"Okay", nuschelte ich, weil sein Verhalten mich doch bedrückte, aber ich überspielte es hoffentlich gekonnt und wünschte ich wäre nicht mehr krank.

Meine Laune hatte wieder den Keller erreicht, ich zog die Decke über meinem Kopf und wollte jetzt nur in der Dunkelheit sein. Wenn man krank war, fühlte man sich seelisch Meistens auch nicht viel besser. Ich begann nachzudenken. Über meine Mutter und das präsentierte Bild in dem Fernsehen. Über mein Vater, der spurlos verschwunden war und versunken in seiner Spielsucht gewesen war, dass er die Gefahr nicht erkannte. Über Brad, wie charmant und aufmerksam er zu mir gewesen war und doch schien er ein Geheimnis zu haben. Über Rosa und Noel, die scheinbar mich wirklich mochten und mich zu ihre Freunden haben wollten. Über Igor, aus dem ich einfach nicht schlau wurde und nicht wusste, wie ich ihn einschätzen sollte. Wer war er wirklich?

Die nächsten Tagen verbrachte ich mit in-Bett-liegen und Vitamine essen, aber Rosa und Noel sorgten dafür, dass ich nicht an der Langeweile starb oder zu viel zum Grübeln hatte, sie schienen es instinktiv zu ahnen, dass Grübelei mir nicht unbedingt guttat. Am Ende der Woche wurde ich noch einmal von dem Arzt untersucht, dann erklärte er mich für gesund und so fühlte ich mich auch, die Erkältung war verschwunden und ich fühlte mich wieder fiter. Ich bekam mit, dass kleine Veränderungen in den Club kam, nämlich frühere Öffnungszeiten. Also kam ich kurz vor 17 Uhr in den Club und zog mich mit Rosa gerade für die Arbeit um. Da kam Igor. "Ja, ich bin fit genug", antwortete ich kurz und sagte dann leicht verlegen: "Danke." Dann drängte ich mich an ihn vorbei, um auf die Bühne zu gehen und um zu Tanzen, ich würde heute mein Bestes geben, immerhin hatte ich eine Woche gefehlt und das hatte er ja nicht unbedingt toll gefunden, jedenfalls hatte er so gewirkt, als würde er sich nicht gerade freuen, wenn Mitarbeitern krank wurden. Als ich in das Publikum schaute, entdeckte ich zufällig Brad. Dieser wank fröhlich zu mir rüber, als er meinen Blick bemerkte.

Diesmal war der Tanz sicherer gewesen und ich spürte nicht mehr die Verunsicherung vor dem Publikum, es machte mir sogar ein bisschen Spaß. Nach der Show kam ich von der Bühne runter, trank und trocknete mit einem Tuch mein Gesicht, ein Mitarbeiter informierte ich, dass ich zum Chef gehen sollte und mit einem mulmigen Gefühl ging ich zu ihn. Als er mir klarmachte, dass ich in einem Casino arbeiten sollte, weiteten sich meine Augen: "Welcher Typ denn? Ich dachte dir wäre es egal, wenn irgendwelche Männer mir nah kommen." Ich war ehrlich verwirrt und gleichzeitig fragte ich mich, ob er eifersüchtig war. Nein, das konnte nicht sein. Ich war bestimmt nicht überhaupt sein Typ und dennoch schlug mein Herz ungehorsam einen Tick zu schnell.

Ich beschloss, ihn lieber nicht zu widersprechen, das würde ihn mehr reizen und ich machte ihn auch nicht darauf aufmerksam, dass er zuletzt gesagt hatte, es sei meine Sache mit Brad und er würde sich nicht einmischen, bis jetzt hatte Brad mich auch nicht wirklich bedrängt. Nachdenklich musterte ich ihn, was hatte ihn dazu veranlasst seine Meinung doch zu ändern? War er doch eifersüchtig? "Okay, kann ich mich noch von Rosa verabschieden? Bitte", fragte ich leise und stellte fest, dass ich sie als Kollegin vermissen würde, sicherlich sahen wir uns noch ab und zu Mal, doch es war angenehm mit ihr zusammenzuarbeiten.

Herzlich verabschiedete ich mich von Rosa, versuchte nicht allzu sehr traurig auszusehen und ging wieder zu Igor, Dieser führte uns zu seinem Wagen und er fuhr los. Als wir die Casino erreichten, brachte er mich zum Bar. "Brad hat doch nichts mir getan bis jetzt", verwirrt schüttelte ich den Kopf und eine Frau, namens Lydia kam und zeigte mir die Klamotten, die ich anziehen sollte.

Als es zwei Uhr morgens wurde, holte er mich ab. Ich hatte mich ziemlich schnell in den Casino einarbeiten können, Lydia war eine nette Person und die anderen Mitarbeitern waren auch ganz in Ordnung. Aber einige Kunden...deren Spielsucht in dem Gesicht zu sehen waren, sie ließen mich an meinem Vater erinnern und es fiel mir schwer die Emotionen zu unterdrücken.
"Warum willst du ihn umbringen? Okay, er hat scheinbar eine Lüge über dich erzählt, aber ansonsten hat er mir nichts getan. Du muss dir keine Sorgen machen", fragte ich ihn gleich, zu der Arbeit sagte ich zuerst nichts.

Leicht verärgert sah ich ihn an: "Tut mir leid, dass ich dachte, es würde um meine Person gehen, denn bis jetzt wurde mir nun Mal nicht aufgeklärt, was hinter den Kulissen spielt." Dann seufzte ich tief: "Deine Welt ist kompliziert und düster, Igor. Wie hältst du das nur aus?"

24? So jung? "Aber du muss das Ganze hier nicht tun...oder?", fragte ich zaghaft. Denn wenn er diesen Clubs und Casinos nicht wollte, hätte er sie nicht einfach verkaufen können? Anfragen gab es bestimmt genug.

"Achso, dann habe ich es missverstanden, es klang so, als würdest du es nicht mögen. Aber wenn sie dir gefällt, dann ist es schön und ich glaube, das hätte dein Vater auch gefreut", lächelte ich und meinte: "Und eine Frau wirst du bestimmt finden. Was ist denn mit Rosa? Ihr scheint euch vertraut zu sein und würdet auch gut zusammenpassen."