Raphael
Natürlich hatte ich mitbekommen, dass mein Bruder über unsere Mutter gesprochen hatte. Und sie war mehr als eine besondere Frau gewesen. In Italien galt die Mutter als das A und O eines Sohnes. Michelangelo war zwei Jahre jünger als ich, weswegen ihn der Verlust am meisten getroffen hatte. Während ich Vater am Hosenbein gezupft hatte, war Michelangelo stets bei unserer Mutter gewesen. Die beiden hatten eine engere Bindung gehabt, aber ich war nie neidisch darauf gewesen. Mutter hatte uns stets gleich behandelt, bei Strafen und auch bei Lob. > Ja, nicht so gut, wie der Chefkoch von De Asteria, aber er wäre zufrieden mit dem, was wir zaubern können!< lächelte ich sie an und fuhr mir kurz durchs Haar.
Michelangelo
Obwohl ich wusste, dass sie es nicht aus Mitleid getan hatte, wollte ich nicht an diesen Verlust erinnert werden. Also schenkte ich ihr bloß ein schwaches Lächeln und versteckte jegliche Emotion hinter meine Geschäftsfassade. So lange, bis ich mich vollkommen im Griff hatte. > Gut, ich hab nämlich Riesenhunger!< meinte ich ehrlich, setzte mich neben meinen Bruder und nahm einen Schluck aus meinem Glas. Den Blick, den mir Raph zuwarf, ignorierte ich absichtlich. > Wann müsst ihr morgen arbeiten?< fragte ich, um mich endlich abzulenken.