Elion
Was tut sie hier? Lord Ester? Die Gedanken wirbeln in meinem Kopf. Sie wirkt erschrocken, blass. Ich sehe sie kurze Zeit schweigend an, dann gehe ich an ihr vorbei zum Fenster. "Ihr dürft gehen. Sagt eurem Herren ich brauche keine Mätresse. Oder geht sonstwohin, es ist mir gleich." Ich erwarte, dass sie geht, doch als ich mich wieder umsehe, steht sie da. Unverändert. "Habt ihr nicht gehört ihr sollt gehen!" sage ich, diesmal lauter.
Sanra
Ich bin so überwältigt von diesem Schmerz, den ich in ihm sehe, dass ich erstmal garnichts mache. Dann gehe ich auf ihn zu. "MyLord." sage ich schlicht und strecke zittrig und vorsichtig meine Hand nach ihm aus. Was haben wir nur getan? Wir haben einem Sohn den Vater genommen! Einem Mann die Stütze. Einer Stadt die einzige Hoffnung. Und das alles wegen Rache? Wie verblendet war ich? Wie konnte ich nur so meine Ehre vergessen? Reue und schlechtes Gewissen überfluten mich. Elion starrt kurz auf meine Hand und ich sehe, wie er um Selbstbeherrschung ringt. Dann sieht er mir direkt in die Augen. Sein Blick ist kalt. Er verbirgt all das hinter Mauern. So wie ich es tue, so wie ich es getan habe, nach allem, was ich durchmachen musste. Dann schlägt er meine Hand weg und schubst mich nach hinten. Ich taumle und stoße gegen die Wand. Sofort ist er vor mir und schlägt mit einem Schrei der Wut neben meinem Kopf in die Wand. Ich versuche nicht zu zucken, doch meine Augen verraten mich. Kurze Zeit starren wir uns an. Eisblau und Eisblau. Dann sinkt er kraftlos zusammen und ich muss ihn stützen, damit er nicht wegbricht. Alle Kraft hat seinen Körper verlassen. Er kommt mir vor wie ein verwundetes Tier. Auf der Jagd ist das der Moment in dem ich dem Tier den Gnadenschlag erteile. Hier kann ich das nicht. Wir sinken auf sein Bett und ich ziehe ihn sanft an mich. Streiche ihm beruhigend über den Arm, dem Mann, den ich hasse. Dem Mann, der so viele meiner Brüder hingeschlachtet hat, der mir meine Familie genommen hat, den ich umbringen soll. Dem Mann, der in meinen Armen weint wie ein kleiner Junge. Ich sage nichts, starre nur vor mich hin, während ich ihn halte. Was habe ich getan!?
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!