Phin:

Als sie vor mir steht, unversehrt, atme ich erleichtert durch. Eigentlich habe ich angenommen, dass Cole sie irgendwo eingesperrt oder ihr noch schlimmeres angetan hat.
"Altea." - meine Stimme kling genauso erleichtert, wie ich mich gerade fühlte. Überschwänglich schließe ich sie in meine Arme und küsse sie auf die Schläfe. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht." - flüsstere ich ihr zu und streiche mit den Händen über ihren Rücken. Nein, ich fehlt nichts. "Wir müssen gehen." - sage ich aber sofort. Für die Aussprache werden wir noch genug zeit haben, zuerst müssen wir dafür sorgen, dass wir aus dem Schloss herauskommen. "Riff steht vor der Tür und wartet auf uns." - sagte ich zu ihr und nehme ihre Hand.

Halli Hallo
Gut und dir?
Genießt du die Herbstferien?


Phin:

"Zuerst gehen wir zurück zum Dorf der Rebellen." - erkläre ich ihr und ziehe sie zu der Tür. Wie gesagt, wir werden noch genug Zeit zum Reden haben. Ich linse durch einen schmallen Spalt und sehe Riff dort stehen. Er treibt mir mit seiner Gestik zur Eile und ich nicke nur. Ich werde Altea hier auf keinen Fall zurücklassen und wenn sie darauf bestehen wird, dann werde ich sie einfach über die Schulter legen und hier austragen, wenn es sein muss.
Leise verlassen wir das Zimmer und gehen den Flur wieder zurück. Riff geht voran und winkt uns immer wieder nach, wenn er sich sicher ist, dass die Luft rein ist.

Warum leider?
Denen geht es auch gut und sie sind gesund


Phin:

Weit und breit sind keine Wachen zu sehen, als wir uns immer näher dem Geheimgang nähren, der uns zu den Apfelbäumen führt. Ich lächle erleichtert, weil ich schon das Licht sehen kann.
"Scheiße, sie haben uns entdeckt." - höre ich plötzlich Riff rufen und Panik macht sich in mir breit. "Beeilt euch." - treibt er uns zur Eile an und sieht sich ständig um. Es fallen Schüße und ich ducke mich automatisch. Mein Herz springt mir beinahe aus der Brust.

Achso
Ja, kaum ist der Herbst da, schon geht das mit dem Schnupfen und Husten wieder los


Phin:

Mein Atem geht nun ganz schnell und ich höre das Blut laut in meinen Ohren rauschen. Wir stehen nebeneinander an eine Wand gedrückt und der Ausgang ist schon in Sicht. Und auch die Schritte werden lauter.
"Ihr müsst weg." - sagt Riff entschlossen und sieht uns an. In seinen Augen sehe ich diesen Glanz und bekomme ein ganz schlechtes Gefühl im Bauch. "Phin ..." - fängt er an, doch ich unterbreche ihn, indem ich wild den Kopf schüttele.
"Nein." - sage ich, doch er legt mir seine Hände auf die Schultern.
"Es gibt keinen Ausweg. Alle drei kommen wir hier lebend nicht raus." - erklärt er und erneut schüttele ich mit dem Kopf. "Phin, du und Altea müsst diesen Kampf bestreiten." - er lächelt leicht und drückt mich an sich. Ich weiß, dass das ein Abschied sein soll und will es nicht akzeptieren. Ich klammere mich an seine Jacke. "Phin, deine Freundin ist dabei. Da kannst du mich doch nicht so befummeln." - bemerkt er und reißt sich von mir los. "Altea, pass mir bloß gut auf ihn auf." - auch sie umarmt er. "Und jetzt geht." - mit diesen Worten zwinkert er uns zu und geht wieder zurück. Schon bald sehe ich ihn um die Ecke verschwinden und kann mich nicht rühren.

