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04.08.2015, 10:56

Chastity Ruth

In dem ersten Moment, in dem ich überrascht stehen blieb, fragte ich mich, wer nach mir rief, doch nach einer Sekunde wurde mir klar, dass es Christopher war. Würde er mich ab jetzt immer so nennen? Warum konnte ich mich immer noch nicht darüber freuen? Wie konnte es sein, dass einem etwas nicht gefiel, wenn man es die ganze Zeit gewollt hatte? Oder... hatte ich das doch nie gewollt? Es ergab doch keinen Sinn.
Ich presste die Lippen kurz zusammen, bevor ich mich umdrehte und ihn ansah. Da mir das jedoch erstaunlich schwer fiel, fuhr mein Blick nach seinen Worten leicht über den Boden, als gäbe es dort etwas Interessantes zu sehen. Kaum merkbar zögerte ich, bevor ich nickte und schließlich wieder seinem Blick begegnete. Ohne darüber nachzudenken, sprach ich, ehe er etwas sagen konnte. "Christopher... falls du dir nicht sicher bist, ich werde dich nichts mehr über... das Geschehen vor zwölf Jahren fragen." Doch in seinen Augen sah ich etwas anderes, als wäre er sich schon sicher darüber und würde etwas anderes sagen wollen.
Deshalb schwieg ich wieder. Also wollte er wieder eine Distanz haben. Seine Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf, als Henry gesagt hatte, ich solle mit ihnen feiern und ich fragte mich, warum es mich verletzt hatte. Ich war zu durcheinander, um klare Gedanken zu fassen. Es gab aber nur einen Gedanken, von dem ich mir sicher war, dass ich mich nicht irrte: Christopher brachte mich durcheinander. Und wenn ich an Mrs Seeroses Unterrichtsstunden dachte, dann würde sie sagen, dass das in meiner Situation nicht gut war, da ich von Hayden verfolgt wurde und noch immer nicht wusste, wie ich ihn stoppen konnte oder was er überhaupt erreichen wollte. Ich riss mich zusammen und versteckte meine Unsicherheit, während ich mich die ganze Zeit fragte, was er sagen wollte.
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04.08.2015, 15:03

Christopher

Ich wusste, dass sie sich Gedanken um meine getötete Familie machte und dass sie sich nur um mich sorgte. Das war nicht mein Problem. Mein Problem war es nämlich, dass sie glaubte, ich sei allein deswegen distanziert zu den anderen und zu ihr. Nicht nur sie hatte ihre Geheimnisse und sie kannte eines von meinen, welches nur die alte Frau und Erik kannten. Und Erik wusste nur einen Bruchteil dessen, was ich wirklich vor einigen Jahren getan hatte.
> Zuallererst möchte ich klarstellen, dass du dich mir gegenüber nicht verstellen musst. Wir beide sind nicht perfekt und unter 'Geschwistern' streitet man sich hin und wieder. Wenn ich gestern etwas gesagt habe, was dich verletzt hat, dann tut es mir leid. Wirklich. Wie du richtig erkannt hast, ist das ein immer noch sehr sensibles Thema, aber da steckt noch viel mehr, als du ahnst!< begann ich zu sprechen und atmete die angespannte Luft aus. > Ich will nicht mit dir streiten und vor allem will ich nicht, dass du einen Raum schnell verlässt, nur weil ich in diesem Moment anwesend bin. Wir beide sind erwachsen, also sollten wir miteinander reden können!< fuhr ich ernst fort und drehte den Kopf nach hinten, um sicherzugehen, dass uns niemand zuhörte.
> Ich werde dich auch weiterhin wegen Hayden unterstützen, so wie du weiterhin mein Geheimnis bewahren wirst. Deal ist Deal. Nur ist es so...< Ich fuhr mir leicht gestresst durchs wirre Haar und suchte nach den richtigen Worten. > Bitte hör auf viele Fragen zu stellen, warum ich aus welchem Grund mache. Ich habe meine Gründe, aber ich will nicht, dass sie jemand kennt. Du weißt am besten, dass es Situationen gibt, in denen es besser ist, wenn man einiges für sich behält!< So, mehr hatte ich nicht zu sagen. Obwohl... > Ah und noch eine Sache... Wenn alles wieder gut ist zwischen uns... Dann nenn ich dich bei deinem richtigen Namen!< Nun musste ich doch lächeln und ich neigte den Kopf zur Seite, da mich die Sonne stark blendete, die sich zuvor hinter den Wolken versteckt hatte.
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05.08.2015, 13:01

Hayden

Als er die Beiden von der Ferne aus betrachtete, war er sich nicht sicher, ob seine Vermutung stimmte. Denn tat sie das nicht, könnte er seine Aufgabe nicht so erfüllen, wie er es plante. Wenn er nicht dafür sorgte, dass Christopher die Kontrolle verlor, dann würde er verlieren. Hayden konnte nur Wortfetzen verstehen, aber das, was er verstand, beunruhigte ihn. Seine Vermutung war falsch... Er griff nach seinem Handy und wählte schnell eine Nummer. "Dorian, wir brauchen einen eindeutigen Beweis." Dorian ließ ein Schnalzen von sich hören. "Ich bin davon überzeugt, dass wir richtig liegen, Hayden. Der gestrige Abend hat Bände für sich gesprochen." "Ich muss mir sicher sein." Es folgte ein Schweigen und Hayden sah noch einmal zu Christopher und zu Ruth. "Warum tun wir nicht das, was wir die ganze Zeit schon vorhaben, sondern warten darauf, dass deine Vermutung bestätigt wird? Wenn wir falsch liegen, dann versuchen wir, Christopher wegen etwas anderem außer Kontrolle zu bringen." Hayden fuhr sich über den Drei-Tage-Bart und sah wieder zu ihnen. "Ich habe sie die ganze Zeit, wie du weißt, versucht, sie davon zu überzeugen, meiner Vermutung zu glauben. Wenn ich falsch liege, wird sie sehr sauer sein." Wieder ein Schweigen, dann: "Hayden, wann ist sie bitte nett zu dir? Wir werden es heute Abend versuchen und keine Wiederworte!" "Okay", gab er schließlich nach. "Und noch etwas: ich werde Ruth sagen, dass sie diese Grace von mir loben soll. Ihre Haare sahen gestern echt gut aus!" Hayden schüttelte den Kopf und wollte antworten, doch da begannen die Hunde zu bellen und er sah, wie sie auf ihn zurannten. Wer hatte sie freigelassen?! Warum hatte er das nicht bemerkt? Er steckte sein Handy flink weg und lief in Richtung des Waldes.

Chastity Ruth

Ich verstand, dass Christopher seine Geheimnisse für sich behalten wollte, denn das hatte ich bei Hayden auch gewollt, um meine Familie und meine Freunde zu schützen und als er sich ehrlich entschuldigte, falls er mich verletzt hatte, half mir, den gestrigen Abend zu vergessen. Aber meine Sorgen blieben und irgendetwas an seinen Worten... machte mich traurig. Ich wusste nicht, was es war. Bei seinen letzten Worten jedoch lächelte ich und stemmte die Hände in die Hüften. "Chastity Ruth, also?", scherzte ich und mein Lächeln wurde breiter. Plötzlich schien die Sonne wieder und ich merkte nicht, dass ich ganz leicht inne hielt, als ich sah, wie das Sonnenlicht sich in seinen Augen widerspiegelte.
In dem Moment, in dem ich perplex über meine Gedanken war und zur Seite sah, hörte ich, wie Merlin und Arthur zuerst zu knurren begannen und schließlich über die Wiese rannten. Ich entdeckte kurz eine Gestalt und war geschockt, als ich ihn wieder erkannte. Ich lief los und folgte den Wachhunden. Mein Herz klopfte mit einem Mal schneller und ich hatte Angst, dass er jemandem aus dem Schloss etwas angetan hatte, während ich hörte, wie er sich immer mehr entfernte. "Bleib stehen!", rief ich und versuchte nicht über Wurzeln oder Steine zu stolpern, als ich irgendwann in den mir unbekannten Teil des Waldes gelangte. Doch plötzlich schlang sich eine Wurzel um mein Fußgelenk und riss mich zu Boden. Auch Merlin und Arthur blieben stehen, als hätten sie seine Spur verloren. Schwer atmend stützte ich mich auf meine Unterarme und konnte es nicht fassen, dass er schon wieder auf dem Schlossgelände gewesen war und es nun geschafft hatte, wegzulaufen.
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05.08.2015, 18:16

