Kaelyn
Stärke. Verstand. Wille.
Wie ein Gebet sprach ich diese Worte in meinem Kopf stumm aus, während mein Körper anfing darum zu betteln endlich aufhören zu können. Doch ich musste nur mich daran erinnern, was Cathal zu mir gesagt hatte und entschlossen biss ich die Zähnen zusammen, während stille Tränen über meine Wangen rollten. Sie brannten auf der erhitzte Haut. "So, wir arbeiten jetzt ein wenig an deine Beweglichkeit", beendete Éamonn die Übung und zog um mich heraus einen Viereck, diesmal ließ ich ihn nicht aus den Augen und beobachtete ihn aufmerksam. "Deinen Stock brauchst du erstmal nicht, lege ihn beiseite", befahl er mir und fuhr fort: "Ich werde kleine Steine nach dir werfen und du muss sie ausweichen, aber nur in diesem Viereck. Wirst du getroffen, machst du zur Strafe immer fünf Liegestützen."
Stärke. Verstand. Wille.
Mir tat mittlerweile Alles weh, jede Stelle schien von den blauen Flecken oder der ungewohnte Anstrengung der Muskeln zu klagen, auch machte mir die Mittagssonne zu schaffen. Meine Lippen waren ausgetrocknet und rissig geworden, das Atmen fiel mir schwerer und mir wurde immer mehr schwindelig. Nie im Leben hätte ich es mir ausmalen können, wie anstrengend und konzentriert dieses Training war. Und das war nicht mal das richtige Kampfausbildung, das wusste ich. Ich wollte einfach nur lernen mich beim nächstes Mal wehren zu können, aber niemals würde ich in der Lage sein können Jemanden zu töten. Allein der Gedanke daran ließ mich kalt erschaudern. "Guten Tag", ertönte die bekannte Stimme von Godric und ich schaute auf, weswegen ich einen Stein an den Kopf abbekam. "Aua", murmelte ich und rieb die wunde Stelle. "Das Training ist für Heute beendet, scheinbar ist er Glatzkopf jetzt dran", bemerkte Éamonn und ging in die Richtung der Hütte. "Kann ich mir eine Pause gönnen, bevor wir mit unseren Training anfangen?", fragte ich den Traumwandler höflich und er nickte mit einem Lächeln. Also ging ich ebenfalls in die Hütte, mein Magen fühlte sich sehr hohl an und ich hatte einen mächtigen Durst.
Éamonn
Selbst nach Stunden strotzte ich immer noch voller Energie und war zufrieden mit den kleinen Fortschritt von Blümchen, sie war für ein Weib flink und Dank ihrer zierliche Figur schaffte sie mehrmals die Steinen auszuweichen. Nur mit den Liegestützen haperte es ziemlich, da stellte sie sich wie ein Sack Kartoffel an. Ansonsten schien sie den nötigen Ehrgeiz zu besitzen, was ich eigentlich nicht damit gerechnet hätte. Sie hatte keinen einzigen Ton von sich gegeben, nur einmal geflennt. Ich sah, dass das Drachengöre irgendwas gekocht hatte und misstrauisch schnupperte ich an den Topf, er roch weder giftig, noch ungenießbar. Ich schnappte mir einen Teller und begann reinzuhauen: "Ich gehe gleich in die Stadt, das Gefängnis hat noch mein Eigentum und das will ich mir zurückholen, der Dieb von Strohjunge hat es mir weggenommen. Also kannst du mal hoffen, dass dein Köter gerade keine Wachschicht hat." Ich stampfte in mein Zimmer, um das letzte saubere Hemd anzuziehen und verließ sogleich die Hütte, ohne das Drachengöre zum Wort kommen zu lassen. Ich wollte endlich meine verflixte Tasche haben. Besonders sein Inhalt.