Zen
Ich las das Geschriebene gründlich durch, suchte nach fehlerhaften Beschreibungen oder ergänzte weitere Informationen, die mir wichtig erschienen. Dann faltete ich die Blätter zusammen, steckte sie in Umschläge mit dem königlichen Sigel von Ignulae und bereitete sie für den magischen Versand vor. Eilnachrichten wurden immer mithilfe von Magie verschickt, dann kamen sie ganz sicher beim Empfänger an und niemand konnte dazwischenfunken.
Anschließend sortierte ich das kleine Chaos, das ich angerichtet hatte und erhob mich vom Platz, um den Stapel zu nehmen und höchstpersönlich zur Poststelle zu bringen. Auf dem Weg dorthin dachte ich an Willow und an ihre neue Verbindung zu Sakrazhue. Hoffentlich ging alles gut. Mich beruhigte der Gedanke, dass zumindest mein Vater an ihrer Seite war. Er kannte sich mit der Magie des Baumes am besten aus.
Kersia
Die ersten Männer hatten keine Zeit sich auf mich als Gegnerin einzustellen. Glaubten wohl, ich sei eine übermütige Zivilistin, die ihr Stück Land verteidigte, aber sie lernten schnell, dass das Aussehen täuschte. Der eine lag zerteilt im Gras, tränkte das Grün mit dunklem Rot, dem nächsten bohrte ich das Schwert in die Leber, aber als ich es wieder rausziehen wollte, spannte er sich an, um seinem Kameraden die Zeit zu geben, sich mir von hinten anzunähern. Falsch gedacht. Ich hatte ihn bereits bemerkt. Genau wie die Frauenstimme, die aus dem Nichts die Kampfgeräusche durchschnitt und mich vor dem Gift in den Waffen der Angreifer warnte.
Mit einem eleganten Überkopf-Sprung schlug ich ihm den Dolch aus der Hand, packte danach und schlitzte ihm damit die Kehle auf. Drei erledigt. Fehlten die letzten zwei. Einer von ihnen hatte leider den Jungen hinter den Büschen bemerkt und stürmte ihn auf ihn zu. Bestimmt, um ihn als Geisel zu nehmen. Doch sowohl die Frau als auch ich reagierten schneller. Sie parierte seinen Angriff mit ihrem Schwert und ich rammte ihm in der Zwischenzeit die atlantische, breite Klinge in den Rücken. Für den dramatischen Effekt drehte ich die Klinge in seinem Fleisch, ehe er röchelnd zu Boden ging. Ein kurzer, blutiger Kampf. Genau nach meinem Geschmack. Nur war mir der letzte Kämpfer entwischt. Er war in die entgegengesetzte Richtung davongerannt. Feigling.
Der Kampf
Mit einem verächtlichen Schnauben trat ich vom Leichnam zu meinen Füßen zurück und betrachtete die Frau, die plötzlich erschienen war. Wie die meisten menschlichen Frauen war sie etwas kleiner als ich, doch sie wirkte erfahren und erwachsen. Ihr Blick glitt zu Java, der mit großen Augen sein Versteck verließ. Dabei sah er mich besonders lang an.
>Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich hier nicht alleine herumtreiben?< wies sie den Jungen zurecht. >Du wärst beinahe verletzt worden.<
>A-aber… ich war nicht allein.< Sein bedeutungsschwerer Blick fiel wieder auf mich und ich zog eine Braue in die Höhe. >Ihr kennt euch?<
Die junge Frau mit den kurzen, hellbraunen Haaren nickte ernst. >Er ist mein kleiner Bruder.<