Halloo *_*
Chastity Ruth
"Autsch, meine Füße tun weh!", sagte Annette und verzog leicht das Gesicht, während sie versuchte, mit mir Schritt zu halten. "Was ist los, Ruth?" Ihr bemerkte ihren Blick, sah jedoch wachsam nach vorne und versuchte noch schneller zu gehen. "Ich möchte, dass du in Sicherheit bist." "Bin ich in Gefahr?", fragte sie mich und nun sah ich sie doch kurz an, weshalb ich ihre vor Schock geweiteten Augen sah. "Ich bin bei dir", erwiderte ich, um ihr nicht zu sagen, wovor ich große Angst hatte. Annette durfte nichts passieren. Wenn er jetzt angriff, würde er sie als Druckmittel benutzen und darüber war ich mir bewusst. "Ruth, vor wem laufen wir weg?" Während sie mich das fragte, war ich einerseits erleichtert, weil wir fast am Seiteneingang waren und anderseits blickte ich über die Schulter, um sicherzugehen, dass uns niemand folgte. Als ich mich umdrehte, änderte sich mit einem Mal alles. Meine Sinne schärften sich, das Adrenalin floss durch meinen Körper und das Gefühl in meinem Magen war stärker. Eine Person in einem dunklen Umhang mit einer Kapuze, die sie tief über das Gesicht gezogen hatte, versperrte den Weg durch die breite Seitengasse. Das schiefe, verschmitzte Lächeln erkannte ich sofort. "Annette, renne sofort in einen Laden mit vielen Leuten!" "Schaut uns dieser Junge gerade an? Moment! Warum soll ich das tun? Ich lasse dich nicht alleine!" Solange ich bei Annette blieb, würde sie in Gefahr bleiben, war mir in dem Moment schnell bewusst geworden. Er war hinter mir her. Deshalb hatte ich das gesagt, doch mir blieb keine Zeit, um ihr das zu erklären. Hinter dem Fremden konnte ich den Wagen nicht erkennen, sonst hätte ich ihn abgelenkt, damit sie zu diesem rennen konnte. Aus diesen Gründen drehte ich mich zu meiner kleinen Schwester um, die mich aus ihren großen Augen ängstlich und gleichzeitig stur anschaute und legte meine Arme auf ihre Schulter. "Bitte, Annette! Geh! Geh, bitte, geh!" Sie sah mich an und traute sich, den Fremden kurz anzuschauen, bevor sie los rannte. Ich betete, dass ihr nichts passieren würde. Der Fremde hatte sich nicht gerührt, seltsam, wie eine Statue. Er strahlte jedoch keine Ruhe aus, sondern etwas Mordlustiges. Ich bekam unwillkürlich eine Gänsehaut. Mit langsamen Schritten, die auf den Steinplatten widerhallten, kam er auf mich zu. Ich hatte keine Chance, mir blieb nur eine Möglichkeit. Auf dem Absatz machte ich kehrt und rannte um mein Leben. Ich musste in irgendeinen Laden, da, wo der Fremde sich nicht trauen würde, mich anzugreifen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Atem ein hektischer Hilferuf war. Das Gefühl in meinem Magen schmerzte nun und - Etwas riss mich zu Boden. In weniger als zwei Sekunden fand ich mich ringend mit ihm auf dem Boden wieder. Er versuchte, mich festzuhalten, doch ich drehte mich und benutzte die Beine, um ihn von mir wegzuhalten. Einmal schaffte ich es, aufzustehen, nachdem ich in scheinbar mit einem Schlag getroffen hatte und er am Boden liegen blieb. Ich rannte, versuchte die Schmerzen durch den Fall und durch seinen Angriff zu ignorieren und aus der Gasse zu treten. Aber plötzlich lag ich wieder auf dem kalten, nassen Boden und eine Hand legte sich um meinen Hals, ohne zuzudrücken. Ein kleines Messer kam gefährlich nah. "Hey, Chassy Ruthy!" Seine Stimme ließ mich erfrieren. Sie klang so normal und dennoch hatten sie eine beängstigende Wirkung auf mich. "Habe ich mich schon vorgestellt? Ich bin Hayden. Der, von dem du immer träumst. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du stehst auf mich!" Dieses Mal lächelte er nicht schief und verschmitzt, sondern grinste breit. "Du weißt, dass ich dich jetzt töten werde?" Ich sah seine Augen wegen der Kapuze nicht, aber ich wusste, dass er mich ansah. Wie gelähmt sah ich das Messer an, von dem ich versuchte, zurückzuweichen. "Du kannst sehr schön zeichnen... Hast du etwas dagegen, dass ich mir dieses eine mit den Blumen, das du heute so fröhlich gemalt hast, mitgenommen habe? Nein, oder? Warum solltest du auch? Du wirst hier sowieso sterben." Unerwartet hob er die Hand und zog seine Kapuze herunter. Er hatte stechend blaue Augen und schwarze Haare, die sich leicht lockten. Mit einem Mal drängte sich mein Wille zum Überleben an die Oberfläche und ich ließ seine Hand, die meinen Hals festhielt, los, um mit der Faust auszuholen. Das hatte er nicht erwartet, denn er ließ das Messer fallen und hielt sich die Nase. Ich rannte in Richtung der Innenstadt, während mein Herz immer schneller schlug. In einem Laden blieb ich stehen und hielt mir die stechenden Seiten. Mein Handy klingelte. "Ruth, wo bist du? Ich bin im Wagen und warte auf dich! Der Chauffeur ist zu einer anderen Seitengasse gefahren und hat mich angerufen, weil er gemerkt hat, dass er am falschen Ort gewartet hat! Geht... geht es dir gut?" Erleichterung erfüllte mich, als ich erfuhr, dass es Annette gut ging. "Mir", sagte ich atemlos, "Mir geht es gut..."
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Eisvogel« (23.06.2015, 21:11)