Chastity Ruth
Als er sagte, er hätte beinahe Erik aufgetragen, mich nach Kopenhagen zu bringen, begann ich zu lachen. Es fühlte sich befreiend an und ich fühlte mich wesentlich besser. Christopher schaffte das jedes Mal. Als er jedoch "braves Mädchen" sagte, wurden meine Wangen plötzlich rot und ich strich mir verlegen eine Strähne hinter die Ohren, obwohl er es nicht sehen konnte. Ich musste wieder an den Kuss denken und an das schöne Gefühl, das ich dabei gespürt hatte. Das Kribbeln in meinem Bauch setzte wieder ein und ich sagte lächelnd: "Morgen bin ich da, versprochen. Aber eines solltest du wissen, Christopher Arctander: wage es nicht, unter mein Bett einen Lautsprecher hinzustellen und Piepsgeräusche abspielen zu lassen! Sonst fange ich während einer Besprechung von dir an, deine Choreos vorzutanzen." Damit spielte ich auf einen Urlaub vor mehreren Jahren an, als Christopher seit einem Jahr bei uns gewesen war und einen Lautsprecher unter mein Bett gestellt hatte, um Piepsgeräusche einer Maus abzuspielen. Ich war schreiend aus dem Zimmer gerannt und hatte ihn dann durch das Ferienhotel gejagt, bis wir draußen eine Schneeballschlacht beginnen hatten. "Gute Nacht", sagte ich sanft und legte auf. Ich machte mich fertig für das Bett und fiel kurz darauf in einen ruhigen Traum.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich wieder voller Energie und ging als erstes in das Bad, um zu duschen, ehe ich zu Grace ging, welche meine Haare wellte und buchte dann ein Ticket. Ich schrieb Christopher eine SMS, um ihm Bescheid zu sagen.
Ich bin heute um halb drei Uhr in Kopenhagen
Als ich am Frühstückstisch saß, dachte ich darüber nach, wie ich erklären konnte, dass ich zu Christopher nach Kopenhagen flog und gab mir einen Ruck, als Elvea ein lustiges Geschehnis bei ihrem letzten Kinobesuch zu Ende erzählt hatte. "Ich fliege heute nach Kopenhagen." Super wie ich das eingeleitet hatte und wie ich ihnen das vorsichtig erzählt hatte. Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn und fragte mich, warum ich es einfach so gesagt hatte. Verwundert blickten mich meine Eltern und meine Geschwister an. "Nach Kopenhagen?", fragte Mom und schien sich zu fragen, warum ich das plötzlich beschlossen hatte. "Ich habe noch viel Zeit, bis zu den Prüfungen und ich möchte mich ablenken von letzten Tagen." "Seit wann versteht ihr euch so gut mit Christopher?", fragte Elvea und ihre direkte Frage überraschte mich. "Wir... haben ein paar Probleme zwischen uns gelöst." "Aha", sagte sie und sah mich forschend an. Mom, Dad, Annette und Trevor stimmten mir schließlich zu, doch sie blieb als einzige skeptisch. "Dann kehrt ihr beiden zusammen zurück?", fragte Trevor und ich nickte. "Ja." "Ich finde, du könntest auch zu unserer Ferienwohnung gehen, wenn du Urlaub brauchst." "Aber dann wäre sie dort ganz alleine gewesen", erwiderte Annette und ich strich ihr lächelnd über den Kopf. "Ich mache mich fertig für den Flug", sagte ich freundlich und ging auf mein Zimmer, wo ich verblüfft stehen blieb. Drei gepackte Koffer standen in meinem Zimmer. Mrs Seerose schnalzte mit der Zunge. "Ich habe mitgekriegt, dass du abreist. Wieder einmal als Letzte." "Ich habe es gestern erst beschlossen", sagte ich und sie zog beide Augenbrauen streng in die Höhe. "Zum Glück bin ich daran gewöhnt, meine Liebe." Sie umarmte mich und sagte: "Passe auf dich auf, Ruth! Und nein, du darfst nicht nur einen Koffer mitnehmen!" Eine halbe Stunde verabschiedete ich mich von meiner Familie und umarmte alle, ehe der Wagen zum Flughafen fuhr. Während der Fahrt dachte ich über das nach, was Hayden gesagt hatte, als er mich während ich zu dem Wagen gelaufen war, gesehen hatte. "Wir werden bald gehen, mache dir keine Sorgen!", hatte er freundlich gesagt und ich hatte nichts erwidern können, weil Mrs Growline zu mir gekommen war, um mir zu sagen, dass ich Christopher ausrichten sollte, dass sie ihm seinen Lieblingskuchen backen würde, wenn er zurückkam. Als der Wagen am Flughafen ankam, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und stieg aus. Plötzlich spürte ich eine Aufregung und wusste, dass es daran lag, dass ich Christopher wiedersehen würde. Als das Flugzeug schließlich landete und ich ausstieg, klopfte mein Herz schneller und während ich zum Hotelzimmer gefahren wurde, schaltete ich mein Handy wieder an und sah dann neugierig aus dem Fenster. "Wir sind da, Miss", sagte der Chauffeur und öffnete die Tür. "Vielen Dank", sagte ich freundlich und stieg aus. Das erste, was ich tun wollte, war es, Christopher zu umarmen, um seine vertraute Wärme zu spüren.