Daniel
Auch wenn sie es gut verbergen kann, so sehe ich dennoch wie sie die Stirn runzelt und weiß auch, worauf das zurück zu führen ist. Sie fragt sich, wieso ich das überhaupt fragen musste. Wieso ich es nicht selbst erkannt habe. Es ist zwar so, dass ich solche Feinheiten wie Post Mortem oder Ante Mortem erkenne, doch bin ich kein ausgebildeter Forensiker. Ich habe Kriminologie studiert mit Schwerpunkt auf die Psychologie. Und bevor ich wild in der Gegen herum rate und mir nie ganz sicher bin, lasse ich die Forensiker ihre Arbeit machen und erledige meine. Doch diese Haltung ist mir nicht fremd. Viele in meinem Beruf denken so wie mein Chef. Ist ja auch nicht schlimm. Aber wenn sie darauf besteht und einen Forensiker haben will, muss sie sich an jemand anderen wenden. Ich bin gut, was Psychologie und Logik angeht. Und da bin ich wirklich gut. Ich meine nicht, dass ich mit Fremdwörtern um mich werfe und alle verwirre, bis mir keiner mehr folgen kann, wie viele meiner Kollegen es zu tun pflegen, ich meine, dass ich gut verstehe wie die Menschen um mich herum ticken. Ich kann mich so gut in die Täter und Opfer hineinversetzen, dass ich oftmals sogar Angst vor meinen eigenen Gedanken bekomme. Ich betrachte noch eine kurze Zeit schweigend das Gesicht der Toten und drehe mich dann zu meinen Kollegen um. "In dem er sie markiert, zeigt er, dass sie ihm gehört. Das geht viel tiefer als nur Besitz. Unser Killer ist mehr von Emotionen geleitet. Es ist kein 0/8/15 Psychopath den wir hier suchen. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob wir überhaupt einen Psychopathen suchen. Wahrscheinlich ist er ein einsamer Kerl, mittleren Alters, der in seinem Leben viele Traumata erlebt hat. Vermutlich hat er einen Mutter-komplex, der so tief in seinen Gedanken verankert ist, dass er immer an sie denken muss, wenn er mit Frauen zusammen ist. Er sucht die Anerkennung und Liebe, die er nie von ihr bekommen hat." ich verschränke die Arme vor der Brust und werfe noch einen Blick auf die Leiche. Dann knie ich mich hin und deute - ohne die Leiche zu berühren - auf eine Stelle am Hals. "Hier ist eine Einstichstelle. Vermutlich von einer Nadel voll mit Drogen. Oder Betäubungsmittel." meine Hand wandert weiter über den Hals und bleibt an einem Knutschfleck hängen. "Er hat versucht - oder hat - sie vergewaltigt. Er hat sie allerdings nicht nur körperlich begehrt. Das sieht man an dem Zeichen. Er liebt sie." mein Blick wandert weiter zu den Haaren. "Er hat sich eine Strähne ihres Haares abgeschnitten. Ziemlich grob. Vermutlich hat er das mit allen gemacht, vielleicht war die hier auch etwas ganz besonderes. Aber an der Art wie die Haare abgeschnitten wurden, sieht man, dass es ein sehr stumpfes Messer gewesen sein muss. Nicht das selbe mit dem er ihr die Markierung verpasst hat. Das am Bauch deutet auf ein Skalpell hin, kann aber auch ein anderes scharfes Messer gewesen sein." ich stehe wieder auf und deute auf den Bauch. "Die Initialen sind - das ist reine Spekulation - nicht die seines Namens. Ich glaube sie sind die seiner Mutter, die er entweder nicht gekannt hat oder die emotional unerreichbar für ihn war." Ich seufze. "Die Schlampigkeit mit der der Körper abgelegt und getötet wurde, deutet darauf hin, dass er ziemlich in Eile war. Etwas oder jemand ist ihm in die Quere gekommen. Er nimmt sich vermutlich immer besonders viel Zeit für seine Opfer. Er will es genießen."
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!