Vinnan

"Ich glaube ich sehe hinten was!", aufgeregt wedelt sie mit ihrer Hand in die Richtung und mit der freie Hand packte sie nach meinem Arm, um es auf kindliche Weise zu drücken. Ich kniff leicht meine Augen zusammen, tatsächlich, ich sehe auch die Dächer und leider auch was Anderes. Dunkle Wolken, aber sie stammen nicht von einem Sturm.

Vinnan

"Was ist los?", kreischt Tora ängstlich und wortlos renne ich ebenfalls los. Mein Herz rast, jetzt konnte ich den Geruch von Feuer wahrnehmen und Schreie. Auch kämpfende Geräusche.

Vinnan

"Es befinden sich vermutlich hier in der Nähe Feinde, deshalb dürfen wir jetzt nicht laut sein", flüstere ich ihr zu, weil sie kurz vorm Weinen ist. Dann sieht sie mich erschrocken an und nickt eingeschüchtert. Ich entdecke ein Felsen und führe uns dorthin, wo wir dahinter uns verstecken können und gleichzeitig die Stadt sehen können. Das Tor ist frei, tote Wächtern liegen auf dem Boden und die Kampfgeräusche sind lauter geworden. Auch überall die Schreie der Menschen. "Wir sind in einem Krieg", stelle ich fest und denke fieberhaft nach: "Sie werden auf dem Weg zu unserem König alles verwüsten, was ihnen im Weg stehen." Die Stadt, in der der König lebt ist zu Fuß mindesten eine Woche lang. Städte und Dörfer leben hier weit auseinander, wo es eher mehr Dörfer gibt, als Städte. Immerhin sind Wikinger unsere Vorfahren gewesen und die Zeit des Adels ist erst später gekommen, die Jahre sind nicht lang und schon ist sie am Verschwinden, weil es einfach nicht viele Adelsleute gibt. Aber das ist jetzt nicht wichtig, wichtig ist, dass diese Feinde nicht das Land erobern dürfen und ich bin mir sicher, ein Bote ist auch losgeschickt geworden, um den König von einem solchen Hinterhalt zu warnen. Immerhin haben wir gerade eigentlich keine Feinde mit den anderen Länder und es herrscht Waffenstillstand, wir pflegen sogar Handeln mit den Dänen.

Vinnan

Sorgenvoll blicke ich ihr nach, als sie leise in die Stadt geht und angespannt halte ich die Luft an, selbst Tora ist erstaunlich still. Die Minuten vergehen, ich werde nervöser und als ich gerade mich dazu entschloss, nach ihr zu suchen und genau in diesem Augenblick kehrt sie zurück. Meine Augen sind entsetzt geweitet, die Feinde haben wirklich die Stadt brutal niedergemacht. "Ich komme mit", sage ich sofort und Tora ächzt leise neben mir.

Vinnan

"Ja…ich möchte dorthin, vielleicht sind dort meine Familie", nickt sie und sieht uns bittend an. In diesem Moment wirkt sie wirklich sehr jung, was daran liegt, dass sie keine einprägende Erfahrungen gesammelt hat und somit langsam zu eine Erwachsene wird. "In Ordnung, so machen wir es", meine ich.

Vinnan

"Ich gehe nicht da rein!", meint Tora entsetzt und somit mache ich einen Vorschlag: "Dann bleibe hier versteckt, Elizabeth und ich schleichen in die Stadt, holen uns ein paar Provianten und kommen zurück. Dann gehen wir zu dem Ort."

Vinnan

"I-in Ordnung", sie sieht uns mit große, ängstliche Augen an und ich folge Vinnan, nachdem ich kurz einen Blick auf Tora geworfen habe. Ich versuche möglichst leise zu sein und deshalb schweige ich auch, wir wissen nicht, wie viele noch hier sind. Kann sein, dass ein paar Truppen hier bleiben sollen.

Vinnan

Auch ich schaue nicht auf die Leichen, sonst kann mir schlecht werden und nicke, folge ihr weiter. Kaum sind wir drinnen, finden wir gleich den Kammer und suche auch nach den haltbaren Nahrungsmitteln. "Ja", stimme ich ihr flüsternd zu und greife nach den Sachen.

Vinnan

"Nur wenn du auch was isst", entgegne ich ihr leise und greife nach einem reifen Apfel, um es hinein zu beißen. Wir verlassen leise das Gebäude, wir sollen hier nicht so lange bleiben. Außerdem wartet Tora auf uns und ich will sie nicht noch mehr verschrecken.

Vinnan

"Puh, ich habe mir schon Sorgen gemacht", meint sie und wirkt erleichtert. Ich reiche Tora auch ein paar Früchte, damit sie was isst und dann gehen wir auch schon gemeinsam los, damit sie noch bei Tageslicht dort ankommt.