzlich das Bedürfnis meine Finger mit den ihren zu verschränken, aber ich tat es nicht. Stattdessen drückte ich sanft ihre Hand, stellte mir die Brücke vor, die zur königlichen Residenz führte und murmelte die Worte, die die Magie im Stein aktivierten. Ein kurzer Sog, ein Kribbeln auf der Haut und schon kamen wir am Ziel an.

Kersia

Mit gemischten Gefühlen sah ich den beiden hinterher. Ein Teil von mir wäre gerne mitgegangen, aber der andere, der sich für viele Dinge verantwortlich machte und der immer alles hinterfragen musste, gewann für gewöhnlich die Oberhand. Ich stieß einen leisen Seufzer aus und gab meiner Mutter Bescheid, dass ich Geia aufsuchen würde. Die Sache mit Hakon ließ sie unterm Tisch fallen. Sie wusste, dass es nichts mehr dazu zu sagen gab. Somit blieb mir weiteres Drama erspart. Allein der Gedanke an diese bösartigen Worte wirbelte neue Wellen der Wut in mir hoch, aber ich drückte sie nieder. Ich hatte Wichtigeres zu tun. Vielleicht hatte ich sogar Glück und würde meinem Frust Platz machen, wenn die Umstände es erlaubten. Noch wusste ich nicht, wie weit meine beste Freundin gegangen war und ob überhaupt jemand von den Kerlen noch lebte. Was mit ihnen geschah, könnte mir nicht egaler sein.
Den Schlüssel fischte ich im Gehen aus meinem Ausschnitt heraus und steckte ihn in meinen Beutel, den ich heute Morgen glücklicherweise mitgenommen hatte. Später würde ich einen kleinen Platz in meinem riesigen Ausstellungsregal dafür suchen. Es mochte für Außenstehende nichts Besonderes sein, aber Geschenke behandelte ich immer wie Schätze. Vor allem, wenn man damit etwas Positives verband.
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25.09.2023, 20:43

Willow

Ich musterte den grünen, kleinen Stein in seiner Hand und spürte in ihm eine magische Kraft. Dann griff er nach meiner Hand und in diesem Moment war es mir gleichgültig, wie wir zum Königshaus gelangen würden. Ich würde Zen überall folgen, solange er meine Hand hielt. Es fühlte sich wirklich anders an. Als würde man aufgesaugt werden und gleichzeitig spürte ich am ganzen Körper ein Kribbeln. Ich wusste nicht, ob es mir gefiel. Aber es dauerte nicht lange und wir standen vor der Brücke, wo vor uns das Königshaus auf den Klippen in die Höhe ragte. Ich spürte die Barriere, die das Königshaus beschützte und aus dem Wasser hörte ich ein Plätschern. Der Drache. "Gleich kommt der Wächter", sagte ich zu Zen und wir mussten nicht lange warten bis er über die Brücke kam. "Liora hat mir Bescheid gesagt, dass ihr da seid", er verneigte kurz vor uns: "Ihr wollt bestimmt zu Prinz Jahwe, folgt mir."

Jahwe

"Steh auf, du bekommst gleich Besuch. Zieh dir was an und gehe in die Bibliothek. Ich hole sie an der Brücke ab", erschien Nalu und zog mir die Decke weg. "Wer?", fragte ich und richtete mich lustlos auf. "Prinz Zen und die Mondelfin Willow", antwortete Nalu und verschwand aus dem Zimmer. Mir entwich ein schwerer Seufzer. Aus dem Schrank holte ich mir ein lockeres, helles Leinenhemd und auch die dunkelbraune Hose aus leichtem Stoff saß locker an mir. Das Haar ließ ich offen. Schlurfend begab ich mich in die Bibliothek, um mich in einem der Sesseln fallen zu lassen. Die Balkontüren standen weit auf und eine Meerbrise wehte durch den Raum. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ich mich gefreut sie zu sehen, doch jetzt fühlte ich mich einfach nur stumpf.


