Giselle:

Ich sagte nichts und ließ seine Worte auf mich wirken. Auch Nero sah ich an, dass er doch die Tatsache anzweifelte, dass Dorian sich als der Oberalpha durchsetzen könnte. Immerhin war sein Erscheingungsbild weniger aufregend oder angsteinflössend oder überhaupt irgendwas. Hinter seinem dunkelen Haar schien er sich zu verstecken und auch seine ganze Haltung mit den hängenden Schultern zeugte nicht von Kompitenz oder Durchsetzungsvermögen. Aber vielleicht irrten wir uns auch und er sich doch behaupten konnte, wenn es soweit war.
"Mr. Byrne, sind Sie auch bereit, uns zu helfen?" - fragte ich dann und sah ihn an. Auch er hob seinen Augen und musterte mich. Innerlich frehte ich ihn, etwas zu sagen, doch er ließ sich jede Menge Zeit.
"Ich habe keine andere Wahl." - sagte er schließlich und in mir machte sich Erleichterung breit. "Ich kann meine Visionen nicht einfach so ignorieren und Sie sollen es auch nicht tun, Mrs Del la Russo." - meinte er und stand auf. "Ich packe meine Sachen." - verkündete er und ging aus dem Zimmer.
Ich fragte mich, was er meinte und als ersters drängelte sich mir das Bild von Nero und mir auf. Meine Vision oder Traum, was auch immer das war, als ich mich bluten sah und Nero über mir.
Bei nächster Gelegenheit würde ich Dorian das fragen, allerdings mussten wir zuerst den Krieg zwischen den Clans verhindern.

Giselle:

"Nicht so laut, womöglich kann er dich hören." - sagte ich zu Nero leise. "Aber du hast recht." - fügte ich dann hinzu und seufzte, weil ich mich nun dreißig Kilo leichter fühlte.
Natürlich war immer noch nicht geklärt, ob Dorian uns tatsächlich helfen konnte, doch wenn er tatsächlich der einzige Urwolf war, dann könnte er einiges bewirken.
"Ich hoffe nur, dass es auch funktioniert." - teilte ich meine Bedenken mit Nero. Ich kannte Neros Vater und auch meinen und sie waren Alphas, wie man sich einen Rudelführer vorstellte. Stark, stolz, unbeugsam, manchmal sogar grausam, doch Dorian hatte meiner Meinung nichts von diesen Eigenschaften. Er war ruhig, beinahe schüchtern und hatte sichtlich auch Probleme mit Menschen klar zukommen.

Giselle:

Ich lehnte meinen Kopf an Neros Schulter und erlaubte mir kurz die Augen zu schließen und durch zuatmen. Wenn wir es erstmal geschafft haben, alle Ungereimheiten zwischen den Clans aus der Welt zu schaffen, würde ich sicherlich in einen hunderjährigen Schlaf fallen.
"Ich wäre soweit." - hörte ich plötzlich Dorian sagen und öffnete die Lieder. In einem schwarzen knielangen Mantel und mit einem ziemlich ramponierten Koffer stand er vor uns.
"In Ordnung. Desto schneller wir das sind, desto besser ist das für die Werwölfe." - bemerkte ich nur und wandt mich zu der Tür.
Wir traten raus und ich atmete gierig die frische Luft ein. Den Gestank darin hatte ich während des Gesprächs nicht mehr wahrgenommen, doch hier draußen, freuten sich meine Lungen über etwas Sauerstoff.
"Ich hole den Wagen." - sagte Dorian und verschwand in der Gasse, zwischen seinem Haus und einer kleinen herunkommenden Pizzeria. Wenige Minuten später kam er mit einem kleinen schwarzen Wagen rausgefahren und blieb stehen, damit wir einsteigen können. Ich kletterte auf den Rücksitz und zog Nero mit mir mit.
Dorian war mir etwas unheimlich, weil er mich immerzu so durchbohrend ansah und Nero konnte er sichtlich nicht leiden und so war die Rückbank die beste Möglichkeit, jeglichen Reibereien zu entkommen.
Ich schnallte mich an und griff sofort wieder nach Neros Hand, den nur so fühlte ich mich sicher.

Dann wünsche ich dir einen schönen Abend und eine gute Nacht


Giselle:

Ich spürte Neros Arm um meine Schultern und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ein Lächeln berührte leicht meine Lippen, als ich seinen vertrauten Duft wahnnahm. Ich schloss meine Augen und fühlte mich einfach nur hundemüde.
Das Auto war schon etwas älter und so spürte ich jedes einzelne Loch und jeden Stein auf der Straße und trotzdem war ich so ruhig im Inneren, das ich einschlief.