Christopher

Ich hatte das Gefühl, dass die gestrige Spannung verflogen war und so entspannte ich mich innerlich. Es hatte mich wirklich gestresst mit ihr auf Kriegsfuß zu sein, aber da das nicht der Fall war, konnte ich erleichtert aufatmen. Ja, ich hatte mir selbst gesagt, es sei besser die Distanz zu ihr zu wahren, jedoch war das nicht möglich. Sie alle lagen mir einfach zu sehr am Herz, vor allem Chassy. Das musste ich leider mir selbst eingestehen.
Gerade wollte ich einen witzigen Kommentar abgeben, da rannte sie plötzlich los, weil die Hunde verrückt spielten. Sie hatten etwas entdeckt. Im Wald. Es dauerte nicht lange, bis ich meiner Vermutung sicher war und folgte ihr ohne zu zögern. Sie würde wohl nie lernen, dass man dem Feind nicht ohne einen Fluchtplan folgen durfte. Das musste sie dringend in ihren Dickschädel ritzen, damit sie nicht gedankenlos handelte. > Chassy, warte!< rief ich ihr hinterher, als sie ihr Tempo beschleunigte und kurzerhand stieß ich mich vom Boden ab, um in die Höhe zu schießen. Ich passierte die Baumkronen und spähte in die Ferne, in der Hoffnung Hayden entdecken zu können. Doch dieser Kerl war bereits oft genug hier gewesen, um zu wissen, wo und wann er fliehen musste. Und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Als ich Chassy am Boden erblickte, flog ich direkt zu ihr und scheuchte Arthur und Merlin fort, da sie sich um sie drängten. > Ist schon gut, sie ist nur gestolpert!< beruhigte ich die Tiere, aber auch mich selbst. Ich half ihr auf die Beine und musterte sie von oben bis unten. Ihr war nichts Schlimmes passiert. Gott sei Dank. > Das nächste Mal renne ich voraus und du bist hinter mir. Wenn du ihn jetzt erwischt hättest, wie hättest du ihn überwältigt? Mit Worten?< Eindringlich sah ich sie an und legte dabei einen Zeigefinger unter ihr Kinn, damit ich ihr Gesicht anheben konnte. Ich suchte nach einer Schramme, aber die hatte sie nicht. > Du hast Glück, dass deinem hübschen Gesicht nichts passiert ist!< ermahnte ich sie halb im Scherz und halb im Ernst.
> Ist er es gewesen? Hayden?< fügte ich fragend hinzu, denn es hätte vielleicht sogar jemand anders sein können, auch wenn das recht unwahrscheinlich war.
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09.08.2015, 11:24

Chastity Ruth

Mir lag ein empörter Kommentar auf der Zunge, als er sagte, demnächst würde er als Erster dem Angreifer folgen. Doch ich tat etwas, was völlig irreversibel und verwirrend war, denn ich sah ihn an, wie er in meinem Gesicht nach einer Wunde suchte, ohne ein Wort über die Lippen bringen zu können. Vermutlich war es der Schock, die Wut und die Angst, die mich in diesen Zustand versetzten. Aber es hielt nur zwei Sekunden an, so dass ich kurz zur Seite blickte, bevor ich meine Stimme wiederfand. "Hast du gerade... hübsch gesagt?", fragte ich dann zu meinem Entsetzen plötzlich und blinzelte irritiert, doch dann bemerkte ich meine Frage und fügte schneller hin zu: "Mir... mir geht es gut! Aber ich bin mir sicher, dass es Hayden war." Als er mich wieder losließ, merkte ich nicht, wie ich leise die Luft ausatmete und mich innerlich fragte, was mit mir vorging. Warum musste ich auch nur immer wieder blöde Fragen stellen? Wieso sah ich ihn so an, als hätte er sich in ein Eichhörnchen verwandelt? Ich riss mich mit einem Mal zusammen und machte Anstalten, aufzustehen. "Wäre er nicht geflohen, dann hätte ich ihm gezeigt, dass er ein Feigling ist, der mich in meinen Träumen angreift, weil er weiß, dass ich mich dann nicht wehren kann. Und dass er ein herzlos Idiot ist, der meine Familie und meine Freunde nicht in Ruhe lässt", sagte ich mit etwas grimmiger Miene, doch als ich merkte, dass ich nicht auf meinem Fuß auftreten konnte, war es schon zu spät und ich stieß ein leises Schmerzgeräusch aus. Ich musste mich an Christophers Schulter festhalten, da ich sonst gefallen wäre und sah zu meinem Fuß, da das Leder der Schuhe leicht zerissen war, weil die Wurzel stark daran gezogen hatte. Es war Hayden gewesen, stellte ich fest und biss mir auf die Unterlippe, um die Schmerzen nicht zu sehr zu verdeutlichen. Plötzlich hatte ich jedoch andere Gedanken und so wurden meine Gedanken an die Schmerzen verdrängt. "Warum war er hier? Hat er jemandem aus dem Schloss etwas angetan? Oder...  wollte er dich wieder angreifen?" So sehr ich auch wütend war, die Sorge um die anderen war stärker und aus dem Nichts kam eine Panik hoch. "Wir müssen zurück, Christopher! Vielleicht braucht jemand unsere Hilfe!" Ich stieß mich vorsichtig von ihm ab, um weiter zu gehen, aber ich rechnete nicht damit, dass ich wieder wegknicken würde und fast auf den Boden fiel.

Hayden

Er atmete schwer, als er sich mit de Rücken gegen den großen Baum lehnte und sich durch die Haare fuhr. Wie konnten sie hier leben und den Hohlraum ihm Baum mit einem der breitesten Stämme nicht kennen? Dort konnte er sich jedes Mal verstecken, ohne, dass jemand auch nur erahnen konnte, dass er sich dort befand. Er hörte ihre Worte nicht, denn er war zu weit entfernt und griff nun nach seinem Handy. "Dorian, rufe sie in fünf Minuten an. Das wird nicht auffällig sein. Und vergiss nicht: du holst sie ab, sie wird nicht dahin gefahren." "Alles klar. Warum atmest du so, als wärst du durch das ganze Schloss gelaufen?" "Die Hunde haben mich entdeckt und Ruth hat gemerkt, dass ich da war. Christopher war direkt in der Luft und ich musste schnell zum Versteck", schnaubte er und schaffte es allmählich, wieder normal zu atmen. "Ach du... Wieso passiert mir das nie?" "Weil du bisher nur zweimal im Schloss warst? Einmal bei einer offiziellen Party und einmal, um aufzupassen, während ich in ihr Atelier gehe." "Ich fand das mit dem Atelier nicht okay und auch nicht, dass du sie angegriffen hast, als ihre kleine Schwester anwesend war." Hayden atmete leise die Luft aus und schaute auf den Boden. "Darüber kann ich jetzt nicht reden." "Stimmt. Es waren ja ihre Befehle, die du befolgen musstest. Wenn sie es sagt, steht es außer Diskussion, ob es falsch oder richtig ist." Nachdem Hayden aufgelegt hatte, merkte er, dass er die Schultern hängen ließ. Sie tat es, um ihn, Dorian und alle anderen zu retten. Warum verstand das sein bester Freund nicht?
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09.08.2015, 16:24

Christopher

Als sie mich darauf aufmerksam machte, dass ich sie 'hübsch' genannt hatte, fuhr ich mir etwas unsicher durchs Haar. Naja, es stimmte ja, also warum war das solch ein Wunder für sie? Ich räusperte mich leicht, wollte etwas sagen, doch sie kam mir zuvor. > Ich denke nicht, dass man ihm ins Gewissen reden kann. Dafür ist er einfach zu gerissen. Diese Menschen, die bereit sind für irgendwelche Ziele andere Leute zu töten, haben einfach kein Gewissen...< erwiderte ich ernst und seufzte leise auf. Da fiel plötzlich Chassy gegen mich, weil sie anscheinend Schmerzen hatte und mein Blick fiel sofort auf ihren Fuß. Also hatte sie sich doch verletzt. So ein Mist.
> Pssh, Chassy, jetzt komm mal runter. Er hat niemandem von uns was getan. Sicherlich ist er hier gewesen, um uns zu beobachten. Das tut man eben, um die Schwächen des anderen herauszufinden. Ich bezweifle, dass er allein hierher kommt, um jemanden zu verletzen!< meinte ich ernst, als sie davonlaufen wollte. Und das mit ihrem Knöchel. Ich packte sie und hievte sie auf meine Arme, damit sie nicht ihren Fuß belasten musste. > Atme tief durch, es wird schon alles gut werden!< beruhigte ich sie und trug sie zurück zum Schloss. Natürlich dachte ich über ihre Sorgen nach, denn sie hatte nicht ganz Unrecht. Hayden führte etwas Schlimmes im Schilde und ich wollte wissen, auf was genau er es abgesehen hatte. Auf Chassy? Auf mich? Vielleicht auf jemand anderen?
Die Sorge um die anderen fachte die Wut in mir an und löste das unangenehme Kribbeln in meinem Nacken aus. Ich schluckte den dicken Kloß im Hals hinunter und atmete tief durch. Ich würde nicht nachgeben. Ein halbes Jahr würde ich locker packen, genauso wie die letzten sieben Jahre. > Nachher werde ich abgeholt, um für ein Konzert heute Abend zu proben. Möchtest du mitkommen oder dich lieber in Sorgen herumwälzen? < fragte ich sie mit einem leichten Lächeln und dankte Raven dafür, dass er mir die Tür aufhielt. > Ist alles in Ordnung?< erkundigte er sich, weil ich Chassy ja auf den Armen hielt. > Jaja, alles gut. Die Lady braucht nur ein bisschen Ruhe!< erwiderte ich und stieg die vielen Treppen hinauf. > Puh, die Schokopuddings solltest du langsam mal sein lassen, früher bist du eindeutig leichter gewesen!< neckte ich sie und zwinkerte ihr zu. Ich wusste ja, dass das Thema Gewicht bei Frauen sehr sensibel war, aber sie kannte mich ja gut genug um zu wissen, dass ich das nur sagte, um mehr für mich zu haben. Chassy brauchte sich nicht um ihre Figur kümmern, sie war ein Model. Aber das wusste sie ja nicht.
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09.08.2015, 22:10