553

25.09.2023, 21:10

Zen

Aufmerksam ließ ich meinen Blick umherschweifen. Ob sich hier irgendwo Wächter der Königin versteckten? Es war eine kritische Zeit, darum auch die Barriere. Wir warteten geduldig, bis Nalu, Jahwes Wächter, erschien und uns Einlass gewährte. Das musste ein gutes Zeichen sein. Er hätte uns auch wegschicken können, weil sich Jahwe nicht gut fühlte.
Wir betraten die großzügige Eingangshalle, eine frische Meeresbrise zog durch den Raum, und wir wurden direkt weiter nach oben geführt, wo die Bibliothek war. Hier gab es viel interessante Literatur. Ich hatte einige Bücher aus dieser Privatbibliothek gelesen, Thales sogar fast alle.
Ich entdeckte Jahwe in einem der Sessel. Er wirkte immer noch erschöpft. Nicht ganz anwesend. Trotzdem setzte ich ein offenes Lächeln auf, als wir auf ihn zugingen. >Hallo Jahwe. Willow und ich dachten, ein kleiner Besuch würde dir vielleicht guttun. Du darfst uns aber gerne wegschicken, wenn dir das zu viel ist.< grüßte ich ihn freundlich.

Kersia

Die beiden Kerle der goldenen Maske hatte man in einem kleinen Raum unter der Arena weggesperrt. Beide an die Wand gekettet. Beide blutend. Einer von ihnen bewusstlos, der andere vor Schmerz aufstöhnen. Geia drehte sich zu mir um, als ich die Folterkammer betrat und ihr einen erwartungsvollen Blick zuwarf. Sie schenkte mir ein schiefes Lächeln und ließ sich lässig auf den Stuhl mittig im Raum fallen. Dann schlug sie ein Bein über das andere. >Also der linke ist zu nichts zu gebrauchen. Schmerzen bekommen ihm gar nicht gut. Ihn reißt es dauernd in Ohnmacht, aber das rosige Exemplar rechts...< Ihr bösartiges Lächeln vertiefte sich. >Oh, mit ihm hatte ich meinen Spaß.<
>Hast du etwas Hilfreiches herausgefunden?< hakte ich ernst nach und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei trat ich vor und musterte den Abschaum. Beides Männer mittleren Alters. Gut gebaut. Zum Kämpfen bereit. Harte Gesichtszüge. Dem linken fehlte jetzt ein Ohr, dem anderen zwei Finger der rechten Hand. Geia hatte also direkt in die Messerkiste gegriffen.
>Den Namen ihres Anführers kennen wir bereits. Leider nichts Neues. Ziel war es, Jahwe außer Gefecht zu setzen. Auch keine Neuigkeit. Aber ich hab erfahren, dass sie ihr Netz ausgeweitet haben. Neue Rekruten.< Ihre Augen wanderten zu mir. >Und sie sind nicht menschlich.<
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25.09.2023, 21:35

Jahwe

Die Tür der Bibliothek ging auf und die Beiden wurden von Nalu hereingeführt. Er selbst zog sich wieder zurück und ließ uns somit alleine. Mein Blick streifte über ihre Gesichter, versuchte etwas herauszufinden, ob nun das Urteil gefällt wurde. Ich zuckte bloß mit der Schulter: "Ich bin gerade keine angenehme Gesellschaft. Ihr müsst euch das nicht antun. Fühlt euch dazu nicht verpflichtet. Ich komme schon zurecht." Es war besser, wenn sie mich nicht so sahen. Diese andere Seite von mir, die das Gegenteil von Lebenslust und Fröhlichkeit war. Die nur Liora und Nalu kannten.

Willow

Die Bibliothek war groß und hatte noch mehr Bücher, als das Haus von Zen. Dann musterte ich Prinz Jahwe, er saß in einem Sessel in der Nähe des Balkons. Dann holte ich aus meinem Beutel ein paar Kerne und aus ihnen wuchsen Erdbeeren. Ich reichte sie Prinz Jahwe: "Es ist keine Suppe oder Tee, aber vielleicht geht es dir danach trotzdem ein wenig besser." Einen Moment sah er die Erdbeeren in meiner Hand und nahm sie schließlich: "Danke, Willow. Das ist lieb von dir."


