Ich schreckte auf, als dieser eindringlicher Ton in der Stille erklang und stolperte schwer zur Tür hin. Ich atmete ein paar Mal, wartete bis der Schwindel sich legte und öffnete die Tür: "Komm rein."

"Ein bisschen", zuckte ich die Schulter und ließ mich auf das Sofa fallen: "Wann warst du zuletzt mit den Beiden zusammen gewesen?"

Konzentriert kniff ich meine Augen zusammen: "Ich meine ihr Drei zusammen, nicht getrennte Treffen. Sondern das Treffen einer Gruppe." Ich atmete tief ein, zögerte: "Vor fünf Tage in unsere Kneipe...." Dann klappte ich den Mund sofort wieder zu. An diesen Tag hatte wir sehr persönliche Gespräche gehabt, ich glaubte wir hatten uns auch gestritten, aber ich wusste das jetzt nicht mehr. Der Alkohol vernebelte meine Erinnerungen.

"Hm", ich stand auf und räumte die Flasche auf: "Nicht mehr so genau, war nicht wichtig gewesen." Ich kippte den Rest in den Waschbecken und stützte mich dagegen. Langsam wurde mein Kopf klarer, somit auch die Erinnerungen und ich verzog das Gesicht.

"Chris hatte ein wenig getrunken, da reagiert man manchmal mehr", kommentierte ich: "Hast du Hunger? Ich kann Pizza bestellen."

Ich stieß mich vom Becken ab, trat ihr näher: "Na gut, wie du es willst: An dem Tag hatte Chris mir mitgeteilt, dass er vorhatte dir einen Antrag zu machen. Ich sollte ihm helfen, weil es ein ganz große Nummer werden sollte und er wollte mich zu Trauzeuge haben. Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht will. Da wurde er sauer und ist gegangen." Chris wusste, dass ich früher für Sophie geschwärmt hatte, damals kannte ich ihr Name nicht und ging aber jeden Morgen in ihrem Café, aber blöderweise hatte ich nie erwischt, dauernd bekam ich die andere Kellnerin und irgendwie hatte ich den Mut nicht gehabt sie anzusprechen. Eines Tages erzählte mir Chris, er habe eine Frau auf einem Fest kennengelernt und er hätte sich sofort in sie verliebt, er meinte sie hieße Sophie. Später als es ernst mit den Beiden wurde, stellte er sie seiner Familie vor und ich konnte es nicht glauben, dass es ausgerechnet die Frau war. Chris merkte das und hatte mich gefragt, was los sei. Ich sagte ihm, dass sei die Kellnerin. Aber ich meinte ich gönnte ihm das Glück, denn Chris war nie bis zu den beiden Ohren verliebt gewesen. Nach Monaten beäugte er mich nicht mehr kritisch, nahm gelassen hin, dass ich mit ihr befreundete, weil er dachte ich war über sie weg und da hatte ich angefangen mit Anna eine Beziehung zu führen, was aber in die Hose ging. Doch in der Kneipe, als ich mit dieser Antwort kam, hatte er gemerkt, dass ich Sophie immer noch liebte.Das seit zwei Jahren.

Ich ging zu ihr und wollte ihr beim Aufstehen helfen: "Ich bringe dich ins Bett und mache dir einen Tee. Ich hätte dir das nicht sagen sollen, es belastet dich nur noch mehr."

Meine Nerven waren blank und ich hatte nicht mehr viel Geduld, ich herrschte sie an: "Reiß dich gefällig zusammen, so kommt Chris auch nicht zurück!" Noch nie hatte ich diesen Ton bei ihr verwendet. Ich verließ die Küche und laut zog ich die Tür meines Arbeitszimmers zu.

Gott, auch noch das. Fluchend schnappte ich mir meine Jacke und nahm die Verfolgung auf: "Du sollst nicht alleine nachts herumlaufen, solange der Irre auf dem freien Fuß ist." Ich packte nach ihrem Arm.

"Du hast Recht, ich bin nicht er und das werde ich nie sein", meine Stimme wurde leise, in meinem Herz spürte ich den bekannten schmerzhaften Stich: "Aber vor zwei Monaten hatte ich Chris versprechen müssen, auf dich aufzupassen, wenn ihm was passieren sollte." Plötzlich hob ich ruckartig den Kopf, warum war mir nicht früher eingefallen, dass es vielleicht da ein Zusammenhang mit seinem Verschwinden haben konnte. Ich hatte nur gedacht, er hätte wieder seine sentimentale Phase gehabt.