Zen
Ich schob mir gerade die nächste Gabel Nudelauflauf in den Mund, als ich Roan begeistert auflachen hörte. Dann sah ich ihn rennen, den Blick auf etwas im Gras gerichtet. Irritiert stand ich auf, während Deos das Tor öffnete. War da jemand? Ich sah wieder zum Jungen und entdeckte daraufhin eine bekannte, kleine Gestalt. Meine Augen weiteten sich überrascht.
Bevor Roan den Waldgeist erreichte, kam ich den beiden entgegen und ließ Hoku auf meine Hand hüpfen. Ich lächelte breit. Das war das erste Mal, dass ich ihn hielt. Er war so unfassbar niedlich. Kein Wunder war ihm Roan hinterhergelaufen, der empört zu mir aufsah. >Ich will mit ihm spielen!< forderte er beleidigt.
Ich setzte Hoku auf meiner Schulter ab und schüttelte den Kopf. >Er ist kein Haustier, mit dem man spielt. Naturgeister sind sensible Wesen.< erklärte ich ruhig, was ihm natürlich nicht passte. Er wurde wütend und stampfte mit dem Fuß auf. Im selben Moment glitt mein Blick zum Tor. Denn wenn Hoku hier war, dann auch Willow.
>Du hast ihn weggenommen! Ich will aber spielen!<
Kersia
Seine Worte klangen ehrlich. Er verstand die Situation und versuchte nichts zu erzwingen, was ich ihm hoch anrechnete. Andere wären aufdringlicher gewesen oder hätten tiefer gegraben, wo sie nicht graben sollten. Er war immerhin nicht der erste und auch nicht der letzte Mensch, der sich für die Unterwasserwelt interessierte.
>Und es gibt noch viel mehr Schönheiten zu entdecken, nicht nur die Stadt selbst.< stimmte ich ihm lächelnd zu. Stolz schwang in meiner Stimme mit. Meine Heimat war in der Tat ein wahrgewordenes Wunder. Ich liebte es hier, auch wenn es sich manchmal wie ein goldener Käfig anfühlte. Weil es mich immer in die unendliche Ferne zog. An andere Orte. An jede andere Ecke der Weltmeere. Ich wollte in alle Richtungen fließen.
Eine dieser Richtungen führte uns quer durch die Stadt zu einem ruhigeren Außenbezirk. >Wir sind gleich da. Das sind die Tempel von Okessa. Dem Oberhaupt der Meeresgottheiten.< Und die Schwester meines respektablen Vaters Pontos. >Es ist nur Frauen erlaubt die heiligen Stätten zu betreten, deshalb dürft ihr die Gebäude von außen bewundern.<