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25.09.2023, 21:59

Zen

Es war einfach Leute von sich zu stoßen, als sie daran teilhaben zu lassen, was tief in einem schlummerte. Wie es bei Willow und ihrem schmerzlichen Verlust der Fall gewesen war. Sie hatte auch ihre Zeit gebraucht, um sich verletzlich zu zeigen und genau das hatte uns beide mehr zusammengebracht. >Die Brücke, die du bauen willst... Sie fußt nicht nur auf guter Laune und lockerem Grund, sie muss auch Stürmen und Beben widerstehen können. Wenn ich dich jetzt nicht kennenlerne, dann nie und das wäre schade, findest du nicht?< erwiderte ich ruhig und setzte mich ihm gegenüber hin. Willow hatte indes Erdbeeren herbeigezaubert, die sehr saftig und lecker aussahen. Da hätte ich auch direkt zugegriffen.

Kersia

Sieh an, hatte sie also doch etwas Interessantes herausgefunden. Es war zwar kein eindeutiger Beweis, dass die Tiburaker mit ihnen gemeinsame Sache machten, aber es führte in die richtige Richtung. Ich beugte mich zu dem Mann vor, der die Rosenmaske getragen hatte. Sein linkes Auge war zugeschwollen, trotzdem erkannte er mich. Abscheu glomm im gesunden Auge, während in meinem Bauch ein hässliches Gefühl aufstieg, weil er derjenige war, der gestern diese vergiftete Rose geworfen hatte. Ehe er etwas Falsches sagen wollte, packte ich ihn am Hals und hob ihn mühelos an der Wand hoch, bis seine Beine hilflos in der Luft baumelten.
>Eigentlich hatte ich vorgehabt, euch beide den Tiefsee-Kreaturen zum Fraß vorzuwerfen, aber dann wäre euer ach so toller Einsatz völlig umsonst gewesen. Verloren und vergessen wärt ihr.< Speichel vermischt mit Blut lief ihm aus dem Mundwinkel und sein Gesicht nahm eine unnatürliche Farbe an. >Ich glaube, es wäre besser, ich hinterlasse eurem Anführer eine Nachricht, über die er sich bestimmt freuen wird. Mir erscheint eure Köpfe sind ein Andenken wert, den Rest von euch kriegen wir schon verwertet.< säuselte ich kalten Blickes. Im selben Augenblick begann sein Körper zu zittern, er versuchte sich aus meinem eisernen Griff zu befreien, irgendwie nach Luft zu schnappen, aber ich drückte umso fester zu, bis meine Nägel sich tiefer in sein Fleisch bohrten und Blut hervorquoll. Rotes, süßes Blut.
Ich wartete, bis sein ganzer Körper schlapp wurde und in sich zusammensank. Erst dann ließ ich ihn wie einen nassen Sack zu Boden fallen. Das Geräusch weckte seinen Kollegen. >Na? Gut ausgeruht? Bevor du wieder in Ohnmacht fällst, zeigt dir meine liebe Freundin, was gleich mit deinem Kopf passiert.<
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556

26.09.2023, 19:34

Jahwe

Die Erdbeeren schmeckten süß und aromatisch, als hätte man sie gerade frisch geerntet. Eine erstaunliche Magie, die den Geschmack der Früchte nicht verlieren ließ. Zens Worte hallte in mir nach. "Ein alter Mann sagte zu mir: erst in den schwierigen Momenten erfährst du wer bei dir bleibt und das sind die Menschen, an denen du dich festhalten solltest", sinnierte ich: "Trotzdem wünsche ich mir unser Grundfundament wäre aus etwas positiveren Material, bevor die ernstere Ebene gebaut wird." Mit einem Seufzen fuhr ich mir durch das Haar und musterte die Beiden: "Es gibt noch eine weitere Herzprojekt, die ich angehen möchte. Mehr Forschung über Seelenkrankheiten und mehr Behandlung für die Seelenheilung, dieses Gebiet wird immer noch zu wenig untersucht. Nicht alles ist auf irgendeinem Fluch zurückzuführen, sondern oft einprägsame Erlebnisse oder weil die Seele einfach anders funktioniert und zu viele müssen noch irgendwie mit ihren Schattenseiten klarkommen. Nicht Jeder hat da Jemand, der verständnisvoll an seiner Seite ist und Derjenige unterstützt. Es wird oft noch darüber verharmlost, missverstanden, tabuisiert oder verurteilt." Mit einer Hand rieb ich mir über dem Brustkorb und entschied mich ihnen jetzt zu vertrauen, machmal musste man auf ein Risiko eingehen, um vorwärts zu kommen: "Bislang wissen es nur Nalu und Liora, aber jetzt ihr auch: Ein Teil meiner Seele funktioniert nicht....richtig. Es gibt zwei Seiten von mir, die sehr gegensätzlich sind. Ich leide unter Anfälle, die meist nach dem Aufwachen auftreten. Ich bin dann wie erstarrt von der plötzliche Panikattacke und gefangen in meinem eigenen Körper. An guten Tagen ist es weniger intensiv und mit größeren Zeitabständen. Und manchmal bekomme ich dunkle Gedanken, die kein gutes Haar an mir auslassen. An besonders schlechten Tagen passiert sowas, was vorhin passiert ist."