Chastity Ruth

Als er mich auf seine Arme gehievt hatte, hatte ich ihn überrascht angesehen und mich reflexartig an ihm festgehalten. Doch während er mir sagte, warum er davon überzeugt war, dass Hayden uns nur beobachtet hatte, nickte ich leicht und dachte über seine Worte nach. Christopher hatte Recht, Hayden wäre nicht alleine hier, wenn er jemandem etwas antun wollen würde. Wie er es mir vorschlug, atmete ich tief ein, um die panische Gedanken verschwinden zu lassen und biss mir auf die Unterlippe, als es mir nicht leicht fiel. Wir liefen an Raven vorbei und ich bedankte mich etwas leise, als er die Tür öffnete. Es verunsicherte mich, auf diese Weise in das Schloss zu gehen, den Grund wusste ich jedoch nicht. Doch dann überraschte mich Christopher mit seinen Worten und ich hätte die Arme verschränkt, hätte ich das gekonnt. Stattdessen klapste ich leicht seine Schulter und funkelte ihn böse an. "Erst bist du ein Charmeur und trägst mich den ganzen Weg bis zum Schloss und dann bist du wieder der Christopher, den ich kenne und sagst mir, ich solle weniger Schokopuddinge essen?" Ich reckte das Kinn in die Höhe und sah zur Seite. "Pff..." Ich hielt mich wieder an ihm fest, da ich etwas schwankte, weil wir die Treppen hochliefen. "Ich weiß genau, was du vorhast! Aber nein, das zieht bei mir nicht", ich sah ihn entschlossen wieder an, "Und das nächste Mal, wenn Mrs Growline Schokopuddinge macht, solltest du schnell in die Küche gehen - sonst werde ich es vernaschen!" Ich grinste ihn scherzhaft überlegen an und ließ mich langsam zu Boden gleiten, als wir vor dem Arztzimmer ankamen und ließ meine Arme nun sinken. "Du solltest mir glauben, du verpasst die Chance auf einen sehr leckeren Schokopudding." Kurz streckte ich ihm die Zunge aus, um ihn zu ärgern, ehe ich anklopfe. Als gleich darauf ein "Herein" ertönte, wollte ich eintreten, aber ich hielt inne, da ich mich an seine Frage erinnerte. "Damit ich aufpassen kann, dass du nicht heimlich einen Schokopudding mitnimmst, komme ich mit", scherzte ich und öffnete dann die Tür. Ich hüpfte zu der Liege und der Arzt kam sofort zu mir, um sich meinen Fuß anzusehen. "Ruth, was ist nur los mit dir? Noch gestern Morgen lagst du halb bewusstlos im Bett und nun das!" "Es ist nichts Schlimmes", erwiderte ich und versuchte vergebens ein unschuldiges Lächeln, doch er schüttelte den Kopf. "Das werden wir gleich sehen!" Nach einer halben Stunde ging ich wieder in mein Zimmer und mein Blick fiel auf eine Vase, die noch nicht fertig war und auf meinem Schreibtisch stand, so dass ich beschloss, diese weiter zu bemalen. Dabei glitten meine Gedanken jedoch wieder zu Hayden und ich fühlte mich schnell wieder unruhig. Was war sein Ziel? Warum tat er das alles? Mir fiel plötzlich ein, was Mrs Featherstone gesagt hatte: Brodan war Haydens Bruder. War das wirklich wahr? Aber wieso hatte Brodan mir nie etwas darüber erzählt? Ich sah zu meinem Handy und überlegte, ob ich ihn fragen sollte, weshalb ich innerlich mit mir rang, da ich es eigentlich nicht wollte. In dem Moment klingelte es unerwartet und ich zuckte beinahe zusammen. Es war eine Nummer, die ich nicht gespeichert hatte... Hatte eine meiner Freundinnen ihre Nummer geändert? Verwirrt ging ich dran. "Hallo?" "Ruth? Puh, dieses Mal ist es die richtige Nummer. Ich bin es, Dorian." "Dorian?", fragte ich sehr überrascht. "Erinnerst du dich noch an mich?" Verwirrt runzelte ich die Stirn. "J... ja." "Dann kann ich dich etwas fragen?" Mich etwas...? Dieser Anruf irritierte mich so sehr, dass ich nicht merkte, wie die Farbe auf der Vase verwischte und auf den Tisch tropfte. "Möchtest du mit mir stoppen gehen?" Ich räusperte mich leicht und legte den Pinsel ab. "Heute?", fragte ich, da ich nicht wusste, was ich sonst darauf erwidern sollte. "Okay, eigentlich brauche ich deine Hilfe. Meine Schwester feiert bald Geburtstag... also morgen. Und ich habe noch kein Geschenk. Wenn ich nichts finde, dann fühle ich mich schlecht! Aber ich schaffe das nicht alleine und irgendwie musste ich an dich denken, dass du mir vielleicht helfen kannst." Er wollte, dass ich ihm dabei half, ein Geschenk für seine Schwester zu finden? Zögerlich biss ich mir auf die Unterlippe und brauchte etwas Zeit, bis ich antworten konnte. Doch schließlich beschloss ich ihm zu helfen, da er sehr ratlos klang. "In... in Ordnung." "Wirklich? Das ist toll! Danke, Ruth! Wann kann ich dich abholen?" "Mich abholen?", sagte ich perplex. "Wenn du dir für meine Angelegenheit Zeit nimmst, finde ich es nur richtig, dich zum Einkaufscenter zu fahren." "Ähm... okay. Ich habe aber erst später Zeit." "Das Einkaufscenter hat 24 Stunden geöffnet! Schreibe mir einfach eine SMS, wenn du Zeit hast." "Ich werde jedoch nicht im Schloss sein, sondern in einem Konzertsaal", fügte ich hinzu. "Kein Problem!", sagte er mit plötzlicher Begeisterung und legte auf, bevor ich etwas anderes sagen konnte oder mich entschließen konnte, meine Zweifel auszusprechen.
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10.08.2015, 10:19

