Leo

Nachdem meine Brust aufgehört hatte zu beben, richtete ich mich halb auf und hielt mich an der Trohnlehne fest, um mich hochzustemmen. Dann ließ ich mich hineinfallen und senkte den Blick. Erneut fuhr ich mir durchs Haar, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen... Aber all das half nichts. Und die anderen würden nie erfahren, was mit mir geschehen war. Vielleicht dachten sie sogar ich wäre vollends tot. So fühlte sich das auch für mich an. Und das Schlimmste?
Ich hatte keinem von ihnen sagen können, wie sehr ich sie liebte. Und im Streit mit Layla ade sagen, das war das härteste von allem.

Nesrin

Ich leckte mir genüsslich über die Lippen und lehnte mich wohl und zufrieden zurück. Nathan hatte schon längst gefrühstückt und Horus war ebenfalls wohl ernährt. Er nickte mir kurz zu und ich lächelte. > Du bist unersättlich, aber wir gehen gleich!< beruhigte ich ihn und beobachtete Alejandro.

Leo

Ich seufzte tief und wischte mir über die Stirn. Schade, dass man hier nicht duschen konnte. Das vermisste ich und mit geschlossenen Augen sank ich in mich zusammen. Die Beine angewinkelt starrte ich in die Dunkelheit, spürte das rege Treiben der Seelen, aber es interessierte mich nicht. Sollten sie doch hingehen, wo sie wollten. Ich wollte hier nur sitzen und Seth hassen.

Nesrin

Verwirrt richtete ich mich auf und schloss die Augen, um nach Leos Geist zu greifen. Doch ich blockte vor einer Mauer ab und noch verwirrter begann ich dagegen zu hämmern. Nichts geschah. Und es schien nicht Leo selbst zu sein, der das bewirkt hatte. Etwas hatte sich verändert... Ich drehte ich mich zu Layla um. > Layla, Isis war es möglich in die Unterwelt zu reisen, weil sie mit ihrer Schwester das Jenseits-Tor bewachen musste... Konzentrier dich mal auf die Unterwelt und sag mir, ob du da auch nicht weit kommst!<

Leo

Irgendwann öffnete ich wieder die Augen und erblickte... Na, was? Dunkelheit. Was denn sonst? Seufzend sah ich meine Hände, ballte sie zu Fäusten, lockerte sie wieder und ließ dann meinen verspannten Nacken kreisen. > Hey Nephthys, wenn du schon so eine beschissene Schwester bist, dann sei wenigstens eine nette Fremde, die mir in diesem Schlamassel Gesellschaft leistet. Wenn ich hier vergammeln soll, dann lieber mit meinem Feind, als ganz alleine!< rief ich und die Wände bebten.
Es dauerte nicht lange, da erschien sie einige Meter vor mir. Gut für sie. > Und sag bloß nichts, schweig einfach, wie es sich hier unten gehört!< fügte ich ernst hinzu und sie nickte niedergeschlagen. Am liebsten wollte ich sie in Stücke reißen, aber das waren nur Fantasien.

Nesrin

Das war wirklich nicht gut. Leo würde nie den Kontakt zu uns abbrechen, das war nicht seine Art. Irgendwas stimmte in der Unterwelt nicht, ein Ungleichgewicht, das sich nun eingestellt hatte. Und das war ganz und gar nicht gut. Die Oberwelt wurde durch die Unterwelt gestützt und sollte Leo nun unten sein, eingesperrt... Ich schüttelte die fürchterlichen Gedanken fort und drehte mich zu der Gruppe um. > Ich habe das Gefühl, dass das mit Seth zu tun hat. Und ich denke, dass dein Bruder...< Ich sah Layla an...> Ein Ablenkungsmanöver gewesen ist. Es war schon merkwürdig genug gewesen, dass dein Bruder allein gewesen ist und niemand anderes dabei, um uns alle anzugreifen...<

Leo

Tja, so kam es, dass wir beide gegenüber saßen und uns anschwiegen. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf, aber nicht einen klaren Gedanken konnte ich fassen. Das Chaos herrschte in mir, mehr nicht. Und genauso war es auch um mich herum, das reinste Chaos. Ich wollte nicht wissen, wie sich das auf die Oberwelt auswirken würde, doch irgendwie musste ich das in den Griff kriegen. Wie aber... Mit diesen ganzen Emotionen.

