Sollen wir etwas weiterschreiben oder etwas Zeit verstreichen lassen?

Charlie:

Anstatt nach Hause oder zu Fee zu fahren, fuhr ich zu dem Steg, an dem ich mit Aaron so glücklich geesen war.

Dann machen wir das so, aber erst heute abend. Hoffe, du bist dann auch da.

Super

Charlie:

Es waren bereits zwei Monate vergangen, seit Aaron und ich uns getrennt hatten. Eigentlich nicht getrennt. Man konnte sich ja nicht trennen, wenn man gar nicht zusammen war. Die ganze Zeit musste ich mir vorwurfsvolle Blicke und Anmerkungen meiner Schwester gefallen lassen, was mir echt zu schaffen machte, obwohl ich es nicht so zeigen mochte. Mit meinen Eltern war die Lage auch kurz vor dem Explodieren, seit ich ihnen gesagt habe, dass ich auf die Uni gar keine Lust mehr hatte. Und eigentlich hatte ich auf nichts mehr Lust. Tja, Liebeskummer halt.
"Wenn du weiter so machst, wirst du irgendwann in die Luft gehen." - warnte mich Fee, als wir zusammen zu Mittag assen.
"Ich habe halt Hunger." - meinte ich nur und schob mir noch ein Hackbällchen in den Mund. "Willst du das noch?" - gierig sah ich auf ihr Schnitzel.
"Nein, bediene dich ruhig." - meinte sie und im Nu war das Stück Fleisch auch schon verschlungen. Doch ich hatte immer noch Hunger.
"Ich bestelle mir noch einen Nachttisch." - verkündete ich ihr.
"Du machst mir Angst."
"Ich habe Liebeskummer und das bekämpfe ich halt mit Essen." - ich zuckte mit den Schultern.
"Und Kotzen." - fügte Fee bei.
"Ja." - stimmte ich ihr zu und im nächsten Augenblick merkte ich wie mir wieder die Galle hoch kam.

Charlie:

Mein ganzes Mittagessen landete, wie auch die Tage davor in der Kloschüssel. Ich wusch mir das Gesicht und kehrte zu Fee zurück, die mit besorgten Augen mich ansah.
"Jetzt kann ich wieder essen." - verkündete ich und griff wieder nach der Menükarte.
"Ist nicht dein Ernst?"
"Klar, ich glaube, ich genehmige mir ein Stück Käsekuchen." - meinte ich und lächelte sie an, als ob ich mir nicht gerade die Seele auf dem Leib gekotzt hätte.
"Charlie, was ich los mit dir?"
"Nichts." - ich zuckte mit den Schultern.
"Liebeskummer ist es nicht." - urteilte sie dann.
"Was den sonst?" - fragte ich.
"Ich vermute mal, dass es was ernstes ist."
"Denkst du, ich bin krank." - kurz dachte ich daran nach. Hatte ich etwa Bolemie?
"Ich glaube, du bist schwanger."

Charlie:

Der Apetitt auf eine Stück Käsekuchen war mir jetzt vergangen.
"Was?" - meinte ich dann nur. Natürlich hatte ich auch daran gedachte, immerhin hatte ich in den letzten zwei Monaten mehr als 6 Kilo zugenommen und das bei der ganzen Kotzerei. "Kann nicht sein."
"Klar." - meinte Fee nur dazu. "Du hast doch mit Aaron geschlafen und zwar ohne Gummi." - erinnerte sie mich.
"Und?" - ich zuckte mit den Schultern. "Es war nur einmal."
"Volltreffer." - sagte meine beste Freundin und bekam einen vernichtenden Blick von mir zugeworfen.

Charlie:

"Mach mir keine Angst." - sagte ich zu Fee.
"Vielleicht sollst du zum Arzt gehen." - schlug sie vor.
"Ja, das sollte ich wohl machen." - meinte ich bloß gedankenverloren. Dass ich meine Tage bereits seit einem Monat nicht mehr hatte, verschwieg ich ihr.

Charlie:

Bevor wir unser Gespräch fortsetzen konnten, klingelte mein Handy auf dem Tisch. Missbilligt sah ich auf das Display. Unterdrückte Nummer.
"Ja, Charlie hier."

Charlie:

Mein Herz flatterte aufgeregt in meiner Brust.
"Was willst du?" - fragte ich feinselig. Fee sah mich fragend an und ich formte seinen Namen lautlos mit den Lippen. Und obwohl ich gleichgültig bleiben wollte, konnte ich es nicht. Die Gefühle kamen hoch, denn komplett weg waren sie nie.

Charlie:

"Ach was?" - ich versuchte die Fassung zu bewahren, um nicht sofort zu ihm zu fahren. "Du hast mich also vermisst und willst mich sehen." - wiederholte ich, damit auch Fee im Bilde über unser Gespräch war. "Wenn du bumsen willst, geh in den Puff." - sagte ich dann und Fee sah mich missbillig an.

Charlie:

Ich verdeckte die Sprechmuschel mit meiner Hand.
"Er will sich mit mir treffen." - sagte ich dann leise zu Fee. "Was soll ich machen?"
"Dich mit ihm treffen." - riet sie mir nur.
"Okay, du hast aber nur fünf Minuten." - meinte ich und nannte ihm den Namen und die Adresse von dem Restaurant, wo ich gerade mit Fee saß.