Christopher

Ich musste mir wirklich das Lachen verkneifen, als sie das mit dem Schokopudding erwähnte und schüttelte amüsiert den Kopf. Sie würde schon noch sehen, was ich alles in ihrer Anwesenheit futtern würde. Nicht nur Schokopudding, sondern auch ganz viele andere leckere Desserts, die ich immer bekam, wenn ich auf einem Konzert war. Und dieses Mal würden sogar andere Musiker dabei sein, weswegen ich mich doppelt so sehr auf heute Abend freute. Ich liebte es, Erfahrungen mit anderen professionellen Künstlern zu wechseln, denn so konnte ich mir Tipps holen, um sie umzusetzen.
> In Ordnung, dann sehen wir uns später!< sagte ich noch, als sie schließlich im Arztzimmer verschwand und ich mich auf den Weg in mein Zimmer machte. Ich brauchte ein kleines Nickerchen, um heute Abend fit zu sein. Kaum betrat ich mein großräumiges Zimmer, entkleidete ich mich bis auf meine Boxershorts und schmiss mich aufs Bett. Mit einem Seufzen schob ich beide Hände hinter meinen Kopf und unter das Kissen, während ich eine Weile lang die Engel an der Decke begutachtete. Immer wieder fiel mir auf, wie viel Spaß sie in den Wolken hatten. Vor allem mit ihren Musikinstrumenten. Früher hatte ich mir gewünscht, einmal mit ihnen fliegen und musizieren zu können, bis ich gelernt hatte, dass man erst ein Engel sein konnte, wenn man tot war. Ob meine Eltern ebenfalls in solch einem Himmel waren? Lebten sie nun in Frieden? Sahen sie auf mich herab?
All diese Fragen schwirrten in meinem Kopf und schläferten mich Stück für Stück ein. Ich trieb in einer angenehmen Schwärze umgeben von Nichts und ließ mich fort von allen Sorgen treiben. Es war entspannend, befreiend. Bist du dir sicher, dass du es dir leisten kannst, auch nur ein Auge zu schließen? In jedem Moment könnte das Schloss in die Luft gehen und du würdest wieder eine Familie verlieren!
Diese Stimme jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken, woraufhin ich sofort aufwachen wollte, es jedoch nicht konnte. Etwas blockierte mein Bewusstsein und hielt mich stattdessen in meinem Unterbewusstsein fest. Wer bist du? Lass mich sofort wieder frei!, brüllte ich in mich selbst hinein und versuchte das Zentrum dieser fremden Energie zu finden. Es war nicht das erste Mal, dass mir so etwas passierte, aber mit jedem Mal wurde es schlimmer. Du weißt ganz genau, wer ich bin und was ich von dir will. Lös den Pakt auf und ich werde dafür sorgen, dass es deiner Familie an nichts mangeln wird. Man wird nicht in der Lage sein, sie zu verletzen!, flötete die dunkle Stimme und das vertraute Kribbeln breitete sich auf meinem Rücken bis zu meinem Nacken aus. Es war wieder dieses Etwas, welches mir äußerlich ähnelte. Seine roten Augen glühten in der Dunkelheit meines finsteren Traumes und ich zwang mich zur Ruhe. Solange ich mich an die Worte der alten Frau hielt, würde mir nichts passieren. Egal, was er mir sagte, er log. Er tat das, um mich dazu zu bringen, den Pakt aufzulösen, was ich keinesfalls tun würde. Erst in einem halben Jahr. Dann, wenn die Zeit reif war.
Wie du willst. Dann werde ich dir zeigen, was ich mit deiner Familie anstellen werde, wenn du dich mir widersetzt! Kaum sprach er diese Worte aus, veränderte sich meine Umgebung und ich konnte von der Decke des Schlosses aus beobachten, wie meine Familie im Wohnzimmer saß und miteinander herumalberte. Meine Geschwister spielten Monopoly, während Mr. und Mrs Prentiss ein interessantes Gespräch mit Erik führten. Alles in allem herrschte gute Stimmung und ich fragte mich, wo ich in diesem Moment war. Meine Frage wurde beantwortet, als plötzlich die Fenster zerbarsten und starker Wind die ganze Einrichtung verwüstete. Alle warfen sich zu Boden, um sich in Sicherheit zu bringen und ich konnte die Angst in ihrem Gesicht sehen. Der starke Wind nahm zu, riss alles von der Wand und zerrte an der Kleidung der Familie Prentiss. Ich wollte ihnen zur Hilfe eilen, aber ich war wie an der Decke festgenagelt.
Mr. Prentiss stand als erster auf, um die Ursache dieses Sturms zu finden, als mein anderes Ich durch ein kaputtes Fenster hineinflog und dabei ein fürchterlich böses Lächeln aufsetzte. Sofort veränderte sich die Stimmung in diesem Raum, denn meine 'Eltern' verstanden den Ernst der Lage. Ich jedoch nicht. Mein anderes Ich sprach etwas in einer Sprache, die ich nicht kannte und hob entschlossen eine Hand, als die silbernen Metallkugeln aus einer zerbrochenen Glasschale direkt auf die beiden zuschossen. Wie in Zeitlupe durchbohrten die Kugeln den Oberkörper meiner 'Eltern' und ich spürte, wie in diesem Moment etwas in mir zerbrach. Sie fielen zu Boden und der laute Aufprall erfüllte mein Gehör. Was weiterhin geschah, wollte ich nie wieder sehen. Nicht einmal in meinen Träumen. Ich konnte nur sehen, wie das Grau des Metalles sich blutrot verfärbte, genauso der beigefarbene Teppich, der von den Leichen meiner Familie bedeckt wurde.
Kalter Schweiß brach aus mir heraus, der Schrei des Verlustes blieb mir in der Kehle stecken und warme Tränen brannten sich auf meinen Wangen. In diesem Traum starb ein Teil von mir und als ich nach Luft japsend aufwachte, klopfte mein Herz schneller denn je. Ich zitterte am ganzen Körper und mir war unsagbar kalt, als hätte man mich in eine Wanne voll Eiswasser gesteckt. Mit zittrigen Beinen stand ich auf und torkelte ins Bad, um unter die Dusche zu steigen. Kaum traf mich das warme Wasser, ließ ich mich schwer atmend auf den Boden gleiten und winkelte die Beine an. Ich traute mich nicht, die Augen zu schließen. Würde ich überhaupt je wieder schlafen können? Ich hatte meine eigene Familie umgebracht. Dann wohl eher nicht.
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10.08.2015, 21:37

Hayden

Heute Abend würde er erfahren, ob er mit seiner Vermutung richtig lag. Und wenn er falsch lag, würde sie sehr wütend werden. Wenn sie wütend war, dann waren ihre Befehle grausamer, kälter und rücksichtsloser. Sie hasste es, Zeit zu verschwenden. Hayden drehte den Stift in der Hand, ließ das Ende pendeln und hielt ihn mit drei Fingern fest. Aus den Augenwinkeln nahm er kurz Chastitys Gemälde war, dass an der Wand lehnte. Als er dumpf auf dem Papierstapel landete, wandte er sich seufzend ab und schaute zu der Uhr. Nicht mehr lange. Sollte er vielleicht noch einmal trainieren? Nur, um sich selbst abzulenken und den Gedanken, dass seine Vermutung ein Fehler war, zu vergessen. Es klopfte an der Tür. "Herein", sagte Hayden und rieb sich erschöpft die Augen. "Es gibt etwas, das nennt sich Schlaf. Schon mal davon gehört?" Sein bester Freund ließ sich auf den Sessel fallen und legte seine Arme auf die Lehnen. "Erinnere mich später daran, zu lachen." "Hayden, wann gedenkst du, eine Pause zu machen? Du bist völlig erschöpft! Schau' dich doch mal an!" "Wann?" Dorian prustete die Luft aus. "Heute. Jetzt. In einer Stunde. Morgen." "In acht Stunden triffst du dich mit Ruth, weil dann die erste Hälfte der Konzertprobe von Christopher vorbei ist und sie dich dann vermutlich anruft. Also schätzungsweise um zehn Uhr. Sie plant sicher eine oder zwei Stunden für den Einkauf ein. Bis dahin wird sie auch keiner suchen, da sie Christopher Bescheid sagen wird, wenn du dich zeigst, um sie abzuholen." "Oh, du hast Recht, das ist sehr wenig Zeit", spottete Dorian und schüttelte verächtlich den Kopf. "Sie merkt nicht, wie sehr du dich anstrengst, um ihr alles zurecht zu machen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ihr das... egal ist." Hayden stand unruhig auf und sah streng zu der Tür. "Damit wir den Plan umsetzen können, müssen wir genau das tun, wie wir es im Voraus besprochen haben. Okay?" Sein bester Freund nickte nur und Hayden verließ das Zimmer. Er musste sich sicher sein, dass seine Vermutung, dass Christopher Gefühle für Chastity hegte, richtig war. Denn dann hatte er einen wunden Punkt von ihm gefunden, den er treffen musste, um ihn außer Kontrolle zu bringen. Aber er konnte sich einfach nicht sicher sein. Fahrig fuhr er sich durch das Haar. Egal... Konnte er ihr 'egal' sein? Hatte Dorian Recht? Er drängte diesen Gedanken zurück und ging zielstrebig zum Planungsraum, wo ihre Leute auf ihn warteten. Sie wollten wissen, was Dorian und er vorhatten. Hayden seufzte und holte sein Handy heraus, da er eine SMS bekam. Vielleicht sollten wir einfach dafür sorgen, dass Ruth mit Christopher tanzt. Nach dem zwanzigsten Mal, wo sie auf seine Füße tritt, wird er sicher ausrasten. Hayden grinste und steckte sein Handy wieder weg, bevor er er die Tür zum Plaungsraum öffnete.

Chastity Ruth

Ich bemalte die Vasen, die ich noch nicht zu Ende bemalt hatte und hörte dabei Musik. Es war etwas umständlicher, da ich nicht in das Atelier ging, aber es machte Spaß und es lenkte mich von dem Gedanken ab, dass Hayden Christopher und mich beobachtet hatte. Es fiel mir noch etwas schwer, zu gehen, doch ich humpelte nur etwas und schaffte es Treppen hoch zu laufen. Als es schließlich Zeit wurde, zog ich mich nicht um und änderte auch nicht meine Frisur, sondern hing nur eine Tasche über meine Schulter und lief die Treppen vorsichtig herunter. Jedoch bemerkte ich den Farbfleck auf meiner Wange nicht, als ich vor dem Schloss wartete und die Fußspitze in den Boden bohrte.
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11.08.2015, 11:42

