Chastity Ruth
Als ich aufwachte, hatten wir die Stadt erlassen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war und wo wir waren. Der Wagen hielt an und ich machte mich für die Konfrontation bereit. Mrs. Corraface würde mich nicht wieder gehen lassen, wenn ich nichts dagegen tat. "Beeile dich, sonst kommen wir zu spät", hörte ich die Wache neben mir sagen und der Fahrer nickte. "Jaja", grummelte er und schlug die Tür zu. Moment, waren wir noch nicht angekommen? Unauffällig sah ich zu dem Autofenster und stellte fest, dass wir auf einer Tankstelle parkten. "Ey, Ethan." Da ich so tat, als würde ich noch bewusstlos sein, reagierten sie nicht auf mich. "Ja, was?" Ein tiefes Seufzen ertönte. "Meinst du nicht auch, dass das etwas heftig ist?" Die andere Wache drehte sich um, ich hörte es an dem Rascheln seiner Jacke: "Was meinst du?" "Na das, was passieren wird. Man wird sie immer für eine Mörderin halten und sie wird ihre Familie nicht mehr wiedersehen." Wieder ertönte ein Seufzen, dieses Mal klang es genervt. "Ist das jetzt unser Problem, oder was? Wir tun das, was man uns gesagt hat und das war, dass wir sie zu Mrs. Corraface bringen sollen." Stille trat ein und die andere Wache gab nach: "Okay, du hast Recht..." Ehe sie es kommen sahen, hatte ich mit meinem Ellbogen die Nase des einen und mit den gefesselten Händen die Wange des anderen getroffen. "Hey!", hörte ich die Wache rufen, doch ich wich ihm aus, so dass er die andere Wache traf. "Scheiße", knurrte er und der andere kippte bewusstlos zurück. Er wollte mich festhalten, aber ich traf ihn ein weiteres Mal und auch er wurde bewusstlos. Ich erblickte einen Dolch unter seiner Jacke und zog es heraus, ehe ich es zwischen den Sitz klemmte, bevor ich mich von den Handfesseln zu befreien begann. Als ich auch schließlich die Fußfesseln losgeworden war, zögerte ich nicht lange und lief los. Doch ich entfernte mich nicht zu sehr, sondern rannte in den Laden. Sie würden denken, dass ich weggelaufen war, aber stattdessen blieb ich hier. Wenn sie gingen, würde auch ich mich in Bewegung setzen. "Bitte verraten Sie mich nicht", sagte ich zu dem Kassierer, welcher mich verdutzt ansah. Schnell versteckte ich mich gut gedeckt hinter einem Karton, der neben einem Regal vor der Wand stand und wartete. Lange Zeit passierte nichts, bis ich hörte, wie die Wache zu dem Kassierer lief und ihn fragte, ob er eine junge Frau mit braunen Haaren und einer Regenjacke gesehen hatte. Ich hielt den Atem an. "N-nein... habe ich nicht", nuschelte er hektisch und die Wache schlug auf den Tresen, ehe er den Laden verließ. "Ich brauche Hilfe! Sie ist uns entkommen. Ja... ich weiß. Es tut mir leid... Okay." Die Schiebetür öffnete sich und er trat aus dem Laden. Erleichtert schloss ich für einen Moment die Augen und atmete tief aus. Dann hieß es warten.