Der Wahnsinn
Sam:
Ich schwieg und er bohrte auch nicht mehr nach.
"Willst du einen Kaffee?" - fragte er und ich nickte nur. Gemeinsam gingen wir in der Küche. Ich nahm an dem runden Tisch Platz und zog mir endlich die Kaputze vom Kopf. Jetzt fühlte ich mich sicher. Ohne ein weiteres Wort schenkte Tom Kaffee für mich und für sich ein, dann setzte er sich mir gegenüber.
"Danke." - meinte ich nur und nippte an der Tasse.
"Wie geht es dir?" - fragte er mich und musterte mich.
"Gut." - hielt ich mich knapp. "Und euch?"
"Auch." - Tom nahm einen Schluck aus seiner Tasse. "Lucy ist im Kindergarten richtig beliebt." - sagte er mit dem Lächeln eines stolzen Vaters.
"Schön." - ich lächelte ebenfalls.
"Ja." - er nickte. "Sie hat fast alle Kinder zu ihrer Geburtstagsparty nächsten Samstag eingeladen."
"Das ist super."
"Ja und sie ist richtig clever." - mit diesen Worten sah er mich an. "Sie erinnert mich an dich. So sturköpfig wie sie manchmal ist." - ich sah ihn an und Tränen traten mir in die Augen.
"Diese Eigenschaft trifft auch auf dich zu." - verteidigte ich mich schwach und Tom lächelte erneut.
"Und wie geht es dir?" - wollte ich dann wissen.
"Auch gut." - über seine nächsten Worte dachte er kurz nach. "Ich habe eine Frau kennen gelernt. Sie ist echt toll und sie ist ...." - er schwieg.
"Normal." - beendete ich seinen Satz und erneut nickte er nur. "Ich verstehe."
"Sam, das Leben muss für mich auch weitergehen."- sagte er.
"Tom." - ich unterbrach ihn. "Du musst dich nicht rechtfertigen. Wir sind nicht zusammen und es besteht auch keine Möglichkeit, dass wie je zu einem Paar werden. Also ist es vollkommen in Ordnung."
"Es ist nur irgendwie ... seltsam." - meinte er dann.
"ja." - bestätigte ich. "Du braucht eine Frau und Lucy eine Mutter."
"Sie hat eine Mutter und zwar dich." - korregierte er mich und erneut war ich ihm dafür dankbar.
"Sie braucht eine Mutter, die immer da ist." - sagte ich dann, dazu wusste Tom nichts mehr zu sagen. "Ich muss auch schon los." - sagte ich und stand auf.
"Warte, ich habe was für dich." - Tom stand auf und verschwand in Richtung Wohnzimmer, dann kam er mit einem kleinen Foto zurück. "Im Kindergarten gab es einen Fototag." - meinte er und streckte es mir entgegen.
"Danke." - sagte ich und sah mir meine wunderhübsche Tochter an, die ich so selten sah und sie nicht mal wusste, dass es mich überhaupt gab. "Ich gehe dann." - sagte ich zum Abschied und verließ das Haus, in dem ich gerne mit meiner kleinen Familie glücklich geworden wäre.