Christopher

Nachdem das Zittern nachgelassen hatte, traute ich mich wieder aufzustehen und in den Spiegel zu schauen. Keine roten Augen, keine Tätowierung und kein bösartiges Grinsen. Ich atmete tief durch, hielt mich am Waschbeckenrand fest und schluckte den dicken Kloß hinunter. Ich musste mich auf das Konzert konzentrieren. Alles andere durfte jetzt keine Rolle spielen.
Nach ein paar Atemzügen verließ ich das Bad wieder und kleidete mich leger und sportlich an. Später würde ich ja von den Stylisten eingekleidet werden, also konnte ich lässig herumlaufen. Ich richtete zuletzt mein zerzaustes Haar und verließ den Raum, um noch kurz in die Küche zu gehen. Dort bereitete Mrs. Growline das Abendessen vor und als sie mich erblickte, deutete sie auf einen Teller mit Keksen. > Nimm sie mit. Die sind extra für deinen Auftritt!< meinte sie kurz angebunden, während sie irgendeinen Teig mit dem Handgerät rührte. Zu schade, dass ich das Essen verpassen würde. Es sah sehr lecker aus.
Ich nahm dankend die Kekse in die Hand und eilte nach draußen, wo Chassy bereits wartete. Sie hatte sich nicht umgezogen, aber das brauchte sie ja nicht. Sie verließ nie das Haus ohne passabel auszusehen. Bis auf den Farbklecks in ihrem Gesicht. Sollte ich sie darauf aufmerksam machen? Oder sollte ich mir einen Spaß erlauben, einfach um meine Laune zu heben? Doch dann erinnerte ich mich an die Drohung und mein Herz sackte nach unten.
> Du hast einen Farbklecks auf der Wange!< Mit dem Daumen wischte ich diesen weg und bedachte sie mit einem leichten Lächeln. Auch sie hatte tot auf dem Boden gelegen und dieser Anblick hatte mich regelrecht in ein schwarzes Loch fallen lassen. Hoffentlich musste ich das nie erleben. > Dann mal los, die Arbeit ruft!< Ich stieg nach ihr in den Wagen und gab dem Chauffeur die Adresse, zu der er uns fahren musste. Die Konzerthalle lag etwas außerhalb der Stadt, aber allzu weit war es nicht.
Ich schaute aus dem Fenster, betrachtete die vorbeiziehenden Bäume und verdrängte die Gedanken an die ermordete Familie Prentiss. An meine Familie. Unwillkürlich ballte ich die Hände zu Fäusten, als ich daran dachte, dass ich derjenige gewesen war, der sie umgebracht hatte. Diese Vorstellung brachte mich innerlich um.
> Hast du auch Ohrstöpsel dabei? Immerhin beschwerst du dich ja gerne über meine ach so schlechte Musik!< wandte ich mich an Chassy, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich brauchte Ablenkung und vor allem den Beweis, dass sie nicht tot war.
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11.08.2015, 12:28

Chastity Ruth

Als Christopher aus dem Schloss heraus trat, hob ich meinen Blick und sah ihn an. Sofort fiel mir auf, dass… irgendetwas an seinem Blick nicht stimmte. Als würde er leiden… Ich erschrak innerlich, jedoch sprach ich es nicht aus, denn ich traute mich nicht. Ich wollte nicht wieder mit ihm streiten und ihn verletzen, weil meine eigene Enttäuschung eine Rolle für mich spielte. Es wäre egozentrisch von mir. Auch mir fiel es nicht leicht, über manche Dinge zu reden, warum also sollte ich es von ihm erwarten? Dennoch hatte ich Angst um ihn, denn mit jedem Tag wirkte er erschöpfter und unglücklicher. Oder bildete ich mir das nur ein? Nachdem wir in den Wagen eingestiegen waren, rutschte ich von den Gedanken ergriffen unwohl vor und zurück, bis ich sitzen blieb und meine Hände auf meinem Schoß ablegte. Seine Frage ließ mich unauffällig zu ihm blicken, doch ich konnte nicht wegsehen, da ich erneut sein nachdenkliches Gesicht sah. „Ich habe sie vergessen, aber ihr habt sicher welche da, oder nicht? Schlimmstenfalls stelle ich mich selber auf die Bühne und verjage alle, indem ich irgendein Lied singe. Das würde funktionieren“, scherzte ich vorsichtig, weil ich mich gleichzeitig viel mehr fragte, was mit ihm los war. Es beunruhigte mich einfach, ihn so zu sehen. Fast wäre zusammengezuckt, als mein Handy klingelte und ich steckte meine Hand in die Tasche, um jenes herauszuziehen. „Hallo?“, fragte ich und wunderte mich darüber, dass es erneut eine unbekannte Nummer war. „Chastity Ruth, ich bitte dich, mir gut zuzuhören.“ „Mrs Featherstone?“ „Ja. Ihr schwebt in großer Gefahr. Hayden plant etwas.“ Hayden plante etwas…? „Was ich jetzt sagen werde, wird unter uns bleiben. Du musst dafür sorgen, dass Christopher unter keinen Umständen die Kontrolle verliert. Niemals.“ Mein Magen zog sich zusammen. „Er will ihn wieder angreifen?“, flüsterte ich, ohne es zu merken. „Euch beide. Aber sein eigentliches Ziel bist nicht du, sondern Christopher. Er wusste schon die ganze Zeit, dass es darum geht, ob Christopher die Kontrolle behält oder nicht. Und er ist nicht alleine.“ „Was kann ich tun?“, fragte ich mit einer Spur von Ratlosigkeit in meiner Stimme. „Sorge bitte dafür, dass Christopher als Christopher zum Schloss zurückkehrt.“ Sie legte auf und ich ließ das Handy langsam sinken, bevor ich es langsam in die Tasche schob. „Es ist nichts“, sagte ich mit einem versuchten Lächeln zu Christopher und unterdrückte die Unruhe. „Sie wollte wissen, wie es uns geht. Sie hat von deinem Unfall erfahren.“ Der Wagen wurde nach ein paar Minuten langsamer und kam daraufhin zum Stehen. Ich stieg aus und wollte einen Schritt machen, doch dann wartete ich auf Christopher und wandte mich an ihn. „Bitte bleibe stark, Christopher“, bat ich mit sanfter Stimme. Für ein paar Sekunden suchte ich in seinem Blick nach einer Reaktion, dann drehte ich mich um und das Team strömte an mir vorbei auf Christopher zu. Wenn Hayden es auch nur wagte, würde er es bitter bereuen. Ich würde nicht zulassen, dass er wieder jemandem und auf keinen Fall Christopher schadete.
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11.08.2015, 12:52

Christopher

Ich konnte ihr die vielen Fragen ansehen, denn ich konnte meine Maske leider nicht perfekt halten. Die Maske, die mich die letzten Jahre vor genau solchen Situationen geschützt hatte. Sie wusste, dass etwas nicht stimmte und das gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. Das machte mich schwach. Verletzlich.
Deswegen merkte ich auch, dass sie meine Frage nicht mit der Frechheit beantwortete, die ich eigentlich erwartet hätte. Sie machte sich Sorgen und das machte das Chaos in mir umso schlimmer. Ich hatte sie alle umgebracht, weil ich diesem Etwas widerstanden hatte, aber Mrs. Featherstone und das Buch vermittelten den Eindruck, als sei es viel schlimmer, wenn man vorzeitig die Kontrolle abgab. Die Evokation war wahrlich ein Fluch. Wie hatte das meine Mutter bloß ausgehalten? Welchen Nutzen sollte ich daraus ziehen, wenn das halbe Jahr vorüber war? Warum fiel es mir zunehmend schwerer die Fassung zu bewahren?
Als das Handy von Chassy klingelte, lauschte ich ihrer flüsternden Stimme, konnte aber nicht herausfinden, wer das am Telefon gewesen war. Bis sie es mir sagte. Also hatte die alte Frau angerufen und das bedeutete nichts Gutes. Sie rief nie einfach so an. Sie rief nur dann an, wenn etwas Schlimmes nahte. Und dieses Mal spürte ich selbst die Gefahr.
Normalerweise würde ich jetzt Chassy ausquetschen und mich erkundigen, worüber die beiden sich unterhalten hatten, jedoch warnte ich mich selbst davor zu viel zu erfahren. Manchmal war es besser, etwas nicht zu wissen. Es wiegte einen in Sicherheit, auch wenn ich mich zurzeit nicht allzu sicher fühlte.
Nachdem der Wagen anhielt und wir zusammen ausstiegen, kam das Team auf uns zu. Ich hörte Chassys Worte und nickte bloß. Mehr konnte ich nicht dazu sagen. Ich wusste selbst, in welch misslicher Lage ich mich befand. Würde ich die Kraft finden, mich das nächste halbe Jahr gegen meine Gabe und den Mördern meiner Familie zu stellen?
Ohne lange drüber nachzudenken, schoss meine Hand zwischen zwei Kameraleuten hervor, damit ich Chassys zu fassen bekam. Ich hielt die ihre fest und ließ mich von den zuständigen Leuten nach drinnen führen, die mir zuerst zeigen würden, wo sich die Künstler versammelten. > Bleib einfach an meiner Seite!< bat ich Chassy, als niemand zu uns sah und mir keine unzähligen Fragen stellte. Ich drückte leicht ihre Hand, um meine Worte zu unterstreichen und wir betraten einen recht großen Raum, in dem sich die anderen Musiker befanden. Nun musste ich einfach nur abschalten und mein Ding durchziehen.
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353