Willow

Die Erdbeeren schienen ihm zu schmecken und statt mich auf ein weiteren Stuhl zu setzten, nahm ich den Platz auf dem Boden neben Zens Beine. Zens Worte schienen Prinz Jahwe erreicht zu haben, denn er begann zu sprechen und anscheinend spürte er auch die Wirkung von der beruhigende Ausstrahlung, die Zen besaß. Man sah ihn sein Gesicht und möchte sich ihm anvertrauen. Aufmerksam hörte ich zu und dachte über die Dinge nach, die Prinz Jahwe gesagt hatte. Ich verstand, was er sagen wollte. Es erinnerte mich an meine Trauer über Ayla. Ich hatte lange geschwiegen und für mich war es heilsam gewesen nicht mehr zu schweigen. Aber nur weil ich auch Zen getroffen hatte, der mir ein Zuhause gab. "Deine Worte sind bei mir sicher", war meine Antwort. Das was er über sich erzählt hatte, war persönlich und er behandelte uns wie Vertrauten.


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26.09.2023, 20:05

Zen

Verständlich, dass er sich einen weniger holprigen Anfang gewünscht hatte, aber solche Dinge ließen sich schwer beeinflussen. Ich hatte selbst hart an mir arbeiten müssen, um das Leben zu führen, das mir heute so viel bedeutete. Jahwe hatte auch für seine Position kämpfen müssen und nun war er hier. Mir gefiel es, dass er sein eigenes Problem als Anlass dafür nahm, anderen helfen zu wollen, denen es vielleicht ähnlich erging. Das war eine äußerst positive Eigenschaft und sprach wieder für ihn als König. Er empfand Mitgefühl - eine sehr wichtige Eigenschaft.
>Ich danke dir für dein entgegengebrachtes Vertrauen.< schloss ich mich Willows Aussage an. Sie hatte sich auf den Boden neben mich gesetzt. Ob sie mir damit näher sein wollte? Einen kurzen Moment verharrte mein Blick auf ihrer Schulter, dann sah ich zurück zu Jahwe. >In meiner Arbeit treffe ich häufig auf Menschen, besonders Kinder, die davon betroffen sind, weshalb ich engen Kontakt zu einigen professionellen Heilern aus aller Welt pflege. Oftmals sind es traumatische Erlebnisse, die einen ein Leben lang prägen, manchmal ist es angeboren.< fuhr ich in Gedanken fort und dachte dabei an die Kinder, die ihre Eltern auf brutalste Weise verloren hatten. Mein Herz zog sich zusammen. >Aber wie du festgestellt hast, hinkt die Forschung im Vergleich zu anderen Gebieten hinterher. Ich weiß, dass es in Ocamma eine Abteilung dafür gibt, allerdings ist sie noch recht klein. Wenn du magst, kann ich Kontakt zu ihnen herstellen und dich an sie vermitteln.<

