Jahwe
Ich hörte sie und gleichzeitig verschwand ihre Stimme in das laute Rauschen. Meine Augen zuckten nervös hin und her, weil ich mich nicht auf sie fokussieren wollte. Weil ich es nicht ertragen könnte in ihre Augen das Mitleid zu finden und noch weniger, wenn die Augen mich nicht mehr so sahen, wie in der letzte Nacht. Irgendwo tief in mir drinnen war das Wissen, dass ich diese Furcht nicht bei ihr haben musste. Dass sie mich schon einmal in diesem Zustand erlebt hatte und mich weiterhin so behandelte, wie sie Anderen behandelte. Aber jetzt konnte ich nicht nach diesem Wissen greifen, da waren die lauten Schattenstimmen und dieses machtloses Gefühl. Direkt nach dem Schlaf einen Anfall zu bekommen, machte mich besonders verletzlich und dann war ich auch noch nackt. So musste sich ein Fisch auf dem trocknem Land fühlen. Ich spürte die flüchtige Berührung an meiner Stirn. Dann war da ihre Hand auf meinem Brustkorb. Kaum spürbar. Und das kühle Wasser. Ich spürte auch ihre Hand um meine Faust. Jetzt fanden meine Augen doch ihr Gesicht. Da war kein Mitleid. Keine Abneigung oder Ablehnung. Die Magie in mir begann sich leicht zu regen, pulsierte und reagierte auf das Wasser. Sie folgte in meinem Körper die Bewegungen von Kersias Hand, wurde zu einem sanft fließender Fluss. Mein verkrampfter Körper begann sich Stück für Stück zu lockern und die Laute aus meiner Kehle verklangen. Mein Kiefer knackte, als auch er die Anspannung losließ. Und plötzlich platzte der Druck in meinem Brustkorb wie eine Blase. Ich atmete geräuschvoll und gierig die Luft ein bis meine Lungen sich voll genug anfühlten. Die Fäuste öffneten sich, die Kontrolle über meinem Körper kehrte allmählich zurück. Dann schlang ich die Arme um Kersia, zog sie zu mir und rollte uns seitlich, damit ich mein Gesicht in ihrer Brust vergraben konnte. Tief atmete ich wieder ein, um diesmal ihren vertrauten Duft zu inhalieren. "Kersia....", meine Stimme war leise und traurig. Bevor ich etwas weitersagen konnte, öffnete sich in diesem Moment die Tür. Ich richtete mich ruckartig auf, deckte unbewusst Kersia zu und mein Blick schoss zu Nalu. In seinem Gesicht las ich sofort, dass was ganz und gar nichts stimmte. Und er wäre niemals einfach so hereingeplatzt, da er wusste, dass ich nicht alleine war. "Du muss in die Hauptstadt", seine Stimme klang unheilvoll.
Willow
Wir nahmen Platz und ich wartete geduldig. "Ich weiß nicht wie es möglich ist, da wir in zwei verschiedene Welten sind und das Portal zwischen den Welten geschlossen ist. Aber die Zwischenwelt ist ein großes, unerforschtes Reich und vielleicht gibt es da eine Verbindung", sie faltete ihre Hände ineinander und ließ sie auf ihrem Schoß ruhen. Ernst sah sie mich an: "In meiner Welt herrscht einen Kampf gegen den dunklen Kaiser. Er hat furchtbare Dinge getan. Dämonen treiben ihr Unwesen und es gibt auch einen gefallener Kami. Bei euch ist es wohl mit einem himmlischen Wesen zu vergleichen. Diese Welt hier ist in größter Gefahr, aber auch eure Welt ist in Gefahr. Die beiden Welten sind miteinander verbunden. Der heilige Baum aus Ingluae ist ein Zwilling von einem anderen heiligen Baum, der hier existiert hat. Seine letzte Macht hat er Ryu übergeben. Ich wünschte ich könnte es dir alles viel besser erklären, aber ich fürchte uns bleibt vielleicht nicht viel Zeit. Ich weiß nicht, wie lange unser Kontakt in der Zwischenwelt besteht. Aber ich habe dich in einer Vision gesehen und ein paar anderen Gestalt. Ihr scheint eine wichtige Rolle zu spielen, damit wir gemeinsam die Welten retten können. Bitte hilft mir die anderen Gestalten zu finden!" Verzweiflung sprach aus ihrem Blick, gleichzeitig auch Entschlossenheit. Ich dachte kurz über ihre Worte nach, wog sie und hielt sie für wahr. Aber gleichzeitig war da eine neue Bedrohung. Eine Bedrohung, die auch mein neues Zuhause betraf und dieses Zuhause musste ich beschützen. "Ich werde helfen", antwortete ich. Erleichterung huschte über ihrem Gesicht und rasch erzählte sie von der Prophezeiung. Sie erzählte auch von der Vision, wo sie mich gesehen hatte. Da richtete ich mich aufmerksam auf und begriff, dass das Schicksal mich nicht nur aus einem Grund zu Zen geführt hatte. "Ich brauche sie nicht zu suchen, ich habe sie bereits gefunden", antwortete ich ihr: "Es ist Ryus Bruder Zen, Kersia - die Prinzessin aus der Unterwasserwelt und eine Freundin und Jahwe - der frisch gekrönte König der heiße Quellen, der Neffe von Thales und ein Freund." Ich hielt inne und meine Gestalt begann zu flackern: "Ich glaube mein Körper wacht auf." Ilea beugte sich vor und griff nach meiner Hand: "Rede mit ihnen und sage der Familien von Ryu und Cael Bescheid, dass auch für sie Gefahr droht. Ihr müsst euch vorbereiten. Und vor allem sage der Familien, dass es den Beiden soweit gut geht, dass sie an sie denken und dass sie in unsere Welt so viel Großes getan haben. Sie haben uns neue Hoffnung gebracht. Willow, ich hoffe wir werden uns hier wieder begegnen, diese Verbindung wäre wertvoll für uns alle..." Ich nickte und in diesem Moment verschwand der Ort....
Benommen richtete ich mich leise stöhnend im Bett auf und fasste an meinem Kopf. Ich brauchte einen Moment bis mir bewusst wurde, dass ich mich wieder im Schlafzimmer befand und nicht mehr in der Zwischenwelt war. Ich blinzelte ein paar Mal und brauchte einen Moment, um zu begreifen, wo ich gewesen war und was ich erfahren hatte. "Der heilige Baum!", murmelte ich.