11.08.2015, 21:54

Chastity Ruth

Überrascht wandte ich mich an Christopher, als ich fühlte, wie seine Hand sich um meine schloss. „Bleib einfach an meiner Seite!“, sagte er und als ich merkte, dass er sich nichts anmerken lassen wollte, wandte ich mich blinzelnd wieder nach vorne und nickte zaghaft. Doch keine Sekunde später fiel mir ein, dass ich Dorian in zwei Stunden anrufen musste, weil ich zugesagt hatte, mit ihm das Geschenk für seine Schwester zu suchen. Ich biss mir unwohl auf die Unterlippe und blickte erneut zu Christopher, aber ich zögerte mit den Worten. Dies tat ich zu lange, denn das Team sammelte sich um Christopher und begann, ihn für die Probe vorzubereiten. Die anderen Musiker winkten Christopher erfreut und entspannt zu. Da ich es ihm nun vorerst nicht sagen konnte, blieb ich neben ihm stehen und drückte seine Hand ebenfalls, ohne es zu merken. Sie nahmen ihm seine Jacke ab und änderten seine Frisur, bevor einer schließlich sagte, dass er bereit für die Generalprobe war. Ich gab mir einen Ruck und legte meine freie Hand vorsichtig auf Christophers Arm, um es ihm mitzuteilen, ehe er auf die Bühne ging. „Ich habe heute Morgen… Dorian versprochen, ihm bei der Geschenkesuche für seine Schwester zu helfen. Es tut mir sehr leid, Christopher… Ich möchte nicht gehen, aber ich muss es leider.“ Ich neigte leicht meinen Kopf zur Seite und sah entschuldigend in seine Augen. Gewissensbisse machten sich in mir breit und ich wünschte in diesem Moment wirklich, Dorian nicht zugesagt zu haben. Ich wollte Christopher jetzt auf keinen Fall alleine lassen und meine Sorgen waren ohnehin schon stark gestiegen. Es kam mir… falsch vor, zu gehen. Zwei Leute aus dem Team drängten ihn in Richtung der Bühne und deshalb mussten wir loslassen. „Es wird nur eine Stunde dauern“, fügte ich hinzu, obwohl diese Worte nicht schön in meinen Ohren klangen und ich leise schlucken musste. Ich setzte mich auf einen der Stühle und legte die Tasche auf meinem Schoss ab, während alle Musiker zu Christopher gingen, um ihn zu begrüßen.

Hayden

Nach dem Gespräch war er sehr erschöpft und spielte tatsächlich mit dem Gedanken, ein kurzes Nickerchen zu machen, doch dann erinnerte sich daran, dass er noch einmal den Plan mit Dorian durchgehen musste und die letzten Vorbereitungen treffen musste. Mit trägen Schritten betrat er sein Arbeitszimmer und ließ sich seufzend auf den Sessel fallen, bevor er seine Ellbogen auf dem Tisch abstützte und leicht an seinem Kinn kratzte. "Worüber denkst du nach?", fragte Dorian ihn und runzelte die Stirn. "Über das, was ich tun werde", gab dieser zu und seufzte erneut. "Endlich! Endlich fragst du dich mal, ob du nicht zu weit gehst!" "Vielleicht ändere ich noch etwas an den Plan", erwiderte Hayden nur und sah kurz zu der Uhr, um die Uhrzeit zu erfahren. "Lässt du Ruth in Ruhe?" "Nein", sagte er. "Es würde sie verärgern." "Und dich?" Hayden zog eine Braue hoch und sah seinen besten Freund an, erwiderte jedoch nichts darauf. "Bis in einer Stunde", grummelte Dorian und stand schnell auf, bevor er das Arbeitszimmer verließ. Hayden wollte nicht darüber nachdenken, er konnte es sich nicht leisten, Zweifel zu haben. Er merkte nicht, wie er schließlich doch einschlief.
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354

12.08.2015, 11:28

Christopher

Dorian? Was zur Hölle wollte er von Chassy? Shoppen gehen, um ein Geschenk für seine Schwester zu suchen? Ja klar... Kaum war ich etwas besser gelaunt, da die Generalprobe nahte, sank meine Laune in den Keller. Zum einen, weil sie gehen würde und zum anderen weil sie sich mit diesem Dorian treffen würde. Das war doch nicht ihr Ernst!?
Leider konnte ich ihr nicht sagen, dass mir das gewaltig gegen den Strich ging, denn ich wurde bereits in Richtung Bühne geschoben. Die anderen Musiker kamen sofort auf mich zu und wir unterhielten uns ein Weilchen, ehe ich allein gelassen wurde, da nun mein Song begann. Ich verdrängte jeden Gedanken in die hinterste Ecke meines Bewusstseins und konzentrierte mich nur auf die Musik. Sie war es, die mir Zuflucht gab und in der ich mich wohl fühlte. Die Klänge erfüllten mein Inneres und ich sang einfach drauf los. Ich kannte das Lied in und auswendig, also machte ich mir keine Sorgen darüber den Text oder die Noten zu verpatzen.
Natürlich war ich etwas aufgeregt, da auch andere professionelle Künstler dabei waren, jedoch war das für mich ein Grund mehr, mein Bestes zu geben. Ich wollte beeindrucken und das ohne meine Fähigkeiten. Bis jetzt hatte das sogar wunderbar geklappt, worauf ich selbst sehr stolz war.
Die Bühne war mega riesig, ich konnte schon die Rufe der Fans hören und das Adrenalin in meinen Adern fachte die Leidenschaft zur Musik nur noch mehr an. Die drei Minuten vergingen derart schnell, dass ich erst einmal ins Licht blinzeln musste, um zu realisieren, dass mein Auftritt vorbei war. Wow, wie es wohl sein würde, wenn alle Gäste da waren...
Gut gelaunt ging ich von der Bühne runter und ließ mich mit Komplimenten überhäufen. Das tat meinem Ego verdammt gut. Dennoch hielt ich augenblicklich Ausschau nach Chassy, weil ich wissen wollte, wie sie den Auftritt empfunden hatte. Auch wenn sie gleich diesen Dorian treffen würde, was das nervtötende Kribbeln in mir entfachte.
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355

15.08.2015, 14:37

Chastity Ruth

Aus einem mir unbegreiflichen Grund konnte ich nicht wegsehen und weg hören, ich lauschte den Tönen, die er sang und sah, wie er sich vollständig auf seinen Auftritt konzentrierte. Ja, ich hatte schon gewusst, dass ich seine Stimme mochte, doch dass ich seine Stimme liebte, war mir etwas Neues. Ich war zu perplex, um das zu verstehen und gleichzeitig zu konzentriert, um darüber nachzudenken. Und plötzlich erinnerte ich mich an das Lied, das er gesungen hatte, als es mir wegen der bevorstehenden Hochzeit sehr schlecht gegangen war. Die sanften Worte, die in den Strophen gestanden hatten und die Fürsorglichkeit in seiner Stimme. Auch ich stimmte mit in das Klatschen ein und stand auf, als ich unerwartet eine Hand an meinem Arm spürte und mich zu der Person umdrehte. "Hey, Ruth", begrüßte mich Dorian und umarmte mich sogleich, ehe ich reagieren konnte. So lange, bis ich Anstalten machen wollte, mich von ihm zu lösen und er kurz davor losließ. "Was ist das eigentlich hier?", fragte er und sah sich neugierig um. "Christopher probt seinen Auftritt und..." "Ein paar Musiker sind auch hier", beendete er meine Antwort und ich hielt kurz inne, bevor ich die Schultern leicht sacken ließ und nickte. "Ja." "Können wir ihm kurz Hallo sagen?" Meine Augenbrauen schossen leicht in die Höhe und ich zögerte, bevor ich schließlich erneut leicht nickte und ihm zu Christopher folgte. Ich hatte das komische Gefühl, als würde Christopher Dorian nicht sehen wollen. "Hey, du Star!", grinste Dorian und boxte ihm spielerisch auf den Oberarm, was mich verwirrte und ich sah zwischen den beiden hin und her, bis mein Blick auf Christopher ruhen blieb und sich etwas Entschuldigendes in meinen Blick mischte. "Ich bin in einer Stunde wieder..." "Eine? Wollen wir nicht danach etwas trinken gehen? Es gibt ein Cafè im Einkaufscenter, du würdest begeistert sein!" Ich räusperte mich und versuchte ein Lächeln. "Heute leider nicht." "Und morgen?" Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und fragte mich, warum Dorian wieder so aufdringlich wurde. Irgendwie ärgerte mich das. "Da habe ich keine Zeit, denke ich." "Denkst du? Naja, es gibt auch andere Tage in der Woche!" "Ja", erwiderte ich und es überraschte mich selbst, wie wenig begeistert ich klang. Dorian bemerkte es nicht oder ließ es nicht anmerken, die anderen jedoch verstanden und räusperten sich amüsiert. "Na dann, du Star, ich bringe die Chassy gesund und munter wieder zurück!" Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und sah Dorian fast schon skeptisch an. Was war mit ihm nur los? Er war anders, als gestern. Noch aufdringlicher, aber vor allem... ich wusste es nicht. Er hatte etwas an sich, was mich stark ins Grübeln brachte. Etwas, das mich abstieß und ihn weniger sympathisch machte. Blinzelnd und leicht den Kopf schüttelnd wandte ich mich ab, um wieder Christopher anzuschauen. Plötzlich konnte ich dem Wunsch nicht widerstehen, ihn zu umarmen und flüsterte leise: "Es tut mir leid... Ich wäre gerne bei dir geblieben." Als ich mich löste, lächelte ich ihn aufmunternd an, bevor ich mich umdrehte und Dorian aus der Halle folgte. Draußen auf dem Parkplatz schloss er seinen Wagen auf und ich konnte ein Seufzen nicht vermeiden. "Bist du doch nicht begeistert, mit mir shoppen zu gehen?", fragte er mich grinsend und stieg dann ein, bevor ich es ihm abermals seufzend nachtat. Wenn er wüsste, wie richtig er damit lag.
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15.08.2015, 17:41