Das hoffe ich auch, aber der Winter kommt auch bald


Phin:

Ich fühle mich in einem bösen Traum gefangen, während meine Beine sich wie von selbst in Bewegung setzen und Altea hinterherlaufen. Ich will und ich kann auch nicht darüber nachdenken, was Riff passieren wird. Sicherlich wird er sich nicht gefangen nehmen wollen und so bleibt ihm nur ein einziger Ausweg. Meine Augen werden nass, doch ich schlucke meine Tränen wieder runter. Jetzt war es weder der richtige Augenblick noch der passende Ort. Riff hat das getan, damit Altea und ich eine Zukunft haben und er soll nicht umsonst gestorben sein.
Wir laufen durch das hohe Gras und ich fühle mich in Sicherheit. Atemlos bleibe ich stehen und zwinge auch Altea zum Stillstand.

Ich nicht so sehr, ich liebe die Wärme
Gute Nacht


Phin:

Alteas Stimme dringt nur ganz schwach zu mir durch, weil meine Gedanken bei Riff sind. Dann sehe ich sie an, als wäre ich aus einem langen Winterschlaf erwacht und mein Kopf ist klar. Riff hat das nur getan, damit ich leben kann und das soll ich jetzt nicht einfach verschwenden, indem ich hier einfach nur so stehe und mich ohnmächtig fühle.
"Wir müssen in das Rebellendorf." - sage ich zu Altea und nehme wieder ihre Hand.
Wir überqueren das wildbewachsene Feld und erreichen schon den Wald. Von da haben wir es nicht mehr so lange bis zum Dorf.

Phin:

Wir befinden sich bereits in dem Waldgebiet, wo Riff und ich aufgegriffen wurden, als Altea uns das erste Mal zur Flucht verholfen hatte. Als ich an meinen besten Freund denke, zieht sich alles in mir schmerzhaft zusammen und natürlich muss ich daran denken, dass ich gleich seiner Familie entgegenstehe und ihnen auch die schlimme Nachricht überbringen muss. Ich schüttele mit dem Kopf, um diesen Gedanken zu verdrängen, damit beschließe ich mich zu beschäftigen, wenn es soweit ist.
"Es ist nicht mehr so weit." - sage ich an Altea gewandt, die ich immer noch an der Hand halte und hinter mir herziehe.

Phin:

Ich merke, dass ihre Kraft langsam nachlässt.
"Wir sind gleich da." - versichere ich ihr und schon kann ich den Hügel sehen. Ein Stein fällt mir vom Herzen, denn auch ich muss zugeben, dass ich keine Kraft mehr habe.
Zielstrebig gehe ich auf die Tür zu, die gut getarnt unter dem grünen Gras verborgen liegt. Ich klopfe an und warte. Einige Minuten später geht die Tür auf und der alte Mann, der immer als Türstehen fungiert, sieht mich an, dann wandert sein Blick zu Altea.
"Kommt schnell rein." - sagt er und macht uns Platz. Als wir in dem unterirdischen Flur stehen, versperrt er die Tür.

Phin:

Obwohl Altea und ich jetzt in Sicherheit sind, verspüre ich trotzdem eine innere Unruhe in meinem Bauch und habe das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen. Verräterisch brennen meine Augen, weil ich daran denken muss, dass Riff sein Leben für das meine gegeben hat. Ich fühle mich machtlos und auch kraftlos. Riff ist wie ein Bruder für mich gewesen und es ist wie ein Alptraum, dass ich jetzt ohne ihn aufkommen muss. Ich muss auch an unsere gemeinsame Zeit in der Zelle denken und auch daran, dass ich längst aufgegeben hätte, wenn er nicht da wäre. Und jetzt muss ich auf ihn verzichten. mein Augen werden feucht und ich drücke mir die Handflächen drauf, um nicht loszuweinen. Ich habe mir selbst versprochen stark zu sein für ihn, für Altea, für das ganze Dorf, doch wie soll ich das, wenn er tot ist.

Phin:

Ich spüre ihre Arme um mich und jetzt kann ich mich erst recht nicht mehr zurückhalten. Die heißen stummen Tränen laufen über meine Wangen und verlieren sich in Alteas Haar. Altea hat recht, wir haben Riff ein Versprechen gegeben und dieses ist gewesen, dass wir für eine freie Welt in unserem Dorf setzen werden. Ich bin jetzt mehr als denn je bereit für den Kampf, gegen die Regenschaft des Königs und des Prinzen. Und da ich Altea bei mir habe, habe ich auch keine Angst.
"Wir schaffen das." - bestätige ich ihre Worte.