Kersia

Ich liebte Feste. Ich liebte gute Stimmung, fröhliche Musik und Leute, mit denen ich Spaß haben konnte. Als Prinzessin lebte ich das alles aus, aber es gab auch eine Kehrseite. Meine Mutter regierte nicht seit über hundert Jahren, weil sie Glück, Spaß und immerzu gute Laune hatte. Nein, sie verteidigte eisern ihren Thron und dafür machte sie sich auch die Hände schmutzig. Sie versteckte sich weder hinter ihren Worten noch hinter ihren Wächtern. Sie wurde selbst zur Waffe. Und in diesem Sinne führte ich all die harte Arbeit fort. Ich setzte meine Drohung eigenhändig um, auch wenn Geia mir mehrmals anbot Platz zu nehmen und ihr alles zu überlassen. Aber das konnte sie vergessen. Meine Hände mussten wissen, wie es sich anfühlte einen Kopf vom Rest des Körpers zu trennen. Mussten wissen, wie warm das Blut des Feindes war und wie schnell es trocknete. Mussten wissen, wie viel ein ausgewachsener Mann überhaupt bluten konnte.
Ich sah an meinem ruinierten Kleid hinab und wechselte in unauffälligere Kleidung, die mir Geia eine Weile später brachte. Zusammen mit dem Umhang, den ich beim Kampf gegen das Monster ausgezogen hatte. Auf diese Weise würden wir unbemerkt zu der Hütte am Rande der Stadt gelangen, in der sich die beiden wohl getroffen hatten, bevor sie zur Arena aufgebrochen waren. Geia hatte das dem Schwächeren der beiden Kerle noch ausquetschen können.
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26.09.2023, 21:45

Jahwe

Ich lag mit meinem Gefühl richtig, dass ich in Zen einen Freund finden konnte und dass auch Willow mehr als nur eine Verbündete sein konnte, eine gute Freundin nämlich. "Die Kinder leiden am Meisten darunter", stimmte ich ihm zu, denn das war die traurige Wahrheit. "Das wäre toll", nahm ich gerne sein Angebot an. Auf diese Weise könnte ich die ersten Schritte machen, damit intensiver über Seelenkrankheiten und Seelenheilungen geforscht wurde. Meine Augen wanderten zu Willow: "Ich habe mich für deine Hilfe gestern noch nicht ausreichend gedankt. Wenn du etwas brauchst oder Hilfe benötigst, scheue dich nicht an mich zu wenden." "Dafür brauchst du nicht zu danken", erwiderte sie. Für Außenstehende mochte ihre Antwort trocken klingen, aber da ich Auren spürte, wusste ich, dass sie ein weiches Herz besaß, auch wenn ihre Schale hart wirkte. "Wie geht es euch? Ich hoffe meine Magie hat euch nicht zu sehr belastet", erkundigte ich mich besorgt, da ich um die große Reichweite meiner Magie wusste.

Willow

"Ich bin in Ordnung", antwortete ich. Prinz Jahwe schien selbst ein wenig besser zu gehen, wo er mit uns darüber geredet hat. Manchmal half wohl das Reden, denn selbst mir hatte es geholfen. Aber es musste die richtige Person sein und Zen war da immer die richtige Person. Ich drehte mein Kopf zu Zen um und musterte ihn. Seine Augen waren wieder strahlender wie die rote Mohnblume, nicht mehr so dunkel wie der Blutmond. Fehlte nur noch das Funkeln, wie die eines Rubins. Sein Gesicht wirkte ruhig, wie seine Ausstrahlung und gleichzeitig war er aufmerksam. Ich wollte mich gerne an ihm lehnen, seine Wärme spüren.



559

27.09.2023, 08:57

Zen

Ich machte mir in Gedanken eine Notiz, dass ich später an die Abteilung schreiben musste, sobald ich in meinem Arbeitszimmer war. Dieses Projekt unterstützte ich absolut, deshalb half ich ihm gerne dabei. Auch weil es ihn selbst betraf und er dadurch vielleicht selbst Heilung fand. Als er sich dann nochmal bei Willow bedankte, musste ich ein Lächeln unterdrücken, weil sie keine große Sache daraus machte, wie es andere wohl an ihrer Stelle getan hätten. Sie hatte richtig gehandelt und verlangte keine Blumen dafür. Diese Eigenschaft schätzte ich sehr an ihr. Ich widerstand dem plötzlichen Impuls sie zu berühren und sah wieder Jahwe an, als er sich nach unserem Wohlbefinden erkundigte.
Mir wäre es lieber gewesen, er hätte diese Frage nicht gestellt, denn ich griff ungern zur Lüge, wenn es sich vermeiden ließ. Doch er hatte sich uns anvertraut und ich wollte ihm entgegenkommen. >Zugegeben, mich hat es kalt erwischt und ich musste die Tribüne verlassen. Allzu lange hat die Magie aber nicht gewirkt. Ich weiß nicht, was passiert ist. Hast du es selbst wieder unter Kontrolle bekommen?<
Ich hätte Kersia fragen sollen, da sie zu dem Zeitpunkt bei ihm gewesen war, dann müsste er nicht wieder daran zurückdenken. Dabei fiel mir ein, dass sie ganz normal auf mich gewirkt hatte, als Willow und ich zurückgekehrt waren. Die Sache mit der Ohrfeige hätte sich auch ohne externen Einfluss ergeben. Hatte sie seiner Magie widerstehen können?