Christopher

Immer wenn ich dachte, es könnte nicht schlimmer werden, wurde ich stets eines Besseren belehrt. Wie kam dieser Kerl bloß hier rein? Hier durfte man nur mit einer Sondergenehmigung auftauchen und doch stand er hier. Neben Chassy, die er gleich mitnehmen würde. Außerdem... Du Star? Ehrlich? Ich hatte einen Namen und mit diesem wollte ich angesprochen werden. Mann, er machte sich immer unbeliebter bei mir. Noch schlimmer wurde es, als er einfach nicht einsehen wollte, dass sie keine Lust auf ihn hatte und er dennoch so tat, als wäre seine Anwesenheit ein Privileg. Eher war es umgekehrt der Fall. Es war ein Privileg, Chassy zu kennen, aber nein... Er schien das wohl nicht ganz zu checken. Mistkerl!
Je mehr Minuten verstrichen, desto größer wurde die Wut in mir, die ausbrechen wollte. Das Kribbeln verstärkte sich, doch ich verdrängte es und erwiderte Chassys Umarmung. Ihre Worte hatten etwas Tröstliches, aber gleichzeitig entfachte es das Verlangen in mir, sie einfach zum Bleiben zu zwingen. Sie wollte ja nicht mit ihm gehen, also warum tat sie das? Nur weil sie ihm zugesagt und er einfach aufgetaucht war? Wenn ich ihm jetzt die Nase brach, würde er immer noch gehen wollen? Dieser Gedanke war wirklich verlockend, jedoch wusste ich, dass das bei der Presse nicht allzu gut ankommen würde.
> Schon gut... Pass einfach auf dich auf. Und wehe du bist nicht da, wenn das Konzert beginnt!< sagte ich noch zu ihr, als sie sich dem Gehen wandte und die beiden schließlich verschwanden. Noch bevor ich mir Sorgen um sie machen konnte, kam mein Manager auf mich zu und lenkte mich mit den Vorbereitungen für den großen Showdown ab. Die Worte prasselten auf mich nieder, wobei ich nur einen Bruchteil aufnehmen konnte und ich versuchte nicht an die Shopping-Tour zu denken. Es war wirklich schwer das nicht zu tun.
> Komm, ich stell dir noch ein paar andere wichtige Leute vor, die sich deinen Auftritt später ansehen werden!< riss mich Jack wieder aus meinen Gedanken und schob mich Richtung Gästeraum, welcher prall gefüllt war. Überall unterhielten sich fremde Menschen, die ich nie zuvor gesehen hatte, bis ich ein kleines Grüppchen erkannte, welches mir bekannt vorkam. Das waren hohe Tiere in der Musikbranche. Einen davon kannte ich von diversen Zeitschriften, die sich mit dem Thema Musik befassten. Wenn ich ihn überzeugte, war die USA-Reise sicher. Auf diesen Mann musste ich mich nun konzentrieren und nicht auf Dorian. Wenn er Chassy auch nur ein Haar krümmte, würde ich sehr schlimme Dinge tun.
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16.08.2015, 00:13

Chastity Ruth

Es begann zu regnen und leise trommelten die Wassertropfen an der Fensterscheibe. Ich sah zu den Bäumen, deren dunkle Schatten über die Landstraße huschten und gleich darauf zu den Lichtern der Gebäude, die sich vermischten und glimmerten. Dorian schwieg, was ich zu den Dingen zählte, die mich an ihm verwirrten und er ergriff erst das Wort, als das Schweigen mich unbehaglich machte. „Kann es sein, dass Christopher mich nicht leiden kann?“ Etwas war anders… An seiner Stimme und an der Art, wie er sich kurz zu mir umdrehte, mit einem konzentrierten Blick, bevor er sich wieder seufzend der Straße zuwandte. Ein Hupen ertönte. „Ob er dich nicht…? Ich weiß es nicht“, erwiderte ich kopfschüttelnd, da ich es wirklich nicht wusste und ihm nicht aus reinem Bauchgefühl heraus mit einem ‚Ja‘ antworten wollte. Vielleicht war es Christopher auch einfach egal, dass er Dorian zum zweiten Mal sah. Wegen mir. Er nickte leicht und gedehnt, ehe er in den Rückspiegel sah und abbog. Es vergingen nur zwei weitere Minuten, bis wir an dem Einkaufszentrum ankamen und der Wagen auf dem Parkplatz stand. Der Wagen gab ein leises Piepen von sich, als Dorian ihn abschloss und losging. Ich schloss mich ihm an und trat durch die Schiebetüren, als mit einem Mal ein lauter Geräuschpegel durch meine Ohren rauschte und Dorian grinste. „Da wären wir! Bist du bereit?“ Ich nickte und sah mich kurz um, ehe wir zu dem ersten Laden gingen und etliche Geschenkmöglichkeiten besahen, da keines Dorian vollends überzeugen konnte. Aus einem Laden wurden schließlich vier und ich war langsam genervt, obwohl ich wusste, dass er nur sehr sorgfältig war und ein wirklich schönes Geschenk für seine Schwester suchte. Denn viel mehr war die Tatsache anstrengend, dass Dorian selber nicht zu wissen schien, wonach er suchen sollte. Am Telefon hatte er überzeugter geklungen. Als wüsste er, was in Frage käme und als könne er sich nur nicht entscheiden. „Dorian, was mag deine Schwester denn?“, fragte ich ihn schließlich vorsichtig und Dorian rieb sich das Kinn. „Vieles.“ Fast hätte ich noch einmal geseufzt, doch ich riss mich zusammen, holte das Handy aus der Tasche und sah auf die Uhr. Es war schon fast eine Stunde vergangen und so langsam musste ich zurück, wenn ich rechtzeitig auf dem Konzert sein wollte. Deshalb ergriff ich wieder das Wort. „Dorian, Christophers Konzert beginnt bald und ich muss…“ Blinzelnd hielt ich inne, denn Dorian stand nicht mehr neben mir. Ich sah zu den Läden in der Nähe, jedoch blieb meine Suche erfolglos und verwirrt biss ich mir auf die Unterlippe. Wo war es hingegangen? Und warum hatte ich nichts gemerkt? Es vergingen gefühlte Stunden, als ich begann, mich umzusehen und ein paar Läden betrat, bis ich schließlich beschloss, auf den Parkplatz zu gehen und bei seinem Wagen zu warten. Es war komisch… sehr sogar… Die kühle Nachtluft wehte mir entgegen und ich zweifelte an meinem Vorhaben, da es immer noch regnete. Da entdeckte ich eine überdachte Stelle und stellte mich unter diese, während ich die Arme um meine Mitte schlang, obwohl mir nicht kalt war. Es war sogar fast schon schwül draußen und… „Ruth…“ Erschrocken fuhr ich herum und blickte in eisblaue Augen. Holden sah mich undurchdringlich an und dieses Mal lächelte er nicht amüsiert. Er war sehr ernst. „Du!“, zischte ich und bohrte die Fingernägel in meine Handinnenflächen. „Du Feigling! Du Monster!“ Er kam einen Schritt näher und unter seinen ernsten Blick mischte sich Wut. „Ich hasse dich!“, pfefferte ihm meine ganze Abneigung entgegen. „Was du tust, ist schrecklich! Was willst du von Christopher? Warum lässt du meine Familie und meine Freunde nicht in Ruhe? Was beabsichtigst du?“ Seine Hand schoss hervor und legte sich auf meinen Mund. „Sei‘ still, Ruth! Du wirst es von mir nicht erfahren! Deine Bemühungen sind umsonst!“ Er versteckte nur schwer seine Verärgerung. „Heute Nacht wird es vorbei sein.“ „Christopher wird nicht die Kontrolle verlieren! Du wirst ihm nicht schaden können!“, erwiderte ich entschlossen und wütend, nachdem ich seine Hand schnell herunterzog. Aber etwas stimmte nicht. Meine Sicht verschwamm und der überdachte Platz drehte sich, nicht einmal mehr Holden konnte ich erkennen. Ich verlor den Halt und etwas umgriff meinen Arm, als ich bewusstlos wurde.
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16.08.2015, 12:59