Giselle:

Vielleicht lag es einfach daran, dass ich so müde war, doch ich träumte keine Sekunde lang. Das war auch besser so, denn in letzter Zeit träumte ich eher nur schlecht und als ich meine Augen wieder aufschlug wußte ich nicht, ob alles nur meiner Fantasie entsprungen oder eine Vision war.
Als ich meine Augen wieder öffnete, nährten wir uns Neros Elternhaus. Ich richtete mich wieder auf und gähnte. Ich war immer noch sehr müde, aber mein Herz schlug mir bereits bis zum Hals, als ich an die bevorstehende Begegnung zwischen Dorian und Neros Vater dachte.

Giselle:

Besorgt sah ich zu Nero hoch, als er mich in seine Arme zog. Das wird bestimmt nicht angenehmen werden, das Gespräch mit seinem Vater. Ich fragte mich auch, ob er Dorian auch als den Oberalpha akzetieren und anerkennen würde.
Dorian sagte kein Wort und fuhr vor den Eingang, wo er das Auto dann mit einem Ruckeln zum Stehen brachte.
Ich seufzte und wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Doch ich würde wahrscheinlich nichts ändern. Niemals würde ich auf Nero verzichten wollen, trotz der ganzen Schwierigkeiten. Für keine Sekunde.

Giselle:

Wir waren gerade ausgestiegen, als die Männer von MacKays Clan sich auf und stürzten.
"Nero." - konnte ich nur aufschreien, bevor auch ich mich auf dem Boden widerfand. Ich spürte ein Knie in meinem Rücken und kniff die Augen zusammen, weil die Handschellen sich in meine Handgelenke schnitten.
"Stopp." - hörte ich eine strenge laute Stimme befehlen. "Lassen Sie die beiden sofort frei." - widerholte die Stimme, der ich die Autorität, mit der sie zu meinen Ohren drang, nie zugetraut hatte.
Überrascht sah ich zu Dorian, der mit einem ruhigen Gesicht immer noch neben dem Auto stand und sie ansah.

Giselle:

Meine Zweifel, dass Dorian sich als Alpa nichtdsurchsetzen konnte, verpufften, als mir die Handschellen wieder abgenommen wurde und ich nun wieder auf den Füssen stand. Ich rieb mir die Handgelenke und kam nicht umher, immer wieder zu Dorian hinzublicken. Er schien genauso gelassen und ruhig zu sein, als hätte er nicht gerade ein dutzend Männer ohne Gewalt dazu gebracht, nach seiner Pfeiffe zu tanzen.
Seelenruhig holte er seinen Koffer aus dem Auto und schloss die Tür.

Giselle:

Ich nahm Neros Hand und nickte auch nur wenn etwas durcheinander.
"Ja, ich hatte das Gefühl, dass ich gar nicht anders konnte, als auf seine Worte zu hören." - versuchte ich Nero meine Wahrnehmung Dorians Wort zu erklären. "Das war wie eine Kraft von ihnen, der ich mich nicht widersetzen konnte." - fügte ich noch hinzu und sah mit großen Augen zu Nero und dann wieder zu Dorian.
"Können wir reingehen?" - fragte dieser und zeigte so etwas wie ein Lächeln. "Es ist ziemlich windig." - bemerkte er dazu.

Giselle:

Als wir im Empfangsbereich standen entgingen mir die lauten Stimmen nicht, die durcheinander sprachen und über etwas diskutierten. Ich schluckte etwas ängtlich.
"Das ist ein sehr schönes Haus." - hörte ich dann Dorians Stimme zu meiner Rechten und sah zu ihm rüber. Er sah wie eine kleines Kind in einem Süßigkeitenladen aus. Mit glänzenden Augen hatte er seinen Kopf in den Nacken geworfen sah er zu der Deckenlampe. "Da kommt mir mein Haus wie eine Mauseloch vor." - fügte er noch hinzu und ich bewunderte ihn für seine Coolniss oder Dummheit. Entweder wusste er nicht, was ihn erwartete oder er war sich seiner Kraft über die anderen Werwölfe durchaus bewusst und deshalb hatte er auch keine Angst vor einer Begegnung. Egal wie man es sah, seine Gelassenheit war einfach nur ..abartig.