Nesrin

Kurz sah ich Layla an und seufzte. > Es ist nicht deine Schuld, wir alle haben uns auf deinen Bruder fokussiert!< meinte ich ehrlich, weil ich ihr die Schuldgefühle deutlich ansah. Und das brauchten wir hier nicht. Dann sah ich Alejandro an und nickte. > Seth hatte es nie gewagt Osiris das anzutun, weil es sehr... Nun ja, waghalsig ist in einzusperren. Glaubt mir, niemand von uns Göttern hatte sich je vorstellen können, was passieren würde, sollte Osiris seine volle Kraft entfalten. Und ich hoffe, dass es auch nicht dazu kommt. Denn dann würde hier das Chaos ausbrechen und wahrscheinlich ist es das, was Seth will. Er will das Chaos, um so mehr Kraft für Apophis zu sammeln. Das ist genial, einfach nur genial...<

Leo

> Ich will hier raus, verdammt!< brüllte ich plötzlich und brachte die Göttin zum Zusammenzucken. Sie richtete sich auf und sah mich an. > Glaub mir, ich weiß, wie du dich fühlst, aber wir müssen hier unten bleiben... Bis alles vorbei ist!< sagte sie seufzend und ich sah sie mit großen Augen. Nur noch ein bissen und ich würde ihr das Leben aus dem Körper ziehen. Langsam und qualvoll.
> Lass das Nephthys, sag einfach gar nichts, sonst weiß ich nicht, zu was ich fähig bin!< knurrte ich bedrohlich und hatte schon die Hände zu Fäusten geballt. Weiter hinten begann die Felswand zu bröckeln und ich versuchte meine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Was jedoch sehr schwer war.

Nesrin

> Wir müssen Vater retten, Seth darf den Kampf nicht so gewinnen. Ich denke, wir sollten jetzt direkt zu Seth, einfach mit dem Kopf durch die Wand. Diesmal müssen wir ihn überraschen!< Es wunderte mich, dass Horus zum ersten Mal das Wort ergriffen hatte, aber seine Idee stieß bei mir auf Zweifel. > Alles auf eine Karte setzen?<

Leo

Ich raufte mir die Haare und lief im Kreis umher, sah wie die Göttin mir dabei zusah und nichts sagte. > Ich werde verrückt, ich spüre es... Nie hätte ich gedacht, dass man das Verrücktsein spüren würde, aber das tue ich gerade. Ich drehe durch. Ich stecke hier in diesem Loch fest. Für immer!< murmelte ich schnell vor mich hin und blieb stehen. Irgendwie begann meine Brust zu vibrieren und ein Lachen kam über meine Lippen.
Ein bitteres, trostloses Lachen, gefolgt von einem wütenden Aufschrei. Osiris schien ebenfalls durchzudrehen. Sein Hass auf seinen Bruder stieg so sehr an, dass es mir selbst schwerfiel ihm zu widerstehen.

Nesrin

Ich drehte den Kopf zu Layla und seufzte. > Ich weiß, worauf ihr hinauswollt. Seth ebenfalls überraschen... Aber vielleicht erwartet er das ja. Und ich denke nicht, dass er etwas mehr begehrt, als Macht und Zerstörung!< meinte ich ernst und setzte mich an den Tisch. > Wir müssen jetzt angreifen, warten dürfen wir nicht!< sagte Horus wieder und stand am Fenster, deutete nach draußen. > Wolken ziehen auf, ein Gewitter braut sich zusammen. Und der Nil... Er wird unruhig, zieht sich zurück. Das Wasser schwindet!< murmelte er in einzelnen Sprachpausen und alarmiert ging ich ebenfalls ans Fenster. Nicht der Nil. > Das ändert die Lage... Wir müssen jetzt los! Wenn wir Leo nicht erreichen, dann wird er das alles hier überschwemmen...<

