Chastity Ruth
"So, und nun gehe dich umziehen! Christopher, du bist dran!", Mrs Seerose wedelte ungeduldig in Richtung der Umkleidekabine, während sie mir das Kleid, das sie ausgesucht hatte, in die Hände drückte, um dann ihre Hände in die Hüfte zu stemmen und sich an Christopher zu wenden. Mit einem Viel-Glück-Blick sah ich ihn im Vorbeigehen kurz an, ehe die Gardine zuzog und mich umzog. Leicht öffnete ich den Vorhang und rief zu Mrs Seerose: "Mrs Seerose, könnten Sie mir helfen? Der Reißverschluss..." Ihre hohen Schuhe klackerten laut auf dem Boden und sie zog den Reißverschluss schnell hoch, bevor sie wieder zu Christopher ging. Ich faltete das Kleid, das ich gerade eben noch getragen hatte, ordentlich und legte es auf dem Stuhl ab. Dann zog ich mit einem Ruck den Vorhang auf und lief mit bauschendem Kleid zu dem großen Spiegel. Das Kleid schmiegte sich eng an meine Taille und breitete sich dann breit auf dem Boden aus, es war ein Kleid mit viel Seide und Tüll. Die Farbe war ein dunkles Blau, vielleicht Antikblau, und an dem Saum, dem Ausschnitt und den Ärmeln schlangen sich weiße Muster entlang, welche durch den Kontrast zu strahlen schienen. Als ich mich umdrehte, sah ich zu Christopher und Mrs Seerose und hielt die Hand vor den Mund, während ich zu kichern begann. Sie versuchte ihn verzweifelt dazu zu überreden, Kniestrümpfe anzuziehen, die ihm jedoch nicht gefallen zu schienen. Mit flatterndem Kleid blieb ich neben Christopher stehen, lächelte ihn kurz an und wandte mich dann mit einem mühsam unterdrückten Grinsen an Mrs Seerose: "Wie wäre es denn, wenn er diesen Anzug anzieht?" Ich deutete auf einen Anzug, der mir passend erschien und sie seufzte. "Na gut, aber das ist eine Ausnahme! Nächstes Mal wirst du die Kniestrümpfe auf jeden Fall anziehen! Ruth, gehe zu Grace! Nehme bitte die Accessoires mit, die ich auf den Tisch gelegt habe, auch die Schuhe." Sie stapelte die Kisten und Schmuckkästchen auf und überreichte mir den Stapel dann, woraufhin ich nichts mehr sah. Ich hob abwehrend die Hand hoch, was in diesem Moment durchaus schwierig war und sagte zu Christopher: "Wage es nicht! Wenn du lachst, dann überrede ich Mrs Seerose, dass dein Outfit ohne die Kniestrümpfe nicht schön aussieht!" Leicht schwankend schaffte ich es, die Türklinke herunterzudrücken, die Tür aufzuschieben und mich hindurchzuzwängen. Als ich irgendwann endlich bei Grace ankam, lachte sie überrascht auf und half mir, den Stapel abzustellen. "Danke", sagte ich und schnappte nach Luft. "Setzte dich bitte, ich schaue mal, was du alles mitgebracht hast." In den nächsten Minuten wickelte sie mir Locken, steckte meine Haare hoch und ließ ein paar lose Strähnen vorne aus der Frisur hängen. Sie schminkte mich dezent, verdeckte die Wunde an meiner Stirn so gut es ging und half mir, den Schmuck anzulegen. Zuletzt schlüpfte ich in die Schuhe und lächelte erleichtert, da ich endlich fertig war. "Viel Spaß!", grinste sie und ich bedankte mich freundlich, bevor ich zu dem Atelier zurückkehrte. "Ist Christopher schon fertig?", fragte ich und war leicht überrascht. "Ich habe Christopher gerade zu Grace geschickt, damit sie seine Haare frisiert. Hast du ihn nicht auf dem Weg getroffen?", sagte sie und ich schüttelte den Kopf. "Du könntest du auf dein Zimmer gehen, wenn er fertig ist, werde ich zu dir kommen und dir Bescheid sagen. Er wird dann unten in der Eingangshalle auf dich warten." Ich nickte. "Danke, Mrs Seerose." Als ich die Zimmertür hinter mir schloss, ging ich zu dem Schreibtisch und griff nach meinem Handy. Brodan hatte geantwortet.
Geht es dir gut? Warst du bei dem Arzt? Ich versuche herauszufinden, wer uns angegriffen hat! Natürlich können wir uns morgen treffen. Ich hole dich nach dem Frühstück ab. Brodan
W-was? Er versuchte herauszufinden, wer uns angegriffen hatte? Ich schrieb ihm, dass der Arzt meine Wunde behandelt hatte und dass es mir gut ging. Unruhig legte ich das Handy in meine kleine Handtasche und ging dann zu dem Fenster, um mich auf einen der Sessel zu setzen und zu der Wiese zu schauen, auf der Arthur und Merlin tobten.