Christopher

Hin und wieder konnte ich es einfach nicht lassen, als stets auf die Uhr zu schauen, weil Chassy immer noch nicht zurück war. Würde sie überhaupt noch kommen? Das Konzert würde in einer Stunde beginnen und von ihr fehlte jede Spur. Was machte sie so lang mit Dorian? Er hatte sie heil zurückbringen wollen, aber wo war sie? Grimmig starrte ich die Wanduhr an, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Es war Michael. > Du siehst nicht gerade zufrieden aus!< bemerkte er und drehte mich zu sich um. > Was ist los?< Ich seufzte tief und fuhr mir genervt durchs Haar. > Chassy ist immer noch nicht da und ich mach mir Sorgen!< murmelte ich, woraufhin Michael ein leises Lachen ausstieß. > Du bist ja ein schlimmerer Bruder als ich. Keine Sorge, sie darf doch wohl ihren Spaß haben und er hat ja einen ganz netten Eindruck gemacht. Entspann dich, du hast gleich einen Auftritt, den verdammt viele Zuschauer sehen werden!< Ja, auch das noch. Jetzt würde ich meine Sorgen zur Seite schieben müssen, während Chassy von diesem Dorian gefoltert wurde...
> Jetzt geh schon!< meinte mein Freund eindringlich und schob mich Richtung Musikergruppe, damit ich mich etwas ablenkte. Anfangs wollte das nicht so gelingen, aber mit der Zeit tauchte ich in die Welt der Musik ein und vergaß mich in den Gesprächen, bis die Zeit fürs Konzert gekommen war. Kaum erklang der tosende Applaus, schoss das Adrenalin durch meine Adern und Aufregung machte sich in mir breit. Gleich würde ich vor einem Millionenpublikum singen. Das war unfassbar! Und Chassy war nicht da...
Ich atmete tief durch, beobachtete die anderen Musiker vor mir und war jedes Mal vollkommen baff von ihrer professionellen Performance. Einige waren länger als ich in diesem Business und das sah man ihnen deutlich an. Sie brauchten nicht einmal zu singen und nahmen bereits das ganze Publikum mit ihrer Präsenz mit. Das wollte ich auch irgendwann mal haben.
> Jetzt du, viel Glück Christopher!< hörte ich meinen Manager sagen, als er mich nach vorne schob und ich mit bestimmten Schritten zur Mitte der Bühne ging. Die vielen Lichter, die Menschen und die Band... All das fühlte sich unwirklich an. Das war also das Leben als Star. Faszinierend! Ich begrüßte die Menge, wie man es mir gezeigt hatte und dann begann ich meinen Song zu singen, den ich erst kürzlich geschrieben hatte. Told you so. Keine Ahnung, was mich genau inspiriert hatte, um dieses Lied zu schreiben, aber es kam verdammt gut an. Ich konnte es in der Luft spüren, dass die Leute es genossen und das gab mir einen besonderen Kick.
Die dreieinhalb Minuten vergingen dermaßen schnell, dass ich fast enttäuscht aufgeseufzt hätte, als die Musik verklang. Applaus brach aus und es war wie ein Rausch, der mich innerlich beflügelte. Ich wollte mehr davon.
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16.08.2015, 14:30

Chastity Ruth

Leicht runzelte ich die Stirn, als ich durch die Tür in die Halle trat und mich kurz umsah, bevor ich zu der Bühne sah. Als ich Christopher entdeckte, stellte ich mich auf die Zehenspitzen, damit er mich sah und winkte ihm breit lächelnd zu. Das Publikum war begeistert und ich freute mich sehr für ihn. Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Rücken und drehte mich zu der Person um. „Dein Telefonat hat ja kurz gedauert“, sagte ich und lächelte ihn verliebt an. „Meine Eltern konnten es zuerst nicht glauben, aber sie freuen sich sehr“, lächelte er zurück und seine Hand wanderte zu meiner, ehe er sie mit seiner umschloss. Wir sahen uns um, bis wir eine freie Stelle relativ vorne fanden und uns setzten. Wieder lächelnd sah ich zu Christopher und hob meinen Daumen in die Höhe, um ihm zu sagen, dass alle um uns herum begeistert waren. Dann sah ich wieder zu Brodan und schmiegte mich glücklich an seine Schulter, ehe ich mich gerade hinsetzte und langsamer zwinkerte, als Brodan mit seinem Daumen über meine Hand strich. „Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich gemacht hast“, strahlte er mich an und beugte sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben und ich hob glücklich die Schultern. Das Lächeln wich nicht von meinen Lippen.

Brodan

„Wie lange wird das anhalten?“, fragte Hayden, der sich zusammen mit Dorian und dem Mann, der ihnen geholfen hatte, hinter der Eingangstür zur Halle versteckte. „Eine Woche, danach wird sie wieder aus der Trance erwachen. Bringt sie danach wieder zu mir, wenn es nötig ist.“ Der Mann nickte zum Abschied und trat dann einen Schritt zurück, bevor er sich umdrehte und fortging. „Meinst du, Christopher wird ruhig bleiben bei diesem Anblick?“ Dorian runzelte nachdenklich die Stirn und rieb sich am Kinn. Hayden zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber wenn nicht, wird sie wütend werden…“ „Und ihre Befehle werden grausamer…“ „Ja…“, murmelte Hayden und sein bester Freund seufzte laut auf. „Denkt sie jetzt wirklich, sie wäre in Brodan verliebt?“ „Ja, doch das geht nur, weil sie für jemand anderen etwas empfindet. Sie hält ihn für diese Person, Brodan nimmt sie nicht wirklich als Brodan wahr.“ „Und das für eine Woche…“ „Vielleicht auch nur für ein paar Stunden oder zehn Minuten. Wenn es jemand schafft, sie aus ihrer Trance vorher zu wecken, dann sieht es nicht gut aus für uns.“ „Das ist möglich?!“ Dorians Augen wurden groß. „Ja“, nickte Hayden ernst und sah zu Ruth und Brodan. Brodan flüsterte ihr etwas ins Ohr und sie kicherte leise. „Also wenn ich ehrlich bin, wirkt sie nicht ganz wie die Ruth, die alle kennen.“ „Das stimmt, doch in einem überzeugt sie.“ Dorian zog eine Braue hoch. „In was denn?“ „Dass sie verliebt ist. In wen auch immer sie verliebt ist, es sind wahre Gefühle. Deshalb wird niemand dahinter kommen, dass sie Brodan nicht liebt.“ Dorian seufzte erneut und nickte. „Okay. Dann warten wir mal ab, was passieren wird.“
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16.08.2015, 21:35

Christopher

Ich hatte alles erwartet, aber nicht das. Ganz und gar nicht. Zuerst hatte ich mich mega gefreut, Chassy zu sehen, aber nun war sie mit Brodan anwesend und ich fragte mich, wie lange ich auf der Bühne geblieben war. Wo kam der Kerl jetzt her? Wo war Dorian? Der war mir momentan viel lieber als dieser Mistkerl.
Vollkommen verständnislos ging ich von der Bühne runter und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Sie war mit Brodan hier und erschien mir sehr verliebt. Als hätte sie plötzlich einen Schalter umgelegt. Das war doch nicht normal. Sie hätte mir davon erzählt... Oder?
Unruhe machte sich in mir breit und bevor sich die anderen Musiker auf mich stürzen konnten, bahnte ich mir einen Weg zu den beiden durch. Abertausende Dinge gingen mir durch den Kopf und ich versuchte nicht die Beherrschung zu verlieren. Sie war mit Dorian shoppen gewesen und kehrte mit Brodan zurück. Was zur Hölle hatte ich verpasst? Warum war sie mit IHM hier? Sie wusste doch, dass ich ihn abgrundtief hasste und dennoch waren sie beide hier.
Kaum kam ich bei den beiden an, erkannte ich in ihren Augen ein Funkeln, welches mir ganz neu war. Sahen Frauen nicht so aus, wenn sie verliebt waren? Irgendwas lief hier schief. Das Kribbeln in meinem Nacken zerrte an meinen Nerven, die zum Zerreißen angespannt waren und ich unterdrückte ein Knurren.
> Chassy, kann ich kurz mit dir unter vier Augen sprechen. Ich will nicht, dass der Justin Bieber Verschnitt mit dabei ist!< sprach ich sie direkt an und ignorierte den Kerl neben ihr, dessen Namen ich nicht einmal in Gedanken aussprechen wollte. Tausende Fragen kreisten in meinem Kopf, während ich auf ihre Antwort wartete und ich hoffte, dass es dafür eine nachvollziehbare Erklärung gab. Denn wenn nicht... Keine Ahnung, ob ich mich da noch beherrschen könnte.
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