Leo

Ich war kurz davor vollkommen durchzudrehen. Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust und ich lief auf und ab. Irgendwas musste geschehen, sonst ließe sich das Ganze nicht aufhalten. Osiris Seele drückte in meinem Körper, wollte nach draußen in die Außenwelt. Aber ich durfte es nicht zulassen, das wusste ich. Was sollte man jedoch gegen einen Gott machen? Ich fühlte mich genauso hilflos, wie er.
> Osiris!< hörte ich dann plötzlich eine Stimme hinter und überrascht riss ich die Augen auf. Es war nicht Nephthys und das schien sie auch zu überraschen. Ich drehte langsam den Kopf um und entdeckte Neith. Und wäre ich nicht so kaputt und am Ende, dann wäre ich stehen geblieben. Doch wie in Trance stand ich auf und rannte direkt in ihre Arme.

Nesrin

Ich schluckte fest und nickte. > Lasst uns los, wir werden nicht mehr warten und versuchen Pläne zu schmieden. Wir greifen ihn an und zerstören so viel wir können!< Dann wandte ich mich an Horus. > Du bist bereit, mehr hätte ich dir heute auch nicht beibringen können. Außer, dass du auf dein Herz hören musst!< meinte ich ernst und er nickte gehorsam.

Leo

Ihre Arme umschlangen mich, hielten mich fest und ich seufzte tief. Ich war so dankbar, dass ich nicht mehr alleine war. Zwar war Nephthys da, aber Neith war mir da eindeutig lieber. Sie wollte wirklich das beste für mich und erleichtert ließ ich mich in ihre wohlige Wärme einhüllen. > Wieso bist du hier? Du machst alles kaputt!< hörte ich die Schwester rufen, doch Neith regte sich nicht. Sie streichelte bloß meinen Rücken auf und ab, was sich unheimlich gut anfühlte.
> Osiris ist mein Kind, ich werde nicht zulassen, dass man ihm so weh tut!<

Nesrin

> Wir verwandeln uns, dann geht es schneller!< sagte ich schon halb aus dem Fenster und landete leichtfüßig auf dem Boden. Sand wirbelte auf und ich richtete meinen Blick auf den Horizont, wo der Nil schimmerte. Irgendwie hatte sich dieser beruhigt. Was war da unten bloß los?

Ich glaube Falke ;) Bin dann mal off, gute Nacht :D

Leo

Von mir aus konnten sich die beiden Frauen streiten, so viel sie wollten. Ich würde diese mütterliche Aura genießen und mich vollkommen in ihr versinken. Mochte ja sein, dass Neith komisch war, aber wenn jemand für mich da war, dann verzieh ich alle Fehler. Ich seufzte tief, schloss meine Augen und Osiris begann sich ebenfalls zu beruhigen.

Nesrin

Ich runzelte die Stirn und fuhr mir durchs Haar. > Ich denke, dass etwas oder jemand Leo dazu gebracht hat sich zu beruhigen. Ich habe keine Ahnung wer oder was es ist, aber ich hoffe, dass es so bleibt!< murmelte ich und sah alle an. > Na dann los!<

Leo

Ich war schon so entspannt, dass ich gar nicht mitbekam, was die beiden miteinander sprachen. Erfreulich war es nicht, das spürte ich an der Stimmung, doch ich war nur darauf bedacht die Ruhe in mir zu bewahren. Osiris schien es nahe zu gehen, dass er beinahe seinen Verstand verloren hatte, aber jetzt konnten wir uns beruhigen. Wir brauchten das. Schlimm genug, dass ich meinen Liebsten nicht sagen konnte, wie es mir ging und dass ich sie dringend brauchte.

Nesrin

Mit Nathan an meiner Seite rannten wir los und folgten Horus. Er hatte das Gespür für Seth entwickelt und wusste nun als einziger, wo sich dieser befand. In Gedanken rief ich Thot an, dass er uns für den Fall der Fälle beistehen sollte und als dieser bejahte, seufzte ich erleichtert und beschleunigte mein Tempo, um mit Horus mithalten zu können. Er war sehr schnell und sein Vorhaben stand ihm in der Körperspannung geschrieben.