Kersia

Da wir nun den versteckten Treffpunkt kannten, würden wir die Köpfe dorthin bringen und den Rest an Geias Tiefsee-Freunde verfüttern. Sie sollten auch was davon haben. Die See war immerzu hungrig, sie brauchte das ein oder andere Opfer. Als wir mit unserer Beute aufbrachen, fragte ich mich kurz, ob Zen und Willow inzwischen bei Jahwe abgekommen waren und es ihm damit besserging. Fiel ihm meine Abwesenheit überhaupt auf? War er erleichtert darüber?
Ich schüttelte über mich selbst den Kopf und konzentrierte mich auf das, worüber ich die Kontrolle hatte. Verschlossen in einer Truhe und mit Geia an meiner Seite suchten wir die Hütte auf, wo sich einer der wohl vielen Treffpunkte der Goldenen Maske befand. Wir würden diesen Rebellen die Köpfe ihrer Kollegen buchstäblich auf einem Silbertablett servieren. Hübsch angerichtet wie bei einem Festmahl. Natürlich nahmen wir uns auch die Zeit uns genau umzusehen, aber wie erwartet deutete nichts darauf hin, wie häufig sie sich hier trafen, ob überhaupt in Zukunft ein Treffen geplant war und wer alles dazugehörte. Die Hütte stand fast komplett leer. Wenig Spielraum für Interpretation oder interessanten Funden.
Mit ausdruckloser Miene betrachtete ich unser Werk auf dem Tisch. Makaber, ekelerregend und blutig. Perfekt. >Bin gespannt, ob dieser Akt Wellen schlagen wird oder ob sie es mit einem Schulterzucken abtun. Wenn sie aufeinander verzichten können, als wären sie bloß flüchtige Bekannte, wird es anstrengend, aber wenn doch etwas wie Loyalität in den eigenen Reihen fließt, haben wir ihnen hiermit einen schönen Dämpfer verpasst.< dachte ich laut nach und lehnte mich gegen die Wand neben dem Küchenfenster. Von hier aus hatte man einen netten Ausblick auf die Küste.
Geia wusch sich die Hände sauber. >Egal, wie sie darauf reagieren, wir haben der Welt einen Gefallen getan. Niemand braucht diese Männer. Sie sind nur lästiger Müll.<
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27.09.2023, 17:37

Jahwe

"Es tut mir leid, was passiert ist", antwortete ich ihm und das schlechtes Gewissen regte sich in mir: "Sollte nochmals zu dieser Situation kommen, müsst ihr an einem besonders glücklichen Moment denken, der stärker ist, als das negative Gefühl, was in euch geweckt wurde. Es wird nicht einfach sein den glücklichen Moment zu halten, der als eine mentale Mauer dienen soll." Dann atmete ich leise ein und schüttelte langsam den Kopf: "Nein, ich kann bis heute nicht alleine da rauskommen. Auch wenn ich es versuche. Nalu weiß immer zu handeln und....bevor er kam, hatte mich Prinzessin Kersia mit ihren eigenen Fähigkeiten ein wenig erreichen können." Von den glücklichen Erinnerungen ihrerseits erwähnte ich nicht, weil ich nicht wusste wie persönlich sie waren.

Willow

Nachdenklich neigte ich mein Kopf leicht zur Seite: "Können wir dir beim nächstes Mal helfen? Falls dein Wächter nicht in der Nähe ist?" Er sah mich an: "Es kommt darauf an, wie sehr ich unterbewusst euch vertraue und ob eine Art Verbindung gibt. Nalu kenne ich von Geburt an. Mit seiner Stimme schafft er oft mich zu erreichen und wenn er dabei meine Schläfen massiert. Er gibt dabei auch ein bisschen seine positive Energie ab, was für mich eine beruhigende Wirkung hat. Gleichzeitig muss er seine eigene mentale Mauer halten, damit er nicht von meiner Magie beeinflusst wird."