Danke der ist schon fast wieder verschwunden
Chastity Ruth
Als ich Christopher und die anderen entdeckte, war ich zuerst froh, doch dann fiel meine Laune wieder und mit finsterem Blick ging in die Richtung. Ein paar wenige waren überrascht, dass ich, eine Prentiss die meistens öffentlichkeitsscheu in ihrem Zimmer oder Atelier blieb, auf einer Hausparty erschienen war. Doch schnell widmeten sie sich wieder anderen Themen zu, was mich erleichterte. Ich blieb stehen und dachte, dass ich Christophers Freunde, die zu jenen zählten, die ich auf der Party kannte, begrüßen konnte, aber fünf Models, die bei ihnen standen und die ich vorhin entdeckt hatte, versperrten mir den Weg. Entweder sahen sie mich nicht, was aufgrund der wilden Locken, die Grace gewickelt hatte, sehr komisch wäre, oder sie ignorierten mich gekonnt. Ich tippte einen von ihnen auf die Schulter und lächelte erzwungenermaßen höflich, bevor ich mich vorbeidrängte und bei Henry und den anderen stand. Ich begrüßte alle freundlich, wechselte mit einem gewissen Christopher Curtis Alamus Arctander kein Wort und verschwand wieder in der Menge. Wobei das 'Verschwinden' nicht so leicht war, wenn man solche voluminöse Locken hatte. Als ich draußen auf einer der Bänke mit einem alkoholfreien Cocktail im Garten, der am nähsten zum Schloss war, saß, tanzte gerade eine kleine Gruppe zu der Musik im Schloss. Auf der Wiese standen noch ein paar weitere und sie tanzten ebenfalls oder lachten über etwas. Während ich meinen Gedanken nachging, dachte ich plötzlich an Hayden und verkrampfte mich leicht. Was, wenn er heute Abend... "Hey, ist der Platz neben dir frei?" Ich sah überrascht auf und zuckte dabei zusammen. Nach einem leisen Lachen folgte: "Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich brauche nur eine kleine Pause." Ich nickte, weil ich nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen. Die Bank bewegte sich leicht und ich sah zu der Tanzaufführung von zwei Leuten. Der Mann warf seine Tanzpartnerin hoch und fing sie geübt wieder auf, woraufhin Jubel ertönte. "Tanzt du gerne?" Wieder überrascht drehte ich mich zu der fremden Person um. "Nein", sagte ich ehrlich und schüttelte den Kopf. "Schade und warum?" Etwas überrumpelt sah ich ihn an. Wie sollte ich es erklären? "Ich... kann es nicht." "Würdest du es denn wollen, dass jemand es dir beibringt?" Aus großen Augen sah ich ihn an. "Nein!" Er lachte wieder und reichte mir seine Hand. "Ich bin Dorian", stellte er sich vor und nach einem Zögern schüttelte ich seine Hand. "Ruth." Er zog eine Braue hoch. "Du bist doch nicht etwa Chastity Ruth Prentiss?" "Ja, aber bitte ohne Chastity", entgegnete ich. Er nickte und schien weiterhin geschockt. Ich lächelte nur höflich und drehte mich wieder um. Doch unerwartet sprach er weiter, dieses Mal ignorierend, dass ich eine Prinzessin war und auch wenn ich mich nur teilweise an dem Gespräch beteiligte, kamen wir auf Hobbys zu sprechen. Er war ebenfalls ein begeisterter Maler und er erzählte mir davon, dass er mehrere Kurse besucht hatte und am liebsten mit zimtgrüner Farbe malte. Wir ähnelte uns so sehr, dass wir irgendwann einfach nur noch bei jedem dritten oder vierten Worten lachten, da wir die Antwort des Gegenübers beinahe erahnten. Als ich mein Getränk schon lange ausgetrunken hatte, schlug er vor, nach drinnen zu gehen und ich stimmte zu, da ich dringend etwas zu trinken brauchte. Er schob mich durch die Schiebetür, da dort viele Leute standen. Durch die gelangte ich in die große Halle und ging zu der Bar, die dort aufgestellt worden war. Dort unterhielten wir uns weiterhin, bis Dorian plötzlich aufstand und mich mit sich zog. "Nein, ich werde nicht tanzen!", sagte ich sofort und wollte bestimmt zu der Bar zurück. Doch er ließ nicht nach und schob mich grinsend auf die Tanzfläche. Einen großen Unterschied hatten wir: er tanzte sehr gerne und viel. "Das ist ein Lied, bei dem du einfach nur klatschen kannst! Es wird Spaß machen." Er blieb stehen und begann sich passend zur Musik zu bewegen, während ich die Arme verschränkte und den Kopf schüttelte. Mein Blick schweife umher und blieb bei einer Gruppe hängen. Gerade strich ein Model Christopher über die Wange und lächelte ihn selbstbewusst an... "Ruth?", rief Dorian in mein Ohr und ich drehte mich wieder um. Er sah mich fragend an. "Ja?", erwiderte ich und wartete ab, was er fragen würde. Doch statt etwas zu sagen, hob er mich an den Hüften hoch und begann, sich zu drehen. Ich gab einen überraschten Laut von mir und hielt mich an seinen Schultern fest. "Nein, stopp! Ich falle gleich hin!" Er lächelte breit und drehte mich demonstrativ weiter. "Das tust du nicht. Ich halte dich fest!" Das mulmiges Gefühl blieb jedoch und da meine Nerven immer blanker lagen, begann ich irgendwann, verzweifelt zu lachen. Ich sah kurz, wie ein Mädchen eine Freundin anstupste und zu uns deutete. Sie verstand die Situation anscheinend falsch. "Das macht doch Spaß, oder nicht?", fragte Dorian grinsend und ich hätte ihm einen bösen Blick zugeworfen, würde ich mich nicht noch immer in der Luft drehen. Doch als das nächste Lied einsetzte, bestand er immer noch darauf, dass wir tanzten. Ich beharrte darauf, mich wieder zu setzten und er nahm, geflissentlich meine Worte ignorierend, meine Hände in seine und zwang mich, mich zu der Musik zu bewegen. Beleidigt schnaubte ich und sah zur Seite. "Schaue doch nicht so! Ich bringe dir das Tanzen bei!", grinste er und ich sah ihn mit einem Das-ist-nicht-